Level 1 - Start auf Level 1

 

Da stand er nun inmitten einer riesigen Lichtung.

Er wusste, dass der Wald in dem er sich befand, Lichtungen hatte, aber in solch einem Ausmaß? Das Kampffeld glich einem großen Baseballfeld.

Nun gut. Eine Lichtung in einem Wald ist ja ansich nichts so besonderes, wären da nicht auch noch diese zwei Personen die sich in diesem Augenblick bekämpften.

 

Der 17-jährige Junge, der dem ganzen Geschehen folgen wollte, war Anon Tedium, ein Schüler der in der Stadt lebte. Ihm war langweilig, deswegen spazierte er durch den Wald.

 

Das ist doch...“, meinte er zu sich selbst, „Die Frau aus dem Blumenladen in der Hauptstraße?“

In der Tat war es eine Frau, die im Blümchenkleid den Angriffen eines Muskulösen Mannes auswich.

Als wäre dies nicht schon merkwürdig genug, sah es so aus, als würde die nette Blumenladenbesitzerin mit Blättern kontern.

Mit Blättern!?

Sie hob ihre Hand und das Laub, das auf dem Boden lag schien plötzlich zu schweben. Mit einigen weiteren Handgriffen drehte sich das Laub und wirbelte schließlich ihrem Gegner direkt ins Gesicht.

Dieser jedoch – er sah aus wie ein Bodybuilder – klatschte in die Hände und das Laub wurde zurückgeschleudert.

Die Frau versuchte noch auszuweichen, schaffte es nicht mehr rechtzeitig und wurde durch diese Druckwelle zu Boden gerissen.

Der Muskelmann holte noch einmal zum Schlag aus, ballte seine Faust und wollte der auf dem Boden liegenden Frau noch einmal eins verpassen.

Er schlug zu.

 

Anon kniff die Augen zu.

'Wie konnte er das nur machen!?', dachte er sich, 'Die Frau hatte doch gar keine Chance!“

Er wollte schon lossprinten um sie zu retten, doch es war nicht mehr nötig.

 

Die Faust des Mannes traf eine gelb aufleuchtende Platte, auf deren Mitte ein großes rotes Ausrufezeichen war und über dem Körper der Frau schwebte.

 

'Was... was ist das?', wunderte sich der Junge und kam langsam aus seinem Versteck zwischen den Büschen hervor.

 

>> Du hast Erfahrung gesammelt. Nun bist du ein Level höher!<<, ertönte eine mechanisch klingende Stimme.

Hat auch lange gedauert“, brummte der Mann, „Der Kampf ist vorbei“

Er bückte sich zu der Frau hinunter und half ihr hoch.

Es tut mir Leid, aber sie wissen ja, der Contest.“

Schon gut“, meinte die Frau und setzte sich aufrecht hin.

Ich hoffe, das ändert doch nichts zwischen uns?“

Man sah nicht, dass der Mann in der Dunkelheit der Nacht errötete.

Sein dunkler Traininsanzug verlieh ihm fast etwas edles, würde er sich nicht so peinlich benehmen.

Nein, Herr Maramiya, keineswegs“, sagte sie mit ruhiger Stimme.

Oh, nennen sie mich doch bitte Neld... Soll ich sie noch nach Hause begleiten?“

Nein, das ist nicht nötig... Neld“

Dann wünsche ich ihnen noch eine gute Nacht, auf Wiedersehen...“

So verabschiedete sich Neld von der Frau im Blümchenkleid und zog von dannen.

 

Ist... ist alles okay mit ihnen!?“, brüllte Anon und rannte auf die Frau zu, als er sich sicher fühlte, dass der Muskelmann nicht mehr zurückkommen würde.

Was machst du denn hier? ... und ja mir geht es schon gut.“

Ich war hier spazieren“, er setzte sich neben die Frau auf den Boden, „und dann habe ich sie und diesen Kerl kämpfen sehen.“

Du hast es also gesehen?“

Ihre Fähigkeiten?“

Die Frau drehte ihren Kopf weg.

'Er ist noch ein Kind...', dachte sie sich.

Sind sie nicht die Frau aus dem Blumenladen in der Hauptstraße?“, erkundigte er sich neugierig.

Ja, die bin ich“, seufzte sie, „Yumei Knard mein Name und wer bist du?“

Anon Tedium. Jetzt sagen sie schon, was war das für ein eigenartiger Kampf?“

Ohweh, das ist eine lange Geschichte...“, seufzte sie wieder.

Dann erzählen sie sie mir gleich!“

Also... Es gibt da einen merkwürdigen alten Mann. Edvart M. Heißt er... und dieser stellt einen Contest aus, an dem ich teilnehme.“

Einen Contest?“

Ja, der Gewinner bekommt eine Menge Preisgeld... und die Chance die Fähigkeit die man erhält für immer zu behalten.“

Preisgeld? Das klingt gut! Was sind das nun für Fähigkeiten?“

Ja... ich habe es auf das Preisgeld abgesehen. Mein Laden macht bald bankrott wenn ich nicht irgendwie Geld auftreiben kann... Ehm... Diese Fähigkeiten, genau! Du besuchst diesen Edvart M. in seiner Villa 10 Minuten vom Stadtrand entfernt und bittest ihn, dass du beim Contest mitmachen darfst. Dann musst du in sein Auge fassen und ganz zufällig bekommst du eine Fähigkeit.“

Das ist ja... verrückt“, staunte Anon.

Auja, das ist es. Dir werden dann noch die Regeln erklärt und das wars...“

Ich will mitmachen! Mir ist zur Zeit eh sowas von langweilig... das wäre doch eine Abwechslung zum normalen Alltagstrott...“

'Wusste ichs doch', dachte sich Yumei, 'Noch ein Rivale...'

Wie find ich die Villa?“

Nicht zu übersehen. Geh aus dem Südtor und dann sieht man schon die riesige Villa mit dem überdachtem Garten.“

Vielen Dank!“, bedankte sich Anon und stand auf.

Kann ich sie nach Hause bringen?“

Nein, ist schon gut Junge, geh nur ohne mich.“

Geht klar, wünsch noch eine schöne Nacht!“

 

Der nächste Tag war angebrochen. Glücklicherweise war es Wochenende, sodass Anon nicht zur Schule musste.

Er wohnte in einem kleinen Apartment, dass seine Eltern ihm kauften, als einstieg in das Erwachsenenleben.

Der Junge mit den sehr dunkelblauen Haaren zog sich an. Sich über den Tag freuend, schlüpfte er in seine Hose, warf sich ein schwarzes T-Shirt über und noch das weiße Hemd darüber, das er normalerweise zur Schuluniform trug.

Zuguter letzte nahm er noch sein Erkennungsmerkmal Nummer 1 von seinem Schreibtisch.

Es war ein Kopfband.

Gewappnet mit Enthusiasmus verließ er sein Apartment und machte sich auf den Weg.

 

In der Tat dauerte es nicht allzulange und Anon befand sich vor den riesigen Gittern der Villa.

Er klingelte.

Was kann ich für sie tun?“, erkundigte sich eine Stimme an der Sprechanlage.

Anon Tedium mein Name, ich möchte beim Contest mit teilnehmen.“

Sie werden gleich empfangen.“

Wenige Augenblicke später öffnete sich das riesige Tor und ein Butler bat Anon zu sich.

Sie stellten sich gemeinsam auf eine Platte und schwebten davon.

Was... was ist das!?“, wunderte sich der Junge.

Das schnellste Fortbewegungsmittel auf diesem Grundstück, Sir. Haben sie etwas dagegen, wenn wir den Trainingsraum durchfliegen?“, fragte der Butler.

Keineswegs...“

Die Platte schwebte über den Vorplatz zur Villa und umrundete dies, bis sie zu einem riesigen gläsern überdachten Teil der Villa kam.

Dort passten bestimmt mehere Sportplätze hinein.

So schwebten die beiden durch ein Tor hinein und der Butler erklärte Anon, dass hier der Trainingsraum für die Teilnehmer sei. Fähigkeiten würden hier immer aktiv sein, sodass man sich näher damit auseinandersetzen konnte.

Der Master kümmert sich sehr gründlich um seine Teilnehmer, müssen sie wissen.“

Anon konnte nichts sagen, sondern staunte nur über krasse Bepflanzung, den Wegen, den verschiedenen Arealen in diesem Trainingsraum und ab und an jemanden, der seine Fähigkeiten testete und trainierte.

Wir kommen bald zum Master, bitte machen sie sich bereit...“

Neben Anon erschien plötzlich ein Waschbecken.

Mit großen Augen starrte er das Waschbecken an und dann wieder den Butler.

Unser Master mag es nicht, Leute mit dreckigen Händen die Hände zu schütteln.“

'Merkwürdig hier...', dachte sich Anon und wusch seine Hände.

Die Plattform verschwand und beide betraten die große Villa.

Inmitten eines riesigen Foyers saß auf einem Stuhl an einem kleinen Eichenschreibtisch ein dürrer alter Mann. Hinter ihm, an der Wand hing ein gigantisches Gemälde einer wunderschönen Frau in einem Kleid.

Ein neuer Teilnehmer, Master.“

Komm her...“, meinte der Alte.

Vorsichtig kam Anon dem Mann entgegen.

Edvart M. mein Name, schön dich kennenzulernen, ...“, er reichte Anon die Hand und erwartete fordernd eine Antwort.

Anon, Anon Tedium, schön sie kennenzulernen“, begrüßte er ihn und schüttelte Edvart die Hand.

Edvart hatte einen Zylinder auf, der fast seine bleichen Haare verschluckte.

Sein Gesicht war faltig und stets hielt er sein rechtes Auge geschlossen.

Aber irgendwie machte er einen liebevollen Eindruck.

So, mein Sohn, dann wollen wir dich mal ausrüsten, nicht wahr?“

Anon nickte.

Edvart schnipste mit seinen Fingern und zwei Butler kamen herein.

Auffälligerweise sahen diese genauso aus, wie der Butler der Anon empfing.

Sie brachten eine Kiste herein, aus der sich Anon etwas nehmen sollte.

Bei diesem Gegenstand handelte es sich um Plastikkarte an einer Schnur. Man konnte sie sich somit um den Hals hängen, aber Anon bevorzugte es, sie in seine Hosentasche zu stecken.

Diese Karte zeigt dir dein Level an, die Gegner die du besiegt hast und all die wichtigen Informationen die du brauchst. Dort stehen auch die gesammelten Daten derer, die du schon besiegt hast und bekommst somit einen guten Überblick der Fähigkeiten anderer. Diese Karte reagiert, wenn ein potenzieller Gegner in der Nähe ist. Bewahre diese Karte gut auf, du wirst sie brauchen, wenn du den Contest gewonnen hast.“

Verstanden“, antwortete Anon.

Bevor du deine Fähigkeit bekommst“, erklärte Edvart weiter, „teile ich dir noch die Regeln mit: Du kannst gegen jeden anderen Teilnehmer des Contests antreten, ob du gewinnst ist eine andere Frage. Das Level des anderen zeigt die Erfahrungen und die bisherigen Gewinne an. Während des Kampfes ist eigentlich so ziemlich alles erlaubt. Verboten ist das Töten des Gegners. Den Kampf hast du gewonnen, falls dein Gegner aufgibt, bewusstlos wird oder der Kampf automatisch als gewonnen deklariert wird.“

Woher kann ich sicher gehen, dass ich nicht getötet werde?“

Wir haben da ein spezielles Schutzprogramm installiert, dass automatisch jeden Teilnehmer schützt, egal wie stark sein Gegner ist. Jetzt die Informationen zu den Fähigkeiten:

  • Jeder Teilnehmer hat eine Fähigkeit, niemand kann durch irgendeine Art eine zweite Fähigkeit erlangen.

  • Die Fähigkeiten können nur in Kämpfen oder den von mir gestellten Trainingsraum genutzt werden.

  • Natürlich bleibt es dir überlassen, was du mit deiner Fähigkeit machst. Du kannst sie weiterentwickeln und kombinieren wie du willst. Dir ist es auch gestattet, dich mit anderen Teilnehmern zusammenzuschließen und als Gruppe zu Kämpfen. Hier gilt aber trotzdem eine Regelung von 1-gegen-1-Kämpfen, man kann also nicht zu dritt gegen eine einzelne Person kämpfen.

  • Vergiss nicht, Fähigkeiten sind nicht dazu da, andere Menschen tödlich zu verletzen oder zu töten.

Nun, bist du bereit für das Ziehen deiner Fähigkeit?“

Klar bin ich das!“

Edvart stand auf. Er war etwas kleiner als Anon.

Der alte Mann öffnete sein rechtes Auge und ein dunkles Loch tat sich auf.

Greife bitte in mein Auge“, bat er.

Anon zögerte kurz, doch dann riss er all seinen Mut zusammen und steckte seine Hand das dunkle Auge.

Greife nun eine Fähigkeit.“

Leichter gesagt als getan. Anon tastete sich vorsichtig umher. Es fühlte sich an, als wäre seine Hand in eine andere Dimension gezogen, in der verschiedenste Dinge umherwirbelten.

Ganz zufällig griff er nach etwas und zog seine Hand heraus, die dann anfing zu Leuchten.

Edvart schloss wieder sein Auge und setzte sich.

Nun, zeig mal her was du für eine Fähigkeit gezogen hast.“

Herzeigen? Ich hab doch gar nichts in der Hand...“, wunderte sich Anon.

Schau auf deine Karte, du Dummerchen...“

Anon zog seine Karte aus der Hosentasche und sah sie sich an.

Was steht unter deinem Namen?“

Da steht „°Bondage“.. Was ist °Bondage?“

Ah, °Bondage hast du gezogen, das ist deine Fähigkeit.“

Meine Fähigkeit? Was kann die?“

Nun, lieber Anon Tedium, du hast die Fähigkeit, Bänder aus deinem Körper wachsen zu lassen und sie zu kontrollieren.“

Bänder?“

Ja, Bänder. Wenn du willst, kannst du das im Trainingsraum testen.“

Ehm, klar... natürlich, gern!“

Edvart schnippste und ein Butler kam aus einem der umliegenden Räume.

Ich wünsche dir viel Erfolg bei meinem Contest, auf Wiedersehen...“, verabschiedete sich der alte Mann und der Butler ging mit Anon zurück zum Trainingsraum.

Wenn du nicht mehr trainieren magst, dann kehre zu diesem Ausgang zurück. Viel Erfolg.“

So wurde Anon zum Training entlassen.

Wie verrückt das doch ist“, murmelte er zu sich selbst und streifte durch das Gebüsch zu einer kleinen Lichtung.

Guten Tag“, begrüßte ihn jemand.

Guten... Tag“, grüßte er zögernd zurück.

Na, hast wohl auch deine Fähigkeit bekommen? Was hast du so?“

Wer bist du überhaupt?“, wunderte sich Anon.

Mein Name ist Ensei Teki, aber nenn mich En...“

Auf dieser Lichtung war ein Felsen, auf dem ein Junge mit roten Haaren und einem schwarzen Kapuzenpullover saß.

Ich habe meine Fähigkeit auch erst vorhin bekommen, jetzt sag schon, was hast du?“

Meine Fähigkeit heißt °Bondage, und deine?“

Ensei seufzte.

Habe ich es doch gewusst, so ziemlich jeder hat eine coolere Fähigkeit als ich... zeig mal!“

Anon sah ihn unsicher an, entschloss sich dann jedoch es ihm zu zeigen.

Er streckte seine Hand aus und konzentrierte sich.

Im nächsten Moment schnallte ein Band aus seiner Hand und traf den Stein, erschlaffte und wurde durch Anon wieder eingezogen.

Ist ja cool...“

Und was hast du?“

Meine Fähigkeit nennt sich °Jan-Ken-Pon...“

Zeig sie mir.“

Und wenn ich nicht will?“

Wo bleibt da die Fairness?“

Ensei seufzte wieder.

Nagut!“, meinte er und rief, „Schere-Stein-Papier!“

Über ihm puffte eine Wolke auf und ein riesiges Blatt Papier erschien.

Siehst du, das passiert“, erklärte er und fing das Blatt auf, „Beim ersten mal habe ich den Stein hier herbeigerufen, hätte mich fast erschlagen das Ding.“

Scheint ja eine sehr Zufallsbedingte Fähigkeit zu sein, oder?“

Ja“, sagte Ensei und fing an das Papier in kleine Stückchen zu reißen.

Anon musste sich den Bauch halten vor Lachen.

Hey, das ist ganz und gar nicht lustig“, schmollte Ensei.

Entschuldigung...“, prustete Anon der sich zwang mit dem Lachen aufzuhören.

Und wer bist du?“

Anon Tedium. Ich bin 17 Jahre alt und habe ein kleines Apartment in der Stadt.“

Oh, dann bist du ja zwei Jahre älter als ich. Warum machst du bei diesem Contest mit?“

Langeweile... Außerdem kann ich das Preisgeld gut gebrauchen, und du?“

Ich will etwas aus meinem Leben machen. Habe es satt im Waisenhaus zu verkommen und sehe diesen Contest als eine Chance, überhaupt mein Leben für etwas zu nutzen...“

Hört sich ja ziemlich negativ an. Du lebst im Waisenhaus?“

Ja, meine Eltern kannte ich nie. Es ist hart dort, aber was solls...“

Anon legte seine Hand grübelnd an sein Kinn.

Die Worte 'Dir ist es auch gestattet, dich mit anderen Teilnehmern zusammenzuschließen und als Gruppe zu Kämpfen'hallten in seinen Gedanken wieder.

Wir kennen uns erst seit eben, aber hast du nicht Lust bei mir einzuziehen? Dann sind wir nicht mehr so alleine...“

Ensei sah Anon direkt in die Augen.

'Er will doch nur, dass wir zusammen kämpfen... Gute Chance für mich auch höhere Level zu erlangen...'

Klar, wieso nicht“, antwortete Ensei, „Ist echt nett von dir!“

Der rothaarige Junge grinste.

Außerdem können wir so zusammen sicher besser trainieren“, schlug Anon scheinheilig vor.

Können damit ja gern anfangen, neuer Freund.“

Gerne doch...“

Level 2 – Werdet doch Freunde

 

Und wie stellst du dir diese Trainingsrunde vor?“, fragte Ensei, der sich dazu bequemte, von seinem großen Stein herabzusteigen.

Nun ja...“

Anon musste nachdenken. Grübelnd hielt er seine Hand an sein Kinn und verzog nachdenklich sein Gesicht.

Wir müssen ja nicht wirklich kämpfen; ich dachte da eher an ein experimentelles Vorangehen.“

Ach so“, seufzte Ensei und rollte mit den Augen, „Wenn es nur das ist... Schere-Stein-Papier!“

Über ihm puffte eine Wolke auf und im nächsten Augenblick erschien ein riesiger Stein, der auf Ensei hinab fiel. Glücklicherweise konnte er noch rechtzeitig ausweichen. Schnaufend lehnte er sich an diesen neuen Felsbrocken, schlug mit seiner Faust dagegen, nur um zu merken, dass dieser Brocken doch ganz schön hart war.

Ach Mist!“, murmelte er.

Du willst also schon anfangen? Warum sagst du das nicht gleich?“

Anon streckte seinen Arm und konzentrierte sich. Schon schoss ein Band aus seiner Handfläche und flog Ensei ins Gesicht.

Hey! Was soll den dass?“, beschwerte sich der rothaarige Junge, während das Band zu Boden glitt.

Außerdem war das eine schwache Leistung...“

Gut, dann probiere ich es anders!“, drohte Anon.

Das Band verschwand wieder. Diesmal streckte er seinen Arm nach hinten, holte aus und schleuderte nun viel stärker sein Band nach vorn. Diesmal traf es den Felsen, der durch diesen Angriff etwas zu bröckeln anfing.

Wow“, staunte Ensei, der sichtlich beeindruckt war.

Dass das so stark sein kann...“, wunderte sich auch Anon, „Dann versuchen wir mal andere Dinge.“

Er konzentrierte sich wieder. Diesmal versucht er das Band nicht linear zu bewegen.

Anon schaffte es, die Spitze des Bandes zwischen den abgebröckelten Stücken des Steines umherschlängeln zu lassen.

Dir sind wohl viele Wege offen, mit deiner Fähigkeit umzugehen. Du kannst Schleudern, Schlagen, Peitschen... dazu kannst du das Band bewegen wie du willst. Dir ist es bestimmt auch möglich, dich damit einzuwickeln!“

Mich einzuwickeln?“, fragte sich Anon und starrte auf seine Hände.

Ja, stell dir das doch so vor.... wie bei Boxern, du verstehst doch was ich meine?“

Klar.“

Schon versuchte Anon das Band aus seiner Hand um dieselbe herumwickeln zu lassen, was ihm nach einigen Ansätzen auch gelang.

Was soll mir das jetzt bringen?“

Das ist doch logisch. Boxer und dergleichen machen das, um ihre Hand vor Verletzungen besser zu schützen“, während seiner Erklärung stützte Ensei seinen Arm an seinen anderen und gestikulierte mit seiner Hand herum, „Also kannst du damit deinen Körper auch irgendwie schützen.“

Was die Fähigkeiten anderen anbelangte, hatte Ensei wohl viel Phantasie. Aber gut, sein ungenutztes Potential musste er doch selbstverständlich irgendwie ausleben.

Probiere doch einmal, den Stein zu schlagen...“

Ich... den Stein schlagen?“

Versuchs doch mal...“, stachelte Ensei ihn an.

Anon war noch etwas unsicher und zögerte, sah dann jedoch Enseis überlegenes grinsen, das ihn so provozierte, dass er es doch tat.

Er ballte seine Faust und schlug auf den Stein.

AUTSCH!“, brüllte er und rieb seine Hand, „Das tat höllisch weh!“

Tz tz tz, du hast das komplett falsch gemacht... Du musst dich mehr konzentrieren! Das geht nicht einfach so...“

Das sagst du mir jetzt?“, Anon warf ihm lauter böse Blicke zu.

Haha, versuch es doch noch einmal, aber diesmal konzentriere dich!“

Der 17-jährige gab ein tiefes Grummeln von sich ab und versuchte es erneut.

Diesmal konzentrierte er sich mehr auf seine Faust und versuchte sich vorzustellen, dass sein Band härter als Stahl war.

Ensei sah gespannt zu, wie die Faust auf den Stein traf und ihn in diesem Moment in tausende Stücken zerbersten ließ.

Geschafft!“, jubelte Anon der seine Bandagen löste und freudig das Band herumwirbelte.

Habe ich es dir doch gesagt... Hast dich wohl richtig konzentriert, mh?“

Unglaublich, dass allein durch Vorstellungen sich Fähigkeiten anpassen können.“

Du hast bestimmt noch viel mehr drauf.“

Ich muss nur herausfinden, was alles...“, sagte Anon und legte seine Hand grübeln an sein Kinn.

Hast ja noch genug Zeit“, meinte Ensei.

Sag mal...“

Ja?“

Hast du dir schon überlegt, was du mit deiner Fähigkeit anstellen kannst?“

Nun ja...“

Ja....?“

Stille.

Anon verzog seine Augenbrauen, als würde er die Antwort nicht mehr erwarten können.

Ensei hingegen stand nur da und starrte in die Luft.

Peinlich berührt, gab er dann doch zu: „Ich... habe wirkliche keine Ahnung was ich machen könnte!“

Der Rothaarige seufzte verzweifelt.

Das ist nicht gut“, meinte Anon, „Wir etwas für dich finden, sonst gehst du unter!“

Nett von dir, danke, aber...“

Nichts 'aber', komm schon“, sagte Anon und überlegte, „Also deine Fähigkeit besteht darin...“

Einen von drei überlebensgroßen Gegenständen aus dem Nichts auftauchen zu lassen“, unterbrach Ensei ihn.

Genau.“

Genau.“

Bei den Gegenständen handelt es sich um...“

Einen riesigen Stein, ein nutzloses Blatt Papier und wahrscheinlich noch um eine Schere“, unterbrach er ihn wieder.

Könntest du das lassen!?“, beschwerte sich Anon.

Was?“

Das Unterbrechen, das ist echt nicht nett.“

Tut mir Leid...“

Ja, schon gut. Also brauchst du nur einen Weg finden, egal mit welchem Gegenstand du bekommst, damit richtig umgehen zu können.“

Richtig damit umgehen!?“, Ensei geriet regelrecht in Rage, „Was soll ich bitteschön mit einem Stein tun, der mich selbst fast zerquetscht und einem Blatt Papier, einem BLATT PAPIER!?“

Reg dich ab...“

Ensei seufzte, setzte sich auf einen großen Steinbrocken und stützte seinen Kopf in seine Arme.

Du musst es positiv sehen“, meinte Anon, „Der Stein kann auch den Gegner zerquetschen...“

... und das Papier? Soll ich meinem Gegenüber dann ein lustigen Partyhut falten?“

Erst grinste und kicherte der blauhaarige Junge und brach dann vollends in Gelächter aus.

Einen Partyhut! Der war gut“, lachte er.

Er lachte so lang, dass auch Ensei davon angesteckt wurde.

So saßen sie da und lachten sich die Tränen aus den Augen, bis es allmählich wieder verstummte.

Komm, es ist schon spät, lass uns zu mir gehen“, schlug Anon vor.

 

Die Sonne verschwand gerade hinter dem Horizont, als Anon und sein neuer Freund Ensei vor dem Waisenhaus standen.

Es stand in einem recht unbewohnten Viertel der Stadt, weniger als eine dreiviertel Stunde Fußweg von Anons Apartment entfernt.

Nun...“

Ist schon okay“, meinte Ensei, „Ich geh kurz rein, schnapp' mir das bisschen Zeug was ich habe und Nullkommanix bin ich wieder draußen, du wirst schon sehen.“

Dann... viel Erfolg“, wünschte Anon ihm.

Ensei öffnete die große, schwere Holztüre und verschwand im Gebäude.

'Er ist schon komisch', seufzte der 17-jährige in seinen Gedanken, 'Ob die Partnerschaft mit ihm gelingt? Mit seiner eigenartigen Fähigkeit ist er mir ja keine große Hilfe. Am Ende nutzt er mich noch für sich aus, ich sehe es schon kommen...'

Er seufzte auf und tippte nervös mit seinem Fuß auf dem erdigen Boden herum.

'Ein Waisenkind also... Wie das wohl ist? Muss bestimmt hart für ihn gewesen sein', führte er seine Gedanken fort, während er das Gebäude musterte.

'Nun ja, eine gute Sache hat die ganze Aktion ja: jetzt ist mir nicht mehr so langweilig und ich bin nicht mehr so allein zu Hause.'

In diesem Moment sprang die Tür auf und man sah Ensei, der einen Rucksack auf dem Rücken geschnallt hatte und rannte wie wild.

Anon starrte ihm hinterher und merkte dann, dass jemand anderes aus der Tür stürmte.

Was stehst du da so herum, komm schon!“, brüllte Ensei ihm entgegen.

Warte bleib stehen!“, schrie eine etwas beleibtere Frau, die versuchte dem Flüchtling hinterherzujagen.

Anon blieb also nichts anderes übrig, als Ensei zu folgen.

Sie rannten zwischen Gebäuden, über Straßen und durch Gassen, bis sie die Frau endgültig abgeschüttelt hatten.

Wer... wer war das?“, schnaufte Anon.

Die Frau des Direktors...“

Wieso hat sie dich... dich verfolgt?“

Sie wollte nicht, dass ich verschwinde... ich sei doch noch so jung“, meinte Ensei und stützte sich auf seine Oberschenkel.

Werden sie dich nicht weiter verfolgen?“

Wahrscheinlich schon...“

Mh“, murmelte Anon, „Ach, das soll uns jetzt egal sein! Komm schon, von hier ist es nicht mehr so weit bis zu mir.“

Hey Anon...“

Was ist, Ensei?“

Ich hab doch gesagt, du sollst es bei En belassen.“

Tut mir Leid, En. Also was ist?“

Danke, dass ich zu dir ziehen darf...“

Der Blauhaarige drehte sich um und verschränkte seine Arme hinter seinem Kopf. Er murmelte etwas vor sich hin, das Ensei nicht verstand.

Was hast du gemeint?“, hakte er nach.

Ach... Nichts wichtiges.“

Jetzt sag schon!“

Tut mir Leid, das werde ich für mich behalten... Jetzt komm schon...“

Ist ja schon gut!“

So gingen sie zu Anon nach Hause, der sofort für seinen Gast Platz machte, aufräumte und ihm einen Ort zum Schlafen herrichtete.

 

In der kommenden Nacht lag Anon wach in seinem Bett.

Sein Apartment fühlte sich durch den Einzug von Ensei einfach nicht mehr so an wie vorher, was ihn anscheinend um den Schlaf brachte.

Er wälzte sich hin und her, starrte manchmal aus dem Fenster, stand auf um etwas zu trinken und beobachtete seinen neuen Freund, der anscheinend sehr tief schlief.

Er lag in seinem Bett und beobachtete ihn einfach, bis der nächste Morgen anbrach.

Sein Magen knurrte, also stand er wieder auf und ging in die Küche.

Anon durchforstete den Kühlschrank und seine Regale nach etwas essbarem, doch er fand nichts.

Stimmt“, nuschelte er, „Hab das Einkaufen total vergessen...“

So zog er sich an und machte sich auf den Weg zum nächsten Bäcker.

Gleich in der Nähe seines Apartments war eine Bäckerei, in dem ein alter Bäcker arbeitete, den Anon auf den Tod nicht ausstehen konnte. Seitdem er einmal von dort Brot holte und es zusammen mit schlecht gewordenem Käse aß und sich deswegen übergab, konnte er von dieser Bäckerei einfach nichts mehr essen. Er redete sich einfach ein, dass die Qualität an sich sowieso schlecht war und es nicht wirklich die köstlichste Bäckerware war.

Also ging er jedes mal durch den Park, in dem er in dieser einen Nacht auf Yumei traf, um auf der anderen Seite zu einem besseren Bäcker zu gelangen.

Die Frau am Tresen begrüßte ihn liebevoll und bot ihm die frischen Brötchen an, von denen er sich gleich welche mitnahm.

Auf dem Rückweg schlenderte er wieder durch den Park.

Hoffentlich mag er Brötchen“, murmelte Anon vor sich hin, „Ach, die wird er bestimmt essen...“

Die Sonne erhellte den ganzen Park, wodurch das saftige Grün der Wiesen und der Blätter der Bäume noch viel kräftiger zur Geltung kam als sonst. Hier und da joggte jemand, aber auch alte Pärchen gönnten sich einen Spaziergang an diesem herrlichen Tag.

Der Kies knirschte unter den Füßen des rothaarigen Jungen, doch verstummte recht schnell, als er stehen blieb und sein Gegenüber ihn anstarrte.

Wollen wir kämpfen?“, forderte ihn recht kindlich aussehender Junge heraus, der sich in einem so kurzen Augenblick die Tüte mit den Brötchen schnappte.

Hast du mich verfolgt?“, erwiderte Anon, „Meine Karte hat die ganze Zeit vibriert...“

Kann sein“, antwortete der Junge.

Wie alt bist du?“, fragte er weiter nach.

19... und du?“

19!? Dass ich nicht lache!“

Anon konnte es nicht glauben. Die Person, die ihm gegenüberstand sah aus wie ein 13-jähriger Junge in Latzhose, mit kurzen braunen Haaren.

Du siehst nicht aus wie 19, du Bengel...“

Wie hast du mich gerade genannt!?“

Bengel! Balg! Knirps! Das passt doch alles zu dir“, provozierte Anon ihn.

Du... du... du kannst mich mal!“, brüllte der Junge.

Ich würde mir an deiner Stelle wirklich Sorgen machen, wieso man als 19-Jähriger immer noch so aussieht wie ein kleiner Junge, oder ein Mädchen“, lachte Anon.

Ich bin auch ein Mädchen!“, brüllte sie ihn an.

Anon erstarrte.

Siehst du!“, ärgerte sie sich und fasste sich an ihre Brust, „Ist das Beweis genug? Und jetzt lass uns endlich kämpfen!“

Ich... ich...“

Ja?“

Ich will meine Brötchen wieder haben!“

Kämpfen wir doch um sie, der Gewinner darf die Tüte behalten!“

Wenn du es unbedingt so willst! Lass uns Kämpfen...“

Das etwas ältere Mädchen lag die Tüte auf eine Bank am Rand einer Wiese und wandte sich dann zurück zu ihrem Gegner.

'Das ist mein erster offizieller Kampf', dachte sich Anon, 'Ich sollte vorsichtig sein, noch weiß ich nicht, was sie für eine Fähigkeit hat.'

Nun standen sie sich auf der Wiese gegenüber. Die junge Frau sah ziemlich selbstsicher aus und grinste überlegen.

Los geht’s!“, brüllte sie und stürmte auf Anon zu.

Sie streckte ihre Arme nach vorne und schoss einen riesigen Marshmallow aus ihrer Hand ab.

Anon wurde so überrascht, dass es ihn frontal erwischte und durch den Aufprall auf die Wiese geschleudert wurde.

Er stützte sich wieder auf.

Sag mal, wie heißt du?“

Nina Somerill, und du?“

Anon Tedium... merk dir diesen Namen gut, denn ich werde dich platt machen!“

Das glaube ich nicht!“, entgegnete sie ihm und streckte wieder ihre Hände aus. Diesmal schoss sie viele kleiner Marshmallows auf Anon, der versuchte sie mit Bänderhieben abzuwehren.

Er stand auf und schleuderte weiter Bänder auf Nina, die den Angriff wieder mit einem riesigem Marshmallow konterte.

Marshmallows? Was ist denn das für eine Fähigkeit?“, wunderte sich Anon.

Eine, die dich besiegen wird“, antwortete Nina überheblich.

'Einfache Angriffe blockt sie. Ich muss einen anderen Weg finden, sie besiegen zu können... Ah! Schon hab ich eine Idee', überlegte sich Anon und umwickelte seine Hände, wie er es im Training ausprobierte.

Anon rannte auf sie zu und sie realisierte schnell, dass sie angegriffen wurde, also entgegnete sie dem Angriff mit einem weiteren riesigen Marshmallow. Jedoch provozierte Anon das, und schlug mit seinen, von Bändern umschlungenen Händen direkt auf den Marshmallow ein.

'Wie im Training!', konzentrierte er sich in diese Moment, 'Härter als Stahl...'

Erfolgreich schaffte er, was er plante. Seine Schläge schienen von dem Marshmallow nicht zurückgeworfen zu werden.

'Ich wusste doch, dass die Konsistenz eines Marshmallows solchen Attacken nicht standhalten kann...'

Er schlug weiter auf das weiße Objekt ein und erwartete etwas, das jedoch nicht geschah.

Eigentlich hätte es den Marshmallow nun in mehrere Teile zerbersten müssen, was es aber jedoch nicht tat. Anons Schläge dellten die weiche Masse nur ein, die dann auch noch wieder zu ihrer ursprünglichen Form zurückkehrten.

'Verdammt', dachte er sich und merkte nicht, dass Nina hinter ihm schon den nächsten Angriff vorbereitete.

Sie nahm ihre Arme nach hinten und stieß sie dann schlagartig nach vorne, um Anon in einen noch größeren Marshmallow als sonst einzusperren. Die Masse umschlang und umfasste ihn und plötzlich war es dunkel.

Vorsichtig tastete er sich durch die Masse um eine Öffnung oder ein Loch zu finden, doch vergebens.

Er konnte nicht mehr atmen, die Luft ging ihm aus. Sollte er so verlieren? Nein, er wollte auf keinen Fall gegen so ein Mädchen verlieren, also musste er sein Bewusstsein stets behalten.

Mit all seiner Kraft versuchte er nun, sich mit seinen Armen und Beinen durch die Marshmallowmasse zu graben.

Wann hab ich denn endlich gewonnen?“, seufzte Nina, die nervös auf ihre Karte starrte, „Ich will doch endlich Level 23 erreichen...“

Anon konnte nicht mehr, langsam schien auch seine Kraft zu schwinden.

'Das gibt es doch nicht!', verzweifelte er, doch dann fiel ihm etwas ein, '...Aber wenn,... ja wenn ich die Bänder härter als Stahl werden lassen kann, dann gibt es doch auch andere Möglichkeiten.'

Gib endlich auf!“, brüllte Nina, „Dann lass ich dich auch frei!“

Niemals!“, schrie Anon in dem Moment seiner Befreiung. Aus seinen Gliedmaßen und seinem Rücken schnallten Bänder, die schärfer als scharfe Klingen waren.

Sein Vorstellungsvermögen ermöglichte ihm die Chance, seine Fähigkeit enorm zu steigern und sich so zu befreien.

Ich... ich gebe noch nicht auf!“, schnaufte er.

Nina war ganz erschrocken und meinte nur: „Das hätte ich von einem Level 1 Kämpfer nicht erwartet...“

Tja... siehst du mal!“

Nina stürzte sich auf den noch etwas geschwächten Anon und brachte ihn zu Boden. Mit ihren Beinen lehnte sie sich auf seine Arme, sodass er sich nicht wehren konnte und beugte sich zu ihm herunter.

Du wirst schon sehen, wer gewinnt“, drohte sie ihm und legte ihre Handfläche auf seinen Mund.

Guten Appetit“, flüsterte sie. Anon versuchte noch etwas zu brüllen, doch er konnte es nicht, da sie anfing ihm ein Marshmallow nach dem anderen in den Mund zu stopfen.

'Sie will mich ersticken', erkannte Anon, der dann begann die Marshmallows zu schlucken, doch schon bald war sein Magen voll, 'Das kann es doch nicht schon etwa gewesen sein... Mir, mir wird so übel.'

Ninas Plan war an und für sich ziemlich gut, jedoch gab es eine kleine Schwachstelle. Anstatt ihn damit zu ersticken, aß Anon die Marshmallows und gewann so an neuer Kraft.

Ohne, dass seine Gegnerin es merkte, schmiegten sich Anons Bänder um ihren Leib. In einem überraschendem Moment zog er die Bänder feste an, wodurch nicht nur ihre Brüste hervor quillten, sondern auch ein dumpfes „Uhha“ zu hören war.

Er fesselte ihre Arme und hob sie mit seinen Bändern und seiner ganzen Kraft empor.

Mir... ist nun so übel!“, beschwerte er sich.

Aus seiner rechten Hand erschien ein Band, dass sich um ihren Mund schlängelte.

Gib auf, oder ich werde dich ersticken...“

(Den Lesern ist hoffentlich klar, dass dieses „Ersticken“ in diesem Fall nur dazu dient, den Gegner ohnmächtig zu lassen, da die Tötung des Gegners verboten und erst recht nicht möglich ist.)

Ist ja gut!“, brüllte sie und schmollte anschließend, „Ich gebe auf, wenn ich ein Brötchen abgibst...“

Wenn es nur das ist...“, grinste Anon.

Ich gebe auf! Und jetzt lass mich runter!“, verkündete sie und wurde dann sanft von Anon zu Boden gelassen.

Danke...“, sagte sie in einem recht unglaubwürdigem Ton, „Wo bleibt mein Brötchen?“

Anon holte sich die Tüte mit den Brötchen zurück, nahm eines heraus und warf es ihr zu.

Weißt du, weiblich gefällst du mir viel besser“, sagte er und errötete etwas bei dem Gedanken an ihre weiblichen Beweise, „Irgendwann... würde ich gern mal mit dir ausgehen...“

Niemals“, sagte sie und verschwand.

Auf dem Nachhauseweg sah sich Anon seine Karte an und stellte fest, dass sein Level von 1 auf 9 gestiegen ist. Anscheinend hat er mehrere Level übersprungen, was wohl daran lag, dass seine Gegnerin auf einem viel höherem Level war als er.

In seinem Apartment wurde er von einem hungrigen Ensei erwartet, der sich wunderte wo sein Freund geblieben war. Während des Frühstücks erklärte Anon ihm die Geschichte seines ersten Kampfes.

Level 3 – Weitere Trainingsstunden

 

Es war ein warmer Mittag, an dem Anon seinem Alltag wieder nachging. Ja selbst ihn holte es wieder ein, sich in die Schule begeben zu müssen, Contest hin oder her.

Da Ensei aus dem Waisenhaus abgehauen war und dort also dem Unterricht nicht mehr beiwohnen konnte, blieb ihm nichts anderes übrig, als auf die selbe Schule wie Anon zu gehen. Bei der spontanen Anmeldung logen die Zwei und behaupteten, Ensei wäre ein Cousin von weiter weg gewesen, damit keine Komplikationen wegen seinen nicht vorhandenen Eltern gäbe.

Blitzschnell wurde er einer Klasse zugewiesen und musste nun auch die Schulbank drücken.

Es war Mittwoch.

Anon folgte kaum den Unterricht und kritzelte hier und da auf Blätter Ideen, die er sich zu seinen Fähigkeiten überlegte.

'Ich kann den Gegner auch fesseln...', grübelte Anon und kritzelte weiter, 'Wenn ich es dann schaffe, mit viel Kraft und Schwung ihn irgendwo hin zu schleudern, macht das bestimmt viel Schaden... oder? Dann muss ich ihn aber mit mehreren Bändern gleichzeitig Fesseln, weil sonst könnte das zu Schwierigkeiten führen, mh... das ist es!“

Ensei, der wegen dem Altersunterschied in einer anderen Klasse als Anon saß, dachte keine Sekunde über die Verbesserung seiner Fähigkeiten nach. Irgendwie hatte er sich wohl damit abgefunden, so eine Fähigkeit abgekommen zu haben.

Jedoch war der Contest auch eine Sache, über die er ständig nachdenken musste. Nun ja, eher wie er gewinnen könnte, ohne groß dafür etwas tun zu müssen.

'Irgendwie muss ich Anon dazu bringen, mehr Doppelkämpfe zu machen...', dachte er und grinste etwas, 'Dann kann er die Drecksarbeit erledigen und ich bekomme trotzdem meinen Levelaufstieg... ein Spitzen Plan! Aber ich darf nicht vergessen, zumindest zu versuchen etwas beim Kampf dazu zu tun.'

Im Gegensatz zu ihm, dachte Anon nicht so unauffällig nach. Vorsichtig stupste sein Nachbar den Blau-Haarigen, weil er in dem Überfluss von Ideen schon mit sich selbst redete.

... und wenn ich schon mehrere Bänder gleichzeitig verwende, kann ich doch jegliche Attacke damit parieren...“, murmelte er vor sich hin.

Herr Tedium!“, brüllte auf einmal sein graubärtiger Lehrer wie aus dem Nichts an, „Wenn sie weiterhin die Klasse unterhalten wollen, dann können sie mir sicherlich auch einen zehnseitigen Aufsatz schreiben!“

Anon schreckte hoch und blickte sich um. In der Tat tuschelten hier und da ein paar und manche lachten ihn sogar aus.

Es... es tut mir Leid! Wird nicht wieder vorkommen“, meinte Anon und seufzte.

Jetzt musste er sich wohl oder übel doch etwas auf den Unterricht konzentrieren.

 

Die Schulglocke klingelte und eine Masse an Schülern stürmten aus dem Gebäude.

Anon wollte zwar so schnell wie möglich nach Hause, aber er wollte ja noch auf seinen neuen Freund warten. Gemütlich lehnte er sich gegen die Fassade des Gebäudes und schaute hoch in die Baumkronen der in der Nähe befindlichen Bäume.

Jetzt habe ich mir so viel Ausgedacht“, sprach er zu sich selbst, „Ich will heute noch einmal trainieren gehen...“

Wohin gehen?“, fragte eine Junge, der sich aus einem Fenster hinter Anon lehnte.

En?“, wunderte er sich und drehte sich um, „Was machst du denn da? Ich warte schon die ganze Zeit auf dich!“

Ich? Ich genieße die Aussicht...“, gab er von sich und sah sich den strahlend blauen Himmel an, „Also, wohin willst du gehen?“

Ich würde gerne wieder trainieren gehen...“, brummte Anon und warf dem Rot-Haarigen bösen Blicke zu.

Dann geh doch...“, meinte Ensei, der nur eine Augenbraue hochzog.

Warum, willst du nicht mit?“

Brauchst du etwa meine Anwesenheit? Das rührt mich...“, merkte man den langsam aufkommenden Sarkasmus Enseis schnell.

Kommst du nun mit oder nicht?“

Anon wirkte jetzt noch gereizter als vorher.

Ich würde gerne...“

Ja, also?“

Aber ich kann nicht...“, meinte Ensei, senkte seine Augenbraue und zog eine Schnute.

Wieso nicht?“

Ich muss das Klassenzimmer sauber machen...“

Wieso das denn!?“

Hab nicht aufgepasst im Unterricht...“

Tja, so kommt es!“, lachte Anon, „Hattest wohl einen strengen Lehrer, oder?“

Jupp“, gab Ensei kühl von sich.

Na gut...“, meinte Anon, verschrank seine Arme hinter seinem Kopf und lehnte sich wieder gegen die Fassade, „Dann warte ich eben noch, bis du fertig bist...“

Dann beeile ich mich mal...“, seufzte Ensei und verschwand wieder vom Fenster.

 

Es dauerte nicht mehr lang und dann befanden sich Ensei und Anon schon in dem Trainingsareal der Villa von Edvart M.

Sie gingen wieder zum selben Platz, bei dem sie auch das letzte Mal trainiert hatten. Ensei saß sich unter einen Baum und gähnte.

Bist du etwa müde?“, wunderte sich Anon, der sich schon den riesigen Felsen ins Auge fasste.

Etwas... Aber lass dich nicht stören und fange das trainieren an, ich überlege mir währenddessen vielleicht schon ein paar Strategien für verschiedene Kämpfe...“

Ensei gähnte noch einmal. (und ich auch... xDD)

Der Blau-Haarige schob sein Stirnband zurecht und klatschte seine Hände zusammen.

Jetzt pass mal auf, was ich mir ausgedacht hab!“, höhnte Anon und warf einen kurzen Blick zu Ensei, der mit seiner gestikulierenden Hand bat, dass er starten sollte.

Anon konzentrierte sich und riss plötzlich seine Arme ganz weit auseinander. Unzählige Bänder schleuderten wie Luftschlangen nach vorn und umhüllten den Stein.

Sieht interessant aus...“, gab Ensei zu.

So verfängt sich der Gegner in meinen Bändern und hat so gut wie kein Entkommen mehr!“

Im nächsten Moment zog Anon seine Bänder wieder ein.

Wie ein Netz...“, murmelte Ensei.

Jetzt werde ich etwas an meiner Kraft trainieren...“, sagte der 17-Jährige und stellte sich an den Stein.

Er holte aus und schlug mit seiner Handfläche, während ein Band daraus geschossen kam und den Felsen traf. Dies wiederholte er immer und immer wieder, mit links wie mit rechts.

Natürlich achtete er darauf, dass er nicht nur die Kraft verstärkte, sondern auch an seiner Ausdauer und Geschwindigkeit übte. Wenn er den Contest gewinnen wollte, müsste er sich mit seinem Training etwas ranhalten.

Nach einer Weile und einer kurzen Pause, machte er sich daran, an seiner Verteidigung zu arbeiten.

Zu dieser Netz-Technik von vorhin, habe ich mir auch noch etwas zusätzliches überlegt...“, erklärte Anon, „Bewirf mich mal mit einem Stein, oder so, dann wirst du es sehen...“

Anon ging einige Schritte zurück und sein Freund hob einen Stein vom Boden und warf ihn, wie gewollte.

Schnell schnallte er mit seinen Armen nach vorn und aus beiden Handflächen kamen wild durcheinander mehrere Bänder geschossen – es sah aus wie als würde man Luftschlangen versprühen – die den Stein abwehrten.

Die Technik ist hilfreich, wenn mich jemand beschießt, aber ich denke sogar bei Schlägen kann das sehr hilfreich sein...“, erklärte er zu ende.

Das sieht ja mal bescheuert aus...“, sagte ein Junge, der plötzlich hinter einem Baum hervortrat.

Genau, total bescheurt!“, sagte ein etwas kleinerer Junge, der ebenfalls hinter einem Baum hervorkam.

Was wollt ihr hier...“, fragte sie Anon.

Wir sehen uns die anderen Teilnehmer an...“, antwortete der größere der Beiden.

Genau, die anderen Teilnehmer...“, wiederholte der Kleine.

Wir sind die Kwelf-Brüder und fordern gerne andere zu einem kleinen Match heraus...“, erklärte der Große, „Mein Name ist Picca und das hier ist mein kleiner Bruder Nohman.“

Picca hatte sehr kurze, schwarze Haare und trug ein grünes Hemd, darüber eine graue Latzhose. Er war groß und eher dünn. Sein Bruder, der einen Kopf kleiner als er selbst war, hatte etwas längere braune Haare und hatte etwas mehr Muskeln, als Picca.

Ihr wollt uns herausfordern?“, wunderte sich Ensei der sich nun aufraffte, „Ich nehme an, zu einem Doppelkampf, sehe ich das richtig?“

Das tust du, Rotschopf...“, sagte Picca kühl und zog seine Karte, „Ich möchte doch über so viele Gegner wie nur möglich Informationen sammeln.“

Anon schwenkte seinen Kopf von der einen zur anderen Seite, wobei sein Nacken einmal knackste.

Dann kämpfen wir doch?“, forderte er die Brüder heraus, „En, bist du bereit?“

Jederzeit...“, murmelte er und stellte sich neben seinen Freund.

'Endlich ist es so weit', dachte er sich, 'Ein Kampf bei dem ich wenig tun muss und trotzdem ein Level-Up bekomme...'

Ich übernehme den Großen“, klärte Anon, „Du kannst dich gern um den Kleinen da kümmern...“

Von mir aus...“, antwortete Ensei.

Los geht es! Lasst den Doppelkampf beginnen“, kündigte Picca an und sprang in die Lüfte.

Dies war ja eigentlich nicht weiter verwunderlich, wäre er nur wieder auf dem Boden gelandet. Anon und Ensei staunten nicht schlecht, als er in der Luft schwebte.

Ja, da staunt ihr, was?“, lachte Picca und flog auf die Beiden zu, „Meine Fähigkeit nennt sich °Fliegen. Nicht gerade einfallsreich, dafür sehr stark!“

Anon!“, rief Ensei und sprang auf die Seite. Doch schnell verschwand sein Staunen und er konnte sich vollends auf den Kampf konzentrieren. Er klatschte seine Hände zusammen und... in diesem Augenblick flog Picca nach oben. Anon konnte nicht schnell genug reagieren, als Nohman plötzlich auf ihn zusprang und eine Schraube in der Luft machte. Der Blau-Haarige wurde von einem Schlag getroffen und fiel zu Boden.

Ihr seid doch Freaks...“, murmelte Ensei und starrte auf Nohman.

Das, was Anon gerade traf, war nicht etwa ein Tritt oder ein Schlag gewesen, nein. Nohman stand da, mit einem langem Schwanz, der von einem Krokodil hätte sein können.

Meine Fähigkeit nennt sich °Tail“, erklärte der kleine Bruder, „Ich kann jeden Schwanz haben, den ich mag!“

Haha!“, lachte Picca und packte Ensei so unter die Arme, dass er ihn mit in die Lüfte hieven konnte.

AH!“, schrie Ensei und hampelte herum, doch er konnte sich nicht befreien.

Ich mache euch platt...“, meinte Anon als er aufstand.

Zunächst verpasste er Nohman mit einem seiner Bänder einen rechten Haken und rief dann zu Ensei: „Wehr dich doch!“

O.. okay...! Schere-Stein-Papier!“, rief er und zwischen ihm und Picca puffte plötzlich ein riesiges Blatt Papier auf. Es flatterte Picca so ins Gesicht, dass er nichts mehr sehen konnte, aus versehen Ensei los ließ und sofort gegen einen Baum flog.

Ensei erwartete einen Harten Aufprall, doch plötzlich wurde sein Sturz von etwas abgefedert. Es war Anon, der ihn mit seinen Bändern umschlang und vorsichtig zu Boden abließ.

Autsch...“, murmelte Picca, der wieder aufstand und sich den Kopf rieb, „Das wirst du mir büßen!“

Er ging in die Knie und sprang, wodurch sein Flug an rasender Geschwindigkeit gewann.

Niemals!“, brüllte Anon der sich in dem Moment vor Ensei warf und mit seiner neuen Netz-Technik versuchte Picca irgendwie zu fesseln. Es gelang ihm und durch den Schwung, den er durch die Geschwindigkeit drauf hatte, schaffte Anon es, den eingewickelten Flieger gegen den Felsen zu schleudern.

Nohman wollte dazwischenspringen, doch Ensei rief wieder die Worte Schere-Stein-Papier und ein weitere Felsen viel vor Nohman herunter und landete direkt auf seinem Krokodilschwanz.

Nun lagen beide der Kwelf-Brüder vor einem Felsen und machten keinen Mucks mehr.

Ensei nahm zögerlich seine Karte aus seiner Tasche und sah sie sich an.

Anon sah sich ebenfalls seine Karte an.

Anscheinend haben wir gewonnen“, sagte er.

Das seh ich auch... Welches Level bist du nun?“, frage Ensei.

Ich bin nun auf Level 10 und du?“

Level 7...“, meinte er und steckte seine Karte wieder ein.

Cool! Aber war klar, dass wir nur so wenige Level bekommen, so schlecht wie der Kampf war...“, seufzte Anon und verschreckte seine Arme hinter seinem Kopf.

Lass uns nach Hause gehen...“, bat Ensei, der etwas nachdenklich wirkte.

Schon? Dabei hatten wir gerade so viel Spaß“, wand Anon ein.

Ich habe noch Hausaufgaben zu machen...“

Na gut, dann auf Wiedersehen ihr Kwelflinge...“, verabschiedete sich Anon und beide gingen.

Das gibt Rache...“, flüsterte Picca, der langsam zu sich kam, „Blutige Rache...“

 

Level 4 – Die Sache mit dem Zahnarzt

 

Es war Donnerstag Mittag, als Anon und Ensei von der Schule zurückkamen. Wie immer warf Anon einen Blick in den Briefkasten. Wie an jedem normalen Tag auch, hätte er nicht erwartet, dass er Post bekam, aber heute lag ein Brief im Briefkasten. Von wem der wohl war?

Als die Beiden nach oben gingen, nahm Anon den Brief genauer unter die Lupe. Doch auf der Rückseite war nicht die Anschrift des Absenders gestanden. Konnte das nur eines bedeuten?

Schnell wurde die Wohnung aufgesperrt und Anon benutzte ein Messer als Brieföffner.

Tatsache. Seine Eltern hatten ihm einen Brief geschrieben.

 

Lieber Anon,

Deine Mutter kam doch tatsächlich auf die Idee, dir einen Brief zu schreiben. Also setzten wir uns gemeinsam an den Tisch und ließen die Kugelschreiber sprechen!

 

Ach, hör nicht auf deinen Vater, seine Witze sind schlecht wie eh und jeh...

 

Worauf wir hinaus wollten... Wenn du Geld brauchst, melde dich jederzeit bei uns, okay? Ach... und du solltest doch mal wieder zum Zahnarzt gehen.

 

Ja, geh zum Zahnarzt! Nicht dass dir die Zähne ausfallen wie bei Großonkel...“

 

Als Anon von seinem Großonkel las, schüttelte er sich kurz, weil es ihm kalt den Rücken hinablief. Ja, sein Großonkel hatte wirklich keine Zähne mehr und das was übrig blieb, war nicht unbedingt Gold und Juwelen.

Zum Zahnarzt also“, seufzte er als er den Brief in den Müll warf.

Zum Zahnarzt?“, wiederholte Ensei sich wundernd.

Ja, meine Eltern haben mir in dem Brief geraten, mal wieder zum Zahnarzt zu gehen...“, seufzte er wieder und zog sich seine Schuhe wieder an.

Willst du etwa jetzt gehen?“
„Klar, er macht doch sowieso bald schon zu, so wie ich Zahnärzte kenne...“, bemerkte Anon nachdem er auf seine Uhr blickte und zog sich seine Jacke an.

Ja dann viel Spaß...“, meinte Ensei und verschwand ins Wohnzimmer.

Halt halt“, murmelte Anon und packte seinen Freund am Kragen, „Du kommst gefälligst mit! Allein werde ich da nicht stundenlang warten...“ (Ich bin mir im klaren, dass da steht, dass er bald zumacht, aber sie stundenlang warten müssen xD seht es einfach als subjektive Wahrnehmungsstörung an!)

Aber...“, wollte Ensei erwidern, doch dann war ihm das zu viel Mühe und er ließ das auf sich ergehen.

So geschah es, dass Anon Ensei mit zum Zahnarzt schleppte. Schnell war an der Rezeption „eingecheckt“ und dann ging es auch schon weiter mit dem Warten im Wartezimmer.

Überraschenderweise war es diesmal sogar noch langweiliger als sonst. So empfand es zumindest Anon, der sich nicht mal mehr mit dem Zeitschriften, die herumlagen, ablenken wollte.

Ganz im Gegenteil zu Ensei, der eine Zeitschrift nach der anderen verschlang.

So verstrich etwas Zeit und die Jungs wurden aufgerufen. Anon schlenderte ins Zimmer 201, in dem schon der Zahnarzt wartete. Er setzte sich auf den Stuhl und ließ die Untersuchung hinter sich gehen.

Ensei hingegen, kam in ein ganz anderes Zimmer, setzte sich vorsichtig auf den Stuhl und wartete, bis jemand eintrat. Als sich die Tür wieder öffnete, wurde er von einem Mann, den er um die 40 schätzte und einer Assistentin begrüßt.

Schön, dann fangen wir einmal an“, meinte der Arzt, zog sich noch Handschuhe an und ließ sich von der Assistentin einige Werkzeuge geben.

Ensei lehnte sich zurück auf den Stuhl. Er fühlte sich hart an und unbequem, doch da musste er jetzt durch.

Das grelle Licht der Lampe blendete ihn, also ließ er seine Augenlider langsam zusinken, obwohl er das gar nicht wollte. Wer wusste schon, welches mörderische Gerät der Zahnarzt herausholen könnte um ihn umzubringen, während er dort mit geschlossenen Augen lag.

Dein Name ist Ensei, richtig?“, fragte der Zahnarzt und Ensei nickte leicht mit dem Kopf zur Bestätigung.

Mein Name ist Zarkhardt Tamillion, schön dich kennenzulernen... Gut, dann fangen wir mal an“, meinte er und fuhr mit einem kleinen Spiegel in Enseis Mund.

Er war viel zu angespannt, dafür, dass es nur ein Zahnarztbesuch war. Wie lange Ensei schon lang nicht mehr beim Zahnarzt war? Er konnte sich kaum mehr erinnern. Seitdem er in dem Waisenhaus war, hatte er kaum mehr einen Arzt gesehen.

Seine Gedanken drifteten langsam ab. Er wollte nicht das Gemurmel zwischen dem Zahnarzt und der Assistentin hören. Er wollte nicht die Geräte in seinem Mund spüren. Doch, er musste etwas spüren. Also konzentrierte er sich auf seinen restlichen Körper. Er merkte, wie sein Brustkorb langsam auf und ab bewegte und wie angespannt seine Füße waren.

Da war noch etwas. In seiner linken Hosentasche spürte er eine kleine Bewegung, die einer Erschütterung glich. Unbemerkt steckte er seine Hand hinein um zu erfühlen, was dort passierte.

Es war seine Karte. Sie vibrierte.

Das konnte doch nur bedeuten, dass die Assistentin oder der Arzt auch am Contest mit teilnehmen mussten. Aber wer der beiden?

Vorsichtig öffnete er seine Augen und starrte erst einmal die Assistentin an. Konnte sie es sein?

Er konnte sich kein richtiges Bild machen, denn in dem Augenblick schon steckte der Zahnarzt das nächste Gerät in seinen Mund.

Also, so wie es aussieht, brauchst du wohl eine Zahnspange“, erklärte Zarkhardt Tamillion und nickte seiner Assistentin zu, die kurz aus dem Raum ging um etwas zu holen.

Eine Zahnspange!?“, presste Ensei mit geöffnetem Mund aus sich heraus.

Ja, deine Zähne...“, der Zahnarzt machte eine dramatische Pause, „sind so schief, das kann so nicht weitergehn.“

Eine Zahnspange“, wiederholte Ensei unverständlich.

Musste das sein?

Ensei war von dieser Nachricht so abgelenkt, dass er nicht merkte, dass die Karte immer noch vibrierte, als die Assistentin aus dem Raum ging und immer noch vibrierte, als sie mit einigen Materialien herein kam. In einer kleinen Kiste hatte sie einige andere Werkzeuge und dann die Drähte und Aufsätze der Zahnspange dabei.

Wollen wir anfangen?“, fragte der Zahnarzt, die Assistentin nickte und Ensei seufzte.

Wenn es nötig ist“, presste er aus sich.

Darauf hatte er wirklich keine Lust.

Nach nur einer Stunde war der Arzt fertig und Ensei konnte seine Zahnspange in einem kleinen Handspiegel bewundern.

Das fühlt sich komisch an...“, murmelte Ensei.

Dann sprach der Zahnarzt mit ihm. Er erklärte ihm wie er sie reinigen musste und dass er in ein paar Wochen wieder zu ihm kommen sollte, zumindest wenn es Probleme gab. Den nächsten Termin würde er dann per Brief in Erfahrung bringen.

Ensei hörte gegen Ende seiner Anrede nicht mehr zu. Er starrte nur unentwegt in den Spiegel und betrachtete seine Zahnspange.

Er bemerkte auch nicht, dass die Assistentin wieder aus dem Zimmer ging und dass der Zahnarzt das Fenster öffnete.

... heraus“, meinte der Zahnarzt.

Was hatte er gemeint? Ensei musste noch einmal genau hinhören. Sein Blick schweifte zum Zahnarzt, der mittlerweile eine kleine Karte in der Hand hielt.

Zarkhardt Tamillion nahm seine Brille ab, fuhr einmal kurz durch seine kurzen, brauen Haare und grinste Ensei schief von der Seite an.

Ensei ich fordere dich zu einem offiziellen Kampf heraus!“, forderte Zarkhardt mit lauter Stimme.

Was... ein Kampf!?“, wiederholte Ensei und klärte dann seine Gedanken, „Nun gut, wenn sie meinen.“

Er stand auf, strich sich eine rote Strähne seine Ponys aus dem Gesicht und massierte seine Schläfen. Wenn er unbedingt wollte, dann musste sich Ensei wohl diesem Schicksal fügen.

Zarkhardt leckte sich über seine Zähne und konzentrierte sich.

Ironisch, als Zahnarzt solche Fähigkeiten zu bekommen“, murmelte er und nahm sich einen Bleistift, der auf dem Fensterbrett lag. Er hielt ihn vor seinen Mund und meinte noch: „Schau gut hin.“

Dann biss er auf den Bleistift, der nicht nur zerbrach, er zerborstete in Splitter, die Ensei mit einer Wahnsinns Geschwindigkeit um die Ohren flogen.

Meine Fähigkeit nennt sich °Powerteeth, ich kann mit meinen Zähnen alles klein mahlen, was ich nur mag!“, lachte er und stürmte nun auf Ensei zu.

Oha...“, stotterte Ensei und überlegte, „Hoffentlich bekomme ich etwas nützliches! Jan-Ken-Pon!“

In diesem Augenblick puffte vor Ensei ein riesiges Blatt Papier hervor, das um ihn herumwirbelte und ihn einwickelte.

Oh, so sollte das aber nicht laufen!“, rief Ensei der dann auch noch von Zarkhardt festgehalten wurde.

Zarkhardt biss einmal feste in das Papier, das dann lauter Risse bekam und sich dann in einzelne Fetzen auflöste.

Sieht aus wie Konfetti“, bemerkte Ensei bewundernd, dann musste er sich wieder auf den Kampf konzentrieren, „Jan-Ken-Pon!“

Diesmal puffte vor ihm ein großer Fels auf, der Zarkhardt aber auch nicht aufhalten konnte. Mit seinen super starken Zähnen pulverisierte er auch diesen Felsen.

Sieh es ein, junger Ensei. Du hast gegen meine Kraft kaum eine Chance!“

Das werden wir schon sehen“, murmelte Ensei, „Jan-Ken-Pon!“

Und wieder puffte vor ihm ein riesiges Blatt hervor. Diesmal aber packte er es schnell, rollte es mit seinen Händen auf. Nun hatte er eine große Blattrolle in seiner Hand.

Was soll denn das?“, wunderte sich Zarkhardt und biss wieder zu.

Doch genau in diesem Moment stopfte Ensei das eine Ende der Papierrolle in Zarkhardts Mund. Zwar konnte er das Papier innerhalb von wenigen Sekunden kleiner beißen, jedoch war er etwas beschäftigt.

Wenn jetzt ein Stein kommt, habe ich gewonnen“, prahlte Ensei und drückte in Gedanken seine Daumen, „Jan-Ken-Pon!“

Doch leider passierte nichts. Zarkhardt konnte das restliche Papier zerstören und so war Ensei total ausgeliefert.

Zarkhardts Zähne blitzen auf. Ensei ging vorsichtshalber schon mal in Deckung und hielt seine Arme schützend vor seinen Kopf. Durch den Spalt zwischen den Armen konnte er den bedrohlichen Blick Zarkhardts ausmachen.

Das wars, mein Junge!“, lachte Zarkhardt in einem unheimlichen Ton.

Okay ich geb auf!“, stieß es plötzlich aus Ensei, „Mir ist mein Wohl lieber als ein doofer Sieg.“

Okay wenn du so meinst“, sagte Zarkhardt plötzlich in einer ruhigen, warmherzigen Stimme. Die dunkle Aura um ihn herum verschwand auch auf einmal. „Dann sehen wir uns demnächst wieder? Vergiss nicht, wenn du Probleme mit deiner Zahnspange hast, kannst du einfach anrufen!“

Oh... okay“, murmelte Ensei und ging etwas verdattert nach draußen.

En, wieso hast du denn so lange gebraucht?“, begrüßte ihn Anon zurück.

Ach...“, seufzte Ensei, zog seine Karte aus der Tasche und hielt sie neben seinen Mund. Dann versuchte er zu lächeln.

Anon kringelte sich vor Lachen auf dem Boden. „Das ist nicht dein ernst, oder!?“

Ensei nickte seufzend.

Ich habe eine Zahnspange verpasst bekommen und dann hat mich dieser Zahnarzt zu einem Kampf herausgefordert.“

Hast du gewonnen?“

Ensei blickte auf seine Karte. Nun war auch eine Niederlage verbucht und sein Level sank von Level 7 auf Level 4.

Nein, hab verloren“, nuschelte Ensei. Anon stand auf um sich Enseis Karte näher anzuschauen.

Level 4? Das macht nun sechs Levelunterschiede, zwischen uns“, stellte Anon fest.

Ich weiß.“

Wenn du einmal verloren hast, das ist doch kein Ding! Im nächsten Kampf gewinnst du einfach gegen einen stärkeren Gegner und dann hast du wieder ein hohes Level“, grinste Anon und kratzte sich am Hinterkopf, „Wird schon werden.“

Bestimmt.“ Ensei rollte mit den Augen. „Können wir nun nach Hause?“

Klar, wieso nicht“, grinste Anon, der immer wieder total fasziniert auf Enseis Zahnspange glotze, „Sieht ja irgendwie süß aus!“

Level 5 – Wer ist Iks?

 

Dicke, schwere Regentropfen klopfen gegen die Fensterscheiben. Das Prasseln des Regens erfüllte die Wohnung mit einem lauten Rauschen.

„Wäre wohl besser, wenn wir uns Jacken anziehen, da reichen die Schirme allein nicht“, sprach Anon während er sich eine grau-schwarze Lederjacke, mit blauen Streifen an den Oberarmen, überzog.

„Hast du nicht so etwas wie Gummistiefel?“, seufzte sein Mitbewohner Ensei. „Wenn ich eines im Waisenhaus gelernt habe, dann dass es immer sinnvoll ist, Gummistiefel zu besitzen.“

„Wer hat heutzutage noch Gummistiefel?“, wunderte sich Anon und warf Ensei einen verwunderten Blick zu.

„Wir hatten immer welche“, schmollte Ensei.

„Kein Wunder, teuer sind die ja nicht“, murmelte Anon vor sich hin und nahm den Wohnungsschlüssel an sich, während er in seine Schuhe schlüpfte.

„Das habe ich gehört!“, brach es aus Ensei heraus und hätte er etwas gefunden, mit dem er Anon hätte abwerfen können, hätte er es auf jeden Fall getan.

„Kannst du dich beeilen? Die Apotheke hat nicht mehr lange auf...“

„Das weiß ich doch“, brummte Ensei, „Aber was kann ich dafür, dass mein Zahnarzt so spät noch anruft um mir klar zu machen, dass ich noch etwas für meine Zahnspange in der Apotheke abholen soll.“

„Ich frage mich sowieso was das ist, was du da brauchst“, sagte Anon und setzte sich noch einmal vor die Tür um Ensei zuzusehen, wie er sich anzog. „Hat er eigentlich noch etwas zu dem Kampf gesagt, den ihr hattet?“

 

Anon verkniff sich das Lachen. Seitdem Ensei ihm erzählt hatte, wie der Kampf mit seinem Zahnarzt abgelaufen war und sein Freund dabei ja verloren hatte, musste er unweigerlich immer daran denken, wie peinlich es doch für En sein musste, seinem Gegner immer wieder zu begegnen.

Ob Anon selbst noch einmal auf diese Nina treffen würde? Er wusste es nicht genau, aber hoffte es irgendwie. Süß war sie ja schon.

 

„Er hat es mir noch einmal reingedrückt.“

Ensei suchte unter einem Berg vom Jacken, der auf dem Boden lag, seine Schuhe. Wie konnte man nur so viele Jacken haben? Er selbst brauchte nur eine.

Nachdem er dann den Stapel an Jacken beiseite geschubst hatte, fand er seine Schuhe und zog sie sich sogleich an.

Mit dem Regenschirm in der Hand, war er nun bereit zu gehen.

„Ein Glück“, stöhnte Anon als er aufstand, nahm sich ebenfalls seinen Regenschirm und öffnete die Tür. „So ein Mist bei solch einem Wetter nach draußen zu gehen.“

„Danke übrigens, dass du mitkommst“, bedankte sich Ensei und verließ die Wohnung. Anon schloss zu.

 

Der Regen war so stark, dass die Sicht auf fünzig Meter immer schlechter wurde. Die großen Tropfen waren so schwer, dass sie kurzzeitig Dellen in den Regenschirm drückten.

Anon und Ensei nahmen den Weg durch den Park in der Nähe der Wohnung, um zur Apotheke zu gelangen. Es war schon eigenartig, dass der Zahnarzt Ensei erst so spät angerufen hatte.

Vielleicht war das auch eine Falle, das überlegte sich Anon schon die ganze Zeit. War wohl auch der Grund gewesen, wieso er Ensei unbedingt begleiten wollte. Natürlich hielt Anon ihm das nicht unter die Nase.

Wenn es wieder zu einem Kampf mit dem Zahnarzt kommen sollte, woran Anon stark glaubte, dann würde er an Stelle von Ensei kämpfen und ein neues Level erlangen.

 

„Sag mal, wer ist denn das da hinten?“, bemerkte Ensei und zeigte auf zwei Silhouetten, die auf der Wiese waren. Eine Person kauerte neben einer auf dem Boden liegenden Person.

„Das müssen wir uns ansehen“, meinte Anon nur und lief etwas schneller.

Die zwei Jungs kamen den Personen näher. Sie erkannten nun auch wer das war. Die Person, die auf der Wiese lag, war der muskulöse Kerl, den Anon schon einmal gesehen hatte. Wie hieß er noch einmal? Ah! Neld Maramiya. Und wer war das neben ihm? Das war doch die Verkäuferin aus dem Blumengeschäft, Yumei Knard. Ihre langen, grünen Haare klebten an ihrem Gesicht und ihren Händen.

Was war denn überhaupt passiert?

Anon sah genauer hin und entdeckte, dass Neld in einer Blutlache lag, die durch den starken Regen langsam in die Erde einsickerte. Yumei kniete neben ihm und vergrub ihr Gesicht in ihren Händen.

 

„Entschuldigt“, störte Anon die Ruhe und Yumei sah langsam zu ihm hoch. Als sie Anon erkannte sprang sie auf und hielt sich an seinen Schultern fest.

„Gut dass ihr hier seid!“, sprach sie und warf ihren Blick wieder zu Neld.

„Was ist passiert?!“, fragte Ensei und sah sich Neld ein wenig näher an. Er schien mehrere Verletzungen zu haben. Er atmete zwar noch, war jedoch bewusstlos.

„Ich... ich weiß es nicht. Da war so eine Person, es ging alle so schnell. Er forderte Neld zu einem Kampf heraus und sie kämpften. Jedoch wurde ich plötzlich ohnmächtig und als ich aufwachte, lag er hier verletzt und bewusstlos.“

„Hast du schon einen Krankenwagen gerufen?“, hakte Anon nach.

Yumei nickte.

Dann müssten die Sanitäter wohl gleich kommen.

Aber wie konnte jemand Neld so zurichten, wenn es durch den Contest eine automatische Schutzfunktion gab?

„Er scheint mehrere Knochenbrüche zu haben“, vermutete Ensei und stand wieder auf.

„Ich weiß einfach nicht wie das passieren konnte“, plapperte Yumei ohne Pause vor sich hin.

„Beruhige dich doch“, meinte Anon nur und strich ihr sanft über die Schultern.

 

Eine Sirene ertönte. Blaues, gedämpftes Licht erhellte den Park als ein Rettungswagen ankam. Sofort stiegen Leute in weißen Klamotten aus und trugen Neld in den Wagen. Ein Einsatzleiter nahm sich Yumeis an und bat sie auch in das Auto einzusteigen.

Anon und Ensei mussten erst einmal versichern, dass sie gerade nur zur Situation dazugestoßen waren und keine Hilfe brauchten.

„Ich erinnere mich an den Namen! Iks! Iks!“, rief Yumei den Jungs noch zu. Dann wurden die Türen des Wagens geschlossen und er fuhr weiter.

 

Anon und Ensei blieben noch einen Moment im Regen stehen, machten sich dann aber wieder auf den Weg zur Apotheke. Es war sowieso spät genug.

Wer war dieser Iks? Wie hatte er es geschafft, Neld so zuzurichten?

Diese Gedanken schossen Anon durch den Kopf, während er über den aufgeweichten, matschigen Kiesweg lief – Ensei an seiner Seite.

Man hörte nur das Prasseln des Regens. Die Jungs waren so in Gedanken vertieft, dass sie kaum sprachen.

Iks. Dieser Name hallte in Anons Gedanken wider und kam nicht zur Ruhe. Was wollte diese Person?

Bald kamen die Jungs an der noch geöffneten Apotheke an. Ein Glück.

Sie gingen hinein, steckten die Regenschirme in den dafür vorgesehenen Ständer und stellten sich an die Theke.

Eine kleine dicke Frau tauchte plötzlich auf und begrüßte die Jungs mit einem knappen „Guten Abend“.

„Dr. Tamillion hat mir etwas hinterlegt“, meinte Ensei knapp. Er wollte genauso schnell wieder nach Hause, wie Anon auch.

„Und sie sind?“, hakte die dicke Frau nach und schob ihre kleine Brille etwas nach oben, um sich den rothaarigen Jungen genauer anzusehen.

„Ensei Teki. Er meinte ich bräuchte etwas wegen meiner Zahnspange...“

„Genau, lass mich doch mal sehen“, sagte die Frau höflich und sah sich um. Auf einem Tisch entdeckte sie dann ein kleines Paketchen.

„Das ist für Sie, schönen Tag noch“, verabschiedete sich die Frau und ging in einen Hinterraum.

„Was da wohl drin ist?“, wunderte sich Anon und sah Ensei dabei zu, wie er das Päckchen gleich aufmachte.

In der kleinen Schachtel befanden sich kleine Gummis, eine feine Bürste, ein Bonbon und ein Zettel.

„Gummis bitte täglich wechseln“, las Ensei vor, „Die Bürste ist zum reinigen. Das zuckerfreie Bonbon ist ein Trost wegen deiner Niederlage...“

Anon musste sich das Lachen verkneifen.

„Ich glaube es nicht, er hat sogar einen lachenden Smilie daneben gemalt“, erklärte Ensei und wollte den Zettel zusammenknüllen, doch Anon war schneller und sah sich den Smilie an.

„Ich kann es nicht glauben, das hat der ja wirklich geschrieben!“, Anon konnte nicht anders als lauthals zu lachen.

„Vielen Dank für dein Mitleid“, stöhnte Ensei, packte das Paket ein, schnappte sich seinen Regenschirm und machte sich wieder auf den Weg nach Hause.

„Hey warte doch auf mich!“, rief Anon ihm lachend hinterher.

Der Arzt hatte ihm wirklich ein Trost-Bonbon geschenkt!