Übersicht

Kapitel 41 – Das Labyrinth

 

 

 

„Verdammt!“, brüllte Sayoko, „Es ist schon wieder hinter uns!“

 

„Beeilt euch!“, forderte Jumon, der vor den Anderen rannte und den richtigen Weg suchte.

 

„Passt auf, dass ihr nicht stolpert!“, keuchte Ginta.

 

„AH!“, schrie Shiana, die es genau in diesem Moment zu Boden riss.

 

„Shiana!“, stieß es aus Ginta, „Rennt ihr schon vor, ich kümmre mich um sie!“

 

Er rannte schnell zu ihr und half ihr auf.

 

In diesem Moment kam eine riesige Silhouette hinter dem nahen Felsen hervor.

 

„Verdammt“, dachte er sich und biss sich auf die Lippe, „Dabei hat der Tag doch so gut angefangen...“

 

 

 

Ginta und seine Freunde, Sayoko, Shiana und Jumon, wie auch die kleine Katze Myu befanden sich auf dem Weg zur nächsten Stadt. Die Gegend, die sie durchquerten war ziemlich hügelig. „Kodôtsuro“, las Sayoko, die die Karte in der Hand hielt, „das ist der Name der nächsten Stadt. Wir können dort sicher eine Nacht lang bleiben und morgen die Reise fortsetzen.“

 

„Das ist eine gute Idee“, seufzte Ginta, „Meine Füße schmerzen schon...“

 

„So anstrengend ist das doch nicht...“, grinste Jumon.

 

„Das sagst du doch nur, weil du Berge gewohnt bist“, meinte Sayoko in einem leicht genervten Ton.

 

Jumon rollte mit den Augen.

 

„Gib mal her“, sagte er kann, erwartete keine Reaktion und nahm sich die Karte, „So weit ist es jetzt doch auch nicht mehr, nur noch 10 Minuten, dann müssten wir schon dort sein.“

 

Ginta seufzte.

 

Sayoko seufzte ebenfalls.

 

Shiana hingegen hatte ihren Spaß daran Myu beim Nebenherlaufen zu beobachten.

 

Die zehn Minuten vergingen still, bis auf ein gelegentliches Kichern von Shiana war nichts mehr zu hören.

 

 

 

Das Erste was man erkannte, wenn man sich diese kleine Stadt ansah, war, dass sie sich sozusagen teilte.

 

Auf der einen Seite waren die Wohnhäuser und sonstige Gebäude. Auf der Anderen hingegen sah es aus, als wäre da ein großes Bergbauunternehmen am Schaffen.

 

„Wir sollten uns gleich eine Unterkunft suchen, möglichst billig“, schlug Sayoko vor, „Diese Stadt ist irgendwie eigenartig.“

 

„Da hast du recht“, stimmte Jumon ihr zu, „Die Leute sehen uns so komisch an...“

 

Während die Gruppe durch die dreckigen Straßen gingen um sich nach einer Unterkunft umzusehen, versuchten alle Bewohner der Stadt die Fremden zu meiden, oder sie zu ignorieren. Einige Leute schlossen ihre Fenster, andere zerrten ihre Kinder ins Haus.

 

Ob diese Stadt Fremde überhaupt mochte?

 

Die Gruppe lief weiter.

 

Zwei Frauen mit Körben in der Hand blieben stehen und flüsterten sich etwas zu.

 

„Ich fühle mich hier leicht beobachtet“, murmelte Ginta.

 

„Nicht nur du“, meinte Shiana, die Myu beobachtet wie sie ihre Ohren spitzte.

 

Myu sah sich einmal kurz um und sprang dann sofort in Gintas Tasche.

 

Ginta kraulte ihren Nacken damit sie sich beruhigte.

 

Jumon ging zu einer alten Frau die auf der Veranda saß.

 

„Entschuldigen Sie“, fing er an zu fragen, „Gibt es hier in der Nähe vielleicht ein Gasthaus?“

 

Die alte Frau riss ihre Augen auf.

 

„Bringt mir meine Enkelin zurück!“, brüllte sie auf einmal, ohne dass sie ihren starren lethargischen Blick verlor.

 

Jumon erschreckte sich und ging ein paar Schritte zurück.

 

In diesem Moment wurde die Frau wieder still und starrte weiter in die Leere.

 

Ginta lief zu Jumon, packte ihn an der Schulter und sagte nur: „Komm, lass uns weitergehen...“

 

Sayoko seufzte und Shiana sah sie mitleidig an.

 

 

 

Endlich kamen sie vor einem Gasthaus an.

 

„Wartet“, meinte Sayoko, „Bevor wir reingehen...“

 

„Du hast es also auch gemerkt?“, unterbrach Ginta sie.

 

„Ja. Hier ist etwas faul, aber gewaltig! Wir sollten aufpassen mit wem wir als nächstes sprechen, da habe ich ein sehr ungutes Gefühl.“

 

„Lasst uns doch erst einmal schauen, wie der Besitzer des Gasthauses drauf ist. Notfalls schlagen wir vor der Stadt unser Lager auf.“

 

„Meinst du das ist so eine gute Idee?“, wollte Sayoko wissen.

 

„Es ist ziemlich unsicher, wer weiß was sich hier für Leute aufhalten“, sorgte sich Ginta.

 

„Nun denn, lassen wir uns erst mal hinein schauen bevor wir uns entscheiden...“

 

Shiana nickte Ginta kurz zu. Sie war auch dafür sich erst einmal im Gasthaus umzusehen.

 

Also gingen sie hinein.

 

 

 

Eine kleine Glocke am Türrahmen klingelte, als sich die Tür öffnete. Die Dielen knarrten als die Freunde eintraten.

 

„Guten Tag“, murmelte der Wirt, „Was kann ich für sie tun? Lasst mich raten sie wollen ein Zimmer...“

 

Sayoko setzte wieder ihren genervten Blick auf.

 

„Guten Tag, ja das hätten wir wirklich gerne“, begrüßte Ginta ihn.

 

„Vier Personen plus eine Katze nehme ich an“, sagte er nachdem er Ginta und seine Freunde reichlich musterte.

 

„Ja, so ist es“, antwortete Ginta.

 

„Tut mir Leid, aber da muss ich euch enttäuschen...“

 

„Wieso?“, fragte Sayoko schnippisch.

 

„Fremde sind hier nicht gern gesehen, vor allem nicht wenn sie noch so jung sind wie ihr es seid.“

 

„Das verstehe ich nicht...“, grübelte Jumon.

 

Der alt wirkende, schlanke und grauhaarige Wirt winkte die Vier zu sich. Er kam hinter seinem Tresen hervor und schob ihn beiseite, legte dadurch eine geheime Tür im Boden frei.

 

„Schnell“, sagte er und Ginta, Shiana, Sayoko und Jumon gingen die Treppe hinunter in den Keller.

 

Er folgte ihnen.

 

„Was, was soll das?“, wunderte sich Ginta und sah den Wirt erwartungsvoll an.

 

„So, jetzt hört mal zu...“, fing der Alte an zu erzählen, „Verschwindet lieber sonst werdet ihr auch noch von den Shal entführt!“

 

„Von den Shal!?“, rief Jumon und alle anderen rissen ebenfalls ihr Augen weit auf.

 

„Ich habe es doch gewusst dass hier etwas nicht stimmt!“, bestätigte sich Sayoko.

 

„Sie zwingen die Dorfbewohner in dem Bergwerk zu arbeiten. Sie entführen dafür die Kinder und benutzen sie für ihre Erpressungen...“

 

„Deswegen wollte die alte Frau ihre Enkelin zurück...“

 

„Bitte helft uns. Ich bin der einzige der sich noch traut etwas zu sagen, deswegen ist mein Gasthaus leer und ich verdiene kein Geld, seht doch wie abgemagert ich bin!“

 

Der Wirt ging auf Ginta zu und griff nach seinem Shirt.

 

„Ich flehe euch an! Das letzte mal als ich einen Aufstand angezettelt habe, um uns gegen die Shal zu wehren, wurden etliche Kinder ermordet, bitte bitte helft uns!“

 

Ginta konnte nichts sagen. Seine Gedanken waren gerade so durcheinander.

 

„Lassen sie ihn gehen“, bat Jumon den Wirt, der ihn in die Augen blickte.

 

Er hatte Tränen in den Augen, Tränen der Verzweiflung und Angst.

 

Der alte Mann weinte und lies Ginta los.

 

„Es... es.... es..“, stotterte er, „Es tut mir Leid! Ich kann Kinder nicht dazu zwingen unsere Stadt vor dieser Organisation zu retten.“

 

Für einen Moment war es still.

 

Jumon sah bedrückt zu Boden. Shiana sorgte sich um Ginta und hielt seine Hand.

 

Er stand da und starrte nur.

 

Sayoko behielt von allen mal wieder den kühlsten Kopf.

 

„Hören sie zu, machen wir einen Deal, wir versuchen unser bestes die Shal aus dieser Stadt zu verjagen und dafür lassen sie uns kostenlos übernachten?“

 

Der Mann nickte.

 

„Ginta bitte...“, flüsterte Shiana.

 

„Ginta jetzt reiß dich mal zusammen!“, forderte Sayoko in einem leicht energischen Ton, „Die Leute hier brauchen unsere Hilfe! Ich versteh ja, dass es entsetzlich ist was die Shal getan haben, aber reiß dich doch bitte zusammen und lass uns das Problem zusammen beseitigen.“

 

Gintas Augen bewegten sich und er sprach: „Du hast recht Sayoko! Diesen Shal müssen wir endlich das Handwerk legen!“

 

„Wir schaffen das gemeinsam“, meinte Jumon.

 

„Ja, das schaffen wir“, stimmte auch Shiana zu.

 

„Hier“, meinte der Alte und führte die Freunde zu einer Tür in einer steinigen Wand, „Das hier ist ein geheimer Eingang zum Bergwerk. Passt auf euch auf! Weiter kann ich euch leider nicht helfen... Viel Erfolg...“

 

Er öffnete die Tür, durch die sie dann in einen Tunnel eintreten konnten.

 

 

 

Sayoko ging vor. Der Tunnel war eng und kalt. In einigen Nischen in den Wänden standen Petroleumlampen die den Gang etwas erhellten.

 

Die pink-haarige blieb auf einmal stehen.

 

„So ich denke sind wir nun weit genug entfernt, sodass der Alte uns nicht mehr hört.“

 

Ginta setzte sich auf den kühlen Boden.

 

„Was machen wir jetzt?“, fragte sich Jumon.

 

„Das ist es, worüber ich mit euch reden wollte“, meinte Sayoko und seufzte.

 

„Wir sollten vorsichtig sein, wir kennen uns hier doch gar nicht aus...“, murmelte Jumon vor sich hin.

 

„Wir brauchen irgendeine Strategie und sollten uns nicht einfach auf die Shal stürzen“, sagte Sayoko und blickte Ginta an, „Das Risiko, dass den Kindern etwas geschieht ist viel zu groß.“

 

„Da hast du recht“, unterstützte Jumon sie, „Das einzige was uns bleibt ist herauszufinden wo sich die Kinder befinden, sie irgendwie retten und dann...“

 

„... uns um die Shal zu kümmern“, beendete Ginta Jumons Satz.

 

„Ich bin dafür...“, wollte Sayoko sagen, bis sie auch von Ginta unterbrochen wurde.

 

„Ich bin dafür, dass Jumon und Shiana mit den Kindern fliehen. Ich will nicht, dass Shiana alleine auf die Kinder aufpassen muss, darum würde ich es sehr begrüßen wenn du sie begleitest, Jumon...“

 

Ginta sah ihn an. So einen durchdringenden und fordernden Blick kannte man von Ginta bisher nicht.

 

„Ist gut“, meinte Jumon und grinste Shiana an.

 

„Ich bin auch einverstanden“, meldete sie sich zu Wort.

 

„Und du bleibst an meiner Seite, Sayoko?“, fragte Ginta sich und sah sie erwartungsvoll an.

 

Sie wollte seufzen, doch sie ließ es.

 

„Klar!“, antwortete sie und ballte eine Faust, „Diesen Shal werden wir mächtig den Hintern versohlen! Wäre doch gelacht, wenn nicht!“

 

 

 

In diesem Moment pfiff ein Schriller Ton durch das Bergwerk.

 

Man hörte tiefe Männerstimmen die irgendwas von „Mittagessen“ grölten.

 

Sayoko ging weiter bis sie zum Ende des Tunnels kamen.

 

Das Ende des Tunnels in dem sie sich befanden war ein Loch in der Wand eines großen Höhlenraumes. An dem Vorsprung hing der Rest einer Strickleiter die bis zur Hälfte der Wand herunter hing. Danach waren es sicherlich noch zweieinhalb Meter bis zum Boden gewesen.

 

„Kommt schon“, forderte Sayoko, „Jetzt wo alle zum Essen verschwunden sind, sollten wir das am besten ausnutzen!“

 

„Geht klar!“, antwortete Ginta, kletterte die Leiter so weit es ging runter und sprang dann auf den Boden.

 

„Los Shiana du als nächstes! Ich fange dich auf!“, bat er Shiana die dann kurzerhand als nächstes runter kletterte, sprang und von Ginta aufgefangen wurde.

 

Er torkelte noch etwas hin und her, fand dann jedoch einen festen Stand und ließ sie auf den Boden ab.

 

Myu hatte das aber nicht gerade auf die sanfteste Art miterlebt und zappelte mit ihren Hinterbeinen wie ein Fisch an Land, denn ihr Hintern hing aus der Tasche während ihr Kopf noch tief in der Tasche vergraben war. Als Ginta ihr verhalf in eine für sie angenehme Position zurückzukehren, kam auch schon Jumon runter gesprungen.

 

„Los Sayoko, so weit ist das gar nicht“, spornte Ginta sie an.

 

„Ich hatte nicht gerade die schönste Landung“, schmollte Jumon der sich den Dreck von der Jacke abputzte.

 

Sayoko schluckte.

 

Vorsichtig stieg sie mit ihrem linken Fuß auf die erste Sprosse der Strickleiter und dann mit ihrem rechten.

 

Warum hatte sie ausgerechnet jetzt so eine Panik davor? Sonst hatte sie doch keine Angst vor einer fünf Meter hohen Wand.

 

Aber was, wenn jetzt doch das Seil riss? Oder eine Sprosse durchbrach, sie ihren Halt verlor und fiel? Ein Sturz auf fünf Metern Höhe war sicher nicht sehr schmerzfrei.

 

Ironie des Schicksal – so nannten es manche Personen – traf genau in diesem Moment ein, wovor Sayoko so Angst hatte. Das rechte Seil riss, sie verlor ihren Halt und stürzte zu Boden.

 

Sie kniff ihre Augen zusammen und schrie.

 

„Ehm, Sayoko, es ist alles gut“, meinte Ginta und Jumon lachte.

 

Zögernd öffnete sie ihre Augen und fand sich in den Armen der Jungs wieder, die sie auffingen.

 

„D... Danke, Leute...“, bedankte sie sich, noch sichtlich geschockt und stellte sich hin. „Nett von euch...“

 

„Freunden helfen wir nun mal gern, wir müssen doch zusammenhalten“, grinste Jumon.

 

Ginta konnte das Grinsen auch nicht unterdrücken.

 

„Komm Sayoko, wir gehen weiter“, lächelte Shiana und nahm ihre Hand.

 

'Freunde...', dachte sie sich und ging mit den anderen weiter, 'Es ist so schön Freunde gefunden zu haben...'

 

 

 

Bald kamen sie an eine Weggabelung.

 

„Wie sollen wir weiter?“, fragte sich Jumon.

 

Ginta ging einige Schritte zurück, sodass er einen guten Blick auf beide Wege hatte.

 

Die Tunnel waren gut ausgeleuchtet, man sah die rot-braune Farbe des Gesteins. Der Weg war zwar nicht wirklich eben, aber man konnte trotzdem noch gut darüber laufen.

 

„Wir könnten eine Münze werfen“, schlug Sayoko vor.

 

„Das bringt doch nichts!“, beschwerte sich Jumon darüber und wurde darauf böse angeschaut.

 

Schmollend wandte er sich zu Ginta: „Was meinst du?“

 

Ginta sagte nichts. Er schloss die Augen und atmete einmal tief ein.

 

„Ich...“, murmelte er, „kann etwas spüren.“

 

Nun kniff er seine Augen noch fester zu, damit er sich besser konzentrieren konnte.

 

Er merkte wie sein Amulett leicht vibrierte. Auch sein Mal an seinem Bein fühlte sich wieder etwas merkwürdig an und dann nahm er endlich einen Windzug wahr.

 

Langsam hob er seinen Finger und zeigte in eine Richtung.

 

„Ich glaube... nein ich weiß, dass es dort entlang geht“

 

„Meinst du wirklich?“, wollte sich Jumon sicher gehen.

 

„Ich vertraue Ginta“, unterstützte Shiana ihn.

 

„Ich auch“, murmelte Sayoko.

 

Myu streckte sich, gähnte einmal herzhaft und sprang dann aus der Tasche und tapste in die Richtung die Ginta für richtig hielt.

 

„Wie man sieht findet Myu auch dass es der richtige Weg ist“, grinste Shiana.

 

Die kleine Katze tapste voran und die anderen folgten ihr, als würde sie ihnen den Weg führen.

 

Jumon trat aus versehen einen kleinen Stein, der Myu am Hinterteil traf, sie dadurch erschreckte und los rannte.

 

„MYU! WARTE!“, rief Ginta ihr hinterher und rannte los.

 

„Ich verpass euch beiden gleich eine Kopfnuss!“, beschwerte sich Sayoko, „Der Eine bringt eine Katze dazu davonzurennen und den anderen dazu durch die ganze scheiß Höhle zu brüllen! Wie bitteschön sollen wir unseren Plan einhalten!?“

 

„Jetzt brüllst du aber auch und es war nicht einmal mit Absicht!“, entschuldigte sich Jumon, der mit den anderen Zwei Ginta hinterherrannte.

 

„Dafür ist es jetzt auch schon zu spät!“

 

„Regt euch bitte doch nicht so auf“, versuchte Shiana die beiden zu unterbrechen, wurde von beiden dann aber böse angeblickt. Sich schuldig fühlend, sagte sie nun nichts mehr.

 

Myu rannte immer schneller und schneller, mal nahm sie bei Abzweigungen den rechten, mal den linken Weg. Sie wollte einfach keine Pause machen, bis zu dem Zeitpunkt, in dem sie ganz plötzlich wieder zurück rannte und in Gintas Tasche sprang.

 

Ginta stoppte und fragte sich was los war.

 

 

 

In diesem Augenblick kam aus einem der Tunnel ein riesiger steinerner Golem.

 

„Da schaut mal was ihr mit eurem Gebrülle angerichtet habt!“, brüllte Sayoko.

 

„Es wäre angebracht jetzt wegzurennen“, schlug Jumon vor.

 

„Dann rennen wir weg!“, rief Ginta, packte Shianas Hand und rannte drauf los.

 

Sie nahmen den einzigen Weg der noch übrig blieb und der führte sie kurzerhand in einen gigantischen Raum.

 

Glücklicherweise hatten sie ein wenig Vorsprung, konnten sich also eine kurze Pause leisten um die Lage zu checken.

 

„Was ist das hier?“, wunderte sich Ginta.

 

„Uns bleibt auf jeden Fall nicht viel Zeit um herauszufinden was es ist, ich höre schon wieder die Schritte dieses Golems“, antwortete Sayoko.

 

„Es sieht aus...“, meinte Jumon, „Wie ein riesiges Labyrinth!“

 

„Ein Labyrinth?“

 

„Ja, seht euch doch mal diese flach gehauenen Wände an und...“

 

„Verdammt!“, brüllte Sayoko, „Es ist schon wieder hinter uns!“

 

„Beeilt euch!“, forderte Jumon, der vor den Anderen rannte und sich den richtigen Weg suchte.

 

„Passt auf, dass ihr nicht stolpert!“, keuchte Ginta.

 

„AH!“, schrie Shiana, die es genau in diesem Moment auf den Boden riss.

 

„Shiana!“, stieß es aus Ginta, „Rennt ihr schon vor, ich kümmre mich um sie!“

 

Er half ihr schnell auf.

 

In diesem Moment kam eine riesige Silhouette hinter dem nahen Felsen hervor.

 

„Verdammt“, dachte er sich und biss sich auf die Lippe, „Dabei hat der Tag doch so gut angefangen...“

 

Der Golem kam immer näher und holte schon zu einem Schlag aus.

 

„Shiana komm schon!“

 

Shiana verzog ihr Gesicht und stand auf.

 

„Ist alles in Ordnung mit dir?“, fragte Ginta sich fürsorglich.

 

Sie nickte nur.

 

Der Golem griff an. Mit einer riesigen Faust aus Stein wollte er Ginta und Shiana wohl zerquetschen.

 

„Das werden wir nicht zulassen!“, riefen Jumon und Sayoko fast gleichzeitig.

 

Gintas Amulett fing an zu leuchten und zwei schimmernde Lichtstrahlen zielten direkt auf Jumon und Sayoko.

 

Alle waren plötzlich von einer eigenartigen Aura umgeben.

 

Sie spürten den Herzschlag des Anderen und hörten die Gedanken des Anderen.

 

„Danke“, flüsterte Ginta der Shiana im Arm hielt.

 

Jumon und Sayoko wussten nicht genau was sie taten, aber sie wollten damit auch nicht aufhören.

 

Sie fokussierten ihre Energie und schafften es, dass ein weiterer Golem erschien. Er war sicherlich genauso groß wie der Golem aus Stein, sah aber anders aus.

 

Er war gänzlich schwarz und hatte lange spitze Krallen.

 

Was nun geschah, war unbeschreiblich. Sayoko und Jumon sahen so aus, als würden sie diesen schattenartigen Golem lenken, der dadurch den Steingolem aufhielt.

 

Er griff ihn weiter ein und einige Felsstücke bröckelten von ihm ab.

 

Irgendwie schafften sie es diesen steinernen Golem nun komplett zurückzudrängen, sodass Ginta und Shiana in Sicherheit waren.

 

Mit einem letzten Schlag gelang es dem Schattengolem seinen Gegner in zwei zu teilen. Felsbrocken fielen zu Boden versperrten den Weg.

 

Das schwarze Monster löste sich auf und die Aura die um Jumon und Sayoko war legte sich.

 

„Danke, Leute“, bedankte sich Ginta.

 

„Das war bemerkenswert!“, fügte Shiana dem hinzu.

 

Nun war es wieder ruhiger. Alles hatte sich beruhigt, bis auf Myu die sich in Gintas Tasche genervt von einer Seite zur anderen rollte.

 

„Ein Schluck Wasser?“, unterbrach Jumon die Stille.

 

Sayoko nickte und er überreichte ihr die Wasserflasche.

 

Sie nahm einen Schluck.

 

„Echt merkwürdig wie ihr das geschafft habt...“, wunderte sich Ginta.

 

„Wir sollten weitergehen, so befreien wir niemals die Kinder. Außerdem haben wir schon viel zu viel Krach gemacht. Sie haben uns sicherlich schon bemerkt“, sagte Sayoko kühl.

 

Die Stimmung fror etwas ein.

 

„Nun gut, dann gehen wir doch weiter... In Ordnung?“, fragte Ginta die anderen.

 

Die Gruppe ging weiter. Jumon voraus, er hatte ein Händchen für Labyrinthe.

 

Es war wirklich sehr verwirrend. Ginta hatte sich schon nach der dritten Abzweigung verloren. Doch Jumon machte das alles ziemlich souverän.

 

 

 

Sayoko dachte nach. Sie wollte unbedingt wissen wieso sie und Jumon dieses Wesen beschworen konnten, wieso sie sich so vereint gefühlt hatten.

 

War es wegen Ginta?

 

Nun ja, das Leuchten seines Amulettes war ja Beweis genug, also musste es doch etwas damit zu tun haben, oder nicht?

 

Ginta war besonders. Das wiederholte sie immer und immer wieder in ihren Gedanken.

 

Shiana wollte Gintas Hand nicht mehr loslassen. Sie hatte sich zwar von dieser Attacke beruhigt, ober was wenn noch so ein Monster auftauchen würde?

 

Und Ginta sprach seine Gedanken aus, er versuchte es zumindest.

 

„Jumon... Ich...“, fing er an.

 

„Sie zeigen mir ihn...“, beantwortete er die Frage, die Ginta nicht einmal fragen konnte.

 

„Wer zeigt dir den Weg?“, wunderte er sich.

 

„Die Geister der ermordeten Kinder...“

 

Jumon drehte sich zu Ginta um. Tränen liefen ihm über die Wange.

 

„Ginta, die Kinder... ich höre ihre verzweifelten Schreie. Sie wollen nicht mehr gefangen sein, sie wollen zurück zu ihren Eltern und Großeltern.“

 

Ginta blieb die Stimme weg. Sein Herz pochte. Shiana klammerte sich an ihn.

 

„Da ist ein Junge, er ist einer der ersten die ermordet wurden“, erzählte Jumon weiter, „Er ist leider auch der einzige der einen klaren Kopf behalten konnte. Er... er ist der Sohn des Wirts der uns weitergeholfen hat. Er will uns zu dem Anführer dieser Shal-Gruppe bringen...“

 

Ginta löste sich von Shianas Klammer und ging auf Jumon zu.

 

Er nahm ihn in den Arm.

 

„Richte ihm vielen Dank von mir aus“, bat er, „Und sag ihm, dass wir Rache nehmen...“

 

Jumon nickte, wischte sich die Tränen aus den Augen und lief weiter.

 

Nach einiger Zeit kamen sie sozusagen im Zentrum des Labyrinthes an.

 

Es war eine große Fläche auf der Tische und große Käfige standen.

 

Dort waren die Kinder gefangen. Als sie die Gruppe sahen schrien sie hysterisch auf, soweit sie noch die Kraft dazu hatten. Einige Kinder sahen schon abgemagert aus.

 

An den Türen der drei Käfige standen jeweils zwei Shal.

 

 

 

Gegenüber den Käfigen war ein steinerner Schreibtisch, an dem ein großer, fetter, glatzköpfiger Kerl saß.

 

„So so, ihr seid also diese Krachmacher...“, sagte der Mann mit einer brummigen Stimme.

 

„Lassen sie sofort diese Kinder frei!“, brüllte Ginta.

 

„Von wegen! So gelangen wir nie...“

 

Ein Shal kam ihn entgegen. Er trug eine Brille und hatte eine Schachtel in der Hand.

 

„Wir haben es, Boss...“, murmelte dieser.

 

„Was? Endlich! Nach so langer Zeit!“, der dicke Mann lachte herzhaft, „Dann brauchen wir diese Bälger nicht mehr! Macht was ihr wollt!“

 

Die Shal die am Käfig standen sperrten die Käfige auf.

 

Einer zerrte ein Mädchen heraus, nicht älter als 10 Jahre, und schubste es auf den Boden.

 

„Das hast du davon mir in den Finger gebissen zu haben!“, schnaufte er und wollte ihr in den Magen treten, als Ginta ihn mit einem Windstoß wegschleuderte.

 

„Wehe, irgendjemand von euch fasst die Kinder an!“, drohte er und griff den am nächsten stehenden Shal an.

 

Diese zückten sofort ihre Waffen und machten sich zum Kampf bereit.

 

Sayoko flüsterte Shiana kurz etwas zu und zog ebenfalls ihre Waffe, den Dolch.

 

Jumon und sie unterstützen Ginta, während Shiana die Kinder zu sich holte.

 

In diesem Moment lief alles so schnell ab.

 

Ginta, Sayoko und Jumon streckten die Shal-Unterlinge zu Boden. Shiana schaffte es alle Kinder zu befreien und dieser fette Mann schnappte sich einen riesigen Hammer, der neben seinem Schreibtisch lag.

 

Ginta nickte Jumon zu und er machte sich mit Shiana auf dem Weg das Labyrinth zu verlassen.

 

 

 

Die zwei übrig gebliebenen machten sich zum Kampf bereit.

 

„Apaku Surutu mein Name, prägt ihn euch gut ein! Ihr werdet ihn bis zu eurem Tod sicherlich nicht vergessen...“, lachte er wieder.

 

„Dieser Mann ist widerlich“, fand Sayoko.

 

„Da hast du irgendwie recht“, meinte Ginta und zog sein Schwert, „Eine gute Gelegenheit es einmal zu testen, wie ich mit dem hier umgehen kann...“

 

„Was wollt ihr schon ausrichten!?“

 

„Das werden wir dir zeigen!“

 

Ginta stürmte auf Apaku zu und griff ihn mit seinem Schwert an. Apaku jedoch schwang seinen riesigen Hammer der Ginta gleich zu treffen drohte, doch Sayoko sprang von der Seite gegen den Hammer und konnte dessen Flugbahn so ablenken.

 

Ginta traf Apaku an der Seite.

 

Sie sprangen zurück.

 

„Was war das für ein Angriff?“, wunderte sich der Glatzkopf.

 

„Das sollte man lieber dich fragen, Arschbirne!“, erwiderte Sayoko.

 

Der Kampf ging weiter, es wechselten die Seiten immer wieder mit Angriff und Abwehr ab. Sayoko versuchte immer Ginta so gut es ging zu helfen genauso wie Ginta das für Sayoko tat.

 

Es war anstrengend und die beiden fragten sich wann dieser Fettsack endlich mal eine Pause brauchte.

 

Ginta schnaufte.

 

„Warum musstet ihr ausgerechnet die Kinder umbringen!?“

 

„Warum? Weil sie sich nicht wehren konnten! Es hat so Spaß gemacht ihre kleinen Köpfe zu zerquetschen..... Und es wird mir auch Spaß bereiten eure Köpfe und Körper zu zerquetschen!“

 

Er lachte wieder. Diese Lache kam eindeutig von einem Psychopathen.

 

„Dafür wirst du bezahlen!“

 

Gintas Wut brodelte nur in ihm über. Wieso verdammt noch mal mussten diese Kinder sterben, es hatte gar keinen Sinn!

 

Sayoko versuchte einen klaren Kopf zu behalten, nicht so wie Ginta, das spürte sie.

 

Sie wusste nicht wie sie ihren nächsten Angriff starten sollten.

 

Ginta schrie. „Dafür wirst du bezahlen!!!!“

 

Seine Hände leuchteten und er rannte nun etwas schneller.

 

Sayoko stand plötzlich wie gefroren da.

 

Apaku holte zum Schlag aus.

 

Gintas Hände leuchteten stärker und er schlug zu.

 

In diesem Moment entfachte sich ein riesiger Sturm, der Apaku durch die Wände des Labyrinths schleuderte und Ginta rannte ihm hinter her.

 

Der Aufprall war so stark, dass eine große Nische entstand.

 

Auf ein Neues holte Ginta zum Schlag aus. Er merkte dass durch den vorherigen Angriff einige Steinbrocken von der Decke fielen, dies wollte er ausnutzen.

 

Er schwang das Schwert wodurch wieder ein heftiger Sturm entfachte und noch größere Steinbrocken von der Decke stürzten.

 

Apaku wurde eingesperrt.

 

Dies alles geschah so schnell dass Sayoko einige Zeit brauchte um überhaupt zu verstehen was vor sich ging.

 

Ginta holte tief Luft und ging dann, wie als wäre eine schwere Last von ihm gefallen, zu Sayoko zurück.

 

„Ich glaube es ist vorbei...“, murmelte er und sah Sayoko an. „Wir sollten zurück zu Shiana und Jumon.“

 

Sayoko nickte und sie machten sich auf den Rückweg.

 

Am Eingang des Bergwerkes trafen sie dann auf Jumon und Shiana, die erschöpft auf dem Boden saßen und zusahen wie die Eltern mit Tränen in den Augen ihre Kinder begrüßten.

 

Sayoko deutete mit ihren Fingern das Gasthaus an und alle verstanden.

 

So unauffällig wie es nur ging, liefen sie zum Gasthaus, nahmen sich ein Zimmer und ließen sich in die Betten fallen.

 

Der Wirt verstand was passiert sein musste.

 

Vor dem Haus drängte Eltern und Kinder, die der Gruppe danken wollten nur in Strömen herein und der Wirt musste immer wieder versuchen den Leuten zu erklären, dass Ginta und seine Freunde jetzt wohl nicht mehr ansprechbar wären – zumindest bis zum nächsten Morgen.

 

Kapitel 42 – Buchstabensuppe

 

 

 

Es regnete wie in Strömen.

 

Sayoko ließ seufzend ihren Löffel in die Suppe fallen.

 

„Das schmeckt doch noch nicht mal jemandem, der gerade am Verhungern ist...“, beschwerte sie sich lauthals.

 

„Psst!“, machte Ginta, „Bitte Sayoko, mach hier nicht so ein Theater!“

 

„Das kann ich doch wohl! Ich habe für das Essen bezahlt und euch auch eingeladen!“

 

„Wo sie Recht hat, hat sie Recht“, musste Jumon zugeben und kaute auf einem Brot herum.

 

„Nun gut, ich sehe es ja ein“, Sayokos Stimme wurde wieder leiser, „Sonst werden wir noch rausgeschmissen und bei diesem Wetter ist das nicht gerade angenehm...“

 

„Ein Glück dass wir es noch nach Ippo-City geschafft haben, bevor es anfing zu regnen“, freute sich Jumon und schluckte das Stück Brot, das er im Mund hatte, hinunter.

 

„Danke für das Essen, Sayoko“, bedankte sich Shiana, die gerade ihren letzten Happen aß.

 

Sie hatte ihren Teller zuerst bekommen und war somit als erste fertig.

 

Ginta ließ sich Zeit und stocherte mit der Gabel in seinem Essen herum.

 

Erwartungsvoll blickte Sayoko in die Runde.

 

„Wir müssen reden“, meinte sie, wodurch sie plötzlich die gesamte Aufmerksamkeit bekam.

 

„Ich mache mir Sorgen, um uns, um das was hinter uns liegt und das was uns noch erwarten wird...“

 

Ginta starrte wieder bedrückt auf sein Essen.

 

„Wie meinst du das?“, fragte er.

 

„Unser letzter Gegner, er war leicht zu besiegen. Bestimmt war er nicht einer dieser komischen Monarchen. Diesmal hatten wir Glück, wobei uns einiges hätte passieren können.“

 

„Bisher hatten wir immer Glück...“, sagte Jumon, „Und ich beurteile das obwohl ich noch nicht so lange der Gruppe angehöre.“

 

„Die Gruppe...“, murmelte Ginta vor sich hin. Er wusste was nun kommen würde.

 

„Das ist auch eine Sache die mir Sorgen macht. Unsere Gruppe...“, seufzte Sayoko auf.

 

Shiana hörte still dem Gespräch zu.

 

„Ryoma und Oto haben die Gruppe verlassen...“, erklärte Jumon, „Oto wegen ihrer Ausbildung, und Ryoma?“

 

„Wir nehmen bisher nur an, dass es wegen seinem Vater ist.“

 

„... Sein Vater...“, murmelte Ginta.

 

Sayoko lehnte sich nach hinten.

 

„Das ist so ein Punkt. Um unserem Ziel näher zu kommen, sollte sich die Gruppe einfach besser kennenlernen, man sollte keine Geheimnisse mehr voreinander haben und sich vollstes Vertrauen schenken können! Teamwork nennt man das... Es gibt wohl einiges zu erzählen und erklären...“

 

Ginta nahm einen Bissen von seinem Essen.

 

„... Und ich finde es gibt einige Dinge zu klären. Ginta du solltest anfangen...“

 

Sich wundernd schob er eine Augenbraue nach oben.

 

„Iff?“, sagte er und schluckte hinunter.

 

„Ich habe so viele Wissenslücken. Was hat es mit deinem Amulett auf sich, wieso reagierte es, wieso landeten ausgerechnet wir zwei in dieser komischen Stadt, wieso ... bist du so wie du bist?“

 

Der weiß-haarige Junge konnte in diesem Augenblick nichts sagen. Ihm wurde klar, dass das wirklich Fragen sind, über die er selbst lieber mal nachdenken sollte.

 

„Ginta, wir sind doch Freunde...“, murmelte sie, „Das ist der nächste Punkt. Ich verstehe nicht einmal wieso wir in so einer kurzen Zeit so gute Freunde geworden sind.“

 

Sayoko war so aufgebracht, dass sie ihren Kopf ihre Hände stützte. Es gab so viel zu klären und es gab so viele Fragen, auf die sie keine Antworten bekommen hatte.

 

 

 

„Sayoko, ich...“, fing Ginta an, „Ich verstehe es doch selber nicht. Ich verstehe nicht wieso die Shal meine Eltern umbringen mussten, meine Großmutter und so viele andere Menschen. Ich verstehe ebenfalls nicht, wieso in mir ein Gefühl sitzt, das Angst davor hat euch zu verlieren... Aber was ich verstehe ist, dass es Gründe gibt, wieso ich diese Reise bis zum Schluss durchziehen muss.“

 

Er sah seinen Freunden direkt in die Augen. In diesem Moment holte er tief Luft und hielt seinen Atem für einen Augenblick an. Er erhoffte sich irgendeine Reaktion von seinen Freunden, welche ihn in seinen Worten bestätigen oder stützen würden. Wenn er seine Reise zu Ende bringen wollte, dann brauchte er seine Freunde einfach.

 

„Ihr seid ein Grund, wieso ich es schaffe so weit zu kommen... Ohne euch...“

 

Gintas Blick veränderte sich und seine Stimme wurde leiser.

 

„Du vermisst sie, nicht wahr?“, meldete sich Shiana auch einmal zu Wort, „Du vermisst Oto und Ryoma.“

 

 

 

Er versuchte zwar etwas zu sagen, doch er konnte nicht. Seufzend senkte er seinen Kopf.

 

Jumon beobachtete alles still und machte sich seine Gedanken dazu.

 

„Ryoma habe ich als erstes kennengelernt. Ich bin gerade erst aus meiner Heimatstadt verschwunden und war allein. Wir haben uns schnell angefreundet und er meinte er wäre ein Abenteurer, wie sein Vater. Ab da an wich er nicht mehr von meiner Seite... komisch nicht wahr?“

 

„Japp...“, murmelte Sayoko abwesend. Sie erinnerte sich an die Person, die sich mit ihr befreundet hatte, nachdem sie ganz allein war. Aishi hieß das Mädchen, das ziemlich viel Hilfe von Sayoko beansprucht hatte, ihr aber im Gegenzug eine überaus wertvolle Freundschaft und Liebe entgegenbrachte. Als Sayoko so zurückdachte, konnte sie Gintas Worte besser verstehen.

 

„Oto haben wir in ihrer Heimatstadt getroffen. Wir haben sie von diesem... eigenartigen Kerl befreit, keine Ahnung wie er hieß...“

 

Er machte kurz eine Pause und nahm einen Schluck Wasser. „Kurz darauf trafen wir auch Ama, dann dich Sayoko und dann Jumon... den Rest kennt ihr ja...“

 

„Ginta...“, fing Sayoko wieder an, „Hast du dir schon jemals Gedanken gemacht warum wir dich alle auf deiner Reise begleiten?“

 

„Nein, aber ich denke, ich kenne die Gründe... Ryomas Wunsch war es Abenteuer zu erleben wie sein Vater. Bei Oto ist es deswegen, weil sie zum Med-Dorf wollte... Ama wollte uns nicht begleiten weil er auf der Suche nach seinen Eltern war... und bei euch?“

 

Ginta überlegte. „Jumon bei dir ist es, weil du doch nicht mehr in deinem Dorf sein wolltest, oder?“

 

Jumon sah Sayoko an.

 

„... Und du Sayoko weil....“

 

„Was ist mit Shiana?“, unterbrach die Pink-haarige.

 

Was war denn mit Shiana? Ginta wusste es selber nicht genau.

 

Sie nickte ihm nur zu und grinste. War das das Zeichen, es ihnen erzählen zu können?

 

„Sie 'kenne' ich schon länger als euch alle...“

 

„Wie meinst du das?“, wunderte sich Jumon, „Du hast sie doch als letzte von allen getroffen, oder nicht?“

 

„Nein, nicht wirklich“, erwiderte Ginta, „Ich habe sie in meinen Träumen getroffen. Bisher habe ich noch niemandem davon erzählt, aber es war so, dass ich immer wieder von ihr Träumte, wie sie nach mir rief.“

 

„Das ist wirklich merkwürdig“, gab Sayoko von sich und kratzte sich am Kinn.

 

„Wieso hast du nach Ginta gerufen, Shiana?“, fragte Jumon.

 

Sie überlegte kurz.

 

„Ich... ich weiß nicht mehr genau. Ich wachte in dieser Zelle auf und das Einzige an das ich mich erinnern konnte, war Ginta...“

 

„Aber ihr habt euch zuvor doch noch nie getroffen?“, wunderte sich Jumon.

 

 

 

Stille.

 

Wieder einmal eine Frage die nicht beantwortet werden konnte.

 

„Wieso nur ist alles so verwirrend...?“, beschwerte sich Sayoko, „Was war denn das in dieser Stadt!? Warum sind wir einfach so in einer anderen Stadt gewesen!?“

 

„In welcher Stadt?“, wunderte sich Jumon mal wieder. „Du hast recht, es gibt einige Geheimnisse die man sich noch erzählen sollte...“

 

„Als wir auf dem Weg nach Langoria Ite waren, wurden Ginta und ich doch ohnmächtig, nicht wahr?“

 

„Ja, daran kann ich mich noch gut erinnern. Es war echt schwer euch in die nächste Stadt zu schleppen...“, bestätigte Jumon, der nicht verstand auf was Sayoko hinauswollte.

 

„Ginta und ich... nun ja, ich kann das nicht wirklich beurteilen, aber für mich kommt es so rüber, als dass wir beide eine Art Zeitreise gemacht hätten.“

 

„Eine Zeitreise?“

 

„Ja, so komisch es auch klingt, aber während unserem Sturz muss irgendetwas aktiviert worden sein, was unsere Seelen in der Vergangenheit materialisiert hat... Ich denke dass es mit dem Amulett zu tun hat.“

 

„Dem Amulett?“, wunderte sich Ginta und zog den kleinen Anhänger unter seinem Shirt hervor.

 

Er nahm die Kette ab und legte sie auf den Tisch.

 

Sayoko wollte nach dem Amulett greifen. Zögerlich näherte sie ihre Hand, zuckte jedoch zurück als sie merkte dass das Amulett sich zu ihr bewegte.

 

„Was....!? Hast du das gesehen, Ginta?“

 

Ginta nickte erstaunt.

 

„Mach du das mal, Jumon...“, forderte Sayoko den Jungen auf.

 

Jumon tat dasselbe, was Sayoko tat und das Amulett reagierte genauso.

 

„Jetzt du Shiana.“

 

Shiana wollte zuerst nicht, traute sich dann aber doch und hielt ihre Hand über dem Amulett.

 

Diesmal bewegte es sich nicht nur, sondern es leuchtete auch schwach.

 

„Ginta....“

 

„Hört zu Leute“, verteidigte er sich, „das... das...“

 

Er seufzte.

 

„Hast du davon gewusst?“, hakte Sayoko nach.

 

„Ja, also das ist... also ehm... Das Amulett hat irgendwie immer reagiert, wenn ihr in der Nähe wart. Es hat immer reagiert, wenn euch etwas passiert ist....“

 

„Das macht doch alles irgendwie gar keinen Sinn!“, brüllte Sayoko, die sich dann jedoch wieder beruhigte, als sie realisierte, dass sie noch im Restaurant waren.

 

„Doch macht es...“, wandte Jumon ein, „Ich sehe sie, diese Aura. Seit Anfang an schon, doch ich konnte mir nie erklären was das ist.“

 

„Du verfügst nicht nur über die Fähigkeit Geister zu sehen, sondern auch die Aura zu erkennen?“

 

„Geister, Seelen, Auren... Es gibt keinen großen Unterschied...“

 

„Und was siehst du nun?“

 

„Sayoko, es ist so: Jeder hat seine ganz eigene Aura. Doch bei Ginta ist das sehr eigenartig. Er ist nicht allein in seinem Körper, sozusagen. Aber das ist nicht nur bei ihm so. Shiana hat auch eine merkwürdige Aura – tut mir Leid Shiana...“

 

„Schon gut, fahr fort“, bat sie und hörte dem Gespräch wieder interessiert zu.

 

„... Das ist genauso wie mit Myu... Ich kann es mir nicht erklären, aber irgendetwas ist mit ihr...“

 

Die Katze bekam das Gespräch mit und als sie das hörte, vergrub sie ihren Kopf noch viel weiter in Gintas Tasche.

 

„Myu? Aber...“, wunderte sich Ginta, beugte sich hinunter und kraulte ihren Rücken.

 

„Ich habe keine Antworten darauf...“

 

„Es gibt anscheinend noch viel zu viele Fragen die wir uns einfach nicht beanworten könnte“, sagte Sayoko und seufzte.

 

„Da magst du wohl Recht haben“, meinte Ginta, „Aber ich denke, auf unserer Reise werden wir genug Gelegenheiten bekommen sie zu beantworten! Darum sollten wir uns nicht solche Sorgen um die vergangenen Ereignisse machen, sondern mit Zuversicht und Hoffnung in die Zukunft blicken...“

 

'...Ich werde euch bestimmt wieder sehen, Oto und Ryoma', sprach er seine Gedanken zu Ende.

 

„Ich bin auf deiner Seite Ginta“, unterstützte ihn Shiana.

 

Jumon nahm einen Schluck Wasser und sagte: „Ich auch!“

 

„Ich natürlich auch, das wäre wohl gelacht wenn wir das nicht schaukeln könnten!“, lachte Sayoko, die aber nicht von ihren Fragen loslassen konnte. Ob alles wirklich geklärt werden würde?

 

Kapitel 43 – Eine matschige Ankunft

 

 

 

„Mir ist kalt ...“, fröstelte Sayoko.

 

„Kein Wunder“, entgegnete Jumon ihr in einem sarkastischem Ton, „Es regnet ja auch schon über zwei Stunden lang.“

 

„Hoffentlich kommen wir bald in die nächste Stadt. Meiner Meinung nach müssten wir doch schon bald in Enboku ankommen.“

 

Die Gruppe war seit einiger Zeit schon auf dem Weg von Ippo-City nach Enboku, der nächsten Etappe ihrer großen Reise.

 

Immer wieder haben sie sich untergestellt, denn es hatte einfach zu stark geregnet. Im Moment jedoch hat der Regen etwas nachgelassen.

 

'Was uns wohl noch erwartet ...', sprach Ginta zu sich in Gedanken, nicht achtend auf den Regen, oder die Pfütze in die er soeben hineingetreten ist, 'Ich... '

 

„GINTA!“, rief Shiana plötzlich aus, doch er konnte nicht schnell genug darauf reagieren.

 

Ginta stolperte über einen jungen Baumstamm, der zur Hälfte im Matsch lag und fiel mit dem Gesicht in den Schlamm.

 

„Oh... nein...“, gab er von sich, als er sich auf den Boden stütze und aufstehen wollte.

 

„Warte, ich helfe dir“, meinte Jumon und reichte ihm eine Hand.

 

„Danke...“

 

„Mal wieder in Gedanken vertieft?“, wunderte sich Sayoko schon fast vorwerfend und drückte ihm ein Tuch ins Gesicht, „Hier, mach dich damit sauber... so weit es geht versteht sich.“

 

Sie lachte und Shiana lachte mit. Ginta warf ihnen darauf einen halb-böse gemeinten Blick zu.

 

„Entschuldige“, kicherte Shiana.

 

Auch Jumon musste plötzlich loslachen.

 

„Ach Leute ...“, seufzte Ginta auf und konnte sich das Grinsen nicht verkneifen.

 

 

 

„Aber sagt mal“, sprach er weiter, „Was ist das hier für ein Baumstamm?“

 

„Er kann umgeknickt sein, durch das Wetter“, meinte Sayoko, der klatschnasse Haarsträhnen an der Stirn klebten.

 

Jumon sah sich genauer um.

 

„Das war etwas anderes“, er drehte sich noch einmal und betrachtete den Boden, „Schaut euch das hier mal an.“

 

Er zeigte auf vier große Kerben im Baumstamm und einigen Fußabdrücken im Boden.

 

„Wahrscheinlich ein Bär, er will dass wir sein Territorium nicht betreten.“

 

„Gut dann gehen wir halt einen Umweg!“, schlug Sayoko vor.

 

„Das würde ich auch raten.“

 

„Gehen wir weiter“, bat Ginta, der sich den Dreck aus dem Gesicht wischte.

 

 

 

Der Regen ließ allmählich nach und die Wolken lösten sich teilweise auf. Die Sonnenstrahlen, die vereinzelt durch die Wolkendecke strahlten, machten es irgendwie angenehmer durch den Matsch zu laufen.

 

„Ich hoffe wir bekommen eine Gelegenheit, unsere Klamotten irgendwie reinigen zu lassen“, seufzte Sayoko, die ein bösen Blick auf den Dreck ihrer Hosen warf.

 

„Das geht nicht nur dir so“, stimmte ihr Jumon zu.

 

„Shiana, ist alles okay mit dir?“, erkundigte sich Ginta.

 

Er hatte ihr, als es anfing zu regnen seine Jacke gegeben, doch ihre Beine waren trotzdem nicht vor dem Regen und dem Matsch geschützt. Er hoffte, dass sie es noch bis zur nächsten Stadt aushalten würde.

 

Sie nickte nur und lächelte leicht.

 

„Das einzig Gute ist, dass es aufgehört hat zu regnen“, murmelte Sayoko, während sie den Himmel betrachtete, „Wann kommen wir denn endlich an!?“

 

Und schon bevor ihr jemand eine Antwort liefern konnte, lief sie gegen das recht kleine hölzerne Ortsschild.

 

„Autsch!“, sie rieb sich ihren Kopf.

 

„Wir sind schon da, würde ich sagen ...“, lachte Jumon und fing sich einen bösen Blick ein.

 

„Ich warne dich!“, drohte Sayoko ihm und ballte die Faust.

 

„Ironie des Schicksals würde ich sagen“, lachte er weiter und sprang einige Schritte weiter vor, denn genau jetzt bewarf Sayoko ihn mit Schlammbällen.

 

Einer traf ihn jedoch an der Schulter.

 

„Hey! Das ist mies!“, brüllte er.

 

„Das war dein Gelächter auch“, verteidigte sie sich in einem höhnischen Ton.

 

 

 

„Wir sind da ...“, stellte Ginta fest, „Hoffentlich finden wir eine gute Unterkunft.“

 

Nachdem sich die Streithähne beruhigt hatten, streiften die Freunde durch die Straßen der Stadt Enboku, die ziemlich verdreckt aussahen. Gut, es hatte auch erst geregnet, doch auch ohne den Regen hätte sich der erste Eindruck in dieser Stadt wohl kaum geändert.

 

Eine Frau stand am Fenster ihres Hauses und putzte diese. Sie sah Jumon, der ganz vorne lief, aus Angst vor Sayokos Rache. Dann nahm die Frau ihren Eimer mit warmen Wasser und schüttete ihn über seinen Kopf.

 

„Hier mein Bürschchen! So dreckig wie du bist hast du das verdient!“ Sie lachte los, nahm den leeren Eimer und ging in das Haus zurück.

 

Jumon hingegen blieb stehen und starrte erst verdutzt zur sich schließenden Haustüre und dann zu seinen Freunden. Er sah aus wie ein begossener Pudel.

 

„W ... was sollte das?“, fragte er sich verwundert.

 

Sayoko ging an ihm vorbei, tätschelte ihn auf seine nassen Haare, lachte und ging weiter.

 

„Komm schon Jumon, wenn wir uns eine Unterkunft gesucht haben, dann kannst du dich abtrocknen“, schlug Ginta vor.

 

„Ja ...“

 

 

 

Die Stadt lebte. Hier und da sah man Frauen die miteinander sprachen, Kinder die sich jagten und in oder über Pfützen sprangen, Männer die lachten, Leute die in Läden gingen und alte Menschen die auf Bänken saßen und den Geruch der Umgebung, kurz nach dem Regen, genossen.

 

Bald kam die Gruppe an einer Gaststätte an.

 

Ginta öffnete die schwere Holztür und wurde sogleich von der Empfangsdame begrüßt.

 

„Kann ich euch helfen?“

 

„Ein Zimmer für vier Personen bitte ...“

 

Sie drehte sich um und suchte einen Schlüssel.

 

Die Frau war dick. Sie trug etwas in schwarz-weiß und sah eigentlich sehr nett aus.

 

„Hier“, sagte sie und drückte Ginta den Schlüssel in die Hand, „Oben im ersten Stock, den rechten Gang das hinterste Zimmer.“

 

„Geht klar, vielen Dank“, bedankte sich Ginta.

 

„Ich zahle“, warf Sayoko ein.

 

Sie zahlte und sogleich begab sich die Gruppe hinauf ins Zimmer.

 

Es war ein großes Zimmer, mit je vier Einzelbetten und einem kleinen Bad.

 

Jumon zog sich bis auf die Unterhose aus, warf seine Klamotten auf das Bett und wusch sich im Bad.

 

„Gebt mir eure schmutzigen Klamotten, ich wasche sie in der Wanne ...“, bat Sayoko die anderen, „Ist wohl die billigste Möglichkeit, das Zimmer war schon teuer genug. Shiana du kommst mit mir, dann kannst du dich im Bad umziehen.“

 

Jumon kam wieder heraus und saß sich auf sein Bett.

 

Shiana ging ins Bad, was Ginta gleich als Zeichen dafür sah, sich ausziehen zu können.

 

So tat er dies und gab Sayoko ebenfalls seine Klamotten.

 

„Heute werden wir wohl nichts mehr machen, oder?“, fragte er die anderen.

 

„Japp, sieht so aus“, antwortete Jumon.

 

Die Tür vom Bad fiel zu und man hörte wie das Schloss verriegelte.

 

„Morgen informieren wir uns dann, wie wir schnellstmöglich weiterkommen“

 

„Geht klar“, antwortete Ginta.

 

Kapitel 44 – Das Mädchen und ihr treuer Begleiter

 

 

 

„Hätte ich das nur gewusst, hätte ich das nur gewusst“, stammelte Sayoko vor sich hin, die durch den Matsch watete.

 

„Da bist du nicht allein“, beschwerte sich Jumon, der grimmig zu Ginta sah.

 

„Woher sollte ich wissen, dass der Sumpf so dreckig ist!?“, verteidigte sich Ginta, der Shiana helfend eine Hand reichte. Sie versuchte nur keine allzu schlimme Grimasse zu ziehen.

 

„Außerdem warst du es doch Sayoko, die keine 3 Tage verschwenden wollte um diesen Sumpf zu durchqueren!“

 

Sayoko schnaufte einmal laut aus um alle Vorwürfe die auf sie fielen von sich abprallen zu lassen.

 

„Was ist so schlimm an dem bisschen Dreck, beim nächsten Regen ist das wieder weg“, meinte Ginta.

 

„Ja, wenn wir die Kleidung nicht erst gewaschen hätten“, seufzte Jumon, der sich durch diesen Satz wie eine Hausfrau fühlte, die gerade mit ihren Kindern schimpfte.

 

„Da müssen wir jetzt durch“, meldete sich Shiana auch zu Wort.

 

Myu schlief wie immer in Gintas Tasche. Es war ihr gerade doch zu anstrengend zu versuchen nicht im Modder unterzugehen. Sie war die einzige, die das ganze wirklich sehr gelassen nahm.

 

„Zum Glück gab uns dieser alte Mann diese Karte, mit der wir uns eigentlich gut zurechtfinden müssten“, meinte Jumon und warf noch einmal einen Blick auf die Karte.

 

„Ob es diese Monster wirklich gibt?“, wunderte sich Sayoko, „Jeder dem wir über den Weg liefen, hat uns gewarnt, das gibt doch einem zu Denken...“

 

„Bestimmt!“, sagten Ginta und Jumon gleichzeitig.

 

„Ryoma und ich haben einmal gegen ein behaartes Monster gekämpft, im Wald ganz in der Nähe meiner Heimatstadt...“, erzählte Ginta, der ganz davon überzeugt war, dass es doch Monster gab.

 

„Und in den Bergen habe ich schon so einige Lebewesen gesehen“, meinte Jumon, „ganz abgesehen von den Geistern.“

 

„Einige haben fürchterliche Klauen“, fuhr Ginta fort.

 

„Die anderen haben riesige Augen“, erklärte Jumon.

 

„Wieder andere sind total behaart!“

 

„Oder sind schleimig eklig!“

 

Die beiden Jungs konnten es nicht verkneifen das ganze pantomimisch darzustellen.

 

„Hört auf! Ist ja widerlich“, forderte Sayoko, die sich bei diesen Vorstellungen schütteln musste.

 

„Pass auf Sayoko, nicht dass dich noch was von hinten packt!“, lachte Jumon.

 

„Jetzt reicht es mein Lieber!“ Sie nahm eine Hand voll Matsch und zielte Jumon direkt ins Gesicht.

 

Er wurde getroffen, strich sich den Dreck aus dem Gesicht und brüllte: „Hey das ist nicht fair!“

 

„Und wie fair das ist!“

 

„Jetzt zeig ich es dir!“

 

Auch Jumon nahm eine handvoll und bewarf Sayoko, die aber geschickt auswich.

 

„Hört doch auf zu Streiten“, bat Shiana mit ihrer zärtlichen Stimme, „Immer seid ihr am Streiten.“

 

„Nicht fair“, schmollte Jumon und hörte als erster wieder auf.

 

Ginta seufzte und lief mit Shiana voraus.

 

 

 

Kurze Zeit darauf erreichten die Freune eine Lichtung.

 

Auf einer mit Moos bedeckten Fläche ließen sie sich für einen Moment der Ruhe nieder.

 

Nebel stieg um sie herum auf und tauchte die Umgebung in ein unheimliches Flair.

 

Bis auf vereinzeltes Knacken von Ästen war es recht still und die Freunde nutzten ihre Pause um etwas zu Essen.

 

Es blieb ihnen aber leider nichts anderes als etwas Brot zu essen. Um etwas zu kochen, fehlte ihnen das Feuerholz, das sie in dieser Gegend schlecht sammeln konnten.

 

Ginta dachte nach. 'Nicht mehr lange, dann bekomme ich Antworten auf all meine Fragen.'

 

Myu kuschelte sich auf seinen Schoß und er fütterte sie mit etwas getrocknetem Fleisch.

 

Dann wurde er auf Shiana aufmerksam, die Myu dabei lächelnd beobachtete, wie sie fraß.

 

'Irgendwie sieht sie heute hübscher aus als sonst... Und wie ruhig sie da sitzt und Myu beobachtet. Eigentlich scheint sie doch ein ganz normales Mädchen zu sein...'

 

Gintas blick fiel dann auf Sayoko, die große Stücke ihres Brotes abbiss und es nur so hirunterschlang, als hätte sie keine Manieren.

 

'Sayoko... Sie tut immer so als wäre sie die Harte, die Stärkste von uns, aber sie hat bestimmt auch einen weichen Kern, das merk ich doch immer und immer wieder... Wie letztens im Restaurant...'

 

Seine Aufmerksamkeit ging nun auf Jumon, der Sayoko böse Blicke zuwarf.

 

'Warum müssen sie sich so oft streiten? Dabei ist Jumon der Jüngste, wie er das nur aushält? Nun ja, ich bin ja auch nur ein Jahr älter als er, also...'

 

Er streichelte Myus Kopf.

 

'Und Myu, die kleine, faule Katze', kicherte Ginta gedanklich, 'Ach Myu, wenn du wüsstest...'

 

Ginta sah in ihre Augen und in diesem Moment hörte er doch die Worte „Ach Ginta“ aus ihrem Mund!

 

Erschrocken weiteten sich seine Augen. „Das... das kann doch gar nicht wahr sein...“

 

In diesem Moment sprang die schwarze Katze von Gintas Schoß und machte es sich wieder in der Tasche gemütlich.

 

Shiana sah Ginta wundernd an, doch er sagte nichts. Hatte Myu gerade wirklich zu Ginta gesprochen?

 

 

 

Plötzlich krachte es fürchterlich laut.

 

„Was war denn das!?“, schreckte Sayoko auf.

 

„Bestimmt ein Monster“, scherzte Jumon, der daraufhin große Augen machte.

 

Denn hinter den Baumstämmen die aus dem Matsch ragten, hinter den vielen abgestorbenen Ästen und Zweigen in dieser nebligen Lichtung kam eine riesige Silhouette hervor.

 

Unsere Freunde sprangen auf und griffen nach ihren Waffen.

 

„Ist das ein Bär?“, wunderte sich Jumon.

 

„Nein das ist ein Hase!“, rief Sayoko aus.

 

Beide hatten recht und guckten ganz verdutzt, als sie erkannten, dass sie beide wirklich recht hatten.

 

Dieses Monster war ein riesiger Bär-ähnlicher Hase, auf dessen Schulter ein kleines Mädchen in einem  mit weißen Rüschchen verzierten, schwarz-grünem Kleid saß, das grüne Haare hatte und schmollte.

 

„Wer seid ihr denn?“, fragte sie Ginta, Shiana, Jumon und Sayoko, die zu Stein erstarrten. Sie konnten gar nicht glauben, was das für ein Etwas vor ihnen war und wieso das kleine Mädchen auf dessen Schultern saß.

 

„Ihr seid ja komisch!“, wunderte sie sich, „Kûosa lass mich doch bitte herunter.“

 

Sogleich nahm dieses Monster das Mädchen und setzte sie auf dem weichen Boden ab.

 

An den Tatzen des Monsters klebte Blut.

 

Das kleine Mädchen ging zu Ginta und stupste ihn in den Bauch.

 

Der einzige Grund, wieso er aus seiner Starre kam, war, dass sein Amulett plötzlich anfing stark zu vibrieren. Er griff unbewusst nach seinem Anhänger.

 

„Wer bist du denn? Mein Name ist Ginta“, stellte er sich vor. Das Mädchen schien nichts Böses vorzuhaben, das Monster, welches hinter ihr stand, grinste auch ganz nett. Also brauchte er doch keine Angst haben.

 

 

 

„Ich bin Tsuru!“, lachte das Mädchen und grinste den Weißhaarigen an.

 

„Was machst du denn hier in diesem Sumpf, so ganz allein?“, hakte er nach. Es kam ihm nicht ganz geheuer vor, dass ein Mädchen allein mit so einem Wesen durch die Sümpfe geht. Vor allem nicht in ihrem Alter. Wie alt war sie? Ginta schätzte sie auf 8 Jahre.

 

Shiana, Sayoko und Jumon starrten abwechselnd Tsuru und das Monster an.

 

„Ich bin doch gar nicht allein...“, schmollte sie, „siehst du nicht? Kûosa ist an meiner Seite!“

 

Der Riese hob seine Tatze und winkte Ginta grinsend zu.

 

„Ja... ja doch!“, stotterte er, „Ich sehe Ku... Ku...“

 

„Kûosa heißt er! Dummerchen!“, tadelte Tsuru ihn.

 

„Kûosa genau. Er ist dein Freund?“

 

„Ja“, sagte sie ohne zu zögern.

 

Kûosa, das große Hasenmonster kniete sich neben Gintas Tasche und starrte Myu an. Selbst kniend war das an sich schon bestimmt 3 Meter große Monster groß genug.

 

„Und kannst du mir sagen, was ihr nun in dieser Gegend macht?“

 

„Ich wohne hier.“

 

„Hier mit Kûosa?“

 

„Hier mit Kûosa“, sprach sie Ginta nach.

 

„Wieso in diesem Sumpf? Wieso nicht bei deinen Eltern?“

 

„Weil sie mich in den Schumpf geschickt haben.“

 

„Es heißt Sumpf. Wieso haben sie das gemacht?“

 

„Sumpf“, sprach sie nach. „Das weiß ich nicht...“

 

Ginta spitzelte im Augenwinkel dem großen Monster hinterher, das gerade vorsichtig seine Tasche öffnete um Myu besser beobachten zu können. Sie selbst starrte Kûosa mit großen Augen an.

 

Ginta räusperte sich und nervös machte das Monster die Tasche wieder zu und rutschte etwas von der Tasche weg. Anscheinend fühlte es sich ertappt.

 

„Was hat da vorhin so einen Lärm gemacht? Warst du das?“, fragte Ginta nach.

 

„Japp“

 

„Und wieso?“

 

„Da war ein böser Mann hinter Kûosa und mir her! Und Kûosa hat sich gewehrt!“

 

Zögerlich versteckte sich Sayoko hinter Jumon und zog Shiana mit sich. Jumon konnte sich immer noch nicht bewegen.

 

„Ein böser Mann? Wie sah der aus?“, erkundigte sich Ginta.

 

„Der war ganz schwarz und böse! BÖÖÖSEE!!!“, das letzte Wort schrie sie durch den Sumpf. Dabei zog sie eine Grimasse, von der man jetzt nicht wusste, ob sie ängstlich war oder einfach nur sauer.

 

 

 

„Ist gut Tsuru“, beruhigte er sie, kniete sich hin und lag eine Hand auf ihre Schulter, „Warte doch hier mal kurz.“

 

Ginta ging zu Jumon und den anderen, schob sie ein wenig aus dem Radius, in dem sie von Tsuru gehört werden konnten.

 

„Hört mal zu Leute...“

 

„D... da... daa“, stotterte Sayoko und zeigte mit dem Finger zitternd auf das Monster.

 

„Ja ich weiß“, sagte Ginta, drehte ihren Finger beiseite und erzählte weiter, „Dieses Mädchen wurde wahrscheinlich von einem Shal angegriffen. Das Mädchen ist besonders.“

 

„Kein Wunder“, warf Jumon ein, „mit so einem Ding an ihrer Seite...“

 

„Nicht nur das, mein Amulett hat reagiert, wir sollten sie lieber mit auf die Reise nehmen, es ist viel zu unsicher für ein kleines Mädchen hier allein im Sumpf.“

 

„Da hast du recht Ginta“, stimmte ihm Shiana zu.

 

„Also müssen wir uns auch noch um dieses Balg und dieses über proportionierte Ding kümmern?“, seufzte Sayoko.

 

„Es wäre wohl besser so. Wir können ja auf unserer Reise irgendwo einen geeigneten Ort für sie finden, wo sie jemand aufnimmt...“

 

„Das ist das Mindeste was wir tun können“, fügte Jumon bei.

 

„Na gut“, gab auch Sayoko nach.

 

„Tsuru!“, rief Ginta zu der Kleinen, die gerade dabei war, Myu aus der Tasche zu zerren und mit ihr zu spielen, sich dann plötzlich so durch Myus Widerwillen erschreckte, dass Tsuru auf Gintas Waffen fiel.

 

In diesem Moment blitzte es so grell auf, dass unsere Freunde für einen Moment nichts mehr sehen konnten.

 

„Tsuru!“ Ginta rannte auf sie zu. „Ist dir etwas passiert?“

 

„Nein...“, sagte sie und blickte auf den Boden, „Hupps! Das wollte ich nicht, das wollte ich nicht!“

 

„Was denn?“, wunderte sich Ginta und sah auf den Boden.

 

Sein Schwert das auf einmal kein Schwert mehr war und sein Stab, der nun auch kein richtiger Stab mehr war, waren nun eins. Es war nun eher eine Mischung aus Schwert und Stab und sah aus wie ein Kesobou.

 

„Wie... wie hast du das gemacht?“, wunderte sich Ginta, während er seine neue Waffe betrachtete.

 

„Weißt du, manchmal wenn ich mich ganz doll erschrecke, oder Angst habe, dann passiert das... Dann werden zwei Dinge die ich angefasst habe zu einem... das ist mit Kûosa auch passiert...“

 

Ginta bekam kein Wort heraus.

 

„Wie mit Kûosa auch?“, fragte Jumon der dem Ganzen zugehört hatte und sich endlich einmal etwas sagen traute.

 

„Ich war mit meinem Stoffhasen Kûosa im Sumpf... und dann kam ein riesengroßer Bär! Der wollte mich Fressen! Und dann sind der Bär und Kûosa eins geworden...“

 

„Eins? Sie hat wohl die Fähigkeiten Sachen zu fusionieren..“, meinte Jumon. In irgendeinem Buch hatte er darüber einmal gelesen, die Fähigkeit der Fusion.

 

„Fuschineren?“

 

„Fu-sio-nie-ren, kleine Tsuru, Fusionieren...“

 

 

 

„Dann wurde wohl nicht Kûosa sondern sie von den Shal gesucht“, stellte Ginta fest, „wegen ihrer Fähigkeit?“

 

„Wahrscheinlich“, antwortete Sayoko die sich langsam mit Shiana näher herkommen traute.

 

„Ein Grund sie erst recht zu beschützen. Ich will nicht, dass ihr was von den Shal angetan wird“, sagte Ginta und hob seine neue Waffe auf, „Und mit diesem Ding werde ich mich nun zurechtfinden müssen.“

 

Er entdeckte schnell, dass man diese Waffe kompakt auseinander- und wieder zusammenklappen konnte und wie praktisch diese neue Waffe eigentlich doch war. Vielleicht war es doch etwas positives, dieses Mädchen getroffen zu haben.

 

Dann blickte er zu Kûosa. 'Mit dir muss ich mich auch zurechtfinden müssen.'

 

Er ging zu dem Hasenmonster und streichelte seinen Kopf, worauf es anfing zu grinsen.

 

„Schön dich kennenzulernen Kûosa, ich bin Ginta. Das sind Shiana, Sayoko und Jumon.“

 

Kûosa konnte keine Laute von sich geben, also gab er seiner Freude mit einem Grinsen und heftigem Winken kund.

 

„Tsuru“, Ginta wandte sich wieder zu dem kleinen grünhaarigen Mädchen zu, „Willst du uns nicht begleiten? Das wird sicher spaßig, außerdem bist du dann nicht so allein!“

 

„Okay“, lachte sie und warf sich um Kûosas Hals, „Kûosa, Kûosa, wir haben lustige, neue Freunde!“

 

Sie saß sich wieder auf seine Schulter und kicherte.

 

„Willkommen in unserem Team“, begrüßte sie Jumon.

 

„Willkommen“, grinste Shiana und streichelte den sanften Riesen.

 

Sayoko nickte nur mit ihrem Kopf, sichtlich angestrengt von der reinen Vorstellung sich jetzt auch noch um ein kleines Mädchen kümmern zu müssen.

 

 

 

Nach einem kleinen Kennenlernen packten unsere Freunde ihre Sachen und machten sich bereit, weiter durch den matschigen Sumpf zu durchqueren.

 

Es war anstrengend. Die einzigen, die es leicht hatten, waren Tsuru und Shiana, die vom überaus starken Kûosa beide gleichzeitig getragen werden konnten.

 

„Sag mal Tsuru, wie alt bist du denn?“, fragte Ginta, der über einen Ast der im Dreck lag stieg.

 

„Ich bin 8 Jahre alt“, sagte sie, „Hatte erst Geburtstag.“

 

„8 Jahre alt, so so“, stellte er fest. Wie er es sich gedacht hatte.

 

Dann wurde es wieder stiller, mal abgesehen von dem Summen, das Tsuru von sich gab und dem Knacken der Äste und Zweige und den widerlichen Matschgeräuschen.

 

Letztendlich brauchten sie, in Begleitung einer neuen Mitstreiterin und einem Hasenbären bis zum frühen Abend um den Sumpf zu durchqueren. Am Rande dieses modrigen Areals bauten sie ihr Lager auf und aßen am Lagerfeuer.

Monstern sind ihnen bis dahin dann aber keine begegnet. War ja auch irgendwie unheimlich genug, Kûosa an ihrer Seite zu haben. Und obwohl er ganz lieb und nett zu sein schien, brauchte es wohl noch etwas Zeit, sich an ihn zu gewöhnen.

Kapitel 45 – Kämpferische Leistung

 

 

 

„Da! Ich sehe schon die Stadtmauern!“, rief Tsuru euphorisch und fuchtelte mit den Armen umher, um deutlich zu machen welche Entdeckung sie gerade machte, während sie auf Kûosas Schultern saß.

 

„Das müsste Tonamento sein“, las Sayoko von der Karte.

 

Es war schon Mittag, als Ginta, Shiana, Jumon, Sayoko und der Neuzugang Tsuru und ihr großer Plüschbär Kûosa an ihrer nächsten Station auf dem Weg zum Hauptquartier der Shal ankamen.

 

Die Sonne strahlte eine sommerliche Wärme aus und einige Wolken folgten ihrem Wege über das blaue Himmelsmeer. Es war ein herrlicher Tag.

 

„Wir sollten mal wieder unsere Lebensmittelvorräte aufstocken“, meinte Jumon und vertiefte sich wieder in ein Buch, das er las.

 

„Das geht ganz schön ins Geld, ich hoffe wir können meinen Geldbeutel auch einmal wieder füllen...“, entgegnete Sayoko.

 

Ginta ignorierte gekonnt dieses Gespräch und schritt etwas schneller voran, was Myu nicht bekam.

 

Sie konnte sich nicht entscheiden, ob sie Ginta mit bösen Blicken nerven, oder mit neugierigen Blicken Kûosa mustern sollte. Letztendlich entschied sich die schwarze Katze dazu, aus dem Beutel zu springen und an Kûosas Bein, über seinen Rücken bis zu seiner Schulter hochzuklettern.

 

Sie schnupperte an seinem Kopf, was den Hasenbären so kitzelte, dass er anfing so zu lachen, dass Tsuru fast hinunterfiel.

 

„Hihi!“, kicherte das grün haarige Mädchen, „Die zwei mögen sich wohl.“

 

Shiana musste grinsen.

 

 

 

'Was für ein Tag', dachte sich Ginta, während er den Tag nochmal einmal durchging.

 

Alles fing schon gut an. Geweckt wurden sie von Tsuru und Kûosa, die früh morgens schon herumtollten und Spaß hatten und sich dann beschwerten, weil sie so schrecklichen Hunger hatten. Tsuru aß nicht viel, sie war ja auch noch ein kleines Mädchen, aber Kûosa, der sich weigerte die wohl für Tiere übliche Dinge zu essen, verschlang ein Haufen von den Lebensmitteln die Ginta und die Anderen noch dabei hatten. Dann wollte Kûosa noch eine Tasse Tee trinken.

 

'So ein Monster mit einer Tasse Tee in der Klaue...', dachte sich Ginta und schüttelte dazu den Kopf, während er hin und wieder das große Ungetüm musterte.

 

'Mein Leben ist schon verrückt...', seufzte er innerlich.

 

In diesem Moment berührte Shiana seine Schulter, als ob sie wüsste was er dachte. Als sich Ginta jedoch umdrehte um auf diese Reaktion zu reagieren, merkte er, dass sie nur kurz stolperte und sich zufällig an seiner Schulter festhielt.

 

„Alles okay?“, fragte er.

 

„Ja, ist schon in Ordnung“, sagte sie mit ihrer zarten Stimme.

 

Diese Stimme durchdrang Ginta so, als würden lauter Wirbel durch seine Adern und Nerven jagen. Dieses Gefühl hatte er in letzter Zeit sehr oft, immer dann, wenn es um seine Freunde ging. Seine Freunde... wie es Oto und Ryoma wohl ging?

 

Ginta vertiefte sich wieder in Gedanken.

 

 

 

„PASS DOCH AUF!“, schrie plötzlich eine Stimme.

 

Doch es war zu spät und Ginta lief gegen das Stadtschild, stieß sich den Kopf an und fiel zu Boden.

 

„Was machst du denn für Sachen?“, wunderte sich Sayoko.

 

„Alles in Ordnung?“, fragte Jumon und reichte Ginta eine Hand.

 

„Ehm...“, er musste sich erst wiederfinden.

 

Nach seiner kurzen Pause, in die er sich verwirrt umsah, sagte er: „Ja, es geht schon. Sind wir schon da?“

 

„Ja“, meinte Sayoko, „Das ist Tonamento.“

 

„Mal sehen, was diese Stadt uns so bietet, nicht wahr?“, schnaufte Ginta und stand auf.

 

 

 

Die Freunde gingen durch das reichlich verzierte Stadttor und staunten, als sie beeindruckend schöne Häuser sahen.

 

„Ach Ginta, weißt du was?“, sprudelte es schlagartig auf Sayoko, „Hier hast du Geld, geh mit Jumon doch auf den Markt und besorge uns neue Lebensmittel und wir Mädchen – erstmal versuchend wenig Aufmerksamkeit wegen unserem bärigen Freund hier zu erregen – spazieren ein wenig durch die städtischen Promenaden und sehen uns alles mal an, ja? Wir treffen uns in einer Stunde hier wieder!“

 

Und soweit sie dies gesagt hatte, schnappte sie sich auch die weibliche Hälfte der Gruppe und verschwand mit ihnen augenblicklich.

 

Ginta konnte nicht einmal etwas erwidern und Jumon sah ihn mitleidig an.

 

So machten sich die zwei Jungs auf den Weg zum Markt um die benötigten Lebensmittel zu kaufen.

 

Es dauerte nicht lang und sie fanden was sie brauchten, während die Mädchen schöne Villen, Häuser, edle Einkaufsläden, Parks und Brunnen betrachteten, die dem ersten Eindruck nachhaltig noch ein gewisses Glitzern verlieh.

 

Aber das war nicht das einzige, was die Mädchen fanden. In einem recht preiswerten Laden für Klamotten gab es anscheinend einen Sommerschlussverkauf, der auf alles 80% Rabatt brachte. Sayoko sah dies als Chance, mal etwas „Shoppen“ zu gehen, wie auch immer man das bei ihr nennen konnte.

 

Sie zerrte Shiana und Tsuru mit in den Laden – Kûosa musste draußen warten und wurde dabei nicht gerade selten von den Menschen der Stadt schief angesehen – und kaufte für sich und die Mädchen neue Klamotten.

 

„Bei solchen Preisen muss man einfach zuschlagen!“, wiederholte Sayoko ihr Argument für ihren Kaufrausch.

 

 

 

So kamen alle nach einer Stunde wieder zum vereinbarten Ort zurück und die zwei Jungs staunten, als sie die neuen Klamotten der Mädchen sahen.

 

Sayoko behielt ihren langen Mantel an und trug darunter einen dünnen Rollkragenpullover in schwarz. Um ihre Taille und Hüfte war ein dunkel violettes Stofftuch herum gewickelt und vorne verknotet. Dazu trug sie eine dunkle Hose, bei der ein weiteres, schmäleres Tuch als Gürtel diente. Natürlich trug sie noch ihre übliche Kette um den Hals.

 

Tsuru bekam schöne Schleifen ins Haar und trug über einem weißen Rüschchenhemd ein ein Kleidchen, das Träger hatte wie bei einer Latzhose.

 

Passend zu der dunkelgrünen Farbe des Kleides trug sie dunkle Stiefel.

 

Shiana band sich ihre Haare zu einem Pferdeschwanz zusammen, aber noch so, dass vorne ein Pony blieb.

 

Sie trug nun ein viel schöneres, blaues Kleid und eine schön geschnittene Strickjacke darüber.

 

Jumon und Ginta staunten nicht schlecht, als sie diese reizenden Damen die Straße entlang laufen sahen.

 

„Die Klamotten stehen euch gut“, meinte Ginta und grinste Shiana an.

 

„Sie waren auch recht billig“, lachte Sayoko und zählte in Gedanken wie viel Geld sie dabei wohl gespart hatte.

 

„Und du Kûosa, haste wohl nichts abbekommen?“, meine Jumon scherzhaft und piekste den Plüschbären in den Bauch.

 

Dieser grinste nur schelmisch und kratzte sich am Hinterkopf, als er dann bemerkte, dass sich Myu in seinen Kopf festgekrallt hatte.

 

Er nahm die Katze, die sich dann noch viel fester in seine Tatze festkrallte und selbst als er wild mit seinem Arm fuchtelte, sie nicht losließ.

 

„Ach Myu“, seufzte Ginta, „Streite dich nicht mit Kûosa...“

 

 

 

„Hey ihr da!“, rief plötzlich ein Mann, mit einer Kapitänsmütze auf, einem zerflatterten Mantel an und einem Anker auf dem Rücken, „wollt ihr nicht mitmachen?“

 

„Aber... du bist es doch!“, erschrak Ginta, „Relid J. Sendo?“

 

Die anderen wunderten sich und Sayoko grübelte und grübelte.

 

„Was macht man denn hier auf dem Festland?“, scherzte Ginta, der den Seebären anscheinend kannte.

 

„HAHAHA!“, fing der Mann an zu lachen, „Da musst du mich verwechseln, Jungchen!“

 

„A... aber...“, stotterte Ginta.

 

„Keine Angst, so falsch liegst du gar nicht“, meinte der Mann und kam einen Schritt näher, „Du verwechselst mich wohl mit meinem Zwillingsbruder Relid.“

 

„E.. er hat einen Zwillingsbruder?“

 

„Ja! Darf ich mich vorstellen? Mein Name ist Helln D. Sendo, ich bin der 5-Minuten-ältere Bruder!“, lachte er wieder und reichte Ginta die Hand.

 

„Schön... dich kennenzulernen“, sagte Ginta verlegen.

 

„Du kennst also meinen kleinen Bruder, das ist ja mal was feines. Er ist gerade in der Stadt, wollt ihr ihm nicht Hallo sagen?“

 

„Ja, klar wieso nicht... Ich und...“

 

Ginta sah sich um und erkannte, dass keiner der Freunde Relid J. Sendo wieder erkennen würde, denn sie haben ihn noch nie gesehen. Sayoko war die einzige, die so aussah, als würde sie darüber ernsthaft nachdenken.

 

 

 

„... ja, das sind meine Freunde. Sayoko, Shiana, Jumon und Tsuru... und der große dort ist Kûosa...“

 

Ginta malte sich in Gedanken schon die verschiedensten Reaktion aus, wie Helln D. auf Kûosa hätte reagieren können. Doch weit gefehlt.

 

„Du scheinst mir ja ein Starker zu sein! Würde zu gern mal gegen dich Kämpfen!“, lachte Helln, „Apropos kämpfen! Der Grund wieso ich euch überhaupt angesprochen habe, ist der, dass ich ein Turnier veranstalte, ein Kampfturnier. Ich würde euch gern dazu einladen. Eintritt kostet zwar, aber so verdiene ich meine Brötchen!“ Er lachte wieder. „Aber ihr könnt euch auch als Kämpfer eintragen, eure Freunde sehen dann kostenlos zu und ihr könnt sogar ein Haufen Kohle als Preisgeld gewinnen!“

 

Sayokos Augen blitzten auf.

 

'Ein Kampfturnier? Das ist eine gute Einnahmequelle', dachte sie sich und grinste böse, 'Außerdem ist das eine gute Gelegenheit Ginta zu trainieren. Die Shal werden nicht schwächer...'

 

„Ach Ginta, warum machst du nicht mit? Und du Jumon, du könntest auch gern Geld für uns gewinnen!“, ermutigte sie die Jungs und fügte leise hinzu, „Außerdem können wir dann kostenlos zuschauen.“

 

„Ja Jungs, hört auf eure Freundin und tragt euch ein, hier ist die Liste!“

 

Helln drückte Ginta ein Brett mit einer Liste darauf in die Hand und einen Stift, damit er sich eintragen konnte.

 

„Ein wenig Geld könnte uns nicht schaden“, gab Ginta zu.

 

„Und zu zweit erhöht sich die Chance auf einen Sieg“, seufzte Jumon, der erkannte, dass ihm wohl nichts anderes übrig blieb, als bei diesem Turnier mitzumachen.

 

Zumal auch Sayoko in beider Nacken saß und mit einer Mischung von Liebäugelung und drohenden Blicken aufforderte, etwas Geld für die Gruppe zu verdienen, dabei war sie es doch die beim Sommerschlussverkauf „sparte“, indem sie viele billige Klamotten kaufte.

 

„Ah, das bringt mein Männerherz zum schwitzen!“, meinte Helln und nahm mit einem strahlen im Gesicht das Brett mit der Liste wieder zu sich.

 

„Dann geht es auf zum Turnierplatz!“, lachte Helln wieder.

 

„Ich dachte wir wollten Relid J. besuchen gehen?“, wunderte sich Ginta.

 

„Ja ja, der ist doch schon in der Arena und betreut die anderen Kämpfer. Ich habe ihn gebeten mir da ein wenig auszuhelfen.“

 

„Ach so ist das...“

 

 

 

„Schatz, sieh doch mal wer da kommt“, meinte Uminoko zu ihrem Gatten, „Und sieh doch mal, der kleine freut sich richtig!“

 

„Ich hätte nicht erwartet, dass ich diesen Jungen so schnell wiedersehe“, meinte Relid und gab seinem Sohn einen Kuss auf die Stirn.

 

„Ginta! Schön dich zu sehen!“, begrüßte er den weißhaarigen Jungen der gerade in der kleinen Arena ankam.

 

„Relid! Wie... wie geht es euch?“

 

Sie schüttelten sich die Hände und Ginta schielte zu Uminoko hinüber, die ihren Sohn in den Armen hielt und winkte.

 

„Sehr gut. Und dir? Sag mal, was machst du denn hier?“

 

„Mir geht es auch gut, wir wollen beim Turnier mitmachen, brauchen ein wenig Geld für unsere Reise.“

 

„Das ist ein guter Weg eure Reise zu finanzieren“, Relid grinste und lehnte sich dann ein wenig zu Ginta herunter, nachdem er sich umgesehen hatte, „Sag mal, wo hast du Oto und Ryoma gelassen?“

 

„Das ist eine lange Geschichte. Als wir im Med-Dorf angekommen waren, hat uns Oto verlassen, da sie ihrer Karriere als Ärztin nachgehen will. Ryoma ist spurlos verschwunden...“

 

„Eine harte Sache... Aber weißt du was? Jeden Menschen trifft man zweimal im Leben, wie wir uns gerade.“

 

Relid grinste wieder.

 

„... Und wer ist das alles?“, Relids Hauptaugenmerk fiel vor allem auf Kûosa.

 

„Das hier ist Jumon, wir haben ihn in der Nähe eines Dorfes in den Bergen kennengelernt. Sayoko stieß zu dieser Zeit auch plötzlich zu uns. Das Mädchen hier ist Tsuru, die wir in unserer Gruppe aufgenommen hatten, weil sie ganz allein war. Tja, das hier...“, Ginta deutet auf den Plüschbären, „Ist Kûosa, er ist das Kuscheltier von Tsuru...“

 

Relid starrte erschreckt das Monster an, als es anfing breit zu grinsen und wild mit seinen Armen zu winken.

 

„Da hast du dir ja tolle Verstärkung angelegt.“

 

„Hör mal zu Ginta, du und Jumon, ihr habt jetzt eine Stunde Zeit euch vorzubereiten, dann fangen die Kämpfe an. Ich bringe euch schnell in die Teilnehmerräume.“

 

„Ah, ich muss dann los“, verabschiedete sich Ginta und folgte Helln.

 

„Ich sehe den Kämpfen von der Tribüne zu“, meinte Relid und lud die Mädchen ein, einen geeigneten Platz zu finden.

 

 

 

Die Stunde verging schnell und mit einem kleinen Feuerwerk wurde das Turnier eröffnet.

 

„Diese Teilnehmer werden uns spannende Kämpfe zeigen und versuchen die Nummer 1 zu werden und das große Preisgeld zu kassieren!“, leitete Helln D. das Turnier ein.

 

Die Teilnehmer versammelten sich auf der Kampffläche und von Assistenten wurde eine kleine Tafel mit dem Ablauf des Turniers herbeigeschoben.

 

Andere brachten eine Urne.

 

„Wir bitten nun die Teilnehmer einzeln eine Kugel mit einer Nummer aus dieser Urne zu ziehen. Sie werden nacheinander aufgerufen“, verkündete Helln, „Zunächst bitte Ngauh!“

 

Ein braun gebrannter Mann mit Turban und weiter Stoffhose trat hervor und zog eine Kugel. In Ruhe sah er sich die Nummer an und zeigte sie Helln.

 

„Ngauh hat die Nummer 7 gezogen! Die nächsten sind das Geschwisterpaar Henselein und Grätelein.“

 

Nun trat ein dicker Junge und ein fast noch dickeres Mädchen hervor, die so rund wie Bälle waren und elastische Ganzkörperanzüge trugen.

 

Beide griffen gleichzeitig in die Urne und zogen dieselbe Kugel mit der Nummer 5.

 

So wurden sie als Nummer 5 eingetragen.

 

„Die wunderschöne Hasami wird gebeten, die nächste Nummer zu ziehen.“

 

Eine Frau mit lockigen, eisblauen Haaren und einer riesigen Schere auf dem Rücken zog eine Kugel aus der Urne und zeigte allen, dass sie die Nummer 2 gezogen hatte.

 

„Dabei wollte ich die 1 ziehen...“, meinte sie schnippisch.

 

„Nun ist Isami an der Reihe!“

 

Isami war ein sportlicher Kerl mit blonden kurzen Haaren, einem Schild auf den Rücken geschnallt und einem Schwert an der Hüfte. Protektoren schützten Beine und Arme.

 

Isami zog die 4.

 

„Wresura bitte!“

 

Wresura war ein fetter, muskulöser Kerl mit Glatze und einer komischen Unterhose als Bekleidung.

 

Er zog die 3 und musste somit gegen Isami, dem Ritterknaben kämpfen.

 

„Nun Shuto bitte!“

 

Shuto war ein Junge, der in einer sehr gebückten Haltung einen großen Bumerang hinter sich her zog.

 

Seine Langen Ärmel schleiften fast am Boden entlang. Außerdem hingen ihm die langen schwarzen Haare ins Gesicht, sodass man seine Augen nicht sehen konnte.

 

Dieser Junge zog mit viel Mühe die Nummer 8 und war so der Gegner von Ngauh.

 

„Jumon, du musst als nächstes ziehen.“

 

Jumon trat hervor und wusste nicht, gegen wen er lieber kämpfen wollte. Gegen die scharfe Hasami oder gegen dieses über fette Geschwisterpaar.

 

Warum war es überhaupt zugelassen, zu zweit zu Kämpfen? Doch bevor er diese Frage beantworten konnte, zog er schon die Nummer 6 und war so der Gegner dieser zwei widerlichen Kinder.

 

Für Ginta blieb nun nichts anderes mehr übrig, als die 1 zu ziehen und so Gegner von Hasami, der Scherenfrau zu werden.

 

Sie sah ihn böse an.

 

„Die 1 sollte meine Nummer sein“, fauchte sie ihn an.

 

„So!“, sagte Helln wieder an, „Die Nummerierung steht fest und wir bitten Ginta und Hasami zu uns, für den ersten Kampf des Turniers!“

 

„Die Regeln sind einfach. Bringt euren Gegner nicht um. Wer aufgibt, verliert. Wer bewusstlos wird, verliert. Tödliche Verletzungen sind verboten. Viel Erfolg!“

 

Nun konnte der Kampf starten.

 

 

 

Ginta machte sich bereit und stellte sich an eine Seite der Kampftribüne.

 

Hasami, die Frau mit den eisblauen Locken und ihrer riesigen Schere stellte sich ihm gegenüber und würdigte ihm keinen Blick.

 

„Kämpft!“, rief Helln D.

 

Ginta griff nach seinem Kesobou, klappte es zusammen und hielt sich bereit.

 

„Dich mach ich in Sekunden fertig“, höhnte Hasami, die sich zwischen die Brust griff.

 

In diesem Moment fiel die riesige Schere auf ihrem Rücken zu Boden und es sah so aus, als würde sich ihre Oberweite enorm vergrößert haben.

 

Ginta sah ihr erst ganz perplex zu, während er sein Stab noch fester hielt als sonst.

 

Sie bückte sich nach vorn, um ihre Schere aufzuheben und somit einen super Einblick in ihren Ausschnitt.

 

Ginta wurde hochrot, doch erkannte schnell auf was sie abzielte.

 

Er stürmte los und griff Hasami mit seiner Waffe an, die diesen Angriff gekonnt blockte.

 

Sie hielt ihre Schere vor sich und drückte zu, Ginta konnte dem nicht länger standhalten und sprang zurück.

 

'Sie ist stärker als ich erwartet habe', dachte sich Ginta, 'Soll ich sie mit meinen Windtechniken angreifen, wenn normale Angriffe nicht wirken...?'

 

Er konnte seinen Gedanken nicht zu Ende führen, denn schon im nächsten Augenblick startete Hasami ihren Angriff.

 

So schnell sie mir ihren Stöckelschuhen nur laufen konnte, bewegte sie sich auf den weißhaarigen zu stach mit ihrer Schere – als wäre sie ein Degen – zu.

 

Ginta stieß mit seinem Kesobou ebenfalls vor und versuchte durch eine schwungvolle Bewegung diese Attacke abzuleiten und ein kleines „Loch“ entstehen zu lassen, in dem er sicher ohne jegliche Verteidigung zurückschlagen konnte.

 

Dies gelang ihm auch so gut es ging, nur die Sache mit der unbesorgten Verteidigungslosigkeit war nicht so wie er es plante.

 

Hasami teilte ihre Schere so, dass sie zwei „Schwerter“ hatte, mit der sie sich wieder perfekt beschützen konnte.

 

Nun hatte seine Gegnerin zwei super scharfe Waffen.

 

'Mir bleibt nichts anderes übrig!', überlegte sich Ginta und konzentrierte sich.

 

Er spürte es. Er spürte wie die Energie durch seinen Körper floss.

 

Nun musste er sie nur auf seine Hände konzentrieren und...

 

Hasami griff wieder an. Sie drehte ihre Klingen so schnell, dass sie fast wie ein rasierklingenscharfer Ventilator wirkten.

 

Ginta sprang zurück um auszuweichen, holte mit seinem Schwertstab aus und durch die Bewegung entstand ein heftiger Wirbelwind, der Hasami zurückschleuderte.

 

Seine Hände leuchteten wieder.

 

Langsam wusste er sein Genkioken zu kontrollieren.

 

Sie stand noch.

 

Ginta setzte die Klinge auf den Boden und rannte los. Mit viel Kraft holte er von unten nach oben aus und aus dieser Bewegung entstand eine scharfe Luftklinge, die Hasami mit aller Mühe abzuwehren versuchte.

 

Ginta hatte keine Gnade. Im nächsten Moment schon, streckte er seinen Arm aus und konzentrierte seine Energie um mit einem letzten Windstoß Hasami von der Kampftribüne zu schleudern.

 

Es ertönte eine Glocke.

 

„Der Sieger ist Ginta und kommt eine Runde weiter!“, sagte Helln D. an.

 

 

 

'Was für ein Kampf', dachte sich Ginta und ging von der Kampffläche.

 

„Gut gekämpft“, meinte Jumon, neben den sich Ginta saß.

 

Der nächste Kampf war zwischen Wresura, das Muskelpaket von Mensch, und Isami dem Ritterknaben.

 

Zunächst dachte man, dass der Fleischberg den blonden Ritter einfach zerquetscht, doch Isami schaffte es mit seinem Schild jegliche Attacken abzuwehren und mit einer  Leichtigkeit bewältigte er  mit seinem Schwert seinen unbewaffneten Gegner.

 

So schaffte es Isami in die zweite Runde und musste somit gegen Ginta antreten.

 

 

 

Nun war es an Jumon, seinen Kampf gegen ein überfressenes Geschwisterpaar zu bestehen.

 

Der orange-haarige Junge ging auf die Kampffläche und musterte seine Gegner.

 

Es war ein Junge in Latzhose, die nahezu zu Platzen schien. Er war kugelrund und auch genauso sah seine Schwester aus, die die selbe Latzhose in pink trug.

 

„Henselein und Grätelein“, riefen sie beide gleichzeitig, „Wir sind unbesiegbar!“

 

Dabei klatschten sie sich in die Hände und hielten sich fest.

 

Es war verwunderlich was nun geschah. Grätelein mit ihren zarten Beinchen, die nicht einmal sie selbst zu tragen schienen, packte ihren Bruder, drehte sich einige Male um sich selbst und schleuderte ihren Bruder auf Jumon.

 

Das einzige, was ihm noch übrig blieb, war sich so schnell wie möglich auf den Boden zu werfen um nicht von der Attacke getroffen zu werden.

 

So flog der Bruder über Jumon, machte mitten im Flug einen Salto und stand wieder auf seinen Beinen.

 

„Wir machen dich gemeinsam fertig!“, riefen sie wieder gleichzeitig.

 

Jumon stand auf und strich sich den Dreck von der Kleidung.

 

Doch bevor er sich vorbereiten konnte, nahmen seine Gegner beide tief Luft und bliesen sich so noch mehr auf. Dann hielten sie die Luft an und bückten sich, um so ihren nächsten Angriff zu starten.

 

Sie kugelten sich zusammen und in Höchstgeschwindigkeit rollten sie auf den genervten Jungen zu.

 

Wie tonnenschwere Geröllfelsen wollten sie ihn niederwalzen, doch er wusste wie er sich verteidigen konnte.

 

Jumon streckte seine Arme aus und ungefähr einen Meter vor ihm stoppten die Zwei.

 

„Ihr nervt mich langsam“, seufzte Jumon.

 

Was seine Gegner und die Zuschauer nicht sahen, war ein riesiger Geist, den Jumon um Hilfe bat.

 

Sein Freund und Helfer in der Not hatte lange, starke Arme, die Henselein und Grätelein ganz locker abhalten konnten.

 

Der Junge sprang auf die Schulter des Geistes, was für alle anderen ja so aussah, als würde er schweben. Ein Staunen machte sich auf den Zuschauertribünen breit und alle wunderten sich, wie er das machte.

 

Ginta und die anderen lachten nur, weil sie wussten, was Jumon da machte.

 

Also stieg er auf seinen Geisterfreund, der sich aufrichtete und dabei seine Kugelrunden Gegner mit in die Lüfte nahm.

 

Nun befanden sich alle in ca. zehn Metern Höhe und um das ganze Geschehnis noch spektakulärer zu machen, wurden Henselein und Grätelein jongliert.

 

Nach einer halben Minute schon ging es ihnen so schlecht, dass Jumon ein Auge zudrückte und sie zu Boden fielen ließ.

 

Sofort wurde er zum Sieger erklärt.

 

 

 

Gegen wen er als nächstes kämpfen sollte, stellte sich im nächsten Kampf heraus.

 

Hier traten Ngauh und Shuto gegeneinander an.

 

Der Kampf endete schnell. Ngauh bekam den riesigen Bumerang in den Magen und fiel bewusstlos um. Natürlich wurde er sofort ärztlich versorgt, wie jeder Verlierer, doch dieser Abgang war mehr als nur peinlich.

 

Aber gut, was konnte man schon gegen einen Gegner anstellen, der eine Waffe besaß und man selbst nicht?

 

Shuto schlürfte an Jumon vorbei und blickte ihn durch die Haare, die ihm ins Gesicht hingen, an. Nun stand das Halbfinale an. Ginta gegen Isami und Jumon gegen Shuto.

 

 

 

„Ich wusste, dass es Ginta und Jumon schaffen“, sagte Shiana, die sich über die Siege der Jungs freute.

 

Tsuru klatschte wild in die Hände und lachte: „Die sahen aber lustig aus!“

 

Sayoko nickte nur und konzentrierte sich weiter aufs Halbfinale.

 

'Wenn sie es ins Finale schaffen, müssen sie gegeneinander kämpfen ... Das wird eine harte Prüfung für die beiden. Ich hoffe sie schaffen es! Dann bekommen wir das Preisgeld für den ersten und zweiten Platz', dachte sie sich und stellte sich schon den Haufen Geld vor.

 

 

 

„Sind die Kämpfer bereit? Dann bitte ich Ginta und Isami hier herauf!“, sagte Helln D. an.

 

So taten sie es und bereiteten sich auf den Kampf vor.

 

Ginta zückte sein Kesobou um eine reelle Chance gegen seinen bewaffneten Gegner zu haben.

 

Durch das Wissen der vorherigen Runden konnte man sich nun eine Strategie überlegen, um seinen Gegner schnellstmöglich zu besiegen.

 

Was plante Isami?

 

„Der Kampf geht los!“, ertönte es durch die Lautsprecher.

 

 

 

Ginta und Isami drehten ihre Runden auf der Kampftribüne. Keiner wollte zuerst angreifen, denn es könnte ja ein Fehler sein.

 

Vorsichtig senkte Ginta seine Waffe und blickte Isami direkt in die Augen.

 

Dieser grinste und startete seinen Angriff. Er nahm sein Schild und schleuderte es direkt auf Ginta zu, der versuchte auszuweichen, es gerade noch schaffte und das Schild zurückschleuderte, während Isami auf ihn zu stürmte.

 

Geschickt fing er sein Schild wieder ein, drehte sich einmal und schlug mit seinem Schwert zu.

 

Ginta konterte dies und schon waren die beiden dabei, ihre Kräfte zu messen.

 

Isami drückte mit aller Kraft sein Schwert gegen Gintas Stab.

 

Der weißhaarige Junge merkte, dass er dieser Kraft nicht länger standhalten konnte und wich zurück.

 

'Er ist stärker als ich, also bleibt mir wohl nichts anderes übrig ...', dachte Ginta sich und konzentrierte seine Energien.

 

Er entfernte sich so weit es ging von seinem Feind, lag die Waffe vor seine Füße und streckte seine Arme aus.

 

Dabei hielt er die Handflächen parallel zueinander. Isami wunderte sich, sah dies aber als Chance anzugreifen.

 

Ginta konzentrierte sich viel stärker und plötzlich leuchtete etwas zwischen seinen Händen.

 

In der Sekunde, in der er von dem gegnerischen Schwert hätte getroffen werden sollen, ließ Ginta los.

 

Zuerst leuchtete es und dann kam ein heftiger Wind auf. Isami wurde wie in Zeitlupe in die Luft befördert. Ginta sprang und nutzte diese Chance der Verwirrung und setzte seine Hand auf Isamis Brust.

 

„Tut mir Leid, aber ich will ins Finale“, entschuldigte sich Ginta ehrlich und katapultierte den Blonden mit einem Wirbelwind gen Boden.

 

 

 

'Schwache Gegner, aber Ginta experimentiert mit seinen Techniken und will sich weiterentwickeln, das geht in die richtige Richtung...', dachte sich Sayoko und griff in die Tüte voller Popcorn, die sie für Tsuru gekauft hatte.

 

 

 

Isami lag auf dem Boden und versuchte aufzustehen. Er stemmte sich an seinem Schwert hoch und rief zu dem langsam wieder auf den Boden gleitenden Ginta: „Ich... ich gebe noch nicht auf!“

 

Er nahm sein Schild, schleuderte es auf Ginta. Dies war jedoch nicht der richtige Angriff, denn der blonde Ritterknabe sprang auf das Schild und glitt so durch die Luft.

 

Nun holte er zu einem mächtigen Schlag mit seinem Schwert aus. Ginta schleuderte sein Kesobou in die Luft, packte es, nahm Schwung indem er sich einmal um sich selbst drehte und griff von unten das Schild an.

 

So wurde Isami das Gleichgewicht genommen, sprang ab und fand es durch die Landung wieder, während er sein Schwert bereits wieder in Richtung Ginta stieß.

 

Schnell bemerkte dies der weißhaarige Junge, warf seine Waffe gegen das schwingende Schwert, wodurch es zurückschleuderte und Ginta wieder auffing, nachdem er sich gebückt hatte. Nun konnte er ausholen und mit seinem Schwertstab Isami eine verpassen.

 

Der Kampf war beendet. Ginta gewann.

 

 

 

„Ginta beherrscht seine Techniken“, meinte Shiana, „Im Med-Dorf hat er aber auch hart trainiert...“

 

Dabei blickte sie Sayoko an, die einfach grinste.

 

'Wenn das schon ausreichen würde', seufzte sie in Gedanken.

 

 

 

Ginta war nun der erste Finalist. Aber wer sollte gegen ihn kämpfen? War es Jumon oder Shuto? Dies stellte sich nun im nächsten Kampf heraus.

 

„Das sollte leicht werden“, meinte Jumon und nahm ein Buch mit auf die Kampffläche.

 

Helln D. sagte den Kampf an und es war unspektakulärer als man erwartet hätte.

 

Jumon stand auf seiner Seite und las ein Buch. Shuto saß auf seiner Seite und warf ständig seinen Bumerang.

 

Entweder wich Jumon aus oder einer seiner Geisterfreunde blockte den Angriff für ihn ab.

 

„Was liest du?“, fragte Shuto der ganz monoton sein Bumerang auffing und wieder warf.

 

„Ein Buch über die Entwicklung und Entstehung von ektoplasmatischen Energieströmen in verschiedenen Regionen...“, meinte Jumon und blätterte um.

 

„Aha, interessant“, sagte Shuto und gähnte.

 

„Nun ja, das ist nur ein schlechter Abklatsch des Buches Materialisationsphänomene von Albert Freiherr von Schrenck-Notzing...“, erklärte Jumon.

 

„Warum liest du es dann?“, wunderte sich Shuto.

 

„Ich hab es nur 29mal durchgelesen...“, meinte Jumon und blätterte wieder um.

 

„Nur 29mal? Das ist aber echt wenig“, nuschelte der schwarz haarige in einem sarkastischen Ton.

 

Was für ein monotoner Kampf. Blankes Entsetzen machte sich im Publikum breit und man hörte schon die ersten „Buh“-Rufe.

 

„Was macht Jumon da?“, fragte sich Tsuru.

 

„Er liest“, meinte Sayoko und brüllte, „Weil er anscheinend nicht kämpfen mag!“

 

Der orangehaarige hörte dies, aber ignorierte es gekonnt.

 

Es machte ein dumpfes Geräusch, als Shuto seinen Bumerang wieder auffing.

 

„Ich sehe ein, du und deine Geister da, ihr seid so nicht zu besiegen, also bleibt mir nichts anderes übrig als, ...“, er stand auf und kratzte sich am Hinterkopf, „Ich gebe auf!“

 

„Was für ein leichter Kampf“, seufzte Jumon, „Danke Ippgul für deine Hilfe.“

 

Der Geist verschwand und Jumon wurde zum Sieger erklärt.

 

„Jumon wird es ja weit bringen“, seufzte Sayoko, worauf Shiana sie verwundert ansah.

 

 

 

„Meine Damen und Herren! Die Kämpfer für das Finale unseres Turniers stehen fest! Wir haben die Freunde Ginta und Jumon, die uns im Finale einen grandiosen Kampf zeigen werden!“

 

Das Publikum tobte wieder, sie konnten es gar nicht mehr erwarten, die zwei Jungs gegeneinander Kämpfen zu sehen.

 

 

 

Nun stand der letzte Kampf an. Jumon und Ginta gingen beide auf die Kampftribüne.

 

„Ein fairer Kampf!“, forderte Jumon.

 

„Klar doch! Aber glaube nicht, dass ich Rücksicht auf dich nehme, nur weil du mein Freund bist“, sagte Ginta.

 

Ob er das wirklich so meinte, war jedoch eine andere Frage.

 

„KÄMPFT!“, rief Helln D., warf sein Mikro in die Luft und das Publikum tobte unaufhörlich.

 

„Hilf mir Ippgul!“

 

„Dein Geisterfreund, mal wieder“, grinste Ginta und zückte sein Kesobou.

 

„Diesmal mach dich sichtbar, ich möchte, dass Ginta weiß, mit wem er es zu tun hat.“

 

Ippgul zeigte seine Gestalt. Es war der Geist, mit dem Jumon schon seit Beginn des Turniers gekämpft hatte.

 

Seine Höhe betrug sicherlich zehn Meter und seine Arme reichten bis zum Boden. Die langen klauenartigen Finger stellten sicherlich eine schwere Herausforderung für Ginta dar.

 

„Kämpfe diesmal anständig!“, brüllte Sayoko aus dem Publikum so laut sie nur konnte.

 

„Wenn sie meint“, murmelte Jumon.

 

„Also, dann lass uns doch beginnen!“, forderte Ginta ihn heraus.

 

„Gut, dann werd ich dir eine neue Technik von mir zeigen!“

 

Jumon stellt sich auf Ippguls Handfläche, die der Geist bis zu seiner Schulterhöhe anhob.

 

Die Zuschauer staunten nicht schlecht, als sie endlich erkannten, was sich hinter Jumons Fähigkeiten wirklich versteckte.

 

Der orange haarige Junge stützte sich mit seiner Rechten an Ippguls Schulter und der Geist fing an zu leuchten.

 

„Nun Ginta, das ist eine neue Technik!“, höhnte er.

 

Es sah so aus, als würde der Geist in Jumons Hand verschwinden und im nächsten Augenblick hielt er großes leuchtendes Schwert in Händen. Zudem schwebten eine Art Protektoren an seinen Schultern und Oberschenkeln.

 

„Deine Haare stehen ab!“, lachte ihn Ginta aus, um ihn etwas zu provozieren.

 

„Was?“, Jumon tastete verwundert seine Frisur ab, „Ach das, ja das ist eine Nebenwirkung, aber sieht doch cool aus, oder nicht?“

 

„Hören wir auf über Frisuren zu reden und kämpfen!“

 

Jumons Schwert sah aus wie ein übergroßes Küchenmesser.

 

„Umgehen damit kann ich noch nicht so richtig, das braucht noch Übung. Die Form kann ich nicht bestimmen... Diese Technik weißt noch einige Schwachstellen auf“, sagte er mehr zu sich selbst und machte sich in Gedanken Notizen.

 

Ginta rollte mit den Augen und startete einen Angriff. Er streifte sein Kesobou über den Boden um dann mit Schwung von unten nach oben anzugreifen.

 

Jumon blockte das mit seinem Schwert ab und man merkte, wie kalt es plötzlich wurde.

 

Beide sprangen zurück.

 

Blitzschnell griffen sie wieder an und wechselten sich ab zwischen Angriffen und Kontern, so schnell wie man es von ihnen bisher gar nicht gewohnt war.

 

„Wie nennst du diese Technik?“, fragte Ginta zwischendurch.

 

„Das weiß ich noch nicht“, schnaufte Jumon, „Bisher ist mir noch nichts eingefallen.“

 

„Geistervereinigung?“, schlug Ginta vor und attackierte wieder.

 

„Nein, das ist doch viel zu banal.“

 

„Banal? Finde ich nicht!“

 

Sie griffen sich wieder an, bis Ginta seine Strategie änderte.

 

'Ständiges Angreifen zehrt zwar an seiner Energie, aber genauso an meiner ...', überlegte er sich.

 

Als er das nächste mal zurück sprang, griff er seinen Stab am Ende und schleuderte ihn direkt auf seinen Gegner, um einen Angriff vorzutäuschen.

 

Schnell konzentrierte er eine Menge an Energie zwischen seinen Händen und ließ einen Sturm los.

 

Doch Jumon durchschaute seine Strategie rasch und warf sein Schwert gegen den Stab, damit dieser Angriff sich negierte.

 

Er klatschte seine Hände zusammen und errichtete mit einer Schwungbewegung eine Eismauer, die den Sturm abblockte.

 

„Wenn du mir so kommst!“, rief Ginta und transportierte Energie zu seinen Fingerspitzen.

 

Mit einer ähnlichen Bewegung schleuderte er messerscharfe Winde gegen die Eismauer, die in Stücke zerbarst.

 

Ginta rannte auf Jumon zu und wollte ihn mit einem Wirbelwind weg katapultieren.

 

Der orangehaarige schaffte es aber, dies zu verhindern, indem er Gintas Hand packte und sie einfror.

 

„AUTSCH!“, brüllte Ginta, „Das tut doch verdammt weh!“

 

Aber schon durch einen Energieschub zerbrach das Eis um seine Hand.

 

„Jetzt zeig ich es dir!“, rief Ginta und faltete seine Hände.

 

Sie fingen wieder an zu leuchten, das Genkioken aktivierte sich.

 

Jumon hielt seine Hände so, als würde er einen Schneeball formen wollen und in wirklich entwickelte sich eine grelle Kugel aus Energie.

 

Gintas Genkioken verstärkte sich und Jumon griff an.

 

Die Kugel flog über das Kampffeld und Ginta konnte sie in letzter Sekunde noch zurückschleudern um seinen Angriff direkt danach loszulassen.

 

Es handelte sich hierbei um eine Art Energiestrahl, der eine ungleichmäßige Form und eine transparente Farbe hatte.

 

Jumon versuchte auszuweichen, doch schaffte das nicht rechtzeitig und wurde von Gintas Attacke besiegt.

 

Das Turnier war beendet.

 

 

 

Dadurch, dass Ginta und Jumon die ersten zwei Plätze belegten, kassierte die Gruppe einen Haufen Preisgeld, der sicher für einige Zeit reichen würde.

 

Eigentlich war Ginta und Jumon das Geld egal und sie freuten sich, dass sie einmal die Chance hatten, sich gegenseitig zu messen. Es war eine interessante Erfahrung.

Sayoko freute sich ziemlich über das viele Geld, das sie gewonnen hatten. So konnten sie die nächste Zeit unbeschwert weiterreisen. Sie war deswegen auch so unbeschwert, weil sie merkte, wie viel Ginta doch innerhalb der letzten Zeit gelernt hatte. Vielleicht schaffte er es ja doch, die Shal endgültig niederzustrecken.