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Kapitel 36 – Der Monat im Med-Dorf ~ Ginta & Shiana - Überarbeitet

 

 

 

Die Tassen klirrten, als das Tablett von Natoku auf den Tisch gestellt wurde. Mit einer Handbewegung signalisierte der alte Mann den beiden vom Tee zu trinken, den er gerade serviert hatte.

 

Shiana und Ginta saßen in dem kleinen Häuschen, das plötzlich nicht mehr so klein zu sein schien.

 

Vor einigen Tagen kamen sie im Med-Dorf an. Sie mussten feststellen, dass Otos Eltern schon verstorben waren und zu alle dem brachte sie dieser Alte dazu, einen Monat in diesem Dorf fest zu sitzen, um zu trainieren. Oto und die anderen willigten überrascht mit ein. Die angehende Ärztin brabbelte nur etwas von einem Spezialtraining, aber mehr konnte Ginta darüber auch nicht in Erfahrung bringen.

 

Er beobachtete Shiana, die still neben ihm saß und am Tee schlürfte. Natoku bestand darauf, dass sie während seines Training unbedingt bei ihm sein musste. Aber dieser Grund blieb Ginta vorerst auch ein Geheimnis.

 

 

 

Beim genaueren Umsehen im Raum, fiel es Ginta plötzlich ein. Das Haus hatte sich wirklich verändert! Alles war ein wenig größer, und wenn man die Tür in der Küche öffnete, kam man zu einem schönen, sonnigen Hof. Wahrscheinlich war genau das der Trainingsplatz. Außerdem gab es oben für Ginta und Shiana ein gemeinsames Zimmer, mit eigenem Bad.

 

Natoku erwartete wohl, dass die beiden hier auch noch übernachteten. Nun gut, bei den Hotelpreisen in dieser Stadt, war das ein willkommenes Angebot.

 

„Also Ginta“, fing Natoku an und setzte sich den Zweien gegenüber, „Ab morgen beginnt das Training für dich. Dich, Shiana, möchte ich bitten, ihn so gut es geht zu unterstützen.“

 

„Und wie soll ich das machen?“, fragte sie mit zarter Stimme.

 

„Das wirst du schon sehen wenn es so weit ist. Also zu dir Ginta, ich habe einen ausgefeilten, gut durchdachten Trainingsplan für dich erstellt...“

 

„Dürfte ich ihn mal sehen?“, erkundigte sich Ginta neugierig.

 

„Nein“, antwortete der Alte rasch.

 

Überrascht sah er seinen Gesprächspartner und neuen Trainer an.

 

„Und wieso, wenn ich fragen darf?“

 

„Er ist hier drin“, während er das sagte, tippte er mit seinem Finger auf seine Schläfe.

 

„Na toll“, seufzte Ginta, „Das kann ja was werden!“

 

Im nächsten Moment kassierte er auch schon eine Kopfnuss, seines neuen Meisters.

 

„Deine Reaktionen sind sehr langsam, das notiere ich mir gleich...“, sagte der Alte und brachte das Geschirr zurück in die Küche.

 

„Ach ja, Shiana“, rief er aus der Küche, „Wenn ich dich noch bitten dürfte uns zu unterstützen in dem du dich um das Essen und die Küche im Allgemeinen kümmerst, ist das in Ordnung?“

 

Ohne groß Anstalten zu machen, gab sie ein verständliches „Ja“ von sich.

 

So verging der erste Tag und der letzte an dem sich Shiana und Ginta es sich noch gemütlich machen und sich ausruhen konnten.

 

Am Abend lagen die beiden sich in ihre Betten. Beide teilten sich ein Zimmer, aber zum Glück gab es zwei Einzelbetten, die jeweils an einem Ende des Zimmers lagen. Die Lage war so gut, dass Shiana und Ginta aus dem Fenster sehen und die Sterne beobachten konnten.

 

 

 

Am nächsten Tag hieß es für Beide schon bei Sonnenaufbruch aufstehen und sich fertig machen. Ginta bekam von Natoku Trainingsklamotten. Gut von Klamotten konnte schlecht die Rede sein, da er nur eine beige Stoffhose tragen durfte. Wohinter da wohl der Sinn steckte?

 

Shiana band sich auch schon eine Schürze um, und durchstöberte die Küche nach Nahrungsmitteln. Da die Ausbeute ihrer Suchaktion nicht gerade gut ausgefallen war, machte sie sich auf den Weg zum nächsten Markt.

 

Ginta hatte derweil ein Gespräch mit Natoku über sein Training.

 

„Unser Ziel, Ginta, ist die Erweckung deiner Fähigkeiten, die tief in dir Schlummern. In letzter Zeit müsstest du eigentlich eigenartige Dinge in dir gespürt haben. Aber anscheinend hast du nicht konzentriert darauf geachtet.“

 

„Woher... woher weißt du das?“

 

„Ich lese in deinen Energiewellen. Sie werden Aros genannt und stecken in jeder Ader und jeder Zelle deines Körpers.“

 

Ginta hörte aufmerksam zu.

 

„Ich kann sie lesen, da ich das nicht nur schon seit sehr langer Zeit trainiert habe, sondern auch weil ich die Begabung dazu habe. Weißt du Ginta, in jedem Menschen steckt eine bestimmte Begabung. Nehmen wir zum Beispiel deine Freundin Oto. Ihre Begabung ist es, Menschen zu unterstützen und Verletzte zu versorgen.“

 

„Aha, ich verstehe“, murmelte Ginta und aus reiner Neugier fragte er, „Und was ist meine Begabung?“

 

„Da wirst du noch selber drauf kommen“, meinte Natoku und lachte.

 

„Ich kann noch viel mehr aus dir herauslesen, aber das ist jetzt unwichtig. Dann fangen wir ganz von vorne an. In dir steckt also diese Energie, die im Allgemeinen 'Aros' genannt wird. Sie steckt in jedem Menschen, egal wie groß oder klein, dick oder dünn, jung oder alt, männlich oder weiblich dieser ist. Um jetzt diese Energie aber für Kampftechniken nutzen zu können, bedarft es an Training. Zudem kommt noch hinzu, dass es verschiedene Arten gibt, diese Energie einzusetzen. Wie man sich sicherlich denken kann, muss man diese Energie auch wieder erneuern, wenn sie einmal aufgebraucht ist, nicht wahr?“

 

„Eh, ja natürlich. Das macht Sinn“, überlegte Ginta und kratzte sich dabei das Kinn.

 

„Das einfachste Beispiel: wenn du einen Tag lang dich bewegst, hier und da hin läufst, dann verbrauchst du etwas von dieser Energie. Was machst du um wieder an Energie zu gelangen?“

 

„Ich esse etwas oder lege mich schlafen.“

 

„Genau! Auf diesen Wegen erlangst du wieder an Energie. Durch das Essen nimmt dein Körper die Energie, die in der Nahrung steckt auf und speichert sie. Beim Schlaf ist das ähnlich. Der Körper ruht sich aus und erlangt von selbst wieder an Energie.“

 

„Es gibt also zwei verschiedene Arten, an Energie zu gelangen? Einmal eine Aktive, das Schlafen und das Passive, das Essen, sehe ich das richtig?“, fragte Ginta.

 

„Nicht ganz, nicht ganz.“

 

„Also gibt es mehr?“

 

„Ja. Es gibt die verschiedensten Arten wieder an Energie zu kommen, diese zwei sind nur die fundamentalsten. Andere Aktivitäten können die Erneuerung von Aros in deinem Körper beschleunigen. Manche hören Musik um sich zu erholen, andere Pflegen ihren Körper, wiederum andere gehen Schwimmen. Du verstehst?“

 

„Ja klar! Also könnte man sagen, wenn man seiner Lieblingsbeschäftigung nachgeht, erneuert sich Aros im Körper?“

 

„Das stimmt leider nicht ganz. Es gibt Menschen deren Lieblingsbeschäftigungen sie an Aros kostet. Das ganze ist ein wenig verwirrend. Aros unterteilt sich nämlich in einige Energiestränge. So benutzt du Energie um deinen Körper zu bewegen, Energie um zu Denken, Energie um deine Organe zu versorgen.“

 

„Ach so ist das, also hab ich verschiedenes Aros in mir?“, versuchte Ginta zu verstehen.

 

„Nein, es ist immer noch eine Art, nämlich deine. Jeder Mensch hat eine andere Textur von Aros in sich. Es ist wie der Fingerabdruck eines Menschen, keinen gibt es zweimal. Diese Stränge sind nur die verschiedenen Aufgaben die das Aros in dir vollzieht.“

 

Ginta verinnerlichte diese neuen Informationen, die er gerade bekam. Es war alles neu für ihn, einiges verstand er noch nicht, aber er war ziemlich zuversichtlich, dass diese Informationen ihn etwas bringen würden.

 

 

 

„Also fangen wir mit der ersten Lektion an!“

 

Natoku stand auf und warf sein Shirt, das er an hatte, in eine Ecke des Hofes.

 

„Steh auf Ginta. Zuerst wirst du deinen Körper kontrollieren müssen. Also machen wir die folgende Woche Krafttraining für dich, um deinen Körper ein wenig zu stählen.“

 

Ginta tat, was ihm befohlen wurde, stand auf und wurde sogleich von Natoku blitzschnell angegriffen. Geschickt wich er einigen Schlägen und Tritten aus, doch nicht alle konnte er parieren. Ein kräftiger Schlag traf ihn in seinen Magen und Ginta flog einige Meter nach hinten.

 

„Man sieht, so grundlegende Dinge würdest du schnell erlernen, doch das ist nicht genug.“

 

Natoku murmelte unverständliches Zeug vor sich hin und ging Ginta entgegen. Er reichte ihm seine Hand und half dem am Boden liegenden hoch.

 

 

 

Diese Woche wurde hart für Ginta. Natoku nahm ihn richtig ran, zwang ihn dazu im Dauerlauf um die ganze Stadt zu laufen, 100 Runden am Tag. Ginta musste Kisten schleppen, Steine verschieben und solche Dinge. Dazu hatte er Natoku als Gegner, der ziemlich fit war. Es war wirklich nicht leicht für den 15-Jährigen.

