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Kapitel 56 – Die Kleinen ganz groß!

 

 

 

Die Stimmung war etwas geschlagen, seitdem die Freunde wieder unterwegs waren. Nachdem Matra und Sayoko ihre Herausforderung hinter sich brachten, gab es keinen Grund mehr für die Freunde in dem Dorf zu bleiben.

 

Riven legte ihnen Nahe, weiter zu reisen. Liebevolle Schlussworte gab es von ihm nicht während der Verabschiedung.

 

Sie mussten zu Fuß weiter. Lliam hätte ihnen wieder Angeboten, mit den Segelfahrzeugen weiterzufahren, jedoch brauchten die Vastus Antishal diese gerade selbst.

 

Das Wetter wurde immer schlechter. Die Wolken schmolzen zu einer dicken, grauen Decke zusammen. Es hätte jeden Moment zu regnen anfangen können.

 

„Die nächste Stadt ist wohl wieder etwas größer“, meinte Sayoko, „Wir können auch dort sicherlich billig übernachten. Weiterlaufen will ich bei dem schlechten Wetter eigentlich nicht mehr.“

 

„Geht mir genauso...“, meinte Ginta und sah in den Himmel, während er seine Arme hinter seinem Kopf verschränkte.

 

Die Stimmung war wirklich an einem Tiefpunkt angelangt. Niemand wollte sich unterhalten oder die Stimmung etwas auflockern. Selbst Tsuru saß auf Kûosas Schulter und langweilte sich. Nicht einmal Myu, die sich einmal nicht zu bequem war und vor Kûosas Füßen lief, konnte das kleine Mädchen noch aufheitern.

 

 

 

Nach einiger Zeit kamen sie in einer großen Stadt an, deren Häuser riesig waren. Die Gassen dazwischen wurden immer schmaler und kleiner. Manche davon waren mit viel Müll zugestopft.

 

Die Freunde erkundeten die Stadt und kamen bald an einem kleinen Park an.

 

„Wollen wir nicht etwas essen?“, schlug Ginta vor, „Ich habe schon richtig Hunger.“

 

„Außerdem ist es hier schön“, bekräftigte Shiana die vorsichtig zu Ginta sah.

 

„Und was, wenn es regnet?“, wandte Sayoko ein.

 

„Bestimmt nicht“, meinte Jumon und setzte sich auf die Wiese, „Und wenn doch, dann gehen wir halt einfach, ist doch nur Wasser...“

 

„Nur Wasser? Und meine Frisur?“, beschwerte sich Sayoko.

 

„Deine Haare trocknen dann schon...“, seufzte er.

 

„Jetzt seid doch nicht so, solang es noch trocken ist, geht das schon“, sagte Ginta und setzte sich ebenfalls hin. Er war der erste, der etwas zu Essen herausholte.

 

„Gut, dann essen wir halt hier...“, seufzte Sayoko und alle aßen.

 

Nach einiger Zeit beschäftigte sich jeder für sich. Es war still. Die einzige, die etwas Radau machte, war Myu, die aufgedrehter als sonst.

 

„Was ist denn los?“, wunderte sich Ginta, als er versuchte sie zu streicheln. Sie wich aus, als ob sie nicht von ihm berührt werden wollte.

 

„Dann halt nicht...“

 

Myu lief im Kreis umher. Als würde sie etwas bedrücken.

 

„Was ist denn los, du Kleine...“, meinte Tsuru und krabbelte ihr im Gras hinterher.

 

Sie kicherte, als Myu immer wieder verstört nach hinten blickte.

 

„Ich glaub, es ist eine schlechte Idee, wenn du sie so nervst...“, meinte Sayoko, die den Zweien gelangweilt zusah.

 

„Ach was! Sie will nur spielen“, kicherte Tsuru, die jetzt versuchte Myu zu fangen.

 

Immer wieder griff sie nach der Katze, aber schaffte es nicht ganz, sie zwischen die Finger zu kriegen.

 

Doch einmal war Myu nicht schnell genug und Tsuru erwischte sie so plötzlich, dass die Katze vor Schreck fast auf einen Baum gesprungen wäre.

 

Sie fauchte einmal und rannte plötzlich weg.

 

„Halt, warte!“, rief Tsuru und lief ihr hinterher.

 

Ginta schnallte nach oben.

 

„Wir sollten sie zurückholen“, meinte Sayoko.

 

Ginta nickte und stand auf.

 

Kûosa, Ginta und Sayoko folgten dem Mädchen sofort. Sie rannte aus dem Park, über eine Straße direkt in eine Gasse.

 

„Halt!“, rief ihr Ginta hinterher. Kûosa fuchtelte wild mit den Armen umher.

 

Doch es war zu spät. In einer Sackgasse kroch zunächst Myu, dann Tsuru durch ein kleines Loch in der Wand. Man konnte nicht drüber und nicht drunter. Die Beiden waren also weg.

 

„Na toll“, seufzte Ginta, „Was machen wir jetzt?“

 

„Wir sollten einen anderen Weg finden, die Anderen sollten auch mit suchen“, schlug Sayoko vor.

 

„Das ist eine gute Idee...“

 

Dann gingen sie so schnell wie möglich zurück, holten die Anderen und starteten die Suche.

 

 

 

Mittlerweile befand sich Tsuru in einer Art Müllparadies, einer geheimen Deponie, aus der es wohl kein Entkommen gab. So schien es zumindest, weil man nicht einmal mehr die umgebenden Mauern sah, vor der sich der Müll zu Türmen stapelte.

 

Myu saß auf einem Reifen und streckte sich.

 

„Hör zu, Myu... es tut mir ja Leid“, entschuldigte sich das Mädchen, „Das war nicht so gemeint.“

 

Myu gähnte herzhaft. Anscheinend interessierte sie es nicht.

 

„Hier ist es aber sehr unordentlich...“, stellte Tsuru fest und kletterte auf den riesigen Müllberg.

 

Sie hielt sich zuerst an einigen lockeren Gegenständen fest, bis sie dann jedoch halt fand um weiter hinauf zu klettern.

 

Plötzlich hörte sie etwas krachen und Hundebellen. Tsuru sah sich um, vielleicht war etwas passiert. Dann sah sie schnell Schatten vorbeispringen.

 

Was war das?

 

Sofort kletterte sie nach unten und sah Tiere, die verletzt am Boden lagen.

 

Es handelte sich um eine Katze, eine Taube, einer Maus – die aber eher einer Ratte glich – und zwei Flughörnchen. Tsuru beugte sich nach vorn und streichelte sie sanft. Die Tiere waren wirklich ernsthaft verletzt.

 

Myu sprang von ihrem Reifen herunter und sah sich die Verletzten ebenfalls an. Dann sah sie Tsuru fragend an.

 

„Ich hab eine Idee!“, rief sie und stürmte los. Sie wühlte durch den Müll und kam bald mit einer Hand voll kaputter Kuscheltiere zurück.

 

„Wisst ihr, das ist ganz lustig! Kûosa gefällt das auch!“, lachte sie und strahlte nur so.

 

Myu ging einige Schritte zurück. Sie wusste wohl, was jetzt nun kommen würde und war nicht scharf darauf, da aus Versehen mit reinzuraten.

 

Tsuru legte also die kaputten und schmutzigen Kuscheltiere neben die Verletzten Tiere und konzentrierte sich stark. Es leuchtete und im nächsten Augenblick waren schon neue Kreaturen geboren.

 

Durch ihre Fähigkeit fusionierte sie die Kuscheltiere mit den Tieren, um sie zu retten.

 

Aus der Maus wurde eine schuppige Ratte, die einen langen Schwanz hatte und diesen wie eine Schlange umherwand. Sein Fusionspartner war anscheinend eine Plastikschlange gewesen. Aus der Taube wurde eine Art geflügelter Pinguin. Tsuru fand hierfür ein Pinguinkuscheltier. Die zwei Flughörnchen verwandelten sich in unterschiedliches Getier. Das eine fusionierte sich mit einem Plüschhasen und das andere mit einem Plüschpanda. Die Katze hatte es wohl am schlimmsten erwischt. Sie bekam Teile eines Spielzeugfrosches mit Zylinder. Sie hatte nun das lustige Gesicht des Frosches, der einen Zylinder trug.

 

„Ihr schaut so toll aus!“, jubelte Tsuru.

 

Die Tiere musterten erst sich und dann die anderen.

 

„Was hast du nur gemacht?“, sagte plötzlich die Froschkatze mit einer sehr elektronischen Stimme, „Du hast uns verunstaltet!“

 

Sie leckte ihre Pfote um sich noch etwas sauber zu machen. Danach schob sie den Zylinder zu recht und auch den Monokel, den sie plötzlich trug.

 

Die Ratte fauchte und die Flughörnchen fiepten.

 

„Wie ich sehe“, fing die Froschkatze in einer sehr edlen Tonart an zu reden, „Bin ich die einzige, die bei der Fusion eine Sprachfunktion erhalten hat. Aber was erwartete von auch von einem Frosch mit Zylinder, der auch noch reden kann.“

 

„Du kannst in der Tat reden!“, kicherte Tsuru und setzte sich in die Hocke. Danach kraulte sie der Froschkatze etwas den Nacken, die sich daraufhin ausstreckte.

 

„Das ist nicht fair!“, beschwerte sie sich, während sie himmlisch verwöhnt wurde, „Das ist meine Schwachstelle...“

 

„Sag mal“, kicherte Tsuru, der es sichtlich Spaß machte, solche neuen Freunde zu haben, „Was ist denn hier passiert?“

 

Die Froschkatze setzte sich wieder auf. Sie seufzte.

 

„Eine Bande von Hunden hat uns wieder fertig gemacht! Und unser Essen geklaut“, erklärte sie.

 

„Was!?“, rief Tsuru entsetzt, „Das können die doch nicht machen!“

 

Sie sprang auf, was einen so energiegeladenen Luftwirbel verursachte, dass die zwei Flughörnchen in die Luft geschleudert wurden.

 

„Wir müssen was dagegen unternehmen!“

 

„Was unternehmen? Diese Hunde sind viel zu stark.“

 

Myu kringelte sich vor Lachen. Diese Tiere sahen zu komisch aus. Als sie sich wieder beruhigte, traute sie sich wieder in die Nähe von Tsuru. Sie setzte sich neben die Froschkatze und nickte nur.

 

„Das sind doch nur Köter...“, meinte Tsuru entschlossen und fing die Flughörnchen aus der Luft wieder auf, „Und ihr alle werdet helfen, bei meinem Plan.“

 

Sie fing das Lachen an, das für ein kleines Mädchen schon diabolisch klang.

 

„Diese Hunde machen wir doch ganz einfach platt! Wir müssen nur mit dem ganzen Müll ein paar Fallen aufstellen und so können wir sie bestimmt besiegen“, erklärte das Mädchen mit den grünen Haaren.

 

„Und wie willst du das anstellen?“, fragte die Froschkatze.

 

„Mh... Wie gesagt, mit einigen Fallen. Du... Schlangenratte! Du kannst doch mit deinem langen Schwanz sicher Sachen werfen, oder? Du formst aus Schlamm, Dreck und Müll einfach kleine Bomben, die man auf die Hunde werfen kann! Und du Hasenhörnchen, du jagst einen der Hunde durch ein Labyrinth in diesem Müllberg. So klein und wendig wie du bist, bekommt er dich sicherlich nicht! Und das Pandahörnchen fliegt durch die Gegend und bewirft die Hunde ebenfalls mit Geschossen.... Genau! Und mit dir, Froschkatze, baue ich noch einige Fallen, die zuschnappen, wenn ein Hund dadurch gerät, okay?“

 

Die Froschkatze sah seine Freunde an. Erwartungsvoll glänzten ihre Augen. Der Plan von Tsuru war wohl doch nicht so schlecht.

 

„Na gut...“, gab sie nach und alle gingen auf ihre Posten.

 

Die Schlangenratte bastelte wie gesagt mit dem Pandahörnchen einige Geschosse. Das Hasenhörnchen grub sich das Labyrinth. Zusammen mit Tsuru arbeitete die Froschkatze an einigen Fallen.

 

Myu war ständig bei Tsuru und überlegte sich, ob das wirklich hilfreich gegen ein Rudel Hunde wäre.

 

Nach einiger Zeit, schien alles vorbereitet zu sein. Tsuru setzte sich neben Myu und fing an sie um etwas zu bitten: „Du, sag mal Myu. Hast du nicht Lust uns zu helfen? Es wäre echt lieb, wenn du die Hunde herlocken würdest, damit wir ihnen eine Abreibung verpassen können!“

 

Tsuru setzte ihr schönstes Lächeln auf.

 

Man erkannte, wie Myu die Lust jetzt schon darauf verging. Der Gedanken an Hunde gefiel ihr anscheinend nicht so.

 

„Ach bitteeeeee!“, schmollte Tsuru.

 

Myu mauzte, stand auf und verschwand. Kurze Zeit später schon hörte man schon lautes Hundebellen.

 

„Los geht es, Freunde!“, brüllte Tsuru.

 

Dann gingen alle auf ihre Positionen. Myu wurde von den Hunden gejagt. Sie führte sie zu dem großen Müllberg.

 

Unter den Hunden war ein braun-rot gefleckter, ein großer grauer und der Anführer, ein rabenschwarzer Hund, mit einer Stachelhalskette. Alle drei bellten so laut sie nur konnten.

 

Dann trennten sie sich plötzlich. Das Hasenhörnchen brachte den rot-braunen Hund durch ihr Labyrinth. So schnell es nur konnte sprintete sie durch ihre Gänge. Dann blieb der Köter plötzlich in einem Reifen stecken. Der erste Hund war erledigt.

 

 

 

Der graue Hund bekam eine Salve aus Dreckkugeln ab, die das Pandahörnchen und die Schlangenratte mit höchster Präzision abfeuerten. Am Ende war der Hund so fertig, dass er einfach wegrannte.

 

Der Anführer blieb also noch als letztes übrig, Myu lockte ihn zu einigen Fallen, die zuerst nicht losgingen, aber dann ganz gut funktionierten. Das ständige Befreien aus den Fallen schwächte den Anführer der Hunde erheblich. Geschwächt zog er dann auch von dannen.

 

Tsuru und die Tiere jubelten. Anscheinend war die Bedrohung dieser Hundegang endlich beseitigt.

 

 

 

Dann hörte das Mädchen plötzlich eine vertraute Stimme, die nach ihr rief.

 

„Ist das etwa... Sayoko?“, wunderte sie sich, „Na gut, das heißt wohl, dass ich gehen muss!“

 

Schnell verabschiedete sie sich von den Tieren, die sich immer noch darüber freuten, dass die Hunde in die Flucht geschlagen wurden und packte Myu unter ihren Arm und rannte in die Richtung, aus der die Stimme kam.

 

Am Ende einer Gasse standen Sayoko und Kûosa, die nach ihr suchten.

 

Sie stürmte zu Kûosa und knuddelte sich an seinen Körper.

 

„Ach Tsuru, wo hast du nur gesteckt? Wir haben uns Sorgen um euch gemacht...“, meinte Sayoko und massierte ihre Schläfen. Sie war sichtlich gestresst.

 

„Weißt du Sayoko... ich habe nur mit Myu gespielt!“, antwortete sie und grinste über beide Ohren.

 

„Gut, dann lass uns die anderen suchen, damit wir ins Hotel können...“

„Geht klar...“, meinte Tsuru und drehte sich noch ein letztes Mal um, nur damit sie die Tiere sehen konnte, die ihr fröhlich hinterher winkten.

Kapitel 57 – Schlimme Sorgen und eine neue Herausforderung

 

 

 

In der Nähe eines kleinen, ruhigen Dorfes saßen zwei Personen auf einer Wiese und machten eine kleine Pause vom langen Wandern.

 

Bei den Personen handelte es sich um einen Mann, mit schwarzen Haaren, die er zu einem Zopf nach hinten band. Er trug eine dunkle Hose und eine Lederjacke. Darunter schien er nichts zu tragen.

 

Eine blonde, junge Frau saß neben ihm und nahm einen kräftigen Schluck Wasser.

 

„Wie es aussieht, wird es vielleicht bald regnen...“, stellte der Mann fest und starrte die grauen Wolken an.

 

„Ich glaube, das würde der Erde hier wirklich gut tun“, erklärte die junge Frau, während sie die trockene Erde unter sich abtastete.

 

Der Mann legte sich auf die Wiese und schloss seine Augen für eine Weile.

 

„Sag mal Ama, glaubst du, wir haben uns verlaufen?“, fragte ihn die Frau.

 

„Das kann gut möglich sein. Ich kenne mich hier wirklich nicht aus. Und du erst recht nicht, Oto...“, erklärte Ama, „Ohne eine Karte oder einen Plan weiterzureisen, macht es keinen Sinn mehr. Wir sollten lieber irgendwo nachfragen.“

 

„Ja... du hast Recht...“, meinte sie und beugte sich über ihn. Dann gab sie ihm einen sanften Kuss und richtete sich wieder auf.

 

'Nachdem, was ich im Archiv gesehen hatte, musste ich einfach los...', dachte sich Oto, 'Ich muss Ginta sehen um einfach sicher zu gehen...'

 

Sie seufzte und nahm noch einen Schluck Wasser.

 

„Ach weißt du was, Ama? Ich frage einfach die nächste Person, die wir treffen, okay?“

 

„Was wollen sie mich denn fragen?“, erkundigte sich eine junge Frau mit türkis-grünen Haaren.

 

Sie hatte eigentlich glatte, mittellange Haare, die ihr rechtes Auge verdeckten. Zwei widerspenstige Strähnen standen oben ab und Bogen sich wie Antennen einer Ameise. Sie war etwa 1,63m groß und trug komische Klamotten. Ein langes, schwarzes Oberteil wurde von einer Art Brustpanzer bedeckt. Sie trug Leggings mit Blümchenmuster darauf und darüber enge, schwarz-glänzende Shorts.

 

„Ehm... das ist so. Ich suche nämlich einen Freund“, meinte Oto und stand auf, „Er ist etwa so groß, trägt einen Mantel und hat weiße Haare. Er ist mit einigen anderen Leuten unterwegs.“

 

„Ah! Ich glaube, diesen jungen Mann kenne ich. Suchst du zufällig nach Ginta Sabekaze?“

 

„Ja!“, rief Oto, „Genau den meine ich!“

 

„Wenn das so ist...“, murmelte die Frau und holte einen kleinen Zettel aus ihrer Hosentasche, „Seid ihr zufällig Oto Kita... Kitamuki und Ama Enshû?“

 

„Woher kennen Sie unsere Namen?“, erkundigte sich Ama, der jetzt auch aufstand.

 

„Ich habe euch gesucht. War gerade auf dem Weg nach Yofu-Shiti, aber wenn ihr schon hier seid, erleichtert mir das einige Arbeit.“

 

„Wie meinen Sie das?“, wunderte sich Oto.

 

„Ich sollte mich erst einmal vorstellen: Ich heiße Momogochu Kanchû, ihr könnt mich aber Momogochu oder Momo nennen. Ich bin 20 Jahre alt und  Mitglied einer Widerstandsbewegung gegen die Shal, die sich Vastus Antishal nennt. Meine Mitgliedsnummer ist die sieben.“

 

„Was für … eh... ich...“, stotterte Oto, die sich nur wundern konnte.

 

„Das ist doch ganz einfach! Die Vastus Antishal wurden gegründet, weil unser Anführer es satt hatte, wie die Shal die Welt terrorisieren. Wie soll ich weiter machen? Ich bin im Auftrag hier, gegen euch zu kämpfen! Aber ihr glaubt mir das bestimmt nicht. Vertrauen fängt man am besten an, in dem man Sachen von sich selbst erzählt, nicht wahr? Also, wie gesagt, mein Name ist Momogochu. Ich habe in einem schönen Dorf als Kindergärtnerin und Floristin gearbeitet. Unser Dorf war so prachtvoll. Man erzählte sich einige Legenden über einen Meteoriteneinsturz, der unserem Dorf das Leben schenkte. Nun ja, die Shal haben auch von dieser Legende gehört und unser Dorf angegriffen. Viele Menschen sind dabei ums Leben gekommen. Doch ich konnte mich verteidigen. Dort traf ich auch unseren Anführer, der mich sogleich fragte, ob ich ihrer Organisation beitreten wolle... Das habe ich dann auch gemacht, wie ihr seht... und ja! Unser Anführer hat Ginta schon getroffen und ihn herausgefordert. Wenn er und seine Freunde – euch mit eingeschlossen – uns nicht irgendwie besiegen könnt, dann wärt ihr wohl noch nicht bereit, gegen die Shal anzutreten. Deswegen bin ich auch hier! Ihr müsst gegen mich kämpfen, damit... Ah! Genau, damit ich euch sagen kann, wo Ginta sich gerade befindet, ich würde euch den Weg erklären, wenn ihr mich in einem Match besiegt... ganz klar!“, brabbelte Momogochu vor sich hin.

 

Ama und Oto standen ganz verdutzt da. Was wollte sie noch einmal? Einen Kampf? Den konnte sie haben.

 

„Na gut! Wie du willst!“, erklärte Oto siegessicher, „Wenn wir dich besiegen, musst du uns sagen, wo Ginta ist, versprochen?“

 

„Versprochen!“, lachte Momoguchu und sprang einige Meter zurück. Sie zog in demselben Augenblick, in dem sie landete, hinter ihrem Rücken zwei kurze Stäbe hervor, deren Kopf aus einer Kugel mit Stacheln bestand. Diese Waffe ähnelte einem Morgenstern.

 

Die anderen beiden warfen beide ihre Tasche auf die Wiese und machten sich zum Kampf bereit. Ama hatte daran gedacht, dass es wohl zu Kämpfen kommen könnte und nahm sich für seine Reise einen Speer mit, den er eigentlich eher als Wanderstab benutzte. Doch in dieser Situation blieb ihm nichts anderes übrig, als ihn so zu benutzen.

 

„Oto, ich weiß, dass wir es schaffen, ja?“, ermutigte er seine Partnerin.

 

„Natürlich!“, rief Oto und murmelte danach noch, „Wofür hab ich denn heimlich trainiert...“

 

Ama stürmte nach vorne und griff seine Gegnerin an, die jeden Schlag gekonnt parierte. Sie schwang ihre Morgensterne umher und griff dann auch an. Es war schwer für Ama, diese Angriffe zu blocken, also konzentrierte er sich darauf auszuweichen.

 

In der Zwischenzeit konzentrierte Oto ihre Energien.

 

'Ich weiß, dass du das kannst... spüre das Wasser, spüre das Wasser...', sprach sie zu sich selbst und schloss ihre Augen.

 

 

 

Im Med-Dorf hatte sie, während sie ihre Ausbildung anfing, nebenbei noch etwas trainiert. Irgendwie bekam sie dieses beunruhigende Gefühl nicht los, dass bald noch ein schwerer Kampf auf sie zukommen würde.

 

Während ihres Trainings traf sie auf einen alten Mann namens Natoku, der ihr etwas über Energien beibrachte. Sie wusste, dass das Wasser ihr Energie gab.

 

Sie konzentrierte sich und versuchte nicht auf den Schlagaustausch von Ama und Momoguchu zu hören. Was sie hören wollte, war Regen.

 

Der Regen kam. Die ersten Tropfen prasselten auf den Boden. Oto spürte, wie jeder Tropfen ihre neue Energie schenkte.

 

Ama strengte sich währenddessen immer noch an, keine von Momoguchus Schlägen zu kassieren, die sie tänzerisch austeilte.

 

„Ama, auf die Seite!“, rief Oto und streckte ihre Arme nach vorne.

 

In dieser Sekunde bewegte sich eine Wassermasse vom Boden in die Luft und flog direkt auf Momoguchu zu, die nichts anders tun konnte, als diesen Treffer einzustecken. Sie wurde einige Meter zurückgedrängt, konnte sich aber dann doch noch fest halten, in dem sie ihre Morgensterne in den Boden rammte.

 

Diese Chance ließ Ama aber nicht ungenutzt und stürmte auf Momoguchu zu. Drohend hielt er seinen Speer an ihren Kopf.

 

„Das war's wohl“, erklärte Ama, der sich eine nasse Haarsträhne nach hinten schob.

 

„Okay“, grinste Momoguchu, „Ich habe wirklich verloren. Ihr habt das gut gemacht...“

 

„So... und jetzt sag uns, wie wir zu Ginta und den anderen kommen!“, forderte Oto, die sofort zu den anderen rannte.

 

„Okay okay! Ich sag es euch ja... Also, Ginta befindet sich gerade auf der Halbinsel Bhatân. Es ist nicht mehr weit von hier aus. Ihr müsst nur noch die Wüste durchqueren und dann findet ihr ihn eigentlich schon. Fragt dort noch den VΞA, sie werden euch weiterhelfen. Hier ist eine kleine Karte, die euch helfen wird.“

 

Sie holte einen Zettel aus ihrer Tasche und gab sie Oto, die ihn sofort öffnete.

 

„Ich glaube, das ist nicht die Karte...“, meinte sie und hielt Momogochu den Zettel vor ihrer Nase.

 

Auf den Zettel waren die Namen Oto Kitamuki und Ama Enshû geschrieben. Daneben waren kleine Zeichnungen, wie die beiden aussahen.

 

„Oh, eine kleine Verwechslung“, lachte Momogochu und holte aus ihrer anderen Tasche die Karte heraus.

 

„Danke sehr“, bedankte sich Oto und zerrte Ama am Ärmel, „Ich bin dafür, dass wir sofort aufbrechen!“

 

„Okay, okay, Schatz. Das können wir ruhig machen...“, grinste er und holte schon mal die Taschen.

 

Danach verabschiedeten sie sich so schnell es ging von Momogochu und machten sich auf den Weg.

 

„Riven hatte recht“, fing Momogochu an, während sie den beiden hinterher sah, „Mit Freunden wie diesen, wird Ginta das schon schaffen...“

 

Dann zog sie auch im Regen davon.

 

Kapitel 58 – Die Blumen

 

 

 

Allmählich legte sich das schlechte Wetter und zwischen den dicken Wolken drangen ab und zu einige Sonnenstrahlen hindurch. Es wurde spürbar wärmer.

 

Es war Nachmittag und unsere Freunde machten sich auf den Weg zur nächsten Herausforderung.

 

Ginta erinnerte sich an das letzte Gespräch, das Riven mit ihnen führte: „Also, nach der Stadt mit den vielen Hochhäusern, müsst ihr einfach weiter nach Nordosten ziehen. Dort gelangt ihr in ein kleines Dorf. Sucht nach einem Hakashi Shu-Yuen. Er ist die Nummer sechs der Organisation.“

 

„Wie sieht er aus?“, hakte Ginta nach.

 

„Er ist in etwa 1,76m groß und hat dunkelrote Haare. Was soll ich sonst noch sagen? Ich denke, wenn ihr ihn seht, dann wisst ihr schon, dass ihr ihn vor euch habt...“, erklärte Riven.

 

„Das hilft uns ja weiter...“, seufzte Sayoko, die schon wieder sichtlich gestresst war.

 

„Und wieso ist er beigetreten?“, fragte Jumon neugierig.

 

„Seine Geschichte ist recht unspektakulär... Wir haben ihn in einem Tempel getroffen. Dort wurde er von Mönchen aufgezogen...“

 

„Das ist wirklich eine öde Geschichte...“, beschwerte sich Sayoko und verschränkte ihre Arme vor ihrer Brust.

 

„Was ist daran öde? Das Leben in einem Tempel ist sehr erfüllend!“, wandte Matra ein.

 

„Total. Genauso erfüllend, wie einen Stein zu essen, nehme ich an...“, provozierte Sayoko sie.

 

„Ich verpasse dir gleich eine!“, brüllte Matra.

 

„Streitet euch doch bitte nicht...“, sagte Shiana mit leiser Stimme.

 

Dann rückte Riven Ginta etwas näher und flüsterte ihm folgendes ins Ohr: „Keine Sorge, Kleiner, ich habe deiner Freundin nichts getan. Ich würde aber trotzdem nicht versuchen, den Herausforderungen zu entgehen, ich weiß immer wo ihr sein werdet...“

 

Dann beugte er sich wieder zurück und grinste.

 

Was meinte Riven damit?

 

 

 

Auf dem Weg in das Dorf fingen mal wieder heiße Diskussionen an.

 

„Was da wohl noch auf uns zukommt?“, warf Ginta in die Gruppe.

 

„Anscheinend bleiben noch Kämpfe aus... Jumon, Shiana und Tsuru vielleicht?“, zählte Sayoko auf.

 

„Ich glaube nicht, dass Tsuru kämpfen muss... Sie ist doch noch so klein“, meinte Jumon.

 

„Ich bin gar nicht klein!“, brüllte Tsuru und sah Kûosa flehend an, der sie dann auf seine Schulter setzte, „Jetzt bin ich viel größer als ihr alle!“

 

Sie lachte unaufhörlich.

 

„Sie sollte auch irgendwann lernen, sich selbst zu verteidigen...“, murmelte Sayoko, „Das habe ich schließlich auch tun müssen.“

 

„Wieso sollte sie? Sie hat doch solche komischen Fähigkeiten, das habt ihr mir doch erzählt...“, unterbrach Matra, „Wieso sollte sie sich dann noch verteidigen müssen?“

 

„Und so viel wie die VΞA über uns zu wissen scheinen, denke ich, dass auch für Tsuru eine kleine Herausforderung bereitsteht...“, sagte Ginta und verschränkte die Arme hinter seinem Kopf.

 

„Meint ihr nicht, dass es zu gefährlich für sie ist?“, meldete sich auch Shiana zu Wort.

 

„Aber die Shal stellen doch eine viel größere Bedrohung für sie da...“, entgegnete Sayoko, „Deswegen macht es erst recht Sinn...“

 

„Ich muss zugeben, dass Sayoko in dem Punkt recht hat...“, sagte Ginta und warf einen Blick in  seine Tasche, in der Myu mal wieder seelenruhig schlief.

 

„Tsuru sollte sich lieber für alles Mögliche bereit halten...“, schlug Jumon vor.

 

„Shiana aber auch...“, meinte Matra, die sie ein wenig musterte.

 

„Wie meinst du das?“, wunderte sich das Mädchen mit den blauen Haaren.

 

„Ist auch wirklich alles in Ordnung mit dir?“, fragte Matra und dachte sich dann noch, 'Sie sieht ja schon etwas zerbrechlich aus, die Kleine...'

 

Shiana sah ihre Freunde überlegend an. Als ihr Blick den von Ginta streifte, drehte sie ihren Kopf schnell beiseite.

 

„Natürlich ist mit mir alles in Ordnung“, verteidigte sie sich.

 

„Wollte Riven auch nichts schlimmes von dir?“, fragte noch Sayoko.

 

„Nein! Ich sagte doch, bei mir ist alles okay...“, wehrte sich Shiana etwas stärker.

 

„Wenn sie meint, dass sie okay ist, dann ist das wohl auch so...“, warf Ginta noch schnell ins Gespräch, bevor jemand anderes zum wiederholten Male nachfragen musste.

 

 

 

'Ich weiß nicht, was Riven mit ihr gemacht hat... aber irgendwie ist sie anders als sonst...“, überlegte er sich, 'Oder liegt das auch an mir? Ach ich weiß es einfach nicht...'

 

Dann wurde es etwas stiller und die Freunde liefen einfach weiter, bis Matra sie unterbrach.

 

„Ich glaube, wir sind da...“, erklärte sie, als alle vor dem Eingang eines kleinen, idyllischen Dorfes standen.

 

Auf einem Schild, das vor einer großen Blumenvase stand, in dem hübsche Blumen wuchsen, stand „Ohana“ darauf, wie Jumon es vorgelesen hatte.

 

„Das wird es wohl sein“, meinte Sayoko.

 

„Dann gehen wir mal...“, sagte Ginta und machte den ersten Schritt in das Dorf.

 

 

 

Das Dorf an sich war klein und überschaulich. Die Leute wohnten in Holzhütten, deren Außenwände meistens mit verschiedenen Pflanzen und Blumen geschmückt waren.

 

Die Leute lächelten die Freunde an. Anscheinend waren sie recht nett zu Fremden. Die Dorfbewohner wurden nicht einmal von Kûosa beunruhigt.

 

„Entschuldigen Sie...“, traute sich Ginta, eine junge Frau anzureden, „Kennen sie einen Mann, namens Hakashi Shu-Yuen?“

 

„Hakashi? Klar kenne ich ihn“, grinste sie, „Er ist wahrscheinlich im Blumengarten, nicht weit von hier. Laufen Sie einfach diese Straße entlang, biegen Sie nach der dritten Abbiegung rechts ein und dann einmal links, dann sind Sie schon da...“

 

„Ist er so etwas wie der Bürgermeister?“, hakte Jumon nach.

 

„Nein, nicht wirklich“, lachte die Frau wieder, „Sie sind nicht von hier, richtig? Jeder hier kennt Hakashi. Er sorgt dafür, dass unser Dorf so schön bleibt. Er sorgt sich nämlich um die ganzen Pflanzen und Blumen.“

 

„Also ist er Gärtner?“, wunderte sich Sayoko.

 

„Kann man so nicht sagen... Nun ja, sehen Sie selbst“, lachte die Frau wieder und ging.

 

„Dann müssen wir das wohl selbst in Erfahrung bringen“, schlug Ginta vor und gemeinsam mit den anderen lief er so, wie es ihm die Frau erklärt hatte.

 

Schließlich kamen sie an einem großen Garten an.

 

 

 

Neugierig liefen sie umher und bestaunten die wunderschönen Beete, die in allen Farben zu leuchteten. Anscheinend wuchsen auch Blumen von jeder erdenklichen Sorte in diesem tollen Garten.

 

Hinter einem großen Busch kam ein junger Mann hervor, der wohl nicht älter als 22 war. Er hatte eine Heckenschere in der Hand und trimmte diesen Busch gerade.

 

„Ginta und seine Freunde, nehme ich an?“, wunderte er sich und kratzte sich kurz am Kopf.

 

Er trug eine lockere Stoffhose und Sandalen. Obenrum trug er ein dunkles Shirt und darüber ein ärmelloses, etwas helleres Shirt. Seinen dunkelroten Pony hatte er zu einem Zopf nach hinten gebunden.

 

„Riven hat mir schon alles erzählt...“, seufzte Hakashi, „Anscheinend muss ich nun gegen jemand von euch kämpfen. Darauf hab ich gerade aber wirklich keine Lust, weil es jeder Sinnhaftigkeit fern ist, nicht gegen unsere gemeinsamen Feinde anzutreten.“

 

„Dann könntest du es auch sein lassen...“, bemerkte Sayoko in einem schnippischen Ton.

 

„Das will ich mal überhört haben...“, seufzte der junge Mann und trat einen Schritt nach vorne, „Also, ich bin Hakashi Shu-Yuen. Schön euch kennenzulernen.“

 

„Geht uns genauso...“, sagte Ginta zögerlich und musterte diesen kauzigen Typen. Er sah ganz anders aus, als die bisherigen Mitglieder. Außerdem wirkte er nicht so gefährlich wie die anderen.

 

„Wir sind hier, weil...“, wollte Ginta anfangen, aber Hakashi unterbrach ihn schnell.

 

„Ich weiß, ich weiß. Hab aufgepasst...“, seufzte er wieder, „Also werde ich mir jetzt einen von euch Aussuchen müssen.“

 

Er stellte sich vor die Freunde und sah sie alle musternd an.

 

„Ginta, darf ich nicht...“, redete er mit sich selbst, „Sayoko und Matra waren schon dran... die Kleine da ist auch verboten... dieser Knirps muss auch nicht sein... Also nehme ich den Bären und das kleine Mädchen!“

 

„Was? Aber das kannst du doch nicht machen...“, protestierte Shiana.

 

„Tut mir Leid, Kleine, aber Anordnungen von Oben, da kann man sich nicht widersetzen...“, erklärte Hakashi und verschwand kurz hinter dem Busch.

 

„Ginta, sag doch etwas! Er kann sich doch nicht mit Tsuru prügeln...“, beschwerte sich Shiana und zerrte flehend an seinem Mantel.

 

„Shiana, es ist besser so, das haben wir doch vorhin schon besprochen...“, versuchte Sayoko sie umzustimmen.

 

„Sie hat recht, Shiana... Auch Tsuru muss da durch...“, seufzte Ginta und fühlte sich gar nicht wohl dabei, das zu sagen.

 

„Heißt das, ich muss jetzt gegen diesen Mann da kämpfen?“, wunderte sich Tsuru. Sie biss sich auf die Unterlippe und neigte ihren Kopf, während sie Hakashi mit großen Augen betrachtete.

 

„Ja, das heißt es“, antwortete Matra, „Aber Kûosa darf dir gern helfen...“

 

„Gut!“, verkündete sie, „Mit Kûosa an meiner Seite habe ich keine Angst!“

 

 

 

„Aber...“, murmelte Shiana, die es nicht verstand, dass ihre Freunde dies zulassen konnten. Es war eine Sache, wenn sie in Schwierigkeiten kamen und Tsuru da mit reingeriet. Nicht umsonst hatte Shiana versuchte, das kleine Mädchen immer wieder in Schutz zu nehmen, falls eine schwierige Situation aufkam. Aber was sollte sie nun machen? Keiner war ihrer Meinung. Traurig sah sie zu Jumon, der nur mit den Schultern zucken konnte. War das hier richtig?

 

 

 

„Gut, dann wäre ich soweit...“, erklärte Hakashi, der aus dem Nichts wieder auftauchte.

 

Nun hatte er einen langen Stab dabei – anscheinend seine Waffe.

 

„Kommt mit, Tsuru...“, sagte er und führte das Mädchen, den Hasenbären und die anderen zu einer freien Wiese, auf der nur Gänseblümchen und Klee wuchs.

 

„Also hör zu, kleine Tsuru. Es ist in Ordnung, wenn dein bäriger Freund dir beim Kämpfen hilft, aber verletze mich nicht allzu sehr, okay? Wir spielen doch nur, oder?“, erklärte er ihr.

 

„Ja, ist okay! Wir spielen nur“, lachte Tsuru.

 

Dann machte sich Hakashi bereit und stellte sich in Kampfposition. Dann stürmte er auf die Kleine los. Mit einer bemerkenswerten Geschwindigkeit stand er plötzlich hinter Tsuru und fuchtelte mit seinem Stab herum. Er hatte einen komischen Stab gehabt, der sich in verschiedene Glieder aufteilen ließ, die jeweils mit einer langen Kette verbunden waren. Seine Fingerfertigkeit mit dem Stab ließ die Freunde staunen. Hakashi führte erst einmal vor, auf welche verschiedenen Arten und Weisen er seinen Stab auseinander und zusammenstecken konnte.

 

Schützend stellte sich Kûosa vor das Mädchen und posierte, um seine Muskeln zur Schau zu stellen. Doch das wirkte lang nicht so stark, wie der Hasenbär es wollte. Dann griff Kûosa an.

 

Hakashi wirbelte seinen Stab um seinen Körper und machte einige Schritte um den Schlägen des Bären auszuweichen.

 

Tsuru feuerte wie wild ihren kuscheligen Freund an.

 

Kûosa holte nun öfters aus und versuchte mit einer Salve von Schlägen seinen Gegner zu treffen, der aber gekonnt jedem Schlag locker ausweichen konnte.

 

Kûosa kämpfte wirklich gut. Er achtete nicht nur darauf, wie sein Gegner sich bewegte, sondern achtete auf jede kleinste Bewegung von Tsuru, die er mit seinem Leben beschützen würde. Das erkannte man sofort.

 

Der Kampf ging noch ein kleines Weilchen so, ohne dass viel geschah. Bis zu einem Zeitpunkt, in dem es Hakashi schaffte zwischen die Beine von Kûosa hindurch zu schlüpfen und direkt vor Tsuru zu stehen. Geschockt stand Kûosa da.

 

Hakashi legte sanft seine Hand auf Tsurus Kopf und sagte: „Hab dich... ich glaub ich hab gewonnen...“

 

„Mhh....“, brummte Tsuru und musste einsehen, dass sie anscheinend verloren hatte.

 

„So, das war es für heute. Hab mich schon genug angestrengt“, seufzte Hakashi und massierte zur Entspannung seine Nackenmuskeln.

 

„Das war es schon?“, wunderte sich Matra, die etwas mehr erwartet hatte.

 

„Japp, für heute war es das“, erklärte Hakashi, „Die Kleine ist doch noch so jung... Außerdem kann ich ihr doch nichts antun.“

 

„Was für ein spektakulärer Kampf“, sagte Sayoko auf sarkastische Art und Weise.

 

„Das nächste Mal gewinne ich!“, rief Tsuru Hakashi hinterher, der gerade am Gehen war.

 

„Klar, wirst du das, kleine Tsuru... Ehm...“, überlegte Hakashi, während er an den Freunden vorbeiging, „An euch, ich soll euch Bescheid sagen, dass ihr jetzt weiter nach Nordosten müsst. Dort wartet Arec Geraki auf euch. Er ist die Nummer zwei. Was sollte ich euch noch über ihn erzählen? Fragt einfach in der nächsten Stadt nach ihm. Er ist ungefähr 1,83m groß und hat mittellange, hellbraune Haare... Ihr könnt ihn eigentlich nicht übersehen... Ich verschwinde dann mal... Tschau!“

 

„Halt, warte!“, hielt ihn Ginta noch auf, „Warum ist dieser Arec Geraki eigentlich bei den VΞA?“

 

„Wird das hier jetzt so eine Art Nachforschung in unsere Vergangenheiten?“, wunderte sich Hakashi, „Du solltest das lieber lassen, unsere Vergangenheiten gehen nur uns selbst etwas an.“

 

 

 

„Aber ich möchte das doch so gern erfahren!“, wehrte sich Ginta, „Sonst kann ich mir nie meine Fragen beantworten...“

 

Ginta seufzte als er die Hoffnung auf eine Antwort schon schwinden sah.

 

Dann ging Hakashi wieder zurück und stellte sich vor Ginta.

 

„Es hat wohl keinen Zweck. Sonst ist der Boss sauer auf mich. Arecs Familie hatte geheim mit den Shal zu tun, sie versorgten diese mit Geld und Waffen und so etwas, verstehste? Er wurde lange Zeit ignoriert, bis sein Vater wollte, dass er die Geschäfte übernimmt. Zu der Zeit hatte er Riven kennengelernt, der ihn aufgeklärt hat. Selbstlos entschied er sich für Riven und gründete mit ihm die Vastus Antishal. Seitdem sind die zwei auf Reisen um neue Mitglieder zu rekrutieren und den Shal das Handwerk zu legen... Aber sag mal, meine Geschichte hast du schon gehört, nehme ich an, so neugierig wie du bist.“

 

„Ja... Riven hat sie uns erzählt...“, antwortete Ginta.

 

„Das ist echt nett“, meinte Hakashi abfällig, „Aber anscheinend wollte er dir nur helfen, deine 'Fragen' zu beantworten. Wen habt ihr sonst noch kennengelernt?“

 

„Riven... Requell, Lliam und Kyrmoo...“, zählte Ginta auf, „Stimmt doch, oder?“

 

„Japp, stimmt...“, antwortete Sayoko.

 

„Soll ich euch noch von den letzten zwei erzählen?“, schlug Hakashi vor und setzte sich auf die Wiese.

 

Die Anderen nahmen ebenfalls Platz.

 

„Klar“, bat Jumon, der etwas neugieriger wurde.

 

„Wo fang ich denn da an? Ach ja.. Kyrmoo ist die Nummer drei. Nach ihr stieß Ethal Nokinnon zu den VΞA. Er ist ein besessener Schwertkämpfer – so wie ich ihn kennenlernen durfte. Er hat mir wenig von sich erzählt, weil er doch ein eher stiller Typ ist. Aber Riven hat mich über ihn aufgeklärt. Ethal gehörte zu einer Archäologen-Familie, die gerade dabei war, einer der altertümlichsten Schätze auszugraben, als die Shal die Ausgrabungsstätte überfiel und seine Familie tötete. Sie wollten eigentlich nur ein gewisses Gestein haben. Wie auch immer... Als Riven ihn traf, war er echt depressiv, aber unser Anführer konnte ihn wieder aufbauen und so trat er der Organisation bei.“

 

„Ein Schwertkämpfer...“, murmelte Ginta vor sich hin, während er an Ryoma dachte. Dabei vibrierte sein Amulett leicht.

 

„Die Fünf ist Lliam... die Sechs bin ich und... da bleibt nur die Sieben. Momogochu Kanchû heißt sie“, fasste Hakashi zusammen, „Momoguchu ist echt eine sehr liebevolle Person. Deswegen wundert es mich auch nicht, dass sie als Kindergärtnerin und Floristin in einem Dorf arbeitet. Sie brachte mich auch zu dem hier...“

 

Die Freunde sahen sich um und erkannten, wieso Hakashi in diesem Dorf lebte. Es waren die Blumen.

 

„Momogochu weckte die Liebe für Blumen in mir. Außerdem stehen diese Blumen auch für jeden, der im Kampf gegen die Shal gestorben ist. Das habe ich von meinem Tempel gelernt, den Toten mit etwas Lebendem zu ehren. Aber nun so viel dazu! Die Shal stürmten ihr Dorf, weil es Gerüchte gab, dass sich seltenes Meteoritengestein darin befinden sollte und brachten viele Menschen dabei um. Momogochu überlebte und kam dann zu uns, als sie von einer Widerstandsbewegung hörte. Seitdem ist sie bei uns und kämpft an unserer Seite.“

 

„Sag mal, du erwähnst immer wieder verschiedene Gesteine. Wir selbst haben schon davon gehört, dass sie diese Sammeln, für irgendeine Maschine, die die Erde wieder mit dem Mond vereinigen soll?“, erklärte Sayoko.

 

„Ja, Riven hat das auch schon gehört“, seufzte Hakashi, „Das Ziel der Shal ist wirklich die Erde mit dem Mond zu vereinigen, damit eine neue Welt entsteht. Echt idiotisch, wenn ihr mich fragt... Nun ja, ich muss jetzt wirklich los, hab noch Termine. Schön euch kennengelernt zu haben! Man sieht sich bestimmt irgendwann mal wieder.“

 

So verabschiedete sich Hakashi und verschwand hinter der nächsten Wand aus Blumen.

Die Freunde nahmen sich noch eine Pause von dem, was sie gerade erfahren hatten. Langsam wurde ihnen das wahre Ausmaß der Zerstörung durch die Shal bewusst. Es war schrecklich.

Kapitel 59 – Die letzte Herausforderung - Aber bitte mit Stil!

 

 

 

Ginta und seine Freunde erreichten bald die nächste Stadt. Sie war klein und edel. Die Häuser waren strahlend weiß und es schien so, als gäbe es auf den Straßen keinen Dreck. Die Leute waren stilvoll gekleidet. Die Leute grüßten freundlich und jeder schien fröhlich und glücklich zu sein. Anscheinend gab es noch Flecken auf der Welt, die von den Shal unberührt waren.

 

Die Freunde waren gerade dabei, die Person namens Arec Geraki zu suchen.

 

Ginta lief mit Jumon voraus.

 

„Sag mal, bist du schon aufgeregt, oder so?“, fragte Ginta seinen Freund.

 

„Ich weiß es nicht wirklich... Anscheinend sind diese VΞA recht stark, also...“, grübelte Jumon.

 

„Irgendwie sind die mir immer noch nicht geheuer...“, meinte Ginta und verschränkte seine Arme hinter seinem Kopf.

 

„Wie meinst du das? Sieh doch, sie kämpfen auch gegen die Shal...“, wunderte sich Jumon.

 

„Klar... Dagegen habe ich ja nichts. Aber diese Methoden die sie verwenden sind echt eigenartig.“

 

„Wie meinst du das?“

 

„Dieser Riven... Er trat den Shal bei. Ich kann das immer noch nicht so ganz verstehen. Denn ich könnte das auf keinen Fall – ihnen beizutreten nur um sie besser vernichten zu können.“

 

„Kann mir auch nicht wirklich vorstellen, dass ihm das gefällt.“

 

„Meinst du? Aber warum lässt er es dann nicht einfach sein? Das verstehe ich eben nicht, Jumon.“

 

„Weil er einfach alles Erdenkliche gegen die Shal unternehmen will? Ach... ich weiß es doch auch nicht richtig...“

 

Dann herrschte für kurze Zeit Stille, zwischen den zweien, bis Jumon sie wieder unterbrach.

 

„Alles in Ordnung zwischen dir und Shiana?“, erkundigte er sich aus Neugierde.

 

„Ich weiß nicht... Wir haben ja nicht viel miteinander geredet und ehm... also...“

 

Ginta seufzte schwer. Dann holte er tief Luft.

 

„Sie ist in letzter Zeit so eigenartig... Ich habe immer noch Angst, dass es wegen mir ist...“, erklärte er, „Oder dass dieser Riven ihr irgendetwas angetan hat...“

 

„Mach dir mal keine Sorgen, das wird bestimmt wieder!“, munterte Jumon ihn auf.

 

„Meinst du?“

 

„Natürlich. Mach dir jetzt nicht mehr so viele Sorgen, ja? Das bringt dich doch sowieso nicht weiter...“, meinte Jumon und blieb stehen.

 

Die beiden Jungs drehten sich um. Als sie sahen, was hinter ihnen vor sich ging, waren sie verblüfft.

 

 

 

„Oh! Solch schöne Damen habe ich ja schon lange nicht mehr gesehen...“, sagte ein junger Mann, mit hellbraunen Haaren. Er trug eine dunkle Weste über einem langen Shirt, dazu einen Schal. Seine Hose war verziert mit einigen Schnallen.

 

Er kniete sich vor die Mädchen hin und wunderte sich gar nicht über Kûosa, der Tsuru einmal wieder auf den Schultern trug.

 

„Was für eine Schönheit haben wir da? Wie alt bist du? 19?“, fragte er und stellte sich vor Sayoko und nahm vorsichtig ihre Hand und setzte einen Kuss darauf.

 

Sayoko stand wie angewurzelt da. Sie konnte es nicht glauben, dass er sie für 19 einschätzte.

 

„Du scheinst mir eine große Seele zu haben. Schön dich kennenzulernen“, sagte er und gab auch Matra einen Handkuss.

 

„Oh, eine kleine Prinzessin, nehme ich an?“, grinste er Tsuru an, die daraufhin das Kichern anfing.

 

„Und zuletzt die blaue Schönheit...“, grüßte er Shiana und nahm ihre beiden Hände. Dann zog er sie an sich und tanzte etwas mit ihr.

 

„Du bewegst dich so leicht, wie der Wind unter den Flügeln eines Rotkehlchens...“

 

Shiana wurde etwas rot, aber sie wollte nichts sagen, weil sie dieses Kompliment einfach zu nett fand.

 

„Hey! Was soll das!“, beschwerte sich Ginta und zerrte an der Weste dieses Mannes.

 

Der junge Mann stolperte dadurch fast, konnte sich aber noch auf den Beinen halten und ließ Shiana los. Dann drehte er sich plötzlich um und entdeckte Ginta und Jumon.

 

„Oh, stimmt... Jungs...“, beschwerte er sich und verzog auf eigenartige Weise sein Gesicht.

 

Er hatte wohl genug davon und drehte sich wieder um, nur um die Schönheit der Mädchen zu sehen.

 

„Das ist eher mein Anblick. Schöner als die Liebesgöttin Aphrodite! Und noch viel schöner als Venus... Einfach traumhaft und bezaubernd, wie ihr seid, meine Damen...“, machte er den Mädchen wieder Komplimente.

 

„Oh, das ist zu viel...“, meinte Sayoko und seufzte auf. Sie freute sich wohl über diese Komplimente.

 

„Ich...“, mehr brachte Matra nicht aus sich heraus. Sie alle schienen wohl etwas verzaubert.

 

„Ich bin eine Prinzessin!“, brüllte Tsuru, sprang von Kûosa und drehte sich so schnell wie möglich im Kreis.

 

„Ohh... da möchte man doch glatt eine Arie singen! Ohh~ diese Schönheit bringt mich fast uuuuum~ ♫♪, sang er plötzlich, wie aus dem Nichts. Es hätte nur noch ein Scheinwerfer gefehlt und Rosenregen, dann wäre die Aufführung perfekt geworden.

 

Dann räusperte sich der Mann und stellte sich richtig vor: „Wie unhöflich sich nicht richtig vorzustellen... mein Name ist Arec Geraki.“

 

Er verbeugte sich und wartete auf eine Reaktion, doch die Mädchen waren wie hin und weg.

 

„Du bist dieser Arec Geraki? Wir haben nach dir gesucht...“, meinte Ginta und stellte sich vor die Mädchen. Jumon tat es ihm gleich.

 

„Dann seid ihr es also? Wie heißt ihr gleich noch... Günther und seine Freunde... du mit den orangen Haaren bist wohl Jaman... Und hinter euch haben wir Sayoko, Matra, Tsuru und Shiana, die Göttinnen der Schönheit!“, stellte er fest. Seine Stimme wurde etwas höher, als er die Mädchen erwähnte.

 

„Ich heiße nicht Jaman, ich bin Jumon!“, brüllte Jumon plötzlich.

 

„Und ich heiße auch nicht Günther...“, knirschte Ginta mit den Zähnen.

 

Die Jungs waren wutentbrannt und die Mädchen konnten immer noch nichts sagen.

 

Arec ignorierte das gekonnt: „Ich glaube jetzt ist bald Zeit, die letzte Herausforderung zu bestreiten, meint ihr nicht auch? Gegen Günther darf ich ja nicht kämpfen... den Liebesgöttinnen will ich auch nichts tun... bleibt also noch Herr Orange! Jaman, ich fordere dich offiziell zu einem Duell heraus...“

 

„Ich heiße nicht Jaman... aber gut von mir aus!“, meinte Jumon und stellte sich mitten auf die Straße.

 

Arec stellte sich vor ihn und zückte einige kurze, pechschwarze Stillettos. Das Material glänzte im Licht. Sie waren zart geschwungen und ihre Klinge bildeten mit dem Griff ein Kreuz. Er wirbelte sie in einer wahnsinnigen Geschwindigkeit um seine Finger herum.

 

Jumon konzentrierte sich und versucht Geister in der Umgebung aufzuspüren. Doch das einzige, was er verspürte waren die Seelen seiner Freunde.

 

 

 

Doch irgendetwas war komisch. Es gab plötzlich eine Energie, die er vorher noch nicht so wahrgenommen hatte. Er sah zu Ginta. Dieser hatte neben seiner Seele noch eine andere in sich, welche Jumon nicht wirklich definieren konnte.

 

Und was war mit Myu? Die Katze schien auch zwei Seelen in sich zu tragen. Warum hatte er das vorher noch nicht bemerkt? Dann blickte er die anderen an. Sayoko war ganz normal, wie Tsuru, Kûosa und Matra auch. Nur von Shiana aus verspürte er noch etwas Komisches. Ihr Geist war ganz schwach ausgeprägt, als wäre er fast gar nicht da gewesen.

 

„Du solltest lieber aufpassen, Jaman!“, rief Arec und warf einige der Stillettos auf Jumon, der nicht rechtzeitig ausweichen konnte. Eines traf Jumon an der Schulter.

 

Reflexartig griff er sich nach seiner Wunde. Er blutete etwas. Jetzt war es nötig, wieder einen klaren Kopf zu bekommen! Jumon atmete tief ein und zog seine Jacke aus. Darunter trug er nichts. Er sah seine Wunde an, die zum Glück nicht so groß war.

 

'Das bekommt er zurück...', dachte er sich, 'Aber solang ich mir nicht die Energien von den Geistern ausleihen kann, sieht es wohl schlecht aus...'

 

Arec holte immer wieder neue Stillettos hervor und warf sie auf Jumon, der sich wirklich schwer damit tat, ihnen auszuweichen. Mehr und mehr Stillettos streiften ihn und verletzten ihn etwas.

 

Ginta stand nur mit den Mädchen am Straßenrand, die langsam realisierten, dass Jumon nun seiner Herausforderung gegenüberstand. Seine Freunde hofften, dass er es schaffen wird und feuerten ihn in Gedanken an.

 

Nun musste Jumon seine Energien fokussieren, während er den Angriffen von Arec auswich. Zwischenzeitlich änderte Arec seine Strategie und griff direkt an, was es für Jumon noch schwieriger machte.

 

'Ich muss eine Möglichkeit finden... Sonst muss ich mir etwas Energie von Ginta leihen...', schnaufte er in Gedanken, während er immer wieder zur Seite und nach hinten sprang.

 

„Na, geht dir schon die Puste aus, Jaman?“, lachte Arec.

 

„Das hättest du wohl gern!“, verteidigte sich Jumon, „Außerdem heiße ich JUMON!“

 

Die Angriffe von Arec ließen nicht nach. Langsam wurde es brenzlig für Jumon, der auch schon einige nur leicht blutende Treffer abbekommen hatte.

 

'Gut, dann leihe ich mir für kurze Zeit etwas von Gintas Geisterkraft... Ich hoffe es stört ihn nicht arg...', dachte er sich und fokussierte sich auf Gintas Seele.

 

Als er anfangen wollte, mit seinem Geist zu kommunizieren, befand er sich plötzlich in einer Art... Was war das?

 

Es schien so, als würde Jumons Geist in etwas schweben, was sich hin und her bewegte. Es war nicht warm, aber auch nicht kalt. Es bewegte sich einfach nur.

 

„Bist du der Geist, den ich in Ginta gesehen habe?“, fragte Jumon.

 

Erst bekam er keine Antwort, weswegen ihm das Gefühl aufkam, etwas falsch getan zu haben. Aber dann antwortete ihm eine Stimme: „Wenn du Energie brauchst, nimm sie dir...“

 

Jumon fragte sich, wer da gesprochen haben könnte, aber realisierte schnell wieder, dass er eigentlich mitten in einem Kampf war. Langsam schloss er seine Augen und nahm sich etwas von dieser Energie.

 

Als er seine Augen wieder öffnete, stand Arec vor ihm und grinste ihn an.

 

Jumon setzte die Energie, die er sich geliehen hatte frei und auf einmal schien es so, als würde ihn etwas umhüllen. Es fühlte sich gut an und schützte ihn vor weiteren Treffern.

 

„Dann bin ich mal an der Reihe!“, heizte Jumon an und stieß seine Arme nach vorn, sodass er eine Art Energieladung auf Arec schießen konnte. Als seine Hände zu leuchten aufhörten, lag Arec schon am Boden.

 

„Autsch“, presste der junge Mann aus sich heraus.

 

„Das reicht jetzt...“, entschied plötzlich eine bekannte Männerstimme und Riven stand auf einmal hinter Ginta.

 

 

 

„Ihr habt mir genug bewiesen...“, erklärte er, ohne eine Begrüßung zu erwarten.

 

„Ah... Riven, du bist hier?“, stellte Arec fest und stand wieder auf.

 

„Ja, du brauchst nicht mehr kämpfen...“, befahl er seinem Kollegen.

 

„Gut, hatte sowieso keine Lust mehr...“, grinste Arec.

 

„Was machst du hier, Riven?“, wunderte sich Sayoko.

 

„Bin hier um euch zu sagen, dass das mit den Herausforderungen nun vorbei ist... Außerdem muss ich mit Ginta reden, wenn du mich begleiten magst?“

 

Fordern sah Riven zu Ginta.

 

Ginta sah sich erst wundernd um, hielt kurz inne und sagte dann kurz und knapp: „Ja...“

 

Während er mit Riven mitging, sahen sich Matra und Sayoko Jumons Verletzungen an und versorgten diese.

 

 

 

„War es das jetzt?“, fragte Ginta den Anführer der Vastus Antishal.

 

„Ja, das war es. Ihr habt euch bewiesen. Es wird zwar immer noch hart sein, gegen die Shal anzutreten, aber ich habe großes Vertrauen in euch“, erklärte Riven.

 

„Das scheint mir aber nicht so...“, seufzte Ginta.

 

„Persönliche Sympathien stehen mir schon lange nicht mehr im Wege, Ginta. Ich habe trotzdem großes Vertrauen in euch, obwohl ihr nicht zu meinen Freunden gehört...“, erklärte Riven und führte Ginta in ein kleines Haus.

 

'Persönliche Sympathien?', wunderte sich Ginta und sagte dann, „Was machen wir hier?“

 

„Ich habe ein kleines Geschenk für dich“, meinte Riven und ging zu einem Schrank, an einer Wand des Raumes, in dem sie sich befanden. Dieser Raum war voller Zeugs. An den Wänden hingen kleine Schränkchen und Regale, in dem viel Zeug stand. In der Mitte des Raumes war ein großer Tisch.

 

Riven ging an den Schrank und holte etwas heraus und legte es auf den Tisch.

 

„Ist das für mich?“, fragte Ginta ihn.

 

„Japp. Die Kämpfe werden hart, also solltest du besser gewappnet sein...“, meinte er und setzte sich auf einen Stuhl, „Was ist? Zieh es schon an...“

 

„Kann ich... in einen anderen Raum gehen?“, fragte Ginta zögerlich.

 

„Wieso solltest du? Ist es dir peinlich? Meine Güte...“, meinte Riven und zog eine Augenbraue nach oben.

 

„Nein ehm... aber...“, stotterte Ginta.

 

„Dann zieh dich doch endlich um... Ich schau auch nicht hin, wenn es dir peinlich ist“, schlug Riven vor und drehte sich beiseite.

 

Dann zog sich Ginta die neuen Klamotten an.

 

Es handelte sich um eine feste, zweifarbige Hose, neue Schuhe und einer stabilen Weste, die fast schon einem Brustpanzer glich.

 

Von der Farbe her, hielt sich alles an ein dunkles Blau und bläuliches Weiß. Ein Akzent war ein großes, orangenes X, das über die Weste ging.

 

Es passte Ginta wie angegossen.

 

„Danke sehr...“, bedankte er sich bei Riven.

 

„Kein Ding... Wer mir hilft die Shal auszuschalten, der wird auch belohnt...“, lachte er. „Jetzt solltest du aber gehen, deine Freunde warten auf dich...“

 

„Ich hätte zuvor noch zwei Fragen... Was hast du mit Shiana getan? Und wieso bist du den Shal beigetreten?“

 

Riven seufzte und setzte sich auf den Tisch. Irgendwie wusste er, dass diese Fragen noch gestellt werden.

 

„Deiner Freundin habe ich eigentlich nichts getan. Sie war schon von Anfang an so komisch, nicht wahr? Ich habe sie lediglich nur gebeten, etwas Gutes für dich zu tun... Weswegen ich den Shal beigetreten bin, willst du wissen?“

 

„Ich weiß schon, dass du es gemacht hast um sie von innen heraus zu zerschlagen... Aber ich meine... Wieso?“

 

„Irgendeiner muss das tun, Ginta... Ich weiß schon auf was du hinaus willst... Weißt du, wenn wir gegen die Shal kämpfen, sind wir nicht besser als sie. Was, wenn im Kampf einer der Shal ums Leben kommt? Sie haben genau so ein Leben wie du und ich... Vielleicht haben sie Familie zu Hause, die um sie trauern... Also wenn ich nicht besser bin, als einer von ihnen, kann ich gleich einer sein. Mir ist das gleichgültig. Hab ich deine Frage somit beantwortet?“

 

„Klar... hast du, Riven... Vielen Dank für alles“, stammelte Ginta vor sich hin und stürmte aus dem Haus.

 

„Auf Wiedersehen, Ginta. Wir sehen uns definitiv wieder...“, grinste Riven.

 

Auf dem Weg zurück zu seinen Freunden wurde Ginta immer langsamer.

 

„Wir sind nicht besser als die Shal?“, fragte er sich und dachte darüber nach.

 

Kurze Zeit später traf er wieder auf seine Freunde, die sich über seine neuen Kleider wunderten. Nachdem Ginta ihnen alles über das Gespräch mit Riven erzählt hatte, brachen die Freunde wieder auf. Die Herausforderungen waren gemeistert und die Reise konnte wie geplant weitergehen.

 

Kapitel 60 – Falsche Zukunft

 

 

 

„Das macht keinen Spaß mehr...“, meinte eine männliche Stimme, „Ich wusste ja nicht, dass er so viele neue Freunde kennenlernt...“

 

„Dann hättest du dir diese Prophezeiung eben nicht ausdenken müssen“, antwortete eine alte Frau mit silbernem Haar.

 

„Kann ja nicht wissen, dass Ginta das so schnell wieder vergisst...“, schmollte er.

 

„Tja, anscheinend legt er nicht so viel Wert auf dich“, kicherte die Frau.

 

„Dann wäre es wohl besser, wenn du sie jetzt aufklärst...“

 

„Das gibt es nicht... erst benutzt du meine Fähigkeiten in die Zukunft zu sehen, damit du deine Spielchen spielen kannst und dann willst du, dass ich alles wieder gut mache... Du bist ein Kindskopf wie eh und je!“, beschwerte sich die Frau und stand von ihrem Bett auf.

 

„Ach bitte... Uzryuuk“, bat er und sprang auch vom Bett.

 

„Nun gut...“, sagte sie und ging wieder ins Wohnzimmer, wo sie von Ginta und seinen Freunden schon erwartet wurde.

 

 

 

Etwas früher am Tag:

 

Es war ein angenehmer Tag. Nicht zu heiß und nicht zu kalt.

 

Sanft fuhr der Wind durch Gintas Haare.

 

„Wie lang ist es noch, bis wir die nächste Stadt erreichen?“, fragte er.

 

„Scheint nicht mehr weit zu sein“, erklärte Sayoko, die die Karte in Händen hielt.

 

„Mir ist langweilig...“, seufzte Tsuru, die sich schlapp über Kûosas Schulter hängen ließ, „Ich will endlich da sein!“

 

„Es ist ja nicht mehr weit...“, versuchte Shiana sie zu beruhigen, „Das hat Sayoko doch schon gesagt.“

 

„Mhh...“, brummte die kleine Tsuru.

 

„Ich schätze... wir können vorher schon einen Stopp machen“, erklärte Matra und blieb stehen.

 

Alle drehten sich zu ihr um.

 

„Wieso das denn?“, fragte Jumon neugierig.

 

„Da!“, meinte sie und zeigte mit dem Finger auf ein Haus, das plötzlich in der Gegend stand, „Da ist eine Frau die uns zuwinkt... Vielleicht will sie was von uns?“

 

„Du hast aber gute Augen“, meinte Jumon und versuchte das Haus in der Ferne zu erspähen, „Tatsächlich, da ist ein Haus...“

 

„Dann gehen wir doch einmal hin...“, schlug Ginta vor, der in diesem Moment fast von Kûosa umgestoßen wurde.

 

„Schneller Kûosa, schneller!“, lachte Tsuru lauthals, die Kûosa zum Rennen animierte.

 

Der Hasenbär sauste voraus. Doch die Anderen liefen im selben Schritttempo weiter, wie sie es vorher schon getan haben.

 

Nach einer Weile kamen sie am Haus an.

 

„Guten Tag!“, begrüßte Uzryuuk die Freunde.

 

„Was... was machen Sie denn hier?“, wunderte sich Ginta, der sich in diesem Moment an alles erinnerte.

 

„Sie waren doch die alte Dame, die wir auf dem Berg Shimorita getroffen haben...“, erklärte Jumon, der gerade nicht genau wusste, was er noch dazu sagen sollte.

 

„Was machen sie denn hier?“, fragte sich Sayoko, die fragend eine Augenbraue nach oben zog.

 

„Oh... schön euch wieder zu sehen! Ich... ja, wie soll ich das erklären, ich habe mehrere Wohnsitze“, lachte Uzryuuk, „Und ihr habt also neue Freunde kennengelernt?“

 

„Oh...“, meinte Ginta, „Darf ich euch vorstellen? Matra, Tsuru, Kûosa, das ist Uzryuuk, wir sind ihr schon einmal begegnet...“

 

„Schön euch kennenzulernen“, grinste die alte Dame und bat die Freunde in ihr Haus.

 

„Sie wohnen also auch hier?“, fragte Ginta, der sich das Haus etwas genauer ansah. Leider fiel es ihm nicht auf, dass es genauso eingerichtet war, wie in dem Haus, in dem sie zuerst waren.

 

„Ich habe Verwandte in der Stadt...“, erklärte sie, während sie anfing Tee zu kochen.

 

Shiana, Jumon, Sayoko und Matra setzten sich auf das Sofa in der Mitte des Wohnzimmers.

 

Ginta stellte seine Taschen daneben und im selben Augenblick sprang Myu aus dieser heraus. Kûosa merkte das sofort und wollte sie einfangen, doch Myu war schneller und sprintete ins Schlafzimmer.

 

Als Uzryuuk den Tee gekocht hatte, servierte sie ihn den Freunden. Danach holte sie noch Knabbereien aus dem Schrank und stellte diese auf den Tisch.

 

„Genießt den Tee, ich bin gleich wieder da“, sagte sie und verschwand aus dem Wohnzimmer.

 

„Was hat es mit dieser Frau auf sich?“, wunderte sich Matra, „Sie sieht ein wenig so aus, als würde sie aus meinem Dorf stammen...“

 

„Meinst du?“, hakte Jumon nach.

 

„Gewisse Ähnlichkeiten hat sie ja mit dir, Matra“, lachte Sayoko.

 

„Ach...“, brummte Matra und sah Sayoko giftig an.

 

„Dann erzähl ich euch, wie wir sie zuerst kennengelernt haben...“, fing Ginta an und erzählte den Freunden, die Uzryuuk noch nicht kannten, die Geschichte.

 

 

 

In der Zwischenzeit setzte sich Uzryuuk auf ihr Bett.

 

„Wie geht es dir so?“, fing sie an.

 

„Ach... weißt du... Das macht keinen Spaß mehr...“, antwortete plötzlich eine männliche Stimme, „Ich wusste ja nicht, dass er so viele neue Freunde kennenlernt...“

 

„Dann hättest du dir diese Prophezeiung eben nicht ausdenken müssen“, antwortete sie und seufzte schwer.

 

„Kann ja nicht wissen, dass Ginta das so schnell wieder vergisst...“, schmollte er.

 

„Tja, anscheinend legt er nicht so viel Wert auf dich“, kicherte sie.

 

„Dann wäre es wohl besser, wenn du sie jetzt aufklärst...“

 

„Das gibt es nicht... erst benutzt du meine Fähigkeiten in die Zukunft zu sehen, damit du deine Spielchen spielen kannst und dann willst du, dass ich alles wieder gut mache... Du bist ein Kindskopf wie eh und je!“, beschwerte sich die Frau und stand von ihrem Bett auf.

 

„Ach bitte... Uzryuuk“, bat er und sprang auch vom Bett.

 

„Nun gut...“, sagte sie und ging wieder ins Wohnzimmer, wo sie von Ginta und seinen Freunden schon erwartet wurde.

 

„Ich muss euch etwas beichten...“, sagte Uzryuuk, kratzte sich am Kopf und setzte sich in einen Sessel.

 

„Was ist denn?“, hakte Ginta nach.

 

„Erinnert ihr euch noch damals, als ich euch eure Prophezeiung erzählt habe?“

 

Uzryuuk fühlte sich unwohl dabei, die Geschichte mit der Prophezeiung jetzt einfach so aufzulösen.

 

„Prophezeiung... Prophezeiung...“, stammelte Ginta vor sich hin.

 

„Weißt du das nicht mehr, Ginta?“, meinte Sayoko, „Ich weiß es definitiv noch, weil ich sie nicht hören wollte...“

 

„Das stimmt, Sayoko... Nun ja, wisst ihr... Die Sache mit der Prophezeiung ist eigentlich ausgedacht. Ich wurde sozusagen gezwungen, sie euch zu erzählen!“

 

„Also gibt es so etwas wie eine Prophezeiung gar nicht?“, wiederholte Jumon.

 

„Richtig. Man wollte nur sehen, wie ihr euch den Kopf darüber zerbrecht.“

 

„Das ist echt eigenartig“, murmelte Matra und nahm einen Schluck von ihrem Tee.

 

„So ist das also“, meinte Ginta, „Und wer hat sich das ausgedacht?“

 

„Mh... Das kann ich euch nicht sagen! Den kennt ihr sowieso nicht“, lachte Uzryuuk nervös.

 

„Gut, wenn das so ist...“, sagte Sayoko und lehnte sich zurück.

 

Dann sah Uzryuuk die Freunde an. Sie hielt etwas inne, als sie Shiana erblickte, aber drehte ihren Kopf kurz darauf weiter.

 

„Sag mal, Ginta... Wo sind denn der Schwertkämpfer und das blonde Mädchen?“, erkundigte sich die alte Frau.

 

„Oh, das ist so eine Geschichte...“, fing Ginta an, setzte seine Tasse auf den Tisch und kratzte sich am Hinterkopf, „Oto hat ihre Ausbildung im Med-Dorf angefangen... Und Ryoma...“

 

Ginta sagte für einen Moment nichts.

 

„Ryoma ist abgehauen...“, beendete Shiana den Satz.

 

Verwundert sah Ginta sie an.

 

Hatte Shiana das gerade wirklich gesagt? Ginta fiel jetzt plötzlich auf, dass das Verschwinden Ryomas nicht nur ihn selbst betraf, sondern seine Freunde darüber sicherlich auch eine Meinung hatten. War Shianas Meinung darüber eher negativ? In Ginta schwirrten auf einmal wieder viele verschiedene Gedanken wild umher.

 

„So ist das also... Aber vergesst nicht, man sieht sich immer zweimal im Leben, nicht wahr?“, grinste die Frau und nahm einen Schluck vom Tee.

 

„Ja... so ist es“, flüsterte Ginta.

 

„Ihr müsst unbedingt meinen Enkel kennenlernen!“, fing Uzryuuk plötzlich an, „Er wohnt in der nächsten Stadt, nicht weit von hier. Ein unglaublich netter Kerl. Ihr werdet bestimmt gute Freunde.“

 

Sie grinste Ginta bis über beide Ohren an.

 

„Wie heißt ihr Enkel denn?“, hakte Jumon nach. Uzryuuks Verhalten irritierte ihn. Erst erzählte sie groß von Prophezeiungen, erzählte ihnen dann, dass diese nur eine erfundene Geschichte waren und nun wollte sie, dass sie ihren Enkel kennenlernen. Also irgendwie war da doch etwas faul.

 

Jumon entdeckte aus dem Augenwinkel, wie die Schlafzimmertür auf einmal etwas aufging. Nur kam keine Person aus dem Zimmer. War es nur der Wind?

 

 

 

Myu kletterte aufs Sofa und setzte sich auf Gintas Schoß. Er kraulte sie.

 

„Sein Name ist Denji Atsui. Ach... wenn ihr ihn seht, dann erkennt ihr ihn“, lachte Uzryuuk und stopfte sich nervös drei Kekse in den Mund.

 

„Denji Atsui also?“, murmelte Sayoko und zog dabei eine Augenbraue fragend nach oben.

 

„Dann gibt es kein warten!“, stieß es aus Ginta plötzlich heraus, der die Faust nach oben hielt.

 

Kûosa, der hinter ihm stand, fand das anscheinend so witzig, dass er die gleiche Pose wie Ginta einnahm.

 

„Dann geht es auf zur nächsten Stadt! Vielen Dank für den Tee und die Kekse... Man sieht sich“, bedankte sich Ginta und zerrte seine Freunde nach Draußen. Er war plötzlich so motiviert und voller Elan, dass sich seine Freunde kaum wehren konnten. Die Reise ging weiter.

 

Uzryuuk stand vor ihrer Hütte und betrachtete die jungen Leute, die gerade von Ginta angestachelt worden waren. Ein letztes Mal winkte sie ihnen.

 

„Dass du deine Pläne erfüllt bekommen willst“, sagte sie leise, „hält dich nicht davon ab, solche Tricks anzuwenden. Wann lernst du, dass man andere Menschen nicht manipuliert? Kommt davon, dass du nun in diesem Körper steckst.“