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Kapitel 61 - Donnergrollen

 

 

 

Dicke, schwarze Wolken bildeten sich langsam am Himmel. Es wurde merklich kühler und windiger.

 

„Großpolisheim“, las Sayoko vor.

 

„Was für ein merkwürdiger Name für einen Stadt“, meinte Matra und runzelte die Stirn.

 

„Hoffentlich sind die Menschen nicht so merkwürdig, wie der Name dieser Stadt“, hoffte Jumon und öffnete das Stadttor.

 

Dann trat einer nach dem anderen ein. Vor den Freunden erstreckte sich eine schöne Stadt, dessen Straßen gepflastert waren und dessen Häuser allesamt edel verziert waren. Auf den Straßen ging es lebendig zu. Viele Menschen liefen hin und her, betraten Geschäfte oder verließen jene. Ein Junge versuchte an einer Straßenecke Zeitung zu verkaufen. Es sah so aus, als würde er sich damit sein Brot verdienen.

 

Als die Freunde an dieser Ecke vorbeikamen, kaufte sich Sayoko eine Zeitung, bezahlte dem Jungen etwas mehr und blätterte dann in den regionalen Nachrichten.

 

„In dieser Stadt passiert wirklich viel...“, bemerkte Sayoko.

 

„Da hast du wohl recht“, meinte Ginta und sperrte seine Augen weit auf. Es schien so, als ob er auf irgendetwas warten würde.

 

„Schau mal, wie die Leute uns anstarren...“, brummte Matra, die das Getümmel wohl gar nicht mochte.

 

„Wir sollten lieber weiterlaufen, anscheinend fällte Kûosa sehr auf“, bemerkte Jumon und versuchte die glotzenden und starrenden Menschen zu ignorieren.

 

„Aber Kûosa ist doch so toll!“, quietschte Tsuru, die Kûosa an der Pfote hielt.

 

„Weißt du, die anderen haben so etwas wie Kûosa noch nie gesehen“, versuchte Shiana zu erklären.

 

„Dann sollten sie ihn kennenlernen“, schmollte das kleine Mädchen, „Wie kann man ihn denn nicht mögen!?“

 

„Das fällt mir nicht schwer“, murmelte Matra und schaute Kûosa schief von der Seite an.

 

„Wollen wir uns ein wenig in der Stadt umsehen?“, schlug Ginta vor, „Wenn ihr wollt, können wir uns auch aufteilen. Wir müssen uns dann nur noch wieder treffen!“

 

„Klar, wieso nicht“, meinte Sayoko und warf nochmal einen Blick auf die Karte, bevor sie diese wegsteckte.

 

„Wie wäre es, wenn wir uns in zwei Stunden dort in dem Café treffen?“, erklärte Ginta und zeigte auf ein Café, das nicht weit entfernt war.

 

„Geht klar... möchte jemand mit mir in die Bibliothek?“, fragte Jumon.

 

„Klar, ich komme mit... Da hat man wenigstens seine Ruhe“, sagte Matra und schloss sich Jumon an.

 

Dann gingen die Beiden.

 

„Ich möchte unbedingt in Spielzeugläden!“, brüllte Tsuru.

 

„Dann sollte ich dich lieber Begleiten“, sagte Sayoko und seufzte.

 

'Ich möchte sie lieber nicht allein lassen...', beendete sie ihren Satz in Gedanken.

 

„Gut, dann komme ich auch mit“, verkündete Shiana und schloss sich dieser Gruppe an.

 

„Bin ich wohl eine Ein-Mann-Gruppe“, sprach Ginta zu sich selbst und schlenderte durch die Straßen.

 

 

 

Einige Zeit später erreichten Jumon und Matra die Bibliothek. Es handelte sich um ein riesiges Gebäude, das mit Säulen geschmückt war. Nachdem man einige Treppenstufen hinter sich brachte, konnte man auch schon durch den Eingang in eine riesige Halle dieses großen Gebäudes gelangen.

 

Jumon machte große Augen, als er die gigantischen Regale erblickte, die wirklich alle voller Bücher waren. Ein Wunder, dass sie nicht so voll gestopft waren, dass die Bücher auf der anderen Seite wieder herausfielen.

 

Schnell prägte sich der Junge den Plan ein, der am Eingang hing und ging intuitiv zu der Ecke mit den Büchern über Altes und Spirituelles.

 

Matra hingegen interessierte sich nicht für etwas spezielles und schmökerte sich so einfach durch einige Bücher.

 

Auf einigen Bänden war sogar noch etwas Staub, den Jumon verwundert wegwischte.

 

„Hier muss es doch irgendwo sein“, sprach er zu sich selbst während er mit dem Finger die Titel der Bücher nachfuhr, damit er sie besser lesen konnte.

 

„Das habe ich schon, das habe ich dreimal gelesen... Wo steckst du nur? Ah, da!“, bemerkte er fröhlich und zog einen dicken Wälzer aus dem Regal.

 

Er schlug das Buch auf und überflog erstmal den Index. Dann blätterte er aufgeregt zu einer bestimmten Seite.

 

„Wie lange habe ich darauf gewartet, von euch zu lesen“, sprach er wieder zu sich selbst und las aufgeregt in das ausgewählte Kapitel hinein.

 

Das Kapitel handelte von einer alten Organisation, die sich Kinno-Bujin nannten, eine Gruppe von Spirituellen, die Bündnisse mit Geistern schlossen. Ihr Anführer nannte sich Miraa Liade.

 

Die Kinno-Bujin dienten einst einem Königreich, das mit einem weltbewegenden Krieg zu tun hatte. Doch irgendetwas musste mit dem Anführer passiert sein, da er eines Tages verschwand.

 

„Was liest du da?“, unterbrach ihn Matra neugierig. Sie setzte sich an den Tisch, an dem er sich mit dem Buch niedergelassen hatte.

 

„Ein Buch über uralte Zirkel, die Bündnisse mit Geistern geschlossen haben...“, erklärte Jumon knapp und las weiter.

 

„Klingt sehr interessant, magst du mir ein wenig davon erzählen?“, bat Matra die sich wohl sonst zu sehr langweilte.

 

„Okay, wieso nicht...“, atmete Jumon kurz auf und überflog noch einmal kurz, was er las, „Es geht um eine Gruppe namens Kinno-Bujin, die einst in einem alten Königreich dienten. Sie schlossen allesamt Bündnisse mit Geistern und erlangten dadurch an starke Macht. Ihr Anführer war ein gewisser Miraa Liade. Er wird was die Kinno-Bujin angeht, immer erwähnt, scheint wohl ein berühmter Mann gewesen zu sein.“

 

„Irgendwie kommt der Name mir bekannt vor“, grübelte Matra, „Es kann sein, dass ich in unserem Dorf einmal alte Schriften überflogen habe und sein Name darin vorkam.“

 

„Also scheint er ein wichtiger Mann gewesen zu sein. Doch es ist nicht viel über ihn zu Lesen. Entweder fehlen Informationen oder es wird nur erwähnt, dass er eines Tages verschwunden ist, wieso auch immer. Dabei ist er das wichtigste Mitglied gewesen.“

 

„Klar, als Anführer“, murmelte Matra und kratzte sich am Kinn, „Sag mal, wieso interessiert dich das denn so?“

 

„Ach weißt du, ich habe schon einige Bücher über die Thematik der Geister gelesen und immer wieder stoße ich auf diese Namen. Einige Autoren behaupten sogar, dass die Kinno-Bujin den Grundstein der Bündnisse mit den Geistern gelegt haben.“

 

„Zumindest was die Macht erlangen angeht, nicht wahr? Mir wurde gelehrt, dass die Menschen, die Tiere und sogar die Pflanzen schon immer in Eintracht mit den Geistern gelebt haben.“

 

„Bis dieses Verhältnis irgendwie gestört wurde und durch den antiken Krieg wieder zerstört wurde...“, beendete Jumon ihren Satz, „Jedoch haben sich einige andere Zirkel sich ein Beispiel an den Kinno-Bujin genommen und versucht, Bündnisse mit den Geistern aufrechtzuerhalten.“

 

„Wie ich sehe, ist das Thema doch recht spannend“, lächelte Matra.

 

Erst realisierte dies Jumon gar nicht, doch dann musste auch er lächeln. Ein komisches Gefühl war das für ihn, Matra einmal ehrlich lächeln zu sehen, doch es gefiel ihm. Vielleicht konnte er der kühlen Matra so doch ein wenig näher kommen, zumindest auf freundschaftlicher Basis.

 

„Nun ja... Und ich bin schon lange auf der Suche nach mehr Informationen über diesen Miraa Liade“, erzählte Jumon.

 

Er überflog den Rest des Kapitels. Enttäuscht verkündete er: „Jedoch scheint mir dieses Buch auch nicht wirklich etwas mehr zu erzählen, echt enttäuschend.“

 

„Ach, irgendwann wirst du schon das richtige Buch finden“, munterte Matra ihn auf.

 

 

 

In der Zwischenzeit ging es in einem ganz anderen Gebäude in der Stadt wild zur Sache.

 

„Das Ding kann hier nicht rein!“, versuchte ein Mann mit Halbglatze und Brille den Mädchen klarzumachen.

 

„Nein nein, das geht schon gut!“, versicherte Sayoko, „Der gehört zu uns und ist auch wirklich brav.“

 

„Er ist brav!“, brüllte Tsuru und quietschte laut, als sie eine Super Special Deluxe Puppe sah, mit einem Cabrio und Strandzubehör.

 

„Tsuru... Sayoko...“, stotterte Shiana, die sich bei dieser Diskussion etwas zurückhielt.

 

„Aber Tiere sind hier nicht gestattet und anderes Spielzeug sowieso nicht... und das Ding hier scheint ja wohl beides zu sein!“

 

Kûosa versteckte sich ängstlich hinter einem Regal. Anscheinend schüchterte ihn der Mann wohl sehr ein.

 

„Hören sie auf, ihn ein Ding zu nennen, sein Name ist Kûosa!“, schrie Tsuru und rannte danach gleich wieder zum Regal, als sie den Surferboy, den besten Freund dieser Puppe zum Super-Sonderpreis sah.

 

„Verstehen sie nicht!?“, machte Sayoko klar, während sie fast auf ihren Zähnen knirschte, als sie dem Mann bedrohlich näher kam, „Wenn sie Kûosa rausschicken brüllt die Kleine hier noch mehr herum, als sie es gerade schon tut und das verscheucht ihnen nur noch mehr Kunden. Außerdem bin ich kurz davor einen Migräne-Anfall zu bekommen, wegen der Kleinen und erst recht wegen ihnen!“

 

„Sayoko, beruhige dich...“, sagte Shiana leise und zerrte sie von dem Mann wieder weg.

 

„Ist ja gut...“, gab der Mann nach und wischte sich mit einem Tuch den Schweiß von der glänzenden Stirn.

 

„Danke sehr“, seufzte Sayoko und genehmigte sich erst einmal, gestresst wie sie wahr, einen köstlichen Schluck Saft.

 

Erleichtert seufzte Shiana aus, erschrak dann jedoch wieder, als Tsuru mit einem Arm voller Puppen wieder ankam.

 

„Kauft ihr die mir?“, bat sie in ihrer quietschigsten Stimme und machte dabei große, glitzernde Augen.

 

Sayoko hätte sich fast an ihrem Saft verschluckt, als sie das sah.

 

„Ich glaube, das ist nicht möglich, Tsuru“, versuchte Shiana es ihr verständlich zu machen.

 

„Aber, aber...“, stotterte Tsuru und fing plötzlich an lauthals zu weinen.

 

„Nicht auch noch das...“, seufzte Sayoko und steckte ihre Flasche weg.

 

 

 

Zur selben Zeit befand sich Ginta in einem kleinen Park und saß gemütlich auf einer Bank.

 

Er sah sich die Leute an, die im Park spazierten und Kinder die spielten.

 

Als er so um sich sah, entdeckte er auf einmal ein altes Pärchen die nicht weit weg von Ginta ebenfalls auf einer Bank saß. Gerade noch konnte er sie hören.

 

„Es wird wohl noch ein Gewitter geben“, meinte die alte Frau.

 

„Ach, Liebling, dann sollten wir wohl bald zurück nach Hause und uns vor unseren Kamin kuscheln“, schlug der Mann vor, der liebevoll seinen Arm um sie legte.

 

Dann küssten sich die beiden und standen auf. Einige Tropfen fielen schon vom Himmel und der alte Mann spannte einen schwarzen Regenschirm, den er dabei hatte. Arm in Arm gingen sie dann davon.

 

„Die sind sicher lange verheiratet“, meinte Ginta und kraulte Myu etwas, „Bemerkenswert, wie man so lange zusammenbleiben kann...“

 

Es tropfte nun etwas mehr. Ginta ließ sich davon wohl nicht stören, aber Myu konnte das gerade gar nicht ab. Sie streckte sich, kletterte wieder in Gintas Tasche und schlief etwas.

 

„Wie viel Zeit wohl vergangen ist?“, wunderte sich Ginta und sah sich wieder etwas um, „Wenn man mal sich irgendwo hinsetzt und nachdenkt, verfliegt die Zeit im Nu.“

 

Nachdem er sich noch einmal streckte, stand auch Ginta wieder auf, nahm seine Tasche und ging in Richtung Café. Ob seine Freunde schon auf ihn warteten?

 

Als er so durch den Park schlenderte, dachte er weiter nach.

 

'Ob ich das mit Shiana nicht lieber vergessen sollte? Sie ist in letzter Zeit so komisch und ich denke ich hab sowieso keine Chance näher an sie heranzukommen...', grübelte er nach und schubste einen kleinen Kieselstein mit seinem Fuß beiseite, 'Gut, fangen wir gleich an die ganze Sache zu vergessen. Wer wohl dieser Denji ist?'

 

Plötzlich hörte man ein lautes Donnergrollen. Kurz darauf regnete es auch stärker. Das Gewitter hatte die Stadt erreicht.

 

Ginta lief nun schneller. Mittlerweile hatte er den Park verlassen, wie es nun auch viele andere Taten. Spaziergänger, Mütter mit ihren Kindern und viele andere Leute. Als Ginta so durch die Straßen der Stadt lief, wurde der Regen immer intensiver und seine Kleidung fing schon an, sich mit Wasser vollzusaugen.

 

Nass wie er war, erreichte er dann doch noch das Café, bevor das nächste Donnergrollen zu hören war. Vor dem Eingang drückte er seinen Umhang etwas aus und schüttelte seine Füße trocken. Nachdem er sich dann auch noch versicherte, dass es Myu gut ging, betrat er das Café.

 

Ginta sah sich um, doch wo waren seine Freunde?

 

Das Café war schön. Überall saßen Leute, aßen Kuchen und tranken etwas, plauderten miteinander und hatten anscheinend viel Spaß. An einem Fenster konnte Ginta ein verliebtes, junges Pärchen entdecken.

 

Was war nur los? Überall schienen nur Pärchen zu sein. Er seufzte kurz auf und sah sich weiter um. An einer Wand ganz hinten im Café, saßen seine Freunde an einem großen Tisch. Freudig winkte die kleine Tsuru ihm zu und rief: „Hier sind wir, Ginta, hier!“

 

 

 

Als er dem Tisch näher kam, merkte er schon, wie schadenfroh Sayoko und Jumon grinsten.

 

„Bist wohl nass geworden?“, bemerkte Jumon hämisch.

 

„Ja, etwas...“, antwortete Ginta und setzte sich zu seinen Freunden.

 

„Hier wärme dich etwas auf“, sagte Shiana und schob ihm eine Tasse Kakao hin, „Der ist für dich.“

 

„Für mich? Das ist aber lieb, danke“, bedankte er sich und sah in die Tassen der anderen, „Und was trinkt ihr?“

 

„Ich trinke einen Tee“, meinte Matra und nahm einen Schluck.

 

„Tsuru haben wir auch einen Kakao bestellt“, antwortete Shiana.

 

„Und wir drei haben uns eine leckere Tasse Kaffee gegönnt“, erklärte Sayoko und rührte noch etwas in ihrem herum.

 

„Ihr trinkt wirklich Kaffee?“, wunderte Ginta sich und nahm einen kleinen Schluck von seinem Kakao, „Ihr hättet mir ruhig auch einen bestellen können.“

 

„Als ob er dir schmecken würde“, behauptete Jumon während er nebenher in einem Buch herumblätterte.

 

„Ich bin doch kein Kind mehr, wenn selbst du einen Kaffee trinkst“, gab Ginta zur Antwort.

 

„Dann probiere ihn doch mal.“

 

Jumon schob Ginta seine Tasse hin. Doch schon nach dem ersten Schluck verzog Ginta seine Miene.

 

„Ist wirklich bitter“, murmelte er und schob die Tasse wieder von sich weg und nahm sich gleich einen großen Schluck von seinem Kakao.

 

Shiana musste grinsen. Anscheinend fand sie es lustig, wie Ginta versucht hatte einen Eindruck zu hinterlassen.

 

„Hach“, seufzte Ginta, „Kakao ist doch auch in Ordnung, nicht wahr Tsuru?“

 

„Japp“, grinste sie und gab Kûosa etwas von ihrem ab.

 

Draußen wurde der Regen immer heftiger, immer wieder blitzte und donnerte es. Gemütlich war dieses Wetter nur, wenn man irgendwo drinnen sitzen konnte und das Wetter nur beobachten musste.

 

 

 

Plötzlich stand ein Mann mit langen blonden Haaren auf.

 

„Oh~ Leider muss ich dich schon verlassen , meinte er und fing plötzlich an zu singen, Jetzt bist du wieder allein, allein denn ich bin wieder weg, so allein allein

 

Es hörte sich grauenhaft an, denn er schaffte es nicht einmal die Töne im Entferntesten zu Treffen.

 

Der junge Mann, der neben ihm gesessen ist, stand nun auf und drückte ihn.

 

„Es tut mir Leid, Edoph. Aber wir sehen uns sicherlich irgendwann wieder! Du weißt ja wo ich wohne, also komm doch mal vorbei, ja?“, verabschiedete sich der Mann von ihm.

 

Er hatte kinnlanges, hellbraunes Haar und trug einen auffälligen weißen Anzug, der mit Gold verziert war. Wohl einer von der reicheren Sorte, dachten sich die Freunde, die die Situation unauffällig beobachteten.

 

„Aber kommst du auch gut nach Hause?“, hakte der junge Mann noch einmal nach, „Es gewittert doch so stark.“

 

„Mach dir doch keine Sorgen, Denji“, versicherte ihm Edoph, „So ein Gewitter wird mir nichts aus machen!“

 

„Wenn du meinst“, sagte Denji noch, drückte Edoph noch ein letztes Mal, „War schön, dich mal wieder getroffen zu haben.“

 

Dann setzte er sich wieder hin.

 

„Das soll Denji sein?“, wunderte sich Ginta und wandte sich wieder zu seinen Freunden.

 

„Anscheinend ist er das“, murmelte Jumon und nahm einen Schluck Kaffee.

 

„Aber es gibt doch bestimmt viele, die so heißen, oder? In meinem Dorf gab es drei weitere Mädchen mit meinem Namen“, erläuterte Matra.

 

„Uzryuuk meinte doch, dass wir ihn schon erkennen, wenn wir ihn sehen“, warf Sayoko ein.

 

Im nächsten Moment wurde Kûosa ganz nervös und stupste Shiana an die Schulter. Mit einer sehr lustigen Pantomime versuchte er ihr klarzumachen, was da vor sich ging. Neugierig blickte Shiana in die Richtung, in die Kûosa zeigte und sie erkannte eine alte, ihnen bekannte Frau.

 

„Wenn man von ihr spricht...“, sagte Shiana, in ihrer gewohnten, leisen Stimme.

 

„Oh! Denji, da bist du ja“, stieß es aus Uzryuuk heraus, als sie ihren Enkel entdeckte. Fest umarmte sie ihn und sah sich noch um bevor sie sich setzen wollte.

 

„Wen haben wir denn da drüben? Ginta und seine Freunde!“, rief sie durch das halbe Café und zerrte an Denji, sodass er aufstand.

 

Die Freunde waren erstaunt darüber, dass dies doch der Denji war.

 

„Schön dich zu sehen“, begrüßte Ginta Uzryuuk und ihren Enkel.

 

„Schön euch wieder zu sehen“, grüßte sie zurück.

 

„Als ob man sich nicht erst gesehen hätte“, warf Matra leise ein.

 

„Darf ich euch vorstellen? Das ist mein Enkel Denji! Denji, das sind Ginta und seine Freunde, von denen ich dir erzählt habe.“

 

„Schön euch kennenzulernen“, grüßte Denji sie und verbeugte sich, „Meine Großmutter hat mir schon viel von euch erzählt. Aber sag mal, Großmutter, wieso wolltest du mich jetzt so dringend sprechen?“

 

„Ach, weißt du, Denji...“, fing sie an und kratzte sich am Bauch, „Weißt du, dir ist doch so oft langweilig und da dachte ich, dass es doch ganz cool wäre, wenn du mit Ginta und seinen Freunde reisen würdest.“

 

Hatte sie gerade cool gesagt? Ginta wunderte sich gerade nur noch über diese alte Frau.

 

„Reisen? Mit den Leuten?“ Er sah durch die Gruppe, erschrak als er Kûosa entdeckte, musterte ihn dann jedoch neugierig und lies seinen Blick wieder Schweifen.

 

„Das sind Sayoko, Kûosa, Tsuru, Shiana, Jumon, Matra und wie gesagt Ginta“, zählte Uzryuuk auf, „Ganz nette Leute, du wirst sicher deinen Spaß haben! Aber ich muss jetzt wieder los!“

 

Schnell grinste sie die Freunde zum Abschied an, zwinkerte Myu, die gerade aus Gintas Tasche spähte, zu und verschwand so schnell wie sie gekommen war.

 

„Tja...“, murmelte Denji und kratzte sich am Ohr.

 

„Hol dir doch noch einen Stuhl“, schlug Sayoko vor, „Und setze dich zu uns.“

 

Als er dies dann auch machte, konnte das Kennenlernen beginnen.

 

„Du bist also dieser Denji...“, meinte Ginta und nahm einen Schluck von seinem Kakao.

 

„Mein Name ist Denji Atsui, bin 18 Jahre alt und joarr“, stellte er sich vor.

 

So wie er es tat, stellten sich die anderen auch mit Namen und Alter vor.

 

„Woher kennt ihr meine Großmutter denn eigentlich?“, fragte er in die Runde.

 

„Ach weißt du“, fing Ginta an zu erklären, „Wir haben sie einmal einfach in einem Haus im Nirgendwo kennengelernt.“

 

„Im Nirgendwo? Wie kommt meine Großmutter ins Nirgendwo?“, lachte Denji.

 

„Nördlich des Berges Shimorita auf einem Pfad lebte sie in einem Haus. Aber anscheinend ist das nicht ihr einziges Anwesen“, wunderte sich Jumon.

 

„Das ist Quark. Meine Großmutter wohnt hier schon, seit ich denken kann und war noch nie auf Reisen oder so“, erklärte Denji und spielte etwas mit einer Serviette herum.

 

„Das ist echt merkwürdig“, warf Sayoko ein. Dann fragte sie: „Du kommst von hier, richtig?“

 

„Ja, ich wohne hier in der Nähe. Bin hier groß geworden...“

 

„Kann es sein, dass dein Vater Politiker ist? Ich habe heute in der Zeitung etwas über ihn gelesen“, erkundigte sich Sayoko weiter.

 

„Ja“, seufzte Denji, „Mein Vater ist hier so etwas wie der nächste Bürgermeister. Das nervt echt schön, sein einziger Sohn zu sein.“

 

„Was machst du so, den ganzen Tag?“, fragte Ginta.

 

Irgendwie war ihm Denji sehr sympathisch. Er war nett und machte wirklich einen guten Eindruck.

 

„Das ist es ja. Ich langweile mich hier zu Tode!“, beschwerte sich Denji und raufte sich durch die Haare.

 

„Das meinte Uzryuuk also damit...“, stellte Matra fest, „Sie will, dass du uns begleitest, nicht wahr?“

 

„Anscheinend...“, murmelte Denji und sah sich noch mal die Freunde etwas genauer an, „Ihr hättet doch nichts dagegen, oder?“

 

„Eine helfende Hand mehr, kann doch nicht schaden, oder?“, lachte Jumon.

 

„Aber weißt du“, fing Ginta an und kam Denji etwas näher, „Unser Ziel ist es gegen eine Organisation anzukämpfen, die sich Shal nennen, hast du von denen schon mal etwas gehört?“

 

„Nein“, schüttelte er den Kopf, „Großpolisheim hatte schon lang keine Verbrecherrate mehr von über vier Prozent und falls diese Organisation auch solche Verbrecher sind, dann wundert es mich nicht, das ich sie nicht kenne.“

 

„So ist das also...“, grübelte Ginta und kratzte sich am Kinn.

 

„Die Shal sind wirklich keine Spaßgesellschaft. Des Öfteren werden wir in gefährliche Kämpfe verwickelt“, erklärte Sayoko, nachdem sie noch einen Schluck Kaffee hatte.

 

„Ach, das ist nicht schlimm! Schon von klein auf lerne ich eine bestimmte Kampftechnik in einer Kampfschule, nicht weit von hier, man will doch fit bleiben, nicht wahr?“, lachte er und stupste Ginta mit seinem Ellbogen. Gintas Amulett vibrierte leicht. War es wieder dieses Zeichen?

 

„Dann wird das wohl kein Problem sein“, meinte Matra, die Denji noch etwas musterte.

 

„Wenn ihr wüsstet!“, lachte Denji und fing an eine Geschichte aus seiner Vergangenheit zu erzählen. Es ging irgendwie um einen riesigen, dicken Jungen der ihn immer ärgerte, aber jedoch von ihm so verprügelt wurde, dass er nie wieder in seine Nähe kam.

 

Und diese Geschichte brach dann das Eis. Die Freunde fingen an sich gegenseitig Geschichten von früher auszutauschen. Zunächst ging es auch darum, wer wen wie oft verprügelte – Sayoko war da ganz vorne mit dabei – und dann wurde Denji so neugierig, dass die Freunde ihm erzählen mussten, was sie so erlebt haben, bevor sie mit auf diese Reise kamen und wieso sie sich für diese Reise entschieden. Ihm wurde auch von Oto und Ryoma erzählt, natürlich auch von Ama, den Vastus Antishal, von Yuu und der Insel und von all den anderen lustigen und Personen, die Ginta und die anderen bisher getroffen hatten. Auch erzählten sie ihm alles über die Shal und jedes Detail davon, wie sie mit dieser dunklen Organisation schon konfrontiert wurden.

 

Bis spät in den Abend saßen sie in dem Café. Zum Glück lud Denji sie zu sich in sein Apartment ein, damit sie sich noch eine Nacht lang ausruhen konnten. Doch er selbst konnte nicht wirklich schlafen. Aufgeregt, dass er nun mit auf diese Reise konnte, packte er das wichtigste Zeug in eine große Tasche.

 

Dann brach auch schon bald der nächste Morgen an.

 

Kapitel 62 – Gefangen im Geisterhaus

 

 

 

Als der nächste Morgen anbrach und die Freunde ihre Sachen packten, stand der Weiterreise nichts mehr im Wege.

 

Doch Denji Atsui, das neue Mitglied der Gruppe, hatte wohl noch einige Sachen zu erledigen, bevor er die Stadt verlassen konnte.

 

So gingen die Freunde also zu Uzryuuks Haus, wo sich Denji von seiner Großmutter verabschiedete. Danach ging es wieder zurück in die Stadt.

 

„Wisst ihr, ich will mein Apartment nicht leer zurücklassen“, erklärte Denji während er die Freunde durch einige ungemütliche Gassen der Stadt führte.

 

Nach kurzer Zeit erreichten sie dann einen kleinen Hof, in dem einige Kinder mit selbstgebastelten Spielzeugen spielten. Die Kinder sahen ungepflegt aus und trugen sehr abgenutzte Kleidung. Sayoko erkannte sofort, wo sie hier war. Ein dumpfes Gefühl machte sich in ihrer Magengegend breit.

 

Denji hielt inne und sah sich um. In einer schattigen Ecke saß ein junger Mann mit kurzem, schwarzem Haar und einem Umhang um seine linke Schulter gelegt.

 

„Nacho, da bist du ja...“, murmelte Denji und ging auf ihn zu.

 

„Denji, was machst du denn hier?“, wunderte sich der Kerl, der auf den Namen Nacho hörte. Zur Begrüßung stand er auf, wodurch sein Umhang zu Boden glitt. Was die Freunde dann jedoch erblickten, schockierte sie. Ihm fehlte der linke Arm.

 

Jedoch funkelten Denjis Augen, als er den Kerl kurz umarmte.

 

„Ach weißt du“, fing Denji an zu erklären, während er sich am Ohr kratzte, „Ich gehe auf Reisen. Zusammen mit diesen Leuten da.“

 

Denji warf einen Blick über seine Schulter. Sein Freund machte einen Schritt zur Seite und musterte Ginta und seine Freunde genau.

 

„Mit denen dort?“, wunderte er sich und zeigte auf sie.

 

„Ja, endlich komme ich von hier fort, Nacho...“, murmelte Denji.

 

„Hast du ein Glück“, entgegnete Nacho und wollte sich wieder hinsetzen, „Bist du hier um mir Lebewohl zu sagen?“

 

„Ja, das und...“, Denji holte den Schlüssel zu seinem Apartment aus seiner Hosentasche, „Du weißt ja, wo ich wohne. Du kannst da übernachten und nimm die Kinder mit, damit sie einmal ein richtiges Dach über dem Kopf haben, ja?“

 

„Das ist eine großzügige Spende, aber ich glaube ich muss ablehnen“, erwiderte Nacho und setzte sich hin. Dann zog er den Umhang wieder über seine Schulter.

 

„Vergiss es! Ich lasse mein Apartment nicht leer zurück. Nimm das jetzt an, bitte...“, bat ihn Denji.

 

Doch sein Gegenüber antwortete nicht. Dann war Denji ihm den Schlüssel vor die Füße.

 

„Wir sehen uns bestimmt einmal wieder“, verabschiedete er sich und ging wieder zu den Anderen. „Ich bin hier fertig, wir können gehen.“

 

Denji lächelte als er das sagte, doch man konnte erkennen, dass es ein gespieltes Lächeln war.

 

Ohne etwas zu sagen gingen seine neuen Freunde mit ihm.

 

 

 

Als sie die dunklen Gassen wieder verlassen hatten und sich langsam dem Stadttor in nördlicher Richtung näher kamen, brach Denji das Schweigen wieder.

 

„Ach, bevor wir die Stadt verlassen, würde ich doch noch so gern an einem alten Haus vorbei!“, bat er seine Freunde.

 

„Was für ein Haus denn?“, hakte Ginta neugierig nach.

 

„Mh... Wie kann ich das nur beschreiben?“, überlegte Denji, „Es ist ein altes Geisterhaus, das mir sehr am Herzen liegt.“

 

„Ein Geisterhaus?“, wunderte sich Jumon.

 

„Müssen wir da unbedingt vorbei?“, beschwerte sich Matra.

 

„Wenn es Denji doch wichtig ist“, bemerkte Sayoko.

 

„Ein Geisterhaus, ein richtiges Geisterhaus!“, jubelte Tsuru, die mal wieder auf Kûosas Schultern saß.

 

„Ja... ach wisst ihr! Seht es doch selbst, wir sind sowieso gleich da“, meinte Denji und lief gleich noch zwei Schritte schneller.

 

„Dann gehen wir halt noch zu diesem Geisterhaus“, murmelte Ginta vor sich hin. Irgendwie fand er es ganz in Ordnung, das alles noch mitzumachen. Denji war ja immerhin ein neuer Freund.

 

Gut, wobei er sich eingestehen musste, dass er ihn noch nicht so gut kannte. Aber trotzdem war schon so viel Vertrauen zu ihm in sich selbst, dass Ginta einfach keine Sorgen hatte.

 

 

 

Kurze Zeit später kamen die Freunde dann an diesem Geisterhaus an. Es war ein altes, verrottetes, großes Gebäude, das ganz allein in einer seelenruhigen Straße stand. Offensichtlich wohnte dort niemand mehr, was ja wirklich kein Wunder war, so wie das Gebäude aussah.

 

Denji öffnete das quietschende, schwarz lackierte Gartentor und ging dann auf die Veranda zu. Entweder war das Gebäude in den Jahren so verdreckt worden, oder die früheren Besitzer standen einfach darauf, die Fassaden und die Veranda in dunklen Farben zu streichen.

 

Denji öffnete langsam die Tür. Er musste dabei vorsichtig sein, denn die Türklinke fiel bei einer zu heftigen Berührung vielleicht schon ab.

 

Ginta und die Anderen folgten ihm unauffällig.

 

„Ach, dieser modrige Geruch ist immer noch der gleiche, wie früher...“, erklärte Denji und nahm nochmal einen kräftigen Zug dieser stinkenden Luft.

 

„Wie kann man sich an so etwas ekligem nur erfreuen?“, wunderte sich Matra, die sich in der Eingangshalle etwas umsah.

 

„Es riecht wirklich appetitlich...“, brachte Ginta gerade noch aus sich heraus, bevor er wieder die Luft anhielt.

 

„Kûosa! Es stinkt total!“, beschwerte sich Tsuru, die sich die Nase zuhielt. Kûosa tat es ihr gleich.

 

„Wem das Haus wohl gehört hat?“, wunderte sich Shiana, die gerade dabei war ein altes, verstaubtes Gemälde an der Wand zu inspizieren.

 

„Das weiß keiner“, meinte Denji, „Deswegen war dieses Haus auch früher solch ein Magnet für mich. Es war einfach spannend hinter seine Geschichte zu kommen, abgesehen von...“

 

„Abgesehen von was?“, fragte Sayoko, die gerade dabei war sich die Gegenstände, die herumstanden näher anzusehen. Sie ging durch den Raum. Jeder Schritt knarrte unter ihren Füßen.

 

„Und wieso ist das hier denn jetzt ein Geisterhaus?“, fragte Jumon, der mittlerweile im Wohnzimmer stand. Er betrachtete alte, zerstörte Regale, in denen wohl nur noch Spinnen hausten.

 

„Weil hier wirklich ein Geist haust“, antwortete Denji, der nun neben Jumon stand und ihm in die Seite stupste, „Ich habe ihn selbst gesehen. Vielleicht siehst du ihn auch.“

 

Denji atmete tief ein und wieder aus, dann gähnte er kurz und ging wieder zurück zu den Anderen.

 

 

 

„Ob er hier irgendwo ist?“, grübelte Jumon nach und schloss kurz seine Augen. Er konzentrierte sich und versuchte nur etwas zu spüren.

 

Auf einmal wurde es kühl und als er seine Augen wieder öffnete, war es recht dunkel.

 

„Was ist denn jetzt los?“, fragte er sich und ging in die Eingangshalle. Doch komischerweise waren seine Freunde da nicht mehr.

 

„Leute? Seid ihr irgendwo? Ginta? Sayoko? Jemand da?“, fragte er immer wieder als er durch den Raum ging.

 

Dann wollte er durch die Eingangstür nach draußen, doch als er die Tür öffnete und durch sie hindurch schritte, stand er plötzlich wieder im Wohnzimmer.

 

„Was ist denn jetzt los?“, wunderte er sich und sah sich verwirrt um.

 

Auf einmal hörte er das Knarren der Bodendielen, oder war es doch die Treppe? Er ging zurück in die Eingangshalle und da kam tatsächlich eine Person die Treppe herunter gelaufen.

 

„Wer bist du!?“, fragte Jumon aufgebracht die Person.

 

„So aber nicht, junger Mann. Ich bin immerhin älter als du, deswegen darfst du mich auch siezen“, meinte der Mann und stand nun vor Jumon. Er sah nicht als aus, die Kleidung die er trug konnte Jumon nicht wirklich zuordnen und anscheinend sprach der Mann ganz normal. Jedoch hatte er so eine merkwürdige Aura um sich herum.

 

„Wer... sind Sie?“, fragte Jumon nun viel wütender.

 

„Das kannst du mir beantworten. Jahrelang hast du meinem Namen nachgeforscht... Klingelt es jetzt?“

 

„Doch nicht etwa... Miraa Liade?“, murmelte Jumon.

 

„Richtig, Kleiner“, lachte der Mann, „Wenn du wüsstest, wie großartig es ist, unsterblich zu sein.“

 

„Jumon gib Acht!“, warnte ihn plötzlich eine andere, männliche Stimme.

 

„Was... was wollt ihr von mir!?“, brüllte Jumon plötzlich und raufte sich die Haare.

 

„Nicht du schon wieder...“, seufzte Miraa Liade, stützte seinen Arm auf seinen anderen und massierte sich die Schläfen, „Was willst du denn hier?“

 

Aus seinem Augenwinkel konnte Jumon einen kleinen dunklen Schatten erkennen, der auf Miraa Liade zusprang. Ein lautes Miauen war zu hören, als die Katze Myu auf Miraa Liades Gesicht sprang und es zerkratzte.

 

„Myu!? Was machst du denn hier!?“, rief Jumon, der vor Verwunderung fast umgefallen wäre.

 

„Das erkläre ich später!“, sprach die Katze mit der Männerstimme zu ihm.

 

„Was soll das hier!? Wo bin ich und was macht Myu und Miraa Liade hier!?“, rief Jumon durch das Haus und rannte ins Wohnzimmer.

 

„Wenn du wüsstest“, lachte Miraa Liade, der sich gegen Myu wehrte und sie nun am Nacken hielt, „Aber was wundere ich mich da? Ich erzähle dir die Geschichte. Du bist doch sicherlich neugierig, wieso ich Miraa Liade bin, nicht wahr?“

 

„Ja und vor allem was du hier tust!“

 

„Jumon verschwinde lieber!“, warnte ihn Myu.

 

„Sei still...“, meinte Miraa Liade und hielt die Schnauze von Myu zu, „Du kennst doch sicherlich schon meine Geschichte, nicht? Tja, der Grund wieso ich verschwunden bin, ist das hier...“

 

„Was?“, wunderte sich Jumon, der sein Gegenüber grimmig anstarrte.

 

„Unsterblichkeit“, lachte Miraa Liade, „Der Grund, wieso ich die Bündnisse mit den Geistern geschlossen hatte, war schlicht und einfach mich dadurch unsterblich zu machen.“

 

„Aber wie soll das denn funktionieren?“

 

„Ist nicht schwer, wenn man es erst einmal gelernt hat...“

 

Irgendwie schaffte es Myu, ihre Schnauze zu befreien und biss Miraa Liade in den Finger, sodass er sie sofort los ließ. Blitzschnell sprintete sie zu Jumon und sprang auf einen Tisch, der neben ihm stand.

 

„Jumon, vertraue diesem Kerl bloß nicht...“, warnte sie ihn wieder.

 

„Aber wieso denn?“, hakte er nach.

 

„Miraa Liade ist der Kerl, der nicht nur sich, sondern auch mich unsterblich machte, aber in dem er meine Seele in diese Katze einsperrte!“, erklärte sie.

 

„Wirfst du mir das immer noch vor, Gaara? Nach all den langen Jahren der Freundschaft...“, seufzte Miraa Liade und ging einige Schritte auf Jumon zu. Myu fauchte. Oder, falls sie noch Myu war.

 

„Wie, du bist gar nicht Myu? Deswegen habe ich diese seltsame Aura von dir gespürt“, stellte Jumon fest.

 

„Gut erkannt. Erzähl nicht den anderen, davon, ja?“, bat die Seele in Myu.

 

„Weil diese Knirpse sonst dahinterkommen?“, lachte Miraa, „Hör nicht auf ihn, Jumon. Wenn du dich mir anschließt, schenke ich dir das ewige Leben!“

 

„Fall nicht auf seine Tricks herein, Jumon... Er will nur deinen Körper, damit er noch länger leben kann...“, erklärte die Myu und fauchte den Mann noch einmal auf bedrohliche Weise an.

 

„Komm, Jumon...“, lud Miraa ihn ein.

 

Vorsichtig näherte sich die Hand des Mannes Jumons Körper, Myu konnte es nicht aushalten und sprang noch einmal auf ihn zu. Diesmal jedoch fing der Körper der Katze Feuer, blaues Feuer um genau zu sein.

 

Mit einer sagenhaften Energie schleuderte die Katze den Mann an die nächste Wand.

 

„Jumon!“, rief Myu.

 

„Oh, ja!“, meinte er und konzentrierte sich. Hier mussten doch sicherlich auch noch andere Geister sein, dessen Kräfte er sich borgen konnte.

 

Doch das einzige was er in den nächsten Augenblicken sah, schockierte ihn noch mehr. Überall wurden nun die Seelen sichtbar, die Seelen der Menschen, deren Energie sicherlich von Miraa Liade gestohlen wurde, oder so etwas in der Art. In den Ecken saßen kleine, dürre Jungen, die Angst hatten. Aus der Küche kam eine Gruppe von jungen, abgemagerten Frauen und vor dem Regal stand ein Mann, der schon fast einem Skelett glich.

 

„Was hast du mit all diesen Leuten gemacht!?“, fragte Jumon, der nun wutentbrannt war.

 

Miraa lachte, als er aufstand und sich den Dreck von der Kleidung klopfte.

 

„Sie alle wurden Teil meiner Unsterblichkeit!“, verkündete der verrückte Mann lauthals.

 

„Verlorene Geister leben nicht! Sie wandeln auf der Erde... und...“, Jumon verschlag es die Sprache. Es wurden immer mehr Geister sichtbar, die durch das Haus wandelten, betend, suchend, sich selbst fragend.

 

„Komm doch, Jumon“, grinste Miraa und streckte seine Hand aus. In diesem Moment schien es, als würde ein Schwert aus seiner Hand herausgleiten.

 

„Nicht auch noch das“, seufzte Myu, deren Feuer nun wieder erloschen war.

 

Miraa Liades Blick veränderte sich von einem auf den anderen Moment. Was wohl eher daran lag, dass seine Haut alterte und seine Augenhöhlen immer dunkler wurden.

 

„Gib mir deine Energie... deine köstliche Energie...“, murmelte der Mann vor sich hin und leckte nun die Klinge seines Schwertes ab.

 

„Jumon!“, rief Myu, „Borge sie dir...“

 

„Geht klar“, meinte er, als wäre seine Angst sofort verflogen. Nun konzentrierte er sich und sammelte all die Energien der Geister, die in diesem Haus waren, einschließlich Myus.

 

Er sammelte die Energie vor seinem Körper und plötzlich baute sich ein großes Wesen auf. Es war ein Knochenmann gewesen, der Miraa Liade sofort angriff. Marionettengleich steuerte Jumon dieses Wesen.

 

Miraa zögerte aber keinen Augenblick und konterte mit seinem Schwert die Hiebe des Knochenmannes. Jedoch merkte man, wer schneller die Oberhand über diesen Kampf gewann. Die verlorenen Geistern bemerkten nun, wie Jumon kämpfte und liefen oder krabbelten zu Miraa, um ihn zu packen. Merklich wurden seine Bewegungen immer langsamer, bis er fast vollkommen von den Geistern festgehalten wurde.

 

„Was... was soll das!?“, brüllte er, während er immer schneller alterte.

 

„Jumon, jetzt!“, meinte Myu und zeigte auf den Knochenmann.

 

Genau, jetzt war es ein guter Zeitpunkt... Jumon ließ den Knochenmann wieder auflösen und konzentrierte die letzte Energie in einer Kugel vor sich. Dann schleuderte er die Kugel direkt auf die Brust seines Gegners. Kurz bevor die Kugel traf, ließen die Geister los und brachten sich so schnell wie möglich in Sicherheit.

 

Als die Kugel auf Miraa Liade brach, erhellte plötzlich ein Blitz den dunklen Raum.

 

„Toll gemacht...“, waren Miraa Liades letzte Worte, bevor sein Körper langsam zu Staub zerfiel. Verschiedenfarbige Lichter strömten nun aus seinem Körper heraus und in die Körper der verlorenen Geister hinein. Das gab ihnen die letzte Kraft, endlich sterben zu können.

 

Nur mit Myu geschah nichts.

 

„Jumon, du darfst keinem davon erzählen, bis ich das nicht selbst geklärt habe, ja?“, befahl im die Katze mit der Männerstimme, „Ich hoffe ich kann auf dich vertrauen, denn gleich löst sich die... au... f...“

 

Mehr konnte er nicht hören. Plötzlich wurde es wieder ganz schwarz vor seinen Augen und er befand sich in einer eigenartigen Leere. Jumon holte tief Luft und atmete wieder auf.

 

Im nächsten Augenblick wachte er in dem Geisterhaus, auf einem Sessel sitzend, wieder auf. Er hustete, weil durch das Aufschrecken so viel Staub aufgewirbelt wurde.

 

„Jumon? Kommst du?“, meinte Denji, der seinen Kopf ins Wohnzimmer streckte, „Wir warten auf dich!“

 

Jumon musste sich erst einmal zurechtfinden. Er beugte sich nach vorne und bemerkte, dass Myu auf seinem Schoß saß.

 

„Ja... gleich“, murmelte er abwesend und versuchte das Geschehene zu verarbeiten. Myu streckte sich, sprang von seinen Beinen und wollte gehen. An der Tür blieb sie stehen und blickte noch einmal zurück zu Jumon. Ein Miauen sollte ihn wohl bitten, endlich aufzustehen und zu den Anderen zu gehen.

 

„Jetzt habe ich ihn also kennengelernt... Mein Vorbild...“, seufzte Jumon und stand auf. Dann kramte er etwas aus seiner Tasche. Es war ein Block und ein Stift.

 

„Ich denke, ich sollte darüber schreiben...“

 

Er machte sich schnell einige Notizen und ging dann zu den Anderen, die sich ungeduldig die Beine in den Bauch standen.

 

„Wo warst du so lange?“, wunderte sich Ginta, der Myu auf den Arm nahm.

 

„Ach... ich hatte nur eine Idee für ein Buch“, meinte Jumon kühl und steckte den Block wieder weg, „Können wir nun gehen? Ich habe richtig Hunger bekommen.“

 

„Ich auch!“, übertönte Tsuru ihr Magengrummeln, „Ich will Steak!“

 

„Das können wir uns nicht leisten“, seufzte Sayoko.

 

„Wir finden bestimmt irgendetwas leckeres“, meinte Jumon und verließ als Erster das Geisterhaus.

 

Kapitel 63 - ...dann gingen die Pläne doch baden

 

 

 

Es wurde Nachmittag, als die Wolken sich langsam verzogen und die Sonne die Erde wieder richtig aufheizen konnte. Dies geschah so plötzlich, dass den Freunden auf einmal sehr warm wurde.

 

„Was ist das für ein Wetter?“, seufzte Jumon und öffnete seine Jacke, „Das kühle Wetter fand ich viel angenehmer.“

 

„So ist das halt“, antwortete Denji, der nicht aufhören konnte zu grinsen, „Ist doch schön! Sei nicht so ein Griesgram und genieße das Wetter. Außerdem ist es Sommer, was erwartest du?“

 

„Ist ja schon gut“, murmelte Jumon. Dann steckte er seine Nase wieder in ein Buch.

 

„Es ist wirklich sehr schön“, bestätigte Shiana, während sie sich eine Strähne hinters Ohr strich.

 

„Spiel mit mir!“, quietschte Tsuru, die neben ihr lief.

 

„Später vielleicht, ja?“, antwortete sie ihr kühl. Anscheinend war Shiana heute wohl nicht so gut zu sprechen.

 

„Okay...“, schmollte Tsuru und wandte sich wieder zu Kûosa.

 

„Leute...“, fing Ginta auf einmal an, „Ich bin dafür, dass wir eine Pause einlegen.“

 

„Dafür bin ich auch“, stimmte Sayoko ihm zu, „Wir sind ja schon fast einen Tag lang unterwegs, wir sollten uns auch etwas Ruhe gönnen. Außerdem wissen wir gerade sowieso nicht genau, wo hin wir laufen.“

 

„Wenn ihr meint, können wir schon eine Pause machen“, wandte Denji ein, blieb stehen und verschränkte seine Arme vor der Brust, „Aber, wisst ihr... Ich kenne mich hier noch recht gut aus und wenn wir nur etwas weiter laufen, kommen wir an einen wunderschönen See!“

 

„Hört sich gut an“, meldete sich auch Matra zu Wort, „Wenn der doch ach so schön ist.“

 

„Ein See? Na gut...“, nuschelte Jumon. Hauptsache er konnte sich unter einen schattigen Baum legen und lesen. Das war ihm das wichtigste.

 

„Gut, dann ist das ja geklärt!“, jubelte Denji, „Dann geht es auf zum See!“

 

 

 

So erreichten die Freunde nach nicht allzu langer Zeit einen riesigen See, dessen Schönheit in einer prachtvollen Umgebung noch mehr zur Geltung kam.

 

Der See war so groß, dass die Freunde nicht einmal jemand anderen begegneten. An einer hübschen Lichtung schlugen sie ihr Lager auf. Blumen wuchsen auf der Wiese. Am Ufer zum See wuchs Schilf. Ab und zu sprang ein Eichhörnchen von Baum zu Baum, oder eine Ente flog vorbei und landete auf dem Wasser.

 

„Ist es nicht klasse!?“, strahlte Denji und tänzelte umher.

 

„Sehr schön“, murmelte Shiana und sah sich um.

 

Der See war so strahlend und klar, das Blau des Wassers war unglaublich kräftig. Selbst Jumon musste eingestehen, dass es hier spitze war.

 

„Wenn Oto das nur sehen könnte“, nuschelte Ginta, während er Sayoko das Zelt aufbauen half.

 

„Was sagtest du?“, hakte sie nach, weil sie es nicht richtig verstanden hatte.

 

„Ach... nichts“, meinte Ginta und baute stumm das Zelt auf.

 

Als die anderen ihre Nachtlager ebenfalls aufgebaut hatten, konnte man nun entspannen., wobei das einigen nicht gewährt wurde.

 

„Kommt mal alle her“, meinte Matra, die einige kurze Ästchen in den Händen hielt, „Was haltet ihr davon, wenn wir heute auslosen, wer kochen muss?“

 

„Auslosen? Wieso sollten wir das auslosen?“, wunderte sich Jumon der sein Buch beiseite lag.

 

„Ich finde, dann hat jeder eine faire Chance. Die die nicht Kochen, dürfen sich dann natürlich ausruhen und sonst etwas machen“, erklärte Matra. Zum Glück merkte keiner, was für Hintergedanken sie hatte.

 

„In meinen Händen halte ich verschieden lange Stöckchen. Drei von ihnen sind länger als die anderen und die von uns, die die langen Stöckchen ziehen, werden Kochen müssen!“, grinste sie während sie die Stöckchen den anderen so hinhielt, dass keiner erkennen konnte, welcher davon ein langes gewesen wäre.

 

Ihre rechte Hand hielt sie Ginta, Jumon und Denji hin. Die andere Hand streckte sie zu Sayoko, Shiana und Tsuru. Dann zogen alle, sodass Matra in ihrer Linken noch ein Stöckchen für sich selbst hatte.

 

Alle betrachteten ihre Stöckchen und verglichen sie mit den anderen.

 

„Mist!“, sagten Ginta, Denji und Jumon fast gleichzeitig.

 

„Habt ihr wohl Pech gehabt“, lachte Sayoko.

 

„Du hast uns doch ausgetrickst! Gib das zu, Matra!“, beschwerte sich Jumon, der sein Stöckchen aus Wut auf den Boden warf.

 

„Und wenn? Ihr hättet das auch durchschauen können“, grinste sie, „Jetzt sieh es doch nicht so eng, Jumon. Dann können wir Mädchen uns auch einmal einen schönen Abend machen.“

 

„Ja, macht das ruhig“, warf Ginta in die Diskussion, bevor sie noch mehr ausartete, „Dann kochen wir Jungs eben! Ist ja nicht so wild.“

 

„Also dann“, grinste Matra überlegen und verschwand, „ruft uns, wenn das Essen fertig ist!“

 

„Ich werde mich wohl etwas an den See setzen“, meinte Sayoko und stand auf.

 

„Warte, ich komme mit dir“, sagte Shiana und folgte Sayoko.

 

„Wenn du willst, kannst du spielen gehen“, lächelte Ginta Tsuru an.

 

„Danke!“, grinste die kleine Tsuru bis über beide Ohren, packte Kûosa an der Hand und erkundete die Gegend.

 

„Dann sind wir wohl unter uns Jungs“, erklärte Denji, dessen Augen auf einmal glitzerten, „Ich hab schon lang gewartet, euch mal näher kennenzulernen!“

 

Ginta grinste und Jumon seufzte genervt.

 

„Dann lasst uns mal anfangen“, fing Ginta an, „Denji, magst du etwas Feuerholz sammeln?“

 

„Aber ich wäre gerne bei euch...“, murmelte er, „Na gut! Wir sehen uns ja gleich wieder.“

 

Dann machte sich Denji auf die Suche nach Feuerholz.

 

 

 

„Ist alles in Ordnung mit dir, Ginta?“, erkundigte sich Jumon, der schon einmal anfing die Lebensmittel aus den Taschen zu räumen.

 

„Wie meinst du das? Warum sollte nichts in Ordnung sein?“, wunderte sich Ginta, der sich um die Töpfe kümmerte.

 

„Du bist in letzter Zeit so launisch. Ich mache mir Sorgen...“, meinte Jumon und stand auf, „Kommst du kurz mit zum Wasser? Diese Früchte brauchen noch eine Wäsche.“

 

Ginta nickte und stand auf. Da nahm er gleich die Töpfe mit um sie mit Wasser füllen zu können.

 

„Launisch? Ach was...“, stritt Ginta ab, während sie hinunter zum Wasser gingen.

 

Beide knieten sich in den Sand und Ginta füllte die Töpfe mit Wasser, während Jumon die Früchte und das Gemüse wusch.

 

„Streite das nicht ab, Ginta. Wir merken alle, dass du gerade nicht in bester Verfassung bist. Man merkt dir voll an, wann du nicht gut drauf bist“, erklärte Jumon.

 

„Das ist doch ganz normal“, murmelte Ginta und drehte seinen Kopf zur Seite. Das Licht glitzerte auf der Wasseroberfläche. Dann sah er das Ufer entlang und sah in der Ferne auf einem großen Stein Sayoko und Shiana sitzen. Von Gintas Position konnte man Shianas Spiegelung im Wasser kaum wahrnehmen. Vielleicht lag es an ihrem wunderschönem blauen Haar, das sich mit dem Wasser zu verbinden schien. Es sah so aus, als würden sich die Beiden unterhalten.

 

„Es ist immer noch wegen ihr, stimmt es?“, entdeckte Jumon, als er bemerkte, wohin Ginta blickte. Gintas Schweigen genügte ihm als Antwort.

 

 

 

Zur gleichen Zeit unterhielten sich Shiana und Sayoko über ein ganz ähnliches Thema.

 

„Ist mit dir alles in Ordnung, Shiana?“, hakte Sayoko nach, die ihre Füße ins Wasser steckte.

 

Shiana atmete schwer aus.

 

„Ich weiß auch nicht...“, erklärte sie mit ihrer zarten Stimme.

 

„Liegt dir irgendwas auf dem Herzen? Mir kannst du es doch erzählen“, lächelte Sayoko sie an.

 

'Ich hoffe, es liegt nicht an jemandem in der Gruppe', seufzte Sayoko innerlich, 'Das würde nur zu Problemen führen.'

 

Shiana seufzte wieder.

 

„Ist es wegen Denji? Oder Matra? Es scheint mir, als könntest du ihnen noch nicht so gut vertrauen...“, erkundigte sich Sayoko. Irgendeinen Grund musste es doch geben, dachte sie sich.

 

„Nein“, antwortete Shiana, „Denji scheint sehr nett zu sein. Und auch wenn Matra... Matra ist auch nett.“

 

„Was ist es dann? Ist es das Reisen? Die Probleme mit den Shal? Kann ich dir irgendwie helfen?“

 

„Nein, ist schon gut!“, stieß es aus Shiana heraus. Dann stand sie auf, schnappte sich ihre Tasche und verschwand.

 

„Was für ein merkwürdiges Mädchen“, fasste Sayoko aus dieser Reaktion, „Nun, vielleicht braucht sie immer noch etwas mehr Privatsphäre als die anderen. Dennoch verlässt mich das Gefühl nicht, dass mit ihr irgendetwas komisch ist. In ihr geht was vor...“

 

Plötzlich hörte Sayoko ein lautes Schreien. Als sie aufsah, erkannte sie, dass Ginta etwas weiter entfernt ins Wasser gefallen war.

 

 

 

„Was sollte das!?“, brüllte Ginta, der aus dem Wasser stieg, „Du kannst mich doch einfach nicht so erschrecken!“

 

„Das tut mir Leid“, meinte Denji kleinlaut, „Wusste nicht, dass du so schreckhaft bist.“

 

„Hach... schon gut! Was soll es, die Kleidung trocknet sowieso bald wieder“, meinte Ginta, schnappte sich die Töpfe mit Wasser und ging zurück zum Lager.

 

Jumon schnappte sich grinsend das Obst und das Gemüse: „Scheint ja doch noch ein lustiger Abend zu werden.“

 

Als sie am Lager ankamen, hing Ginta seine Kleidung zum Trocknen auf. Er saß dann nur noch in Unterhosen neben Jumon und schnitt mit ihm die Zutaten zurecht, während Denji das Feuer machte.

 

„Shiana war in letzter Zeit auch etwas komisch drauf, nicht wahr? Das macht dir doch zu schaffen“, fing Jumon beiläufig an.

 

„Ich glaube sie hat es gemerkt...“, erklärte Ginta.

 

„Was gemerkt?“, wunderte sich Denji, „Dass du auf sie stehst?“

 

„Denji!“, unterbrach ihn Jumon, „Ich glaube nicht nur sie merkt es. Die anderen bekommen bestimmt auch bald Wind davon.“

 

„Aber warum muss sie dann so komisch zu mir sein?“, seufzte Ginta und warf die Zutaten in den großen Topf mit kochendem Wasser.

 

„Das weiß ich nicht“, meinte Jumon und tat es Ginta gleich, „Ich bin ja kein Mädchen, ich könnte das nicht einmal erahnen.“

 

„Selbst Sayoko und Matra könnten das nicht, denn jede Person reagiert auf so etwas ganz anders“, erläuterte Denji, der nun auf einmal so klug und erwachsen wirkte.

 

„Das Essen wird bald fertig sein“, wechselte Ginta das Thema, „Ich sollte die Anderen nun holen.“

 

Dann stand er auf und machte sich auf den Weg. Er spazierte noch ein wenig durch die Gegend, bevor er die Mädchen holte.

 

 

 

„Ich hab die Idee!“, rief Denji auf einmal, „Ich weiß ja nicht wirklich, was zwischen den Beiden abläuft, aber wie findest du es, wenn wir für Shiana und Ginta eine kleine Nachspeise zubereiten, die sie zusammen am See essen können? Dann können die Zwei auch über alles reden.“

 

„Das ist eine echt eigenartige Idee! Ich bin auf jeden Fall dagegen“, murmelte Jumon und rührte das Essen im Topf um.

 

„Aber vielleicht hilft es ja! Ein nettes Essen beruhigt die Nerven, dann kann man auch gut reden.“

 

„Wenn du meinst... Kannst das ja ruhig alleine planen“, sagte Jumon in einem eher genervtem Ton.

 

„Geht klar!“, grinste Denji und kramte in seiner Tasche.

 

 

 

Nach einiger Zeit kam auch Ginta mit den Mädchen zurück.

 

Die Sonne kam dem Horizont immer näher und die Freunde genossen das Essen. Sie plauderten ein wenig und erzählten sich Geschichten.

 

Nach einiger Zeit, die Sonne wich mehr und mehr dem Sternenhimmel, kam Denji dann mit einer Idee.

 

„Ginta, Shiana... ich hab für euch einen speziellen Nachtisch!“, grinste er und stand auf.

 

„Einen Nachtisch?“, wiederholte Ginta.

 

„Ja, einen Nachtisch. Wenn ihr kurz mitkommt?“

 

Shiana und Ginta standen auf und folgten Denji, der sie an einen gemütlichen, romantischen Ort am See brachte. Er hatte einige Kerzen vorbereitet, sodass man auch etwas sehen konnte. Dann stellte er zwei Schüsseln mit etwas Dunkeln darin auf einen Stein am Wasser, auf die sich die Zwei setzten.

 

„Für was ist dieser Nachtisch?“, fragte Ginta nach.

 

„Ach, weißt du Ginta... Irgendwie muss ich mich ja bei dir bedanken, dass du mich mitgenommen hast, auf deine Reise! Und dir Shiana, ich hoffe einfach, dass der Nachtisch schmeckt“, grinste Denji wieder und verschwand dann plötzlich.

 

 

 

„Denji ist schon komisch“, meinte Ginta und rührte etwas in diesem Brei herum, der anscheinend der Nachtisch sein sollte.

 

„Mhh...“, gab Shiana nur von sich und nahm einen Löffel.

 

Ginta traute sich erst nicht, probierte dann doch von dem ominösen Nachtisch.

 

„Wäh! Wie eklig ist denn das!?“, rief Ginta plötzlich und stellte die Schüssel beiseite, „Echt widerlich, was da wohl drin ist?“

 

„Schmeckt wirklich schlecht“, meinte auch Shiana und verzog etwas ihr Gesicht.

 

„Also, wenn das ein Scherz gewesen sein sollte, dann bekommt Denji von mir noch eine Abreibung.“

 

„Aber er hat doch sein Bestes probiert, vielleicht kann er nicht so gut kochen?“, versuchte es sich Shiana zu erklären.

 

„Da hast du recht...“, stimmte Ginta zu und starrte auf den See, „Schön, nicht wahr?“

 

„Er ist so ruhig...“, meinte Shiana und genoss den Augenblick noch für eine Weile. Dann stand sie auf und ging, ohne Ginta noch ein Wort zu sagen.

 

„Shiana...“, murmelte er und sah ihr noch hinterher, „Dann bleibe ich noch ein Weilchen hier sitzen.“

 

Innerlich seufzte Ginta. Irgendwie schlug sein Herz plötzlich schneller. Aber nicht so vor Aufregung oder vor Freude. Es war ein anderes, beunruhigendes Schlagen.  Dann fuhr ein komisches Gefühl durch ihn und er bekam Gänsehaut.

 

„Ich hätte mich doch wieder anziehen sollen“, meinte Ginta zu sich selbst.

 

 

 

Shiana kam wieder zur Gruppe. Erwartungsvoll blickte Denji sie an. Doch sie würdigte ihm keinen Blick, nahm sich aus ihrer Tasche ein kleines Buch und einen Stift und ging wieder.

 

„Was... war das eben?“, wunderte sich Jumon dem es kalt dem Rücken hinunterlief.

 

„Ist sie böse?“, fragte Tsuru, doch keiner antwortete ihr.

 

'Anscheinend schreibt sie Tagebuch. Das mir das noch nicht aufgefallen ist...', dachte sich Sayoko.

 

„Dann ist dein Plan wohl in die Hose gegangen“, erklärte Jumon offiziell.

 

„Wohl wahr“, seufzte Denji und starrte ins Feuer.

 

„Welcher Plan?“, hakte Matra nach.

 

„Ach...“, fing Jumon an und erklärte den Mädchen Denjis Plan.

 

 

 

Ginta saß immer noch am Ufer. Auf einmal sah er etwas eigenartiges in der Mitte des Sees. Die Wasseroberfläche bewegte sich auffällig und es schien, als würde tief im Wasser etwas leuchten.

 

„Was ist das?“, fragte sich Ginta selbst und versuchte genauer hinzusehen. Doch er erkannte nichts. Deswegen entschloss er kurzerhand ins Wasser zu springen und das Ereignis aus nächster Nähe zu betrachten.

 

Als er dem komischen Brodeln näher kam, tauchte er hinab in das klare Wasser. Endlich konnte er erkennen, was da vor sich ging. In dem See lag ein Schiffswrack, aus dessen Inneren das Leuchten zu kommen schien. Doch was war es?

 

Ginta schwamm noch einmal zurück zur Oberfläche, holte tief Luft und tauchte wieder ab in die Tiefe. Er versuchte dem Wrack näherzukommen und herauszufinden, woher das Leuchten kam.

 

Doch bevor er genau erkennen konnte, was da war, nahm ihn eine starke Strömung plötzlich mit und schleuderte ihn durchs Wasser. Durch den Schock wollte er Luft holen und schluckte Wasser. Krampfhaft versuchte er zurück an die Oberfläche zu schwimmen, als eine andere Strömung ihn zurück an den Grund drückte. Die Strömung war so stark, dass er gegen das Wrack geschleudert wurde und sich die Brust am aufgerissenen Metall verletzte. Langsam floss das Blut aus seiner Wunde und färbte das Wasser um ihn herum rot.

 

Er wollte nach Hilfe schreien, aber konnte nicht, da er sonst noch mehr Wasser schlucken würde. Verzweifelt strampelte er um sein Leben. Sein Blick wurde immer trüber.

 

Doch was war das? Plötzlich vernahm er vor dem Leuchten ein Schatten. Er versuchte genauer hinzusehen, doch erkannte nur eine Person mit einem Zopf. Einem Zopf wie Ryoma ihn trug? Es sah so aus, als käme ihm Ryoma zur Hilfe, es beruhigte ihn. Dann fiel er in Ohnmacht.

 

 

 

Als er wieder zu sich kam, saßen neben ihm Jumon und Denji.

 

„Er... er ist wieder wach!“, jubelte Denji.

 

Jumon lächelte Ginta an: „Na, wieder wach?“

 

„Was... was ist passiert“, murmelte Ginta und hielt sich den Schädel, „Au...“

 

Als er seinen Arm wieder senkte, bemerkte er, wie seine Brust schmerzte.

 

„Auuuuuu....“, gab er von sich und tastete seine Brust ab, „Ein Verband?“

 

„Wir wissen auch nicht, was passiert ist, aber du lagst am Ufer, irgendjemand hatte deine Wunde schon versorgt. Aber dennoch ein Glück, dass Shiana dich entdeckt hat!“, erklärte Jumon.

 

„Nur gab es da eine Sache...“, grinste Denji, der sich das Lachen wohl nicht richtig zurückhalten konnte. Er fing das Kichern an, als er mit der Hand auf Gintas Unterleib deutete. Ginta verstand nicht so recht. Also beugte er seinen Kopf nach vorne und bemerkte, dass ein Handtuch auf seinem Schoß lag. Denji lachte nun lauthals, was Ginta noch mehr Sorgen bereitete. Vorsichtig hob er das Handtuch und entdeckte, dass er seine Bekleidung verloren hat.

 

„Das... das ist doch nicht!?“, stammelte Ginta und starrte Jumon mit weit aufgerissenen Augen an.

 

„Anscheinend doch... Sie ist ganz schnell zu uns gekommen und meinte nur, dass Denji und ich uns um dich kümmern sollten. Keine Sorge, es war dunkel, sie hat wahrscheinlich nichts gesehen...“

 

„Oh... das… GIBT’S NICHT!“, brüllte Ginta so laut, dass die Vögel aus den Baumkronen davonflogen. Schrecklich, bei dem Gedanken daran, dass Shiana ihn nackt gesehen hat, wäre er am liebsten noch einmal in Ohnmacht gefallen.

 

„Aber eine nette Anekdote für deine späteren Enkel“, kugelte sich Denji vor Lachen, „Warum hast du uns nicht gesagt, dass du Nacktbaden wolltest!?“

 

„Ach Denji...“, seufzte Jumon und massierte sich die Schläfen.

 

„Das ist doch wohl nicht wahr!“, heulte Ginta und schlug mit seinen Fäusten in den Boden.

 

Nachdem sich wieder alle eingekriegt hatten, Ginta sich anzog und alle wieder zu den Mädchen gingen, wurde es auch langsam Zeit zum Schlafen.

Was war noch einmal passiert? Ginta wollte sich erinnern, doch das einzige, das ihm im Gedächtnis blieb, war die merkwürdige Silhouette, die wie Ryoma aussah... Hat er Ginta gerettet?

Kapitel 64 – Ein geheimes Abkommen

 

 

 

Es wurde langsam Nacht, als ein Mädchen mit blonden Haaren genug vom Laufen hatte.

 

„Schatz, wollen wir nicht eine Pause machen? Wir können sie morgen sicherlich einholen“, bat sie ihren Freund und schmiegte sich an seine Brust.

 

„Na gut“, gab ihr Freund nach, „Wir sind ja heute lang genug gelaufen.“

 

Dann setzte er sich auf den Boden, lag seine Tasche beiseite und ließ sich ins Gras fallen.

 

„Wann wir sie wohl endlich finden werden?“, seufzte das Mädchen und setzte sich neben ihren Freund.

 

„Kopf hoch, das wird schon, Oto...“, munterte er sie auf. Zärtlich streichelte er ihren Rücken, während sie in den Sternenhimmel blickte.

 

„Es ist echt schön hier, nicht wahr Ama? So friedlich.“

 

„Das stimmt. Schön, auch mal wieder aus dem ganzen Großstadttrubel herauszukommen.“

 

„Wie Recht du hast. Das habe ich in der Zeit schon fast vergessen gehabt.“

 

Oto beugte sich zu Ama und gab ihm einen Kuss.

 

„Ich liebe dich“, hauchte sie in sein Ohr.

 

Ama musste grinsen. Es war so schön, mit Oto zusammen zu sein. Schon seit ihrem ersten Treffen wusste er, dass in ihr etwas Besonderes steckte.

 

Sie lehnte sich weiter über ihn. Ihre blonden Haare fielen in sein Gesicht und kitzelten seine Nase. Erleichtert atmete Ama aus. Es war schön auch solche Momente zu erleben, etwas ganz anderes, als die Hektik, die sie seit ihrem Aufbruch hatten. Der Druck, Ginta so schnell wie möglich wiederzusehen und mit ihm zu reden, war ziemlich hoch gewesen. Jedoch konnte Oto dank Ama einmal für einige Minuten die Augen schließen und Ruhe atmen. Bald würden sie es schaffen, Ginta und die anderen einzuholen.

 

 

 

Auf einmal hörten die Beiden ein lautes Platschen, als ob etwas in den See gefallen wäre. Neugierig standen sie auf und betrachteten das Geschehen. Ama musste genauer hinsehen, damit er erkannte, dass eine Person im See schwamm.

 

„Das ist wohl nur ein Nachtbader“, meinte er und wollte sich wieder hinlegen.

 

Aus einem unerfindlichen Grund konnte Oto ihren Blick aber nicht abwenden. Wer war diese Person? Sie kam ihr so vertraut vor. Die Person tauchte, dann dauerte es etwas, bis sie wieder an die Oberfläche des Wassers kam. Dann tauchte sie wieder ab.

 

„Es gibt schon komische Personen“, murmelte Oto.

 

„Dass es ihm zum Schwimmen nicht zu kalt ist, ist schon ein Wunder...“, meinte Ama und gähnte.

 

In Oto machte sich plötzlich ein komisches Gefühl breit. Ihre Sorge ließ sie unruhig hin und herrutschen.

 

„Beobachtest du ihn immer noch?“, wunderte sich Ama.

 

„Ja...“, meinte Oto, „Entweder kann der sehr lange die Luft an halten, oder...“

 

Sie wartete einen Augenblick, bis sie weitersprach.

 

„... oder er kommt nicht mehr hoch.“

 

„Wie lange ist er jetzt schon unten?“, fragte Ama, der die Zeit aus den Augen verlor.

 

„Etwas...“, antwortete sie.

 

Ein wenig später fing die Wasseroberfläche sich zu bewegen an und dann stiegen einige Blasen auf.

 

„Schatz, ich glaube der geht unter“, sagte sie mit zittriger Stimme.

 

„Wirklich?“, erkundigte sich Ama und stand auf um sich das anzusehen, „Tatsächlich!“

 

Schnell zog er seine Jacke aus, warf sie auf den Boden und sprintete zum Wasser, um dann hineinzuspringen. Oto folgte ihm zum Ufer.

 

Ama schwamm so schnell wie möglich zur Stelle, holte tief Luft und tauchte ab.

 

Was er da zu erkennen glaube, erstaunte ihn. Es war nicht irgendeine Person, es war Ginta. Die Strömungen waren sehr stark, was sehr merkwürdig für einen See war.

 

Er tauchte also tiefer um zu Ginta zu gelangen, er packte ihn unter den Armen und zog ihn nach oben. An der Oberfläche angelangt schwamm er mit dem bewusstlosen Jungen zum Ufer.

 

„Oto!“, rief er, „Er ist verletzt!“

 

Dieser Satz legte in ihrem Kopf einen Schalter um. Ohne zu zögern schnappte sie sich ihre Tasche, in der das Nötigste drin war und rannte zurück zum Ufer. Dort angekommen sah sie zu, wie Ama das Wasser aus Gintas Lunge presste. Er holte wieder Luft.

 

„Ginta“, murmelte sie während sie seine Wunde säuberte, einsalbte und verband.

 

„Endlich haben wir dich gefunden“, sprach sie den bewusstlosen Jungen an, „Ich muss dir doch so dringend etwas erzählen...“

 

Sie streichelte sein feuchtes Haar.

 

„Oto“, unterbrach sie Ama.

 

„Was ist?“, wunderte sie sich und sah ihren Freund verzweifelt an.

 

„Schön dich zu sehen“, sagte plötzlich eine andere Stimme und eine weitere Person trat hinter einem Baum hervor.

 

 

 

Die Person nahm ihre Kapuze herab. Es war dunkel, aber dennoch konnten Oto und Ama erkennen, um wen es sich bei dieser Person handelte.

 

„Ryoma? Was... was machst du denn hier!?“, geschockt stand sie auf.

 

„Oto, wir sollten reden...“, fing er an und nickte Ama kurz zur Begrüßung zu.

 

„Was soll das!?“, brüllte Oto und fing fast zu weinen an, „Wieso verschwindest du einfach, ohne was zu sagen und... und...“

 

Oto hätte sich am liebsten auf ihre Knie fallen lassen. Was suchte Ryoma hier und wieso trug er die Uniform der Shal?

 

„Oto, beruhige dich“, meinte Ryoma und zog sich wieder die Kapuze über, „Ich habe meine Gründe dafür...“

 

„Was hast du für Gründe in den Archiven einzubrechen und Daten zu stehlen!? Arbeitest du für die Shal?“

 

„Du verstehst das falsch...“

 

„Was kann ich daran falsch verstehen? Ama hilf mir doch...“, verzweifelte Oto.

 

„Hör zu Ryoma, sag uns einfach, was das soll“, bat er ihn auf eine bestimmte, aber dennoch höfliche Art.

 

„Du müsstest wissen, Oto, dass ich niemals den Shal freiwillig beitreten würde.“

 

„Wieso siehst du dann aus wie einer?“, fragte sie. Seine Antwort verwirrte sie nur noch mehr.

 

„Ich habe da etwas nachzuforschen. Es geht um mich. Tut mir Leid, falls ich einen falschen Eindruck hinterlasse.“

 

„Einen falschen Eindruck!? Was meinst du, wie das wirkt, wenn man einfach ohne etwas zu sagen abhaut? War das so dringend?“

 

„Ja, es war so dringend!“, meinte Ryoma und kam Oto näher. Seine Augen leuchteten. „Es ist mir eben wichtig. Deswegen...“

 

„Deswegen was?“, hakte Ama nach.

 

„Deswegen bitte ich euch, Ginta nichts zu erzählen. Er soll nicht glauben, dass ich den Shal beigetreten bin, oder nur so tue.“

 

„Was meinst du, mit nur so tun?“, wollte Oto wissen und blickte kurz zu Ginta. Er war immer noch bewusstlos.

 

„Es ist einfacher, die Shal von innen zu zerschlagen. Außerdem komme ich so an die Informationen die ich brauche, um meinem Ziel näher zu kommen“, erklärte Ryoma und drehte  seinen Kopf beiseite um zu seufzen.

 

„Ich kann euch noch nicht alles verraten“, meinte Ryoma, „Aber ich bitte euch als Freunde, dass ihr es ihm nicht sagt.“

 

„Wie gefährlich ist deine Mission?“, wollte Ama erfahren.

 

Ryoma brauchte nichts sagen. Er zog einfach seinen linken Ärmel nach oben. Zu sehen war eine tiefe, lange Narbe auf seinem Oberarm.

 

Oto wusste nicht, was sie denken sollte. Ryoma folgte also einem Ziel, tat so als wäre er ein Shal um an Informationen zu kommen und sie gleichzeitig von innen zu zerschlagen? Sie versuchte alles so gut wie möglich zu verstehen und nachzuvollziehen.

 

Ryoma krempelte den Ärmel wieder nach unten.

 

Dann war es still, keiner traute sich etwas sagen.

 

 

 

„Jetzt haben wir ihn endlich eingeholt“, meinte Oto plötzlich, „Und ich merke, dass er bis jetzt ganz gut allein zurecht kam.“

 

„Vergiss nicht die anderen“, sagte Ryoma, „Er ist nicht allein, das war er nie.“

 

Auf einmal hörten sie etwas knacken.

 

„Da kommt wer...“, bemerkte Ama.

 

„Es ist Shiana!“, erkannte Ryoma und sagte noch schnell, „Ich muss wieder...“

 

Dann wollte er gehen aber Oto hielt seinen Arm fest. Sie drehte sich zu Ama und nickte ihm zu. Irgendwie verstand er, was sie meinte.

 

„Ryoma, können wir dir nicht helfen? Ginta braucht unsere Hilfe momentan noch nicht und ich merke, dass du die Hilfe mehr brauchst.“

 

Ryoma zweifelte, dass ihm Oto und Ama eine Hilfe sein könnten. Aber er konnte einfach nicht nein sagen, als er in Otos Augen sah.

 

„Na gut!“, gab er nach und rannte los. Oto und Ama folgten ihm ohne zu zögern.

 

Kurz darauf fand Shiana Ginta am Ufer liegen.

 

Kapitel 65 – Auf, auf!

 

 

 

Die Sonnenstrahlen schienen durch die Kronen der Bäume. Durch das Licht glitzerte der Tau auf dem Gras und den Blättern der Büsche. Ginta seufzte auf, als er aufwachte. Sein Brustkorb bewegte sich schwer. Langsam tastete er sich ab und spürte den Verband, der um seinen Körper gewickelt war. Mit einem Ruck zog er seine Hand von der Verletzung weg. Ein stechender Schmerz fuhr durch seinen Körper. Vorsichtig setzte er sich auf. Hinter ihm lag eine unruhige Nacht.

 

„Guten Morgen“, flüsterte eine Stimme. Ginta sah sich um und entdeckte Shiana, die die aufgehende Sonne betrachtete.

 

„Morgen“, antwortete Ginta leise.

 

Was sollte er noch sagen? Er traute sich nicht, ein Gespräch mit ihr anzufangen. Vielleicht lag es an ihrem komischen Verhalten in letzter Zeit, vielleicht auch wegen dem peinlichen Ereignis von letzter Nacht. Oder der Grund war dieses eigenartige Gefühl, das ihn davon abhielt, während er Shiana so betrachtete, wie sie in die Ferne starrte. Das sanfte Licht ließ ihre weiche, blasse Haut leuchten. Ihr blaues Haar betonte ihre funkelnden Augen, sodass man sich in ihnen verlieren konnte.

 

Sie bewegte Ginta.

 

Er biss sich auf die Unterlippe. Es war die Unsicherheit in ihm, die ihn aufwühlte und seine Gedanken durcheinander brachte. Ginta mochte Shiana sehr, er mochte alles an ihr. Doch er konnte sich ihr Verhalten nicht erklären. Dieses Mädchen war undurchsichtig, in dem, was sie dachte, was sie sagte und wie sie handelte. Es war verwirrend.

 

Ginta bemerkte nicht, dass Jumon seine Augen geöffnet hatte und ihn beobachtete. Auch, dass Jumon einen gewissen Verdacht hatte, bemerkte Ginta nicht sofort. Erst als ein weiteres „Guten Morgen“ ihn aus seinen Gedanken riss, fand er sich wieder. Diese Fragen, die sich Ginta stellte, sollten ihn noch eine Weile begleiten.

 

 

 

Es dauerte nicht lange, da wachten die Anderen auf. Zusammen frühstückten sie etwas und machten sich für die Weiterreise startklar. Diesmal führte Denji wieder die Gruppe an, da er sich in dieser Gegend besser auskannte als der Rest der Gruppe.

 

„Ach, ist das nicht ein schöner Tag?“, meinte Denji und tänzelte in Kreisen über die Wiese.

 

„Au ja!“, rief Tsuru, packte sich Kûosas Tatzen und tanzte ebenfalls umher.

 

Matra und Sayoko seufzten. Jumon blickte mal wieder starr in eines seiner Bücher und auch Ginta und Shiana machten momentan nicht den glücklichsten Eindruck.

 

„Was ist denn mit euch los?“, wunderte sich Denji der mit seinen Fingern Ginta ein falsches Lächeln ins Gesicht zaubern wollte. Doch dieser schob nur Denjis Hand beiseite.

 

„Dann halt nicht...“, schmollte Denji und verschränkte die Arme vor seiner Brust.

 

„Sag mal...“, warf Sayoko plötzlich ein, „Wie geht es deiner Wunde, Ginta?“

 

„Meiner Wunde?“, wiederholte er leise und tastete noch einmal vorsichtig seine Brust ab. Wieder fuhr ihm der Schmerz durch den Oberkörper. „Es tut immer noch weh, aber es wird langsam besser.“

 

Die Wunde... Ginta erinnerte sich langsam an das, was letzte Nacht passiert war. Wollte er nicht nach diesem komischen leuchtendem Etwas tauchen? Aber was war das gewesen? Und was machte dieses Schiffswrack dort? Halt. Ginta wurde plötzlich noch mehr bewusst. Eine Person, die aussah wie Ryoma hatte ihn doch gerettet. Aber das konnte gar nicht sein. Ryoma war sicherlich irgendwo anders. Und wieso sollte ausgerechnet Ryoma ihn retten? Ginta konnte sich keinen Reim darauf machen. Es wurde langsam alles viel zu viel!

 

„Hört ihr das auch?“, unterbrach Denji plötzlich die Stille und hielt eine Hand an sein Ohr, um besser hören zu können.

 

„Was meinst du?“, wunderte sich Matra.

 

„Ich höre einige Menschen. Scheint als wäre viel los“, erklärte er und lief gleich zwei Schritte schneller.

 

„Das ist doch normal, dass an einem See Menschen sind, oder nicht?“, meldete sich Jumon auch mal zu Wort, dem nicht entging, dass Myu ganz in seiner Nähe lief.

 

'Diese Katze...', dachte er sich und seufzte.

 

Denji, der schon beachtlich an Vorsprung gewann, kam auf einmal wie ein geölter Blitz zurückgestürmt. Dann stammelte er erst unverständliches Zeug vor sich her, während er auf der Stelle hüpfte und komische Bewegungen mit seinen Händen machte.

 

„Was, was ist denn los?“, hakte Sayoko nach, die sein Herumgehopse nicht ganz verstand.

 

„Dort, dort sind Artistenleute! Das ist ja so obercool!“, freute sich Denji und wollte schon wieder davonstürmen.

 

„Artisten? Was ist daran so besonders?“, wandte Matra ein, „In unserem Dorf können selbst die alten Leute solche Tricks.“

 

„Aber... das sind... Artisten“, stammelte Denji und rannte davon.

 

„Wenn er doch solche Freude daran hat“, gab Sayoko nach und blickte erwartungsvoll in die Runde.

 

Als Antwort bekam sie nur ein Schulternzucken und so folgten die Anderen ihm zu einem etwas größeren Platz. Auf diesem Platz war eine kleine Tribüne aufgebaut, deren Hintergrund mit einigen Vorhängen verdeckt war.

 

Ein muskulöser Mann mit gebräunter Hautfarbe und einer violetten, seidenen Hose stand auf der Tribüne und demonstrierte gerade seine Kraft. Er hob nicht nur eine, nein auch nicht zwei, sondern gleich drei Frauen gleichzeitig in die Höhe.

 

Ein Staunen ging durch das Publikum als er sie noch höher in die Luft streckte. Die Frauen unterschiedlichen Alters, die er hochhob, kicherten und waren selbst erstaunt darüber, wie stark dieser Mann war.

 

In der Zwischenzeit ging ein gebückter Kerl mit Glatze und eine Frau, mit langen blonden Haaren, die sie zu einem geflochtenen Zopf nach hinten zusammengebunden hatte, durch die Reihen. Sie fiel ganz besonders auf, da sie eine rosarote Seidenhose trug und dazu ein ganz knappes Oberteil, das eher einem Bikinioberteil glich, das nur von einem transparenten Tuch etwas verhüllt wurde.

 

Die beiden Personen sammelten Geld von den Zuschauern ein.

 

Denji, der in der Masse stand spendete natürlich auch etwas um diese Artisten zu unterstützen. Doch irgendwie unterstützte er die Artisten mehr als er wollte. Denn der Glatzkopf zog ihm die Geldbörse aus der Tasche, direkt danach, als Denji sie wieder hineingesteckt hatte. Eigentlich hätte er dies gar nicht bemerken müssen, denn er war durch die blondhaarige Frau und dem Muskelmann auf der Bühne so abgelenkt. Trotzdem waren seine Sinne so geschärft, dass er im nächsten Augenblick eine Tigerkralle aus seiner Tasche zog und sie bedrohlich an die Kehle des glatzköpfigen Mannes hielt. (Die Tigerkralle ist eine Art rechteckiger Handschuh, den man sich nur auf den Handrücken legt und durch eine Querverbindung gehalten werden kann. In diesem Fall ist der Handschuh mit einem tiger-gemustertem Fell überzogen. Drei bis vier Klingen ragen in der Regel aus dem vorderen Ende des Handschuhs.)

 

„Nicht so schnell mein Freund...“, sagte Denji plötzlich mit tiefer Stimme, „Du hast mir nicht gerade meinen Geldbeutel gestohlen?“

 

„Nein... nein...“, verteidigte sich der Mann und versuchte vorsichtig den Geldbeutel in die Tasche zu schieben.

 

Doch diesmal war Denji auch wieder ziemlich schnell und so griff er die Hand des Diebes, sodass er die Geldbörse fallen lassen musste.

 

„Ein Dieb!?“, rief eine Frau aus dem Publikum und durchkramte ihre Handtasche. Ihr fehlte der Geldbeutel.

 

Eine andere Person bemerkte plötzlich ebenfalls das Fehlen des Geldes und so wurden mehreren Leuten bewusst, dass sie soeben bestohlen wurden. Voller Zorn stürmten sie auf den Mann mit Glatze zu und rissen sich ihr Geld wieder an sich.

 

„Na k'lassé“, seufzte die Frau mit den blonden Haaren, die sich genervt gegen die Tribüne lehnte.

 

„Ich habe Keiles (ausgesprochen: Keeles) schon tausendmal gesagt, dass er sich nicht erwischen lassen soll...“, tadelte der Muskelmann, der mittlerweile mit seinem Kunststück aufgehört hatte.

 

„Warüm ist er nühr soa üngeschigt?“, zweifelte die Frau, „Nün ist wii'der ünser ganz'es Verrmögen fudsch.“

 

„Da müssen wir durch, Joeneadt (ausgesprochen: Schöneätt)“, erklärte der Muskelmann, während er schon anfing die Tribüne wieder abzubauen.

 

„Ouf zür nächs'ten S'tadt“, sagte Joeneadt und strich sich eine Haarsträhne hinters Ohr. Der Menschenandrang wurde immer weniger, bis nur noch die Freunde da waren und Denji zusahen.

 

„Was... was ist denn das?“, stammelte Ginta vor sich hin.

 

„Denji! Sei doch etwas netter zu diesem Gauner“, wandte Jumon ein.

 

„Nein nein...“, warf Sayoko plötzlich ein, „diesem Dieb muss man eine Lektion erteilen!“

 

Sie hob ihre geballte Faust.

 

„Bei Geld machst du wohl keine Scherze“, stellte Matra fest und Sayoko nickte noch aus Überzeugung.

 

„Oh...“, Denji kam langsam wieder zu sich, „Das ist wohl die Seite meines Vaters.“

 

Erst seufzte er, dann ließ er seine Tigerkralle wieder sinken.

 

Der Glatzkopf schluckte, als er merkte, dass er wieder in Sicherheit war.

 

„Stehlen ist nicht gut“, belehrte ihn Denji, „Was soll das überhaupt?“

 

„So verdienen wir nun mal unser Geld! Findet euch damit ab...“, meinte Keiles schon fast beleidigt, „Jetzt habt ihr uns alles versaut und wir werden eine weitere Woche hungern. Und das alles nur wegen...“

 

„Keiles, es reicht“, unterbrach ihn der Muskelmann.

 

„Aber Mauro!“, wandte Keiles ein.

 

„Nichts aber. Joeneadt und ich haben langsam genug davon.“

 

„D'a at Mauro reöcht“, meinte Joeneadt, während sie einige Plakate zusammenrollte und in eine Kiste packte.

 

„Wegen was?“, wunderte sich Denji, der schon seine Waffe wegpackte.

 

„Mit so etwas verdient man nicht viel Geld, richtig?“, hakte Sayoko nach, die sich in solchen Geschäften ja auskannte.

 

„Das geht euch nichts an...“, sagte Mauro und verschwand kurz hinter den Vorhängen.

 

„Es ist nur schwer, von einem riesigen Freizeitpark gefeuert zu werden!“, beschwerte sich Keiles, der schon fast kindlich wirkte.

 

„Ein Freizeitpark?“, wunderte sich Denji.

 

„S'ei stil Keiles! D'as get d'en Leuten nüchts an“, wies Joeneadt ihn zurecht.

 

„Aber...“, wandte Keiles ein.

 

„Nichts aber!“, wurde er gleichzeitig von seinen Kollegen unterbrochen.

 

„Wenn ihr in diesem Freizeitpark auch gestohlen habt, dann ist es kein Wunder, dass ihr rausgeschmissen wurdet!“, argumentierte Denji und überprüfte noch einmal ob all das Geld an seinem Platz war.

 

„Ach... was wisst ihr schon!“, brüllte Keiles und ging einfach.

 

„Was macht ihr Gören noch hier?“, wunderte sich Mauro, der wieder hinter den Vorhängen hervortrat, „Verschwindet!“

 

„Ir machd nür ünser Geschäfd kapüdt! Ver'schwindädt!“, meinte noch Joeneadt und strafte die Freunde mit einem bösen Blick.

 

„Kommt“, forderte Denji, „Wir haben hier nichts mehr verloren...“

 

Enttäuscht lief er voraus.

 

„Denji, warte doch!“, rief Ginta ihm hinterher. Als er ihn einholte, hielt er ihn an. Nach einigen Augenblicken kamen dann auch die anderen zu Denji.

 

„Ach, vergiss diese Leute, die können doch sowieso nichts“, tröstete Matra ihn auf ihre eigene Art und Weise.

 

„Ja, aber... Ich wollte doch schon einmal richtige Artisten kennenlernen“, seufzte Denji und fuhr sich durchs Haar.

 

„Wie wäre es, wenn wir zu diesem Freizeitpark fahren!“, stieß es plötzlich aus Sayoko.

 

Der Freizeitpark? Sayoko hatte dahinter bestimmt etwas im Schilde, denn es ging ihr sicherlich nicht nur um Denjis momentane, schlechte Laune.

 

„Ja, das ist eine nette Idee“, antwortete Shiana.

 

„Der Freizeitpark? Ist das nicht teuer?“, wunderte sich Matra und grinste Sayoko hämisch von der Seite an.

 

„Freizeitpark... Freizeitpark“, stammelte Denji vor sich hin.

 

„Natürlich! Ein Freizeitpark!“, brüllte Tsuru voller Freude, „Aber was ist ein Freizeitpark?“

 

„Du weißt nicht, was ein Freizeitpark ist, Tsuru?“, hakte Jumon nach.

 

Das kleine Mädchen schüttelte ihren Kopf.

 

„Das ist ein Ort, an dem es lauter Karussells und Achterbahnen gibt und man ganz viel Zuckerwatte und Süßigkeiten isst, bis einem schlecht wird“, erklärte Jumon und grinste.

 

„Ein Freizeitpark!“, stieß es plötzlich aus Denji, „Warum habe ich den vergessen? Natürlich, es gibt in der Nähe auf einer kleinen Insel, nicht weit von der Küste einen Freizeitpark, in dem ich schon einmal als kleines Kind war!“

 

Plötzlich strahlte Denji wieder und er strahlte noch mehr, als er die Karte auspackte um sich noch einmal sicher zu gehen.

 

„Ja... wir müssen nur nach Osten in eine kleine Stadt. Von dort aus fliegt ein Luftschiff täglich zum Freizeitpark... Wie wär's Leute? Ich lade euch ein!“

 

Bei diesen Worten musste sich Sayoko vorstellen, wie sie sich in Geld badete, das sie sparen würde, wenn Denji sie wirklich einladen würde.

 

„Wieso nicht!“, stimmte sie gleich als erste zu.

 

„Jaa!“, kreischte Tsuru und tänzelte mit Kûosa um die Gruppe, „Wir fahren in den Freizeitpark, wir fahren in den Freizeitpark!“

 

„Also, ich habe auch nichts dagegen“, meinte Jumon und Matra zuckte unterstützend mit den Schultern.

 

„Gut, wenn du uns wirklich einladen magst, dann können wir gerne einen Umweg machen“, grinste Ginta.

 

„Danke Denji“, bedankte sich Shiana.

 

„Dann ist es abgemacht, wir werden als nächstes den Freizeitpark aufsuchen!“, posaunte Denji und ging schnellen Schrittes voraus.