 

Shiana unterstützte ihn so gut es ging, in dem sie das Essen vorbereitete. Sie ließ auch jeden Abend eine heiße Wanne für Ginta ein, so dass er sich ein wenig erholen konnte.

 

Es waren wirklich höllische Strapazen, die er durchmachte. Diese körperliche Anstrengung, dazu so wenig Schlaf. Aber seine Bemühungen waren nicht umsonst. Er hatte schon etwas an Muskelmasse zugenommen, und seine Reaktionsgeschwindigkeit verbesserte sich enorm. Auch die körperliche Stärke, hatte sich mindestens verdoppelt. Ein sehr zufriedenstellendes Resultat des Trainings.

 

Nach genau einer Woche beschloss Natoku, dass das Körpertraining nun beendet war. Er konnte Gintas Körper nicht noch mehr belasten.

 

 

 

Am ersten Tag der zweiten Woche, konnte Ginta zur Belohnung einmal ausschlafen. Auch Shiana genoss das, da sie selbst auch nicht so früh aufstehen musste. Doch trotzdem konnte sie nicht so lange schlafen. Stundenlang lag sie wach in ihrem Bett und starrte zum Fenster hinaus. Dort ragte ein dicker Ast eines Baumes entgegen und Vögel saßen auf diesem und gingen ihren morgendlichen Gesängen nach.

 

Sie drehte sich und schlang sich tiefer in ihre gemütliche Decke hinein. Jetzt konnte sie Ginta direkt anschauen, der halbnackt in seinem Bett lag und schlief.

 

Jedes mal, wenn sie ihn ansah, kam in ihr so ein komisches Gefühl hoch. Er war ihr so vertraut und glich ihr wie ein Beschützer. Er war keine Vaterrolle für sie, aber sie wusste tief in ihr, dass Ginta etwas besonderes für sie war.

 

Später war auch Ginta wach, hatte längst gefrühstückt und befand sich wieder im kleinen Hof.

 

 

 

Grinsend begrüßte ihn Natoku.

 

„Guten Morgen Ginta! Na, der Schlaf tat doch gut, nicht wahr?“

 

„Ja, das tat er wirklich.“

 

„Deine Energiereserven mussten sich wirklich sehr gut erholt haben in dieser Nacht, hehe“, lachte Natoku und blickte kurz träumend in den Himmel.

 

„Was ist unsere nächste Lektion?“, erkundigte sich Ginta, der das Lachen Natokus ignorierte.

 

„In der letzten Woche hast du an körperlicher Ausdauer und Kontrolle gearbeitet und das auch recht gut hinter dich gebracht. Jetzt solltest du anfangen zu lernen Aros zu kontrollieren und auf Energien in und um dir zu hören und sie zu spüren. Glaub mir, das Training letzte Woche war ein Klacks im Gegensatz zu dem was auf dich noch zukommt“, erklärte Natoku und lachte wieder.

 

'Ein Klacks!? Er hat mich laufen lassen als hätte ich nichts anderes gelernt und schwere Gewichte schleppen lassen! Und das mit dem Felsen vom einen Ende der Stadt zum anderen Schieben will ich da noch nicht mal erwähnen...', dachte sich Ginta, 'Bin ich mal gespannt was er jetzt von mir verlangt.'

 

Natoku bemerkte wie Ginta nachdachte und führte seine Erklärungen fort: „Ich möchte, dass du meditierst und versuchst in dir und um dir alles wahrzunehmen.“

 

„Nur das? Meditieren?“

 

„Momentan ja. Voraussetzung ist, dass du hier sitzen bleibst, egal was passiert, ok?“

 

„Von mir aus“, meinte Ginta ohne groß darüber nachzudenken. Es schien für ihn eine Leichtigkeit zu sein, dazusitzen und nachzudenken.

 

„Ach bevor ich es vergesse, es gibt keine Pausen und du darfst erst aufhören wenn ich es dir erlaube, verstanden?“

 

Natoku stand auf und ging zurück ins Haus. Ginta wunderte sich über seine letzten Worte. Aber da blieb dem Schüler wohl nichts weiter übrig, als sich auf den Boden zu setzen, seine Augen zu schließen und anfangen zu meditieren.

 

Er atmete noch ein letztes Mal tief ein und wieder aus, danach beruhigte er seine Atmung und merkte, wie sein Herz langsamer schlug.

 

 

 

Zuerst versuchte er erstmal seine Gedanken zu lassen und schaffte es sich dem „nichts denken“ zu nähern. Plötzlich spürte er so vieles. Sanft strich der Wind über seine Haut, wurde mehr und mehr stärker. Es war etwas kalt, deswegen stellten sich seine Härchen auf.

 

Er nahm das raschelnde Laub der Bäume, die sich im Wind hin und her bewegten wahr. Sein Gefühl sagte ihm, dass er es richtig mache.

 

Ginta wollte grinsen, als er plötzlich etwas auf seiner Nasenspitze spürte. Auf einmal wiederholte sich das Gefühl auch auf seiner Hand, und ein drittes mal auf seinem Rücken. Es wurden immer mehr und mehr von diesen kurzen Wahrnehmungen auf seiner Haut, bis er realisierte, dass es nieselte. Die Wassertropfen fielen schon fast rhythmisch vom Himmel und landeten auf ihm. Anfangs war es noch angenehm, wie eine sanfte Dusche, doch es wollte natürlich nicht so bleiben. Der Regen wurde immer stärker bis es aus Strömen goss.

 

Zu diesem Zeitpunkt hatte Shiana den Tee für Natoku gemacht und gemerkt dass es regnete. Fragend sah sie den Alten an.

 

„Mach dir keinen Kopf“, antwortete er, „Er wird nicht krank und es passiert ihm nichts...“

 

Shiana wollte es nicht ganz glauben, doch sie wollte Ginta nicht in seinem Training unterbrechen, also setzte  sie sich stillschweigend auf das Sofa, mit dem besorgten Blick nach draußen gerichtet.

 

 

 

Ginta hörte jetzt nur noch das Rauschen das ihm umgab und spürte nur noch die kalten Regentropfen auf seinem Körper.

 

Eigentlich wollte er aufstehen und ins Haus gehen, doch er wusste, dass er das nicht durfte und dass er das hier durchziehen musste. Also versuchte er den Regen so gut es ging zu ignorieren und wieder auf sein Innerstes zu hören.

 

Ginta kam in einen komischen Bewusstseinszustand, in dem er sich selbst nicht richtig zurechtfand. Äußere Geschehnisse konnte er überhaupt nicht mehr wahrnehmen. Es war, als wäre er in einem Raum, in sich Selbst und würde von der Außenwelt nichts mitbekommen. Das war der erste Schritt sein Selbst etwas besser kennen zu lernen.

 

Es war nun wie, als wäre er wieder in diesen Träumen, in denen Shiana ihn gerufen hatte. Ein komisches Gefühl, sich so in sich zu bewegen und sich so zu erforschen. Aber er musste es tun.

 

Gleitend bewegte er sich durch sein Selbst und fand Energien die er zuvor noch nie so gespürt hatte und sah Farben und Lichter in sich, die er noch nicht zu deuten wagte.

 

Die Energien, die jede mögliche Farbe an nahmen, beeinflussten ihn in seinen Gedanken. Jedes Mal schoss es ihm durch seinen ganzen Körper, wenn er versuchte sich einer Energie zu nähern. Dann ließ dieses Gefühl wieder nach und etwas anderes machte sich in ihm breit. Hin und wieder spürte er auch eine Welle in sich, wie als würde seine Energien etwas anschubsen.

 

Letztendlich fand er eine Energie in sich, die so gewaltig war, dass er sich kaum traute ihr näher zu kommen. Eine Energie, die gewaltiger hätte nicht sein können.

 

Was war das bloß? Kam das wirklich von ihm, oder woher hatte dies seinen Ursprung?

 

Er wusste es noch nicht und würde es die nächste Zeit sicherlich auch nicht ohne viel Aufwand erfahren.

 

Mutig glitt er dann dieser Energie doch entgegen und nahm sie in sich auf.

 

In diesem Augenblick merkte er, dass sich seine äußerste Wand etwas verschob. Sie dehnte sich aus. Ja! Jetzt merkte er, dass sich seine Aura ausweitete und wieder Signale von Außen zuließ.

 

Jetzt konnte er sich wieder sehen. Wie er dort saß, auf dem Boden in dem Hof. Plötzlich merkte er viele kleine Dinge, die er so nie hätte gesehen, geschweige denn erspürt. Er sah vor seinem inneren Auge eine Ameise, die sich ihren Weg um ihn herum bahnte und er weitete seine Aura noch mehr aus. Es erschien ihm noch mehr vor sich. Vögel die über ihn flogen, Pflanzen die zwischen den Pflastersteinen hindurch wuchsen. Und alles, alles hatte seine eigene Energie.

 

Ginta spürte die Wellen, er spürte sie deutlich um sich herum. Harmonisch waren sie, die Energien der Tiere und der Pflanzen. Als wirkten sie zusammen, als wären sie eins.

 

Er spürte noch etwas. Es passte nicht so ganz in die schöne Harmonie der Umgebung und es wirkte etwas eigenartig, aber doch vertraut auf ihn.

 

Konzentriert darauf, strengte Ginta sich noch etwas an und fing an sich ein Bild in seinem Inneren auf zu bauen. Erst war es etwas unscharf, doch mit der Zeit konnte er es immer klarer erkennen. Die Neugier packte und er öffnete seine Augen.

 

Vor ihm stand Shiana.

 

„Ginta, ich solle dir sagen, dass du genug meditiert hast.“

 

„Shiana?“, er sah sich um, es war wohl immernoch Tag.

 

„Du sollst anscheinend fertig sein und ich solle dir das sagen. Das hat mir Natoku aufgetragen“, meinte sie und lächelte leicht.

 

„Schon fertig?“, wunderte er sich, „Aber ich hab doch erst angefangen...“

 

„Das ist vier Tage her“, kicherte Shiana, wohl erfreut über die erstandene Verwirrung in Ginta.

 

„VIER TAGE!?“, stieß es aus ihm heraus.

 

Shiana nickte, „Vier Tage...“

 

„Aber... aber...“, versuchte er sich zu rechtfertigen, „Ich habe angefangen etwas zu spüren und dann ging ich in mich und.. dann war ich wieder hier... das konnte doch keine vier Tage dauern!?“

 

„Doch“, erwiderte Natoku der gerade aus dem Haus schritt, „Ich hatte damit gerechnet, dass du mindestens eine Woche brauchst, du bist recht schnell, das muss man dir lassen.“

 

„Vier Tage“, murmelte er vor sich hin.

 

„Ich hab deine Entwicklung verfolgt...“, erzählte Natoku, „Du warst in dir und hast gelernt deine Umgebung ebenfalls wahrzunehmen. Nur war deine Wahrnehmungsreaktion und das Zeitgefüge nicht gleich. Es ist noch so, dass du etwas mehr Zeit brauchst um etwas wahrzunehmen als es in der Jetzt-Zeit passiert. Shiana sitzt zum Beispiel schon seit dem Sonnenaufgang vor dir.“

 

„Oh, so ist das...“, versuchte Ginta zu verstehen.

 

„Du hast auch deine Energien, also die verschieden Ströme von Aros in dir entdeckt. Du müsstest jetzt locker in der Lage sein dein Aros besser zu kontrollieren. Was auch schon der dritte Schritt in deinem Training darstellt. Die Kontrolle und Benutzung von Aros innerhalb und außerhalb deines Körpers.“

 

„Außerhalb?“, wunderte sich Ginta.

 

„Ja, in dem du Aros materialisierst.“

 

Natoku setzte sich auf den Boden vor Ginta, nahm seine Hände und erklärte weiter.“

 

„Was meinst du, wieso wir unsere Hände für die meisten Aktivitäten benutzen?“

 

„Weil das eines der Körperteile ist, mit denen man...“, Ginta musste nachdenken.

 

„Mit denen man?“, wiederholte Natoku.

 

„Mit denen man einfach am Finger-fertigsten ist?“, antwortete Ginta.

 

Der Alte musste lachen.

 

„In den Händen steckt sehr große Technologie. Das Zusammenspiel von Knochen, Muskeln und Aros ist dort höchst entwickelt. Die Finger und die Handflächen bilden zusammen ein Meisterwerk deines Körpers.“

 

„Stimmt“, fasste Ginta zusammen, „Man schreibt mit den Fingern, man isst, man kann Dinge benutzen, Dinge herstellen, und all das nur mit unseren Händen.“

 

„Es kommt noch mehr dazu. In den Händen stecken große und viele Rezeptoren, die fühlen. Es gibt so viele Beschäftigungen und auch Berufe in denen es höchst wichtig ist, seine Hände unter der größten Kontrolle zu haben. Und das will ich dir auch beibringen.“

 

 

 

Es war wieder einmal ein wunderschöner Tag. Die Sonne schien und es gab keine Spuren von dem letzten Regenfall. Ginta sollte gerade beigebracht bekommen, das Aros innerhalb und außerhalb seines Körpers zu kontrollieren.

 

„Ginta ich möchte, dass du dich erinnerst, was du in letzter Zeit erlebt hast im Bezug auf deinen Körper. Gibt es irgendetwas dass dir aufgefallen ist?“

 

Ginta grübelte nach.

 

„Ja!“, fiel es ihm plötzlich ein, „In den Kämpfen die ich bisher vollstritten hatte, konnte ich einige neue Dinge spüren. Außerdem habe ich gemerkt, dass ich in der Lage war Druckwellen von mir zu geben. Einige Male ist es auch passiert, dass meine Hände komisch geleuchtet haben...“

 

Natoku sah seinen Schüler sehr interessiert an.

 

„Gut, dann fange ich mal an alles zu erklären. Die Druckwellen haben mit dem Aros in dir zu tun. Du hast dein Aros materialisiert, in Form von Luft, die sich dann druckwellenartig bewegt hat. Das ist bisher noch eine simple Form der Materialisierung. Die neuartigen Energien in dir, hatte ich in den letzten Tagen nicht gespürt, also kann es nur an etwas gelegen haben, was in deiner näheren Umgebung passierte.“

 

Natoku nahm ein Schluck aus einer Wasserflasche, die Shiana gerade gebracht hatte.

 

„Zuletzt fehlt noch das Geheimnis mit deiner leuchtenden Hand. Das ist schon eine höherstufige Form der Materialisierung deines Aros, wobei das eine spezielle Form ist. Um genauer zu sein, handelt es sich hierbei um eine Technik die dein Vorfahre entwickelt hat. Er nannte sie Genkioken.“

 

„Genkioken?“

 

„Ja, das Genkioken. Er konzentrierte sein Aros in seinen Händen und erzeugte somit eine Flamme“, erklärte Natoku, nachdem er wieder einen Schluck Wasser nahm.

 

„Eine Flamme? Er konnte einfach so Feuer aus seinen Händen bekommen?“

 

„Es war kein Feuer. Es war sein Aros, das sich mit der Luft verband und sich als Flamme materialisierte.“

 

„Was konnte er damit machen?“, fragte Ginta neugierig, der schon alles um sich herum vergaß und sich total auf das Gespräch konzentrierte.

 

„Er hatte spezielle Techniken, die er selbst entwickelt hatte, deswegen gibt es kaum Aufzeichnungen darüber. Selbst seinen engsten Freunden und Kameraden verriet er nichts über seine Techniken.“

 

„Wollte er das Risiko ausschließen, dass ihn jemand kopieren konnte?“

 

„Er wollte, dass keiner die Schwachpunkte in seiner Technik kennen lernt“, führte der Alte fort, „Deswegen kann ich dir auch nicht viel über diese Technik beibringen. Ach, bevor ich es vergesse...“

 

„Ja?“

 

„Es gibt bestimmte Stufen von Genkioken. Normalerweise beginnt man damit das Aros in seinen Fingerspitzen zu materialisieren, das wäre die erste Stufe. Dann kommt die ganze Hand dran, die zweite Stufe. Eine leuchtende Hand ist der Beweis, dass du es schon auf die dritte Stufe geschafft hast, was mich ziemlich irritiert.“

 

„Wieso denn?“

 

„Gaara schaffte es nicht von Anfang an auf die dritte Stufe. Er brauchte hartes und langes Training um die ersten zwei Stufen hinter sich zu bringen.“

 

„Gibt es auch mehr als diese 3 Stufen?“, fragte Ginta.

 

„Ja“, antwortete Natoku knapp, „Bis zu 5 Stufen. Aber man sagt sich, dass Stufe 4 sehr gefährlich sei. Man würde körperliche Verletzungen von sich tragen...“

 

„Und bei Stufe 5?“

 

„...“

 

Stille. Natoku traute sich nicht weiterzusprechen.

 

„Und was passiert bei Stufe 5?“, wiederholte Ginta. Er wollte unbedingt in Erfahrung bringen, was dann passieren würde.

 

„Stufe 5 würde der Körper nicht überleben...“

 

Ginta riss seine Augen auf. Man solle diese Stufe nicht überleben? Was war das für eine gefährliche Technik, die einen mit dem Tod bestraft?

 

„Deswegen ist es wichtig, Ginta, dass du das Genkioken zu beherrschen lernst, denn eine nicht vorhandene Kontrolle weckt großes Risiko... Du willst dich doch nicht selber umbringen, oder?“

 

Wild schüttelte er mit dem Kopf. So jung wollte Ginta nicht sterben.

 

„Nein! Auf keinen Fall!“

 

„Gut, dann fangen wir an das Aros außerhalb deines Körpers zu materialisieren.“

 

 

 

Der neue Trainingsabschnitt begann, und Natoku zeigte und lehrte ihm die nächsten Tage, wie er sein Aros kontrollieren konnte. Bald konnte Ginta seine Druckwellen kontrollieren und weiterentwickeln.

 

Das Training war hart. Tagsüber lehrte ihn Natoku die wichtigsten Dinge über die Kontrolle seiner Energien und nachts forschte er heimlich an seinem Genkioken weiter.

 

Shiana stand ihm in dieser Zeit immer beiseite und unterstützte sie so gut sie konnte. Sie ermutigte ihn und umsorgte ihn mit Essen. In Zeiten in denen sie nichts zu tun hatte, verschwand sie in die Bücherei und las einige Bücher. Dort traf sie auch ab und zu mal Jumon, der Nachforschungen betrieb.

 

Eine weitere Woche verstrich und Ginta kam seinem Trainingsziel immer näher.

 

 

 

Es blieben noch einige Tage der letzten Woche des Monats übrig, als Natoku Ginta auf seinen letzten Trainingsabschnitt ansprach.

 

„Ginta, ich bin stolz auf dich.“, fing der Alte an zu reden, „Du hast in dieser Zeit gelernt, deinen Körper zu kontrollieren, deine Energien zu spüren und zu gebrauchen und das beides in einer sehr guten Kombination gemeistert. Deine Entwicklung läuft schneller als ich es anfangs erwartet hatte.“

 

„Vielen dank“, bedankte sich Ginta, „War aber trotzdem kein Zuckerschlecken.“

 

„Das weiß ich. Aber leider kommst du um die nächste Aufgabe nicht herum. Klar hast du sehr große Vorteile, wenn du dich weiterentwickelst, deinen Körper und dein Aros perfekt unter Kontrolle hast, aber was bringt dir das viel auf deinen Reisen, wenn du in einem Team agieren musst?“

 

„Stimmt“, bemerkte Ginta niedergeschlagen, „Das habe ich in letzter Zeit total aus den Augen verloren...“

 

„Im Team zu kämpfen ist eines der wichtigsten Dinge, die du meistern musst. Vor allem weil du doch die Verantwortung für deine Freunde hast, oder?“

 

Natoku wendete seinen Blick und sah Shiana an, die gerade die Blumen goss.

 

Ginta wurde leicht rot, als er Natokus Blick folgte.

 

„Aber sicher doch, nichts ist mir wichtiger als meine Freunde zu beschützen!“

 

War aber der Grund, wieso er bei diesem Training mitmachte nicht der, gegen die Shal anzukommen? Oder änderten sich seine Absichten nun, wegen dieser einen Person? Kein Wunder, warum Natoku am Anfang des Trainings darauf bestand, dass sie bei ihm sei um ihm zu unterstützen. Es war nicht der Grund dass Ginta das nicht allein schaffen würde. Nein! Es war aus dem Grund, dass Ginta seine Absichten änderte und seine Rachegelüste verminderte. Dennoch blieb er bei seinem Ziel, die Shal vernichten zu wollen.

 

„Da ich deine Freunde nicht kenne, kann ich dir mal wieder nichts besonderes beibringen, außer dir zu zeigen wie du deine Energie mit einer anderen Person vereinst...“

 

„Du meinst in einer Art Kombo-Angriff?“

 

„Auch“, meinte Natoku, „Es dient nicht nur einem gemeinsamen Angriff, nein, durch diese Kombination eurer Energien kann man noch viel mehr Dinge machen!“

 

„Wie schaffe ich das?“, fragte Ginta.

 

„Ihr müsst euch gegenseitig öffnen...“, antwortete Natoku und rief Shiana. Sie kam sofort und sah den Alten Mann fragend an.

 

„Shiana, jetzt ist es soweit“, sagte er.

 

Nachdem Shiana nickte, ging Natoku ins Haus und ließ die Zwei allein.

 

 

 

„Natoku hat mir schon vor einiger Zeit erklärt, wie wir jetzt trainieren müssen, vertrau mir einfach, okay?“

 

Ginta nickte und starrte sie an, wohl erstaunt darüber dass sie in diesem „Plan“ schon eingeweiht wurde.

 

Jetzt standen sie sich beide gegenüber. Shiana streckte ihren Arm aus und öffnete ihre Handfläche. Ginta legte seine Hand auf ihre.

 

Er erinnerte sich an die Worte Natokus: „Ihr müsst euch gegenseitig öffnen...“

 

Das versuchte er. Erst konzentrierte Ginta in dem Zentrum seines Körpers und ließ sie dann gleichmäßig verteilen. Er öffnete all seine Energieressourcen und übertrug auch ein Teil seiner Energie auf Shiana. Sie schaffte es auch sich komplett zu öffnen.

 

So tauschten beide ihre Energien aus.

 

Anscheinend gefiel es beiden, denn nicht nur die schönen, warmen Energieströme beruhigten sie, sondern auch das Bewusstsein das gemeinsam zu teilen und zu erleben.

 

Sie verharrten noch eine Weile so, bis Ginta abbrechen musste.

 

„Das strengt ganz schön an, sich so zu konzentrieren, nicht wahr?“, gab er schnaufend von sich.

 

Shiana nickte.

Ginta verstand, wie er nun auf materielle Art sich den anderen öffnen konnte. Er war ziemlich dankbar dafür, dass Shiana die erste war, die dies mit ihm versuchte.

Kapitel 37 – Der Monat im Med-Dorf ~ Ryoma ~

 

 

 

Seufzend strich der Schwertkämpfer durch die Gassen der Stadt. Es hätte ja so ein schöner Monat werden können. Er zusammen – und vor allem in trauter Zweisamkeit – mit seiner liebsten Oto. Aber das konnte er jetzt knicken.

 

Ryoma ging der Anblick Otos, mit ihren großen, glitzernden Augen nicht mehr aus dem Kopf. Er wusste nun, dass diese Augen nicht für ihn bestimmt waren, sondern für diesen abartigen Fischerjungen. Das dachte er sich zumindest. All diese Anstrengungen die er hinter sich brachte, um Oto zu gefallen, wurden alle von Ama zunichte gemacht.

 

 

 

Innerlich schmollte er und trat einen kleinen Stein. Dieser kullerte etwas umher, bis er gegen eine Metallplatte stieß. Ein metallisches Geräusch ertönte und Ryoma wurde darauf aufmerksam. Über den etwas kniehohen Platten, die an eine Hauswand gelehnt waren, entdeckte er bei näherer Betrachtung ein kleines Ladenschild.

 

„Schwerter & Schwerter“, las Ryoma laut vor und grinste, als er darauf noch ein kleines Schwert mit Augen und Mund sah.

 

Er öffnete die Tür und betrat den Laden, was sich auch durch das Klingeln einer kleinen Glocke über der Tür bemerkbar machte.

 

Sofort kam ein mit Narben gezeichneter, junger Mann, nicht älter als 30, aus dem hinteren Teil des Ladens und stellte sich hinter den Tresen. Dieser war aus Glas und in ihm Lagen wunderschöne Schwerter.

 

„Kann ich ihnen behilflich sein?“, fragte dieser.

 

Ryoma kam ein wenig näher.

 

„Sie sind ein Schwertkämpfer, mh? Suchen sie ein Schwert, mh? Kein Wunder, sie sind ja auch in einem Schwertladen! Willkommen im 'Schwert & Schwerter'“, laberte der Verkäufer darauf los und kam aus dem Grinsen nicht mehr heraus.

 

Genau so ein Aufstehmännchen konnte Ryoma gerade echt nicht gebrauchen.

 

„Ich schau mich nur um“, meinte er ruhig.

 

„Also wenn sie Hilfe brauchen, ich bin da, jajaja.“ Der Verkäufer redete ihm eindeutig zu viel.

 

 

 

Ryoma sah sich die anderen Regale an und betrachtete jedes einzelne Schwert. Er fühlte sich etwas beobachtet und traute sich einen Blick zu erhaschen, wie der Verkäufer ihn mit einem unheimlichen Grinsen anstarrte. Ein kalter Schauer lief ihm über den Rücken. Deswegen konzentrierte er sich lieber wieder auf die Schwerter. Er war zwar selbst kein Meisterschmied, weswegen er sich nicht so wirklich gut auskannte, aber dennoch erkannte er Qualität auf den ersten Blick.

 

„Ich muss sagen, diese Schwerter sind hervorragend“, lobte er den Verkäufer.

 

„Die habe ich alle selbst hergestellt“, antwortete dieser stolz.

 

„Sie müssen ja von einem sehr gutem Schmied gelernt haben...“, erwiderte Ryoma, der ein wenig Interesse zeigen wollte. Er spielte schon mit dem Gedanken sich eines dieser Schwerter zu kaufen.

 

„Ja, habe ich. Er ist schon vor einigen Jahren gestorben. Aber das Kämpfen konnte er mir nicht beibringen. Da brauchte es schon jemand anderen. Er hat mich Tag und Nacht trainiert und.. ach, ich will sie nicht stören, mh...“

 

„Sie glücklicher...“, seufzte Ryoma auf, „Mein Vater brachte mir einige Dinge bei, aber größtenteils erlernte ich mir meine eigenen Techniken von selbst.“

 

Der Verkäufer kam hinter dem Tresen hervor und stellte sich neben Ryoma an die Vitrine.

 

„Darf ich mich vorstellen, Kikitori Hanbai.“

 

Ryoma musste sich ein Lachen verkneifen.

 

„Ryoma, Ryoma Sakamoto...“

 

Kikitori hielt inne.

 

„Sakamoto?“, wiederholte er und sah Ryoma musternd an.

 

„Kann es sein, dass du der Sohn von Kenma Sakamoto bist?“

 

„Du kennst den Namen meines Vaters? Ja... ich bin der Sohn meines Vaters, wieso fragst du?“

 

„Er war es, der mir das Kämpfen mit dem Schwert beigebracht hat.“

 

In diesem Moment schoss ein komisches Gefühl durch Ryomas Körper.

 

„Dein Vater... er behandelte mich wie ein Sohn. Es war kurz nachdem mein Meister verstarb. Ich war allein, hier im Laden....“, erzählte er weiter und ging wieder hinter den Tresen und kramte aus einer Schatulle einen Schlüssel. Danach ging er zum Laden, verschloss diesen, drehte das „Open“-Schild um und sah Ryoma an.

 

„Komm mit nach oben, ich glaube ich habe dir einiges zu erzählen.“

 

Ryoma folgte ihm still.

 

 

 

Sie gingen die Treppe hoch. Oben befand sich der Wohnbereich. Alles war recht simpel ausgestattet. Keine großartigen Dekorationen schmückten die Wand oder verzierten den Tisch, keine prunkvollen Pflanzen und Blumen schmückten ein Fensterbrett.

 

Kikitori bat ihn, sich auf das Sofa zu setzen. Währenddessen ging er in die Küche und kochte heißes Wasser für den Tee. Außerdem legte er noch ein paar Kekse auf einen Teller und stellte diesen vor Ryoma hin. Als der Tee fertig war, servierte er diesen.

 

Ryoma sah sich um. Für eine Person reichte der Platz zum wohnen allemal. Aber es sah alles so verlassen und einsam aus.

 

Als könnte Kikitori seine Gedanken lesen, sprach er: „Ich bin den ganzen Tag im Laden, außerdem muss ich hinten im Hof ja noch die Schwerter schmieden. Da stören Pflanzen und Dekoartikel nur, sie würden ja doch nur einstauben...“

 

Ryoma nickte still, nahm sich einen Keks und aß diesen.

 

Kikitori drehte sich um. Neben dem Sofa stand ein Kästchen und aus einer Schublade kramte er ein Bilderrahmen. In ihm befanden sich zwei zerrissene Photos. Einmal waren er und sein Meister darauf zu sehen und auf dem anderen Kikitori und Ryomas Vater.

 

Er drückte es Ryoma in die Hand.

 

'Vater...', dachte er sich und fuhr mit seinem Zeigefinger einmal über das verstaubte Glas um das Bild besser zu sehen.

 

„Wo war ich vorhin stehen geblieben?“, setzte Kikitori sein Erzählen fort, „Ach ja, genau! Ich hatte niemanden, ich kenne meine Eltern bis heute nicht. Mein Meister hat mich liebevoll aufgenommen und mir seit ich klein war die Kunst des Schwertschmiedens beigebracht. Als mein Meister starb, war ich total verzweifelt. Ich saß tagelang deprimiert im Laden. Gegessen habe ich kaum, ich wusste einfach nicht was ich tun sollte. Und dann, eines Tages, kam dein Vater in den Laden. Er sah sich die Schwerter an. Ich weiß noch, ich hatte damals mein erstes eigenes Schwert fertig gestellt und mein Meister wollte es zum Verkauf anbieten. Dein Vater sah alle Schwerter an, auch die meines Meisters, für er sich aber nicht interessierte. Er hatte ein Schwert ganz besonders im Auge. Es handelte sich um mein Schwert.“

 

Kikitori machte eine kleine Pause und nippte von seiner Tasse Tee.

 

„Er lobte mich für dieses tolle Stück Kunst als ich ihm erzählte, dass es mein Werk war. In diesem Moment fühlte ich mich wieder kraftvoll. Er... er hat mir so viel gezeigt und erklärt und dass ich nicht um meinen Meister trauern soll, denn er lebe immer noch weiter, in den Schwertern die er geschmieden hatte und in den Fähigkeiten die er mir beibrachte. Es erfüllte mich wieder voll Enthusiasmus! Ich fühlte mich wie neu geboren. Dein Vater hatte Recht mit dem was er sagte und deswegen hatte ich den Laden übernommen. Und du siehst ja was daraus geworden ist.“

 

„Du hast gesagt, mein Vater brachte dir das Kämpfen bei...“, fügte Ryoma zwischendurch noch mit ein.

 

Irgendwie fühlte sich Ryoma von seinem eigenen Vater betrogen. Wieso nur trainierte er einen fremden Jungen, anstelle sich um seinen eigenen Sohn zu kümmern? Vor allem nachdem sein Vater ihm so viele Versprechen gemacht hatte.

 

 

 

„Ja, das stimmt. Er erzählte mir, dass er hier ein paar Nachforschungen machen musste und deswegen ein wenig länger in der Stadt blieb. Während dieser Zeit brachte er mir eben das Kämpfen mit dem Schwert bei. Er meinte ich solle mich selbst verteidigen können. Er erwähnte noch irgendetwas von irgendwelchen Männern... naja, da hängt wohl mein Erinnerungsvermögen.“

 

Kikitori kratze sich am Hinterkopf und nahm noch einen Schluck vom Tee.

 

Ryoma saß dort auf dem Sofa und starrte in seinen Tee. Dann schwenkte er den Tee ein wenig hin und her. Er nippte etwas von dem Tee und blickte wieder auf das Photo seines Vaters.

 

„Was ist mit dem Schwert passiert, dass meinem Vater so gefiel?“, fragte Ryoma aus Neugier.

 

„Er hat es sich gekauft. Dein Vater ließ sich noch Initialen in den Knauf von mir gravieren. 'RS' Aber ich weiß nicht was das bedeuten sollte. Hat er mir gegenüber auch nie erwähnt.“

 

„RS...“, murmelte Ryoma vor sich hin.

 

„HEY!“, schrie Kikitori auf, „Das bedeutet doch bestimmt 'Ryoma Sakamoto'! Er hat an dich gedacht! Und er trägt dich symbolisch mit dir herum. Ist das nicht toll?“

 

Ryoma nickte nur. Wirklich darüber freuen konnte er sich gerade nicht.

 

 

 

Es herrschte Ruhe. Nur nicht in Ryoma. Er war so durcheinander. Bisher dachte er sich, sein Vater war ein draufgängerischer, cooler und vorbildhafter – auch nur für Ryoma selbst ein Vorbild - Reisender gewesen, immer auf der Suche nach neuen Abenteuern. Er dachte, sein Vater würde nur ihm etwas beibringen wollen. Anscheinend war er für seinen Vater nicht einmal etwas besonderes gewesen.

 

Seine Vorstellungen über seinen Vater brachen mit einem Schlag zusammen. Ryoma war nun mehr als enttäuscht und geschockt. Erst recht deswegen, wie sein Vater sich auf dem Photo gab. Selbstbewusst, ohne Sorgen stand er da, in einer schwarzen Kutte, die Ryoma sehr bekannt vor kam.

 

Plötzlich stand er auf, bedankte sich für den Tee und verschwand so schnell es ging. Er lief durch die Straßen der Stadt, das Stadttor suchend. Nachdenkend drängelte er sich durch die große Menschenmasse. Als er das Stadttor gefunden hatte, verließ er Yofu-Shiti mit einem ungemütlichen Gefühl in der Magengegend.

 

Kapitel 38 – Der Monat im Med-Dorf ~ Jumon & Sayoko ~

 

 

 

Jumon verschränkte seine Arme hinter seinem Kopf, als er mit Sayoko eine kleine Straße hinab lief.

 

„Oto will also ihre Ausbildung beginnen...“, murmelte er vor sich hin, „und in einem Monat entscheidet sie sich...“

 

 

 

Alle versammelten sich im großen Raum im Krankenhaus. Shiana wartete vor der Tür, ihr ging es nicht so gut und brauchte etwas frische Luft.

 

„Einen Monat..! Dann treffen wir uns wieder und besprechen wie die Reise weitergeht“, sagte Ginta und verschwand. Er ging mit Shiana irgendwohin.

 

Sayoko und Jumon wollten gerade auch gehen, aber Oto hielt sie noch zurück.

 

„Leute hört mal zu, ich konnte Ginta das nicht sagen, aber ich bezweifle, dass ich in einem Monat mit euch reisen werde...“

 

Sofort machte sich eine bedrückte Stimmung zwischen den anderen breit.

 

„Ama wird bei mir bleiben, er hat eventuell Hinweise auf seine Familie gefunden.“

 

Sie blickte ihn an und ihre Augen glitzerten.

 

Niemand traute sich etwas zu sagen. Ryoma sah zu Boden, ballte seine Hand unauffällig zu einer Faust zusammen und ging ohne ein Kommentar dazu abzulassen.

 

„Was ist denn mit dem los“, wunderte sich Sayoko.

 

„Mensch Ryoma, warte doch!“, rief ihm Oto noch hinterher, aber er war zu schnell verschwunden.

 

„Ob er traurig ist?“, fragte Jumon.

 

„Wohl eher beleidigt“, antwortete Sayoko und zog dabei eine Augenbraue nach oben.

 

„Komischer Kerl“, fügte Ama noch hinzu, wandte sich dann aber wieder Oto zu.

 

„Mhhh...“, begann Oto wieder, „Wir sehen uns dann in einem Monat wieder, dann bekommt ihr meine endgültige Antwort.“

 

Sie nahm einmal Sayoko und Jumon in den Arm, drückte sie und verabschiedete sich von ihnen. Dann verließ sie das Krankenhaus zusammen mit Ama.

 

 

 

„Ich finde es schade, wenn sie unsere Gruppe verlässt“, seufzte Jumon betroffen, „Ich mag Oto, sie ist wie eine große Schwester zu mir, immer lieb und nett, hoffentlich nicht weil ich der Jüngste der Gruppe bin.“

 

„Doch bestimmt!“, neckte ihn Sayoko und lachte.

 

Dann gab sie ihrer Stimme einen ernsteren Klang: „Obwohl ich anfangs nur mein Geld wollte, und 'böse' zu ihr war, hatte sie immer eine gewisse Sympathie für mich... Sie ist echt ein merkwürdiges Mädchen.“

 

„Japp...“, antwortete Jumon hielt kurz inne und sprach weiter, „Gehen wir zur Bücherei?“

 

Sayoko nickte und folgte Jumon, der den Weg zur Bücherei schon kannte.

 

Die Beiden sprachen nicht weiter über das Thema. Sie versuchten auch nicht weiter darüber nachzudenken. Es war klar dass sie nicht wollten, dass Oto nicht weiter mit ihnen auf Reise gehen würde und es war klar, dass sie Trauer empfanden. Jedoch hatten sie auch großes Verständnis dafür, dass Oto ihren Traum verwirklichen wollte. Sie hoffent das beste für ihre Freundin.

 

 

 

Nach einiger Zeit kamen sie endlich an. Die städtische Bücherei war eher eine riesige Bibliothek. Die Mauern des Gebäudes sahen alt aus, die Treppen hinauf zum Eingang waren dreckig und die Säulen, die die Fassade Dekorierten, ließen dem ganzen einen antiken Schimmer verpassen.

 

So stiegen Sayoko und Jumon hinauf, öffneten die große, reich verzierte Holztür und betraten die Bibliothek.

 

Von Innen sah sie noch antiker und gewaltiger aus als von Außen. Große Regale, mit rollenden Leitern, standen parallel angeordnet im Raum. Der Raum war wirklich sehr hoch und es gab bestimmt auch einen zweiten und dritten Stock. An zwei Ecken führten symmetrisch Treppen nach oben.

 

Jumons Augen weiteten sich.

 

„Schau dir das mal an! So viele Bücher und Schriften! Das ist gigantisch! Was man hier wohl alles Lesen kann? Sicher sind hier Schriften über die ganze Welt!“, stieß es total begeistert aus ihm heraus.

 

Sayoko lachte und beobachtete, wie Jumon nervös von einem Bein aufs andere trat.

 

„Das ist wohl dein Paradies“, gab sie sarkastisch von sich.

 

Jumon ignorierte das und ging sofort auf eines der Regale zu. Er suchte sich eine geeignete Lektüre um darin zu schmökern. Es war ein Buch über Geister.

 

Sayoko folgte ihm, zog einfach ein Buch aus dem Regal und las darin, ohne großes Interesse zu zeigen, um was es ging.

 

„Schau mal Sayoko! Die Sammlung der Bücher ist ja klasse! Hier gibt es sogar die Enzyklopädie von Miraa Liade. 'Chroniken der Nebenwelt' eine Reihe mit 24 Büchern in denen das Thema Nebenwelt und Geister echt gut thematisiert und untersucht wird.“

 

„Interessant...“, murmelte Sayoko, klappte ihr Buch zu, stellte es zurück ins Regal. Dann setzte sie sich mit Jumon an einen Tisch, auf den Jumon alle 24 Bänden der Chroniken der Nebenwelt stapelte.

 

Sag mal Jumon, willst du mir nicht mehr über die Geister beibringen? Ich habe zwar auch mit den Nebenwelten zu tun, aber bei mir läuft das ganze eher unbewusst ab und ich bekomme nicht mit, wie das ganze abläuft. Es ist, als würde mich eine unsichtbare Macht leiten.“

 

„Mh, fangen wir am besten von vorne an“, begann Jumon, der sich richtig professionell anhörte, „Geister gibt es, das ist ein Fakt, ich kann sie ja sehen und du sie spüren, nicht wahr?“

 

Sayoko nickte.

 

„Sie sind Wesen wie die Menschen, doch sie werden nicht geboren wie diese und sie altern auch nicht. Beziehungsweise altern sie sehr sehr langsam. Sie sind auch nicht materialisiert, nicht in dieser Dimension. Sie leben in einer eigenen Dimension, aber doch unter uns. Es gibt Menschen, die besondere Kräfte haben. Sie können entweder die Geister wahrnehmen, haben also ein verschärftes Wahrnehmungsvermögen, einen 6. Sinn sozusagen. Andere nehmen die Geister nicht primär war, sondern haben so viel Energie in sich, dass sich die Geister für gewisse Zeiten materialisieren können. So können auch andere Menschen sie sehen. Es gibt auch Menschen, die eben diese besonderen Fähigkeiten gar nicht in sich haben und es gibt Menschen die solche Fähigkeiten entwickeln können. Geister haben unterschiedliche Charaktere und Fähigkeiten aber sie alle sind in einer Beziehung gleich: Sie haben eine Seele. Genau wie wir Menschen, wir haben auch eine Seele.“

 

„Wir haben auch eine Seele, das ist klar und was passiert mit der Seele nach dem Tod? Können Geister auch sterben?“, Sayoko dachte an eine ganz bestimmte Person, als sie so neugierig fragte.

 

„Das ist eine gute Frage, habe viele Bücher über das Nachleben gelesen. Liade ging im ersten Band – ich besaß nur eines dieser tollen Enzyklopädie – davon aus, dass die Seele bei jedem Wesen erhalten bleibt. Bei Menschen wäre das einfach nur ein körperlicher Tod, doch der Geist, die Seele lebe woanders weiter. Er stellte die Theorie auf, dass es verschiedene Wege für die Seele gäbe, nachdem sie den Körper verlässt. Die erste Theorie ist, dass die Seele sich einen anderen Körper sucht, die eines Neugeborenen Kindes. Das hat er mit der Vererbung von Charakterzügen und Ähnlichkeiten zwischen Kindern und deren Vorfahren, Ahnen und Großeltern sowie auch Eltern bewiesen. Klar waren es keine 100 prozentigen Beweise, dennoch war seine Vermutung sehr realistisch. Eine andere Theorie ist, dass sich die Seelen von sehr starken Persönlichkeiten, also die geistig sehr stark waren, sich ihren eigenen Körper bilden und so zu Geistern werden. Die letzte Theorie ist, dass sich die Seele in Energie umwandelt. Diese nannte Liade Aros, wobei er Energie immer als Aros definierte. Er erkannte auch, dass die Energie die zur Geburt gebraucht wurde, wieder beim Sterben freigesetzt wird. Ich denke er meinte, dass das eben diese Loslösung der Seele vom Körper ist.“

 

„Aber sag mal, Jumon, du hattest doch viel mit Geistern zu tun, warum hast du nicht von ihnen erfahren wie es wirklich ist? Ich meine, die müssten das doch am besten wissen!“

 

„Klar, das klingt logisch. Natürlich habe ich mich darüber interessiert und nachgefragt. Aber es gibt da einen wichtigen Punkt, denn die Seele behält zwar die Informationen, auch Erinnerungen genannt, in sich, aber es entsteht eine neue Schicht, auf der die neuen Informationen geschrieben werden können. Eine Art neue Ebene, der über den anderen liegt und beschrieben werden kann.“

 

„Ich verstehe, das Unterbewusstsein? Ich habe schon oft Leuten ihr altes Ich aufgezeigt.“

 

„Genau das ist damit gemeint. Man kann sich bewusst nicht daran erinnern, aber das Unbewusste kann wieder Bewusst gemacht werden. Dies ist aber ein schwerer Prozess.“

 

„Es fordert viel Konzentration aus dem Unterbewusstsein eines Menschen zu lesen...“, meinte Sayoko und blätterte nebenher etwas in dem Buch herum.

 

„Das kann gut sein, ich habe das noch nie versucht. Auf jeden Fall verstehst du, wieso ich die Geister nicht danach fragen konnte, denn sie konnten dies aus ihrer Seele nicht lesen. Deswegen haben sich Wahrsager, als Oberbegriff benutze ich das jetzt, etabliert, die nicht unbedingt die Macht hatten, Geister zu materialisieren, auch nicht sie unbedingt wahrzunehmen, sondern aus der Seele zu Lesen.“

 

„Ist wirklich sehr interessant das Thema, was weißt du noch?“

 

„Liade stellte noch eine Theorie über die Seelen auf. Nicht nur lebende Wesen haben eine Seele, sondern auch leblose Dinge können eine Seele erlangen, oder einen Zustand in der sie von der Energie einer Seele erfüllt sind. Da gibt es wiederum auch einige Dinge, die Liade herausgefunden hat.“

 

„Warte mal“, unterbrach ihn Sayoko, „Was weißt du eigentlich über diesen Miraa Liade?“

 

„Sehr wenig. Er hat vor vielen vielen Jahren gelebt und studiert. Er hatte wohl so ähnliche Fähigkeiten wie ich, war aber ein großer Meister. Beruflich war er Forscher und Mitglied der Kinno-Bujin, was das aber war, weiß ich nicht.“

 

'Kinno-Bujin', überlegte sich Sayoko, 'Das habe ich doch schon einmal gehört!'

 

Ihr fiel ein, wer diese Kinno-Bujin waren. Sie erinnerte sich daran, wie sie damals mit Ginta zusammen eine Art Zeitreise gemacht hat und diese getroffen hat. Merkwürdige Zufälle, stellte sie fest.

 

Sie wachte wieder aus ihren Gedanken aus und sagte: „Danke... Gut dann erkläre mir das weiter mit den Seelen.“

 

„Also gut. Liade fand heraus, dass wenn eine Person, viel Zeit und viele Emotionen in einen Gegenstand investierte, dieser Gegenstand einen Zustand erreichte, in dem dieser voll der seelischen Energie des Besitzers war. Das kann man noch besser an einem einfachen Beispiel erläutern. Hast du einen Lieblingsgegenstand?“

 

„Ja“, antwortete Sayoko und schlug ihre Ärmel zurück und zum Vorschein kamen einige Armkettchen.

 

„Dieses hier“, sie zog mit Zeigefinger und Daumen an einem dünnen, roten Stoffbändchen, „Diesen Gegenstand würde ich für nichts auf der Welt eintauschen und ich will ihn nie verlieren.“

 

„Er ist dir also ziemlich wichtig?“, hakte Jumon zur Sicherheit noch einmal nach.

 

„Ja, das ist es.“

 

„Es hat für dich einen hohen emotionalen Wert. Du trägst ihn auch schon lange bei dir?“

 

„Ja, da hast du recht“, antwortete Sayoko.

 

„Dadurch, dass du etwas mit ihm verbindest, etwas mit ihm erlebt hast und mit ihm deine Zeit verbracht hast, übertrugst du deine seelische Energie auf diesen Gegenstand. Wenn die Kraft stark genug ist, kann es sogar sein, dass sich deine Seele nach dem Tod ganz auf diesen Gegenstand überträgt. Das ist ein Phänomen das nicht allzu selten auftaucht.“

 

„Ich verstehe... Kann es sein, dass Gintas Talisman auch eine Seele beinhalten kann?“

 

„Du hast es also auch gespürt, Sayoko?“

 

Sie nickte.

 

 

 

In diesem Moment ertönte der Schrei einer alten Frau.

 

Jumon und Sayoko sprangen sofort auf und rannten zum Eingang, wo eine alte Dame auf dem Boden kniete und etwas in der Hand hielt.

 

„Haltet sie auf, haltet sie auf! Sie haben meinen Enkel!!“, flehte sie unter Tränen, „Das ist seine Halskette, er wurde von irgendwelchen Leuten mitgenommen!“

 

Geschockt sahen sie das Großmütterchen an, doch lange Zeit blieb ihnen nicht um groß über die Situation nachzudenken. Jumon schnappte sich die Halskette, steckte sie in seine Jackentasche und rannte die Treppen hinunter. Sayoko folgte ihm auf der Spur.

 

„Wo sind sie entlang?“, fragte sich Jumon und sah sich um.

 

An einer Straße stand eine Gruppe von Frauen mit Körben. Dort fragten sie nach, ob sie irgendetwas gesehen hätten.

 

Eine der Frauen antwortete sofort: „Ja, da fuhren gerade ein paar Rowdys die Straße entlang, einer hatte einen kleinen Jungen mit auf dem Motorrad. Sie machten viel Krach und ich denke sie sind zu den Lagerhallen gefahren.“

 

„Zu den Lagerhallen?“, versicherte sich Sayoko noch einmal.

 

„Ja, diese Straße führt zu den Lagerhallen am Rande der Stadt. Es gibt keine Abzweigungen oder Nebengassen. Wenn ihr sie verfolgt könnt ihr sie also nicht verfehlen!“

 

„Vielen Dank!“, bedankte sich Jumon und sprintete los.

 

Was da wohl los war? Einfach einen kleinen Jungen zu entführen?

 

Es zwar leicht der Spur zu folgen, aber auf der Straße waren plötzlich so viele Menschen, dass es für die Beiden sehr schwer war durchzukommen. Trotzdem schafften sie es, zu den Lagerhallen zu kommen.

 

Sie verschnauften kurz und überlegten sich einen Plan.

 

„Wie wollen wir den Jungen retten?“, fing Sayoko an.

 

„Es muss sich um 4-6 Personen auf Motorrädern handeln und den Jungen. Wir wissen nicht wer sie sind was sie wollen und in welcher Situation sich der Junge befindet. Wir sollten also sie aufsuchen und dann situationsbedingt handeln. Auf geht's!“

 

So durchstöberten die beiden eine Halle nach der anderen, bis sie schließlich durch einen Hintereingang zu einer kaum beleuchteten Lagerhalle kamen. Sie lagen oben, neben Kisten auf einem Steg. Auf der gegenüberliegenden Seite des Raumes saßen diese Rowdys neben ihren Motorrädern und wärmten sich an einer Tonne, in der Feuer brannte. Sie tranken und lachten. Nicht weit entfernt von diesem Kreis saß ein Junge, gefesselt auf einem Stuhl. Sein Mund war mit einem Klebestreifen zugeklebt.

 

Jumon flüsterte: „Also ich denke nicht, dass diese Leute für uns eine Gefahr darstellen. Ich habe schon einen Plan...“

 

„Und der lautet?“, flüsterte Sayoko zurück.

 

„Es wird dir nicht gefallen...“

 

Jumon tuschelte etwas in Sayokos Ohr, worauf sie schockiert ihre Augen auf riss.

 

„Wenn es sein muss“, seufzte sie und stand auf.

 

Sie stieg die Treppen hinunter während Jumon einen ganz anderen Weg nahm.

 

 

 

„Hallöööööööööchen ihr hübschen Kerle, ihr“, begrüßte Sayoko die Gruppe mit einer sehr übertriebenen weiblichen Stimme.

 

„Oh, was sucht denn so 'ne heiße Schnecke hier in so einer heruntergekommenen Halle wie dieser?“, grüßte sie einer aus der Gruppe mit Sonnenbrille, grauem Bart und einem Kopftuch.

 

„Ich habe von euch gehört und es zog mich förmlich an, in eurer Nähe zu sein. Ich stehe auf so böse Jungs wie ihr es seid...“

 

„Haha! Endlich mal eine Braut die unsere Arbeit schätzt, habt ihr gehört, Jungs!?“, lachte einer lauthals und nahm noch ein paar Schlücke von seinem Bier.

 

Der graubärtige muskulöse Kerl stand auf und ging auf Sayoko zu.

 

In der Zwischenzeit befand sich Jumon schon beim Jungen und löste ihn von seinen Fesseln.

 

„Psst...“, zischte Jumon und zog ihm vorsichtig das Klebeband vom Mund, worauf der Junge rot anlief.

 

Er hatte mittellanges braunes Haar und müsste wohl ungefähr so alt wie Jumon sein. Er wirkte kindlich und war von zarter Gestalt.

 

Als der Junge befreit war, rieb er sich seine Handgelenke und umarmte dann Jumon.

 

„Danke danke danke!!“, flüsterte er in Jumons Ohr.

 

„Haben wir doch gerne gemacht“, entgegnete Jumon und zog sein Halsband aus der Hosentasche, „Hier das ist deines... Und jetzt entschuldige mich bitte, ich muss noch diese Rowdys auf mischen! Warte du hier.“

 

Jumon grinste und ging dann zum Ort des Geschehens.

 

„Hey lass mich in Ruhe!“, wehrte sich Sayoko, als sie der besoffene Kopftuchträger begrabschen wollte.

 

„Keine Sorge Sayoko, wir können jetzt loslegen... halte dich nicht zurück“, sagte Jumon, während er zu Sayoko rannte.

 

„Na gut!“, freute sich Sayoko, die ihre Ärmel zurück schlug und in ihre Hände klatschte.

 

Jumon zwinkerte ihr zu und sie konnte ahnen was er vorhatte.

 

Sayoko wich einige Schritte zurück und konzentrierte sich. Um ihr herum bildete sich dunkler Nebel.

 

„Ey ihr Zwei, was habt ihr vor?“, beschwerte sich der Graubärtige.

 

„Das wirst du schon sehen!“, lachte Jumon, dessen Stimme sich allmählich zu verändern schien. Es hörte sich plötzlich künstlich an und im Raum wurde es kälter.

 

Der dunkle Nebel wurde immer mehr und verbreitete sich im Raum.

 

Im nächsten Moment stieg ein Galgen aus dem Boden an dem etwas hing.

 

Die Rowdys aus der Gruppe sahen gespannt dem Geschehen zu und ihre Augen weiteten sich.

 

An diesem Galgen hingen ihre Körper, verfault und verdorben, voller Blut und Maden. Die Köpfe der Erhängten vergrößerten sich und die Haut fiel ab. Jetzt tanzten diese Schädel im Kreis umher und sangen in einer extrem tiefen Stimme unverständliches Zeug.

 

Aus den Augenhöhlen der Schädel krabbelten jetzt Spinnen mit 12 Augen und 12 Beinen und riesigen Klauen.

 

Die ganze Aufführung erschreckte die Rowdys so, dass sie kreischend auf ihre Motorräder sprangen und flohen.

 

Sayoko und Jumon krümmten sich vor Lachen auf dem Boden.

 

„Was waren das für Angsthasen!?“, lachte Sayoko.

 

„Sie hätten ihre Gesichtsausdrücke sehen sollen!“, fügte Jumon hinzu.

 

Nach ihrem kleinen Lachflash beruhigten sie sich wieder.

 

„Ehm...“, meldete sich der Junge zu Wort.

 

„Oh, gut dass du nicht abgehauen bist...“, grinste Jumon, worauf der Junge wieder rot wurde.

 

„Ich möchte mich bei euch bedanken...“, zögerte der schüchterne Junge.

 

„Ich heiße Sayoko“, stellte sie sich vor.

 

„Und ich Jumon, wie heißt du?“

 

„Ich bin Moho. Das was ihr gerade gemacht habt...“

 

„Zauberei... einfache Zauberei“, grinste Sayoko.

 

Jumon musste auch grinsen als er den verwirrten Blick Mohos sah, der dann wieder errötete.

 

 

 

„Eine Frage hätte ich noch...“, fing er an, „Wie seid ihr an diese Halskette gekommen?“

 

„Deine Großmutter hat sie uns gegeben, als wir in der Bibliothek waren.“

 

„Meine Großmutter?“, der Gesichtsausdruck des Jungen versteifte sich.

 

„Was ist los?“, wunderte sich Sayoko und zog beide Augenbrauen nach oben.

 

„Meine Großmutter... sie....“

 

„Jetzt rück schon mit der Sprache raus!“

 

„Sie... ist seit 3 Jahren Tod...“, erklärte Moho.

 

„Mhhh“, grübelte Jumon, „Also haben wir einen Geist getroffen. Eigenartig dass ich das nicht realisiert habe...“

 

„Die Kette, in ihr war die Seele seiner Großmutter“, erkannte Sayoko, die sich zu Jumon wandte. „Wie du mir vorhin erklärt hattest...“

 

„Das kann gut sein...“, flüsterte Jumon seiner Begleiterin zu, „Es tut mir Leid Moho, wir haben diese Kette gefunden und... anscheinend gehört sie dir.“

 

„Vielen vielen dank!!!“, Moho wischte sich die Tränen aus dem Gesicht und verbeugte sich mehrmals.

 

„Nun denn, unser Job ist getan, suchen wir uns ein Hotel in dem wir übernachten können...“, schlug Sayoko vor und ging schon einmal voraus.

 

„Ihr könnt als Dank, dafür dass ihr mich gerettet habt bei mir übernachten! Ich habe bei mir zu Hause genug Zimmer. Ihr dürft bei mir schlafen. Ich wohne ganz in der Nähe der Bibliothek, denn meine Eltern sind die Leiter der Bibliothek. Ihr dürft dann auch als Dank alles Lesen was ihr wollt!“

 

In Jumons Augen gingen Sterne auf.

 

„Auf geht’s Sayoko!“, er packte sie am Ärmel und zog sie einfach mit sich.

 

Was für ein Glück das für Jumon war. Der Gedanke daran, dass er alles Lesen konnte was er wollte und das auch noch den ganzen Tag und die Nacht lang, machte ihn froh.

 

 

 

So kam es, dass Sayoko und Jumon den Monat über bei Moho übernachteten. Jumon ging jeden Tag mit seinem neuen Freund in die Bibliothek und verschlang die Bücher als stünde er vor einem Buffet und hätte eine Ewigkeit lang nichts mehr gegessen. Sayoko nahm die Stadt näher unter die Lupe, sah sich ein paar Läden an und traf ab und zu, als sie auf dem Markt war, auf Shiana, die ihr von Gintas Training erzählte.

 

Für Moho war es auch eine ganz besondere Zeit, denn er war mit einem Menschen zusammen, den er nun mehr als gern mochte.

 

Kapitel 39 – Der Monat im Med-Dorf ~ Das Gemeinsam... ~

 

 

 

Die Zeit war gekommen als der Monat, den die Freunde im Med-Dorf verbrachten, sich langsam dem Ende zuneigte.

 

Oto, die ihre Ausbildung angefangen hatte, konnte in diesen Wochen schon einiges lernen. Dabei strengte sie sich sehr an, wodurch sie schon einige Erfolge erzielt hatte. Von ihrem Professor und aus den Büchern, die sie las, erlernte sie viele neue Einzelheiten über Krankheiten, Operationsarten und anderen Anwendungsmöglichkeiten und konnte diese dann auch noch ausprobieren.

 

Ama nahm sich eine Auszeit von der Suche nach seinen Eltern und unterstützte Oto so gut er konnte. Erst, wenn sicher war, wie die Situation mit Ginta und den Anderen war, wollte er sich wieder auf die Suche konzentrieren.

 

 

 

Bald  war der große Tag gekommen. Die auszubildende Ärztin wartete nervös an dem vereinbarten Treffpunkt auf ihre Freunde. In einem unregelmäßigen Rhythmus tappte sie mit ihrem Fuß auf den Boden.

 

„Wie soll ich es ihnen... nein, wie soll ich es Ginta nur klar machen...?“, seufzte Oto, ihre Hand grübelnd an ihr Kinn gelegt.

 

„Er wird es schon verstehen“, versicherte Ama, der mit ihr wartete.

 

„Aber... Wir haben schon so viel miteinander durchgemacht und...“

 

„Es ist wohl eher so, dass du ihn vermisst, stimmt's?“, antwortete Ama. In den letzten Tagen merkte er, wie Otos Sorgen immer schlimmer wurden. Einerseits wollte sie unbedingt ihre Ausbildung beginnen, andererseits wollte er Ginta, Ryoma und die anderen auf ihrer Reise aber nicht allein lassen. Ama versuchte ihr immer wieder klar zu machen, dass sie es auch ohne Otos Hilfe locker schaffen würden. Sie akzeptierte das irgendwie, aber konnte ihre Nervosität dennoch nicht ablegen.

 

 

 

Klar würde Oto ihre Freunde vermissen. Es war aber nicht nur das „Gemeinsam“, das Oto vermisste, es war etwas, das tief in ihrer Seele saß, wie eine unbekannte Macht. Diese Macht konnte sie nicht einfach ablegen. Es steckte in ihr und es machte sie nervös.

 

„Von dem, was du mir erzählt hast, denke ich, dass er sich darauf vorbereitet hat. Dein Ziel war es doch von Anfang an hier zu studieren.“

 

„Mhhh...“, murmelte sie, „Ja, ich weiß, aber dennoch...“

 

Er umarmte Oto und flüsterte ihr etwas ins Ohr.

 

Sie vergrub sich in seinen Armen, nickte und genoss es, in seiner Nähe zu sein. Für einen Moment konnte sie sich einfach mal nur gehen lassen. Dann aber räusperte sich jemand laut und Oto schreckte hoch.

 

„Ah, Sayoko, Jumon, ihr seid aber pünktlich!“, begrüßte sie die beiden.

 

„Wer nur in der Bibliothek sitzt, liest und nichts besseres zu tun hat, der kann auch pünktlich kommen“, meinte Sayoko, in einem sarkastischen Ton und ließ dann einen Seufzer los.

 

Jumon beugte sich zu Oto und flüsterte: „Sie war so aufgeregt, wollte dich unbedingt noch sehen... Sayoko kann dich echt gut leiden.“

 

„Was flüstert ihr da!?“, beschwerte sich die lautstarke Sayoko und gab Jumon eine Kopfnuss.

 

„Das hätte aber nicht sein müssen!“, murmelte Jumon und rieb sich seine Beule.

 

Oto fing das Kichern an und fing dann an zu Lachen. Es tat ihr gut, ihre Freunde noch einmal zu sehen.

 

 

 

„Was ist denn hier los?“, begrüßte Ginta seine Freunde mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht.

 

„Entschuldigt, dass wir so spät sind“, entschuldigte sich Shiana und begrüßte auch mit einem Lächeln die anderen.

 

Die Atmosphäre änderte sich auf einmal. Nun standen sie zusammen da, blickten sich an und sagten für einen Moment nichts. Es war angenehm die Anderen mal wieder zu spüren und es fühlte sich verändert an. Der Monat, den die Freunde hinter sich brachten und sich in der Zeit kaum sahen, änderte etwas in jedem von ihnen. Das stärkste Gefühl ging von Ginta aus. Jumon, Sayoko, Oto und auch Ama erkannten, dass Ginta sich innerhalb dieser kurzen Zeitspanne es schaffte, sich rasend schnell zu verändern. Aber es war keine schreckliche, gar negative Veränderung. Nein, es fühlte sich an, als würde Ginta seine Stärke mit den Anderen teilen und sie so auch bekräftigen. Es fühlte sich einfach nur gut an.

 

 

 

„War das ein anstrengender Monat, das kann ich euch sagen“, grinste Ginta und verschränkte seine Arme hinter seinem Kopf, „Und was habt ihr so erlebt??“

 

Neugierig schaute er in die Runde.

 

„Sayoko und ich haben einen Jungen vor einer Gang befreit...“, erzählte Jumon stolz.

 

„Sonst saßen wir nur in der Bibliothek und haben Bücher gelesen“, gähnte Sayoko gespielt.

 

„Und ihr?“ Ginta wandte seinen Blick zu Oto und Ama.

 

„Ama und ich wir...“, fing sie an und erzählte allen dann, was sie diesen Monat schon alles gelernt hatte. Immer, wenn Oto von den kleinen Operationen, die sie zur Übung machen musste, erzählte, verzogen alle vor Ekel ihr Gesicht.

 

An anderen Stellen lachten sie, weil Ama einmal was lustiges passiert war und dann hörten sie wieder gespannt zu.

 

 

 

Die Freunde erzählten sich weiterhin Geschichten und warteten in der Zwischenzeit immer noch auf Ryoma, der einfach nicht zum Treffpunkt kam. Nach zwei Stunden machten sich die Freunde wirkliche Sorgen.

 

„Er braucht doch sonst nie so lange...“, grübelte Ginta.

 

Ryoma war eigentlich ein recht hitzköpfiger und enthusiastischer Kerl gewesen, der eher schneller etwas erledigt haben wollte. Warum er jetzt aber mit so einer Verspätung immer noch nicht da war, wunderte Ginta ziemlich.

 

„Wäre wohl besser wir teilen uns auf und suchen ihn, oder?“, schlug Jumon vor. „Vielleicht ist er in der Stadt, kann ja gut sein, dass er den Zeitpunkt oder den Treffpunkt verwechselt hat.“

 

„Japp, das wäre eine Idee, ich möchte meine Entscheidung nicht ohne ihn verkünden...“, meinte Oto.

 

„Außerdem wollen wir ja auch bald weiterreisen“, beschwerte sich Sayoko, „Ich hab keine Lust auf eine Nachtwanderung.“

 

„Ich habe einen Plan“, meinte Jumon an und erklärte, „Wir teilen uns auf. Jeder für sich, so suchen wir am effizientesten. Ich bitte einige Geister uns zu begleiten, sobald einer Ryoma gefunden hat, bekommt das dann jeder mit. Einverstanden?“

 

„Einverstanden“, sagten alle im Chor.

 

Jumon fokussierte seine Energie und konzentrierte sich.

 

„Es kann los gehen...“, sagte er und die Gruppe teilte sich auf um in der ganzen Stadt nach Ryoma zu suchen.

 

Sie teilten die Stadt in 6 gleichgroße Bereiche ein und jeder suchte seinen Bereich ab.

 

 

 

Ama war als erster fertig und kam zum Treffpunkt wieder zurück. Nach einiger Zeit trafen auch Sayoko und Oto wieder ein und danach Shiana. Alle ohne Erfolg.

 

Jumon suchte als Zweitlängster und fand Ryoma leider auch nicht. Es gab von ihm bisher keine Spur.

 

Jetzt lag all die Hoffnung auf Ginta, der immer noch versuchte, den verschwundenen Ryoma wiederzufinden.

 

 

 

Er ging eine Straße entlang und überlegte sich, wo Ryoma am leichtesten zu finden wäre. In Restaurants und Hotels hatte er schon nachgefragt und geschaut, doch dort war er nicht zu finden. Dann fragte er  einige Passanten, doch niemand schien zu wissen, wo sich der Schwertkämpfer befand.

 

Nach weiteren Fundorten grübelnd, stieß er mit seinem Fuß einen Stein, der gegen Metallplatten kullerte, die gegen eine Hauswand gelehnt waren.

 

Das metallische Geräusch, das durch den Stoß entstand, weckte Gintas Aufmerksamkeit.

 

„Was ist denn das?“, er ging näher zur Tür und entdeckte ein Ladenschild.

 

„Schwerter & Schwerter...“, las er vor.

 

Ein Schwertladen? Vielleicht konnte er dort etwas über Ryomas Aufenthaltsort in Erfahrung bringen.

 

„Guten Tag“, begrüßte Ginta den Verkäufer hinter dem Tresen, als er den Laden betrat.

 

„Guten Tag, suchen sie Schwerter? Kein Wunder, sie sind ja auch im Schwerter & Schwerter, wir führen Schwerter aller Art. Haben sie Interesse?“

 

„Ehhm...“, Ginta kratzte sich am Hinterkopf, „Da muss ich sie leider enttäuschen, ich will kein Schwert kaufen... ich suche eine Person.“

 

„Eine Person... Welche denn?“, fragte der Verkäufer.

 

„Ein schwarz-haariger Schwertkämpfer, etwa so groß“, erklärte Ginta und zeigte mit seiner Hand die ungefähre Größe Ryomas, „Er heißt Ryoma Sakamoto, haben sie ihn zufällig gesehen?“

 

„Ryoma Sakamoto! Du bist wohl ein Freund, oder?“

 

Ginta nickte.

 

„Ja, ich habe ihn gesehen, vor einem Monat ungefähr, auf den Tag genau. Er kam zu mir in den Laden und sprach mit mir über seinen Vater, danach habe ich ihn leider nicht mehr gesehen.“

 

„Seit einem Monat...“, nuschelte Ginta und blieb eine Weile stehen. Er dachte nach. Dann schrieb er einen Zettel

 

„Vielen Dank für ihre Hilfe! Ich verschwinde jetzt wieder, tschüss!“, platzte es aus ihm plötzlich heraus.

 

Ginta legte einen Zettel auf den Tresen, stürmte aus dem Laden und rannte wieder zum Treffpunkt. In der Zwischenzeit bat er den Geist, der ihn begleitete – und nicht sichtbar war, wegen den vielen Passanten in der Stadt – den anderen Bescheid zu geben.

 

Als er den Treffpunkt erreichte, starrten alle bedrückt zu Boden.

 

„Da bin ich wieder... Anscheinend hat Ryoma die Stadt verlassen, schon vor einem Monat...“

 

„Wieso sollte er das tun?“, wunderte sich Jumon.

 

„Ich habe da eine Vermutung, aber sicher bin ich nicht“, meinte Ginta.

 

„Dann schieß los“, forderte Sayoko ihn auf.

 

„Es handelt wahrscheinlich um seinen Vater, vielleicht hat er vor, ihn wieder zu finden...“

 

„Was heißt das?“, hakte Oto nach, die sich noch nicht im klaren darüber war, wieso Ryoma einfach so abgehauen sein sollte.

 

„Naja, Ryoma ist ja eigentlich nur auf Reisen, weil sein Vater das auch tat. Er hatte seinen Vater schon lange nicht mehr gesehen und ich denke, er ist da auf eine Spur gestoßen, ihn wiederzufinden.“

 

„Stimmt, das hat Ryoma mal erwähnt, dass sein Vater Abenteurer war. Heißt das jetzt, dass wir nun ohne ihn weiterreisen?“, fragte Jumon.

 

„Das wäre wohl angebracht“, seufzte Sayoko, „Ich habe keine Lust, hier noch weitere Monate herumzusitzen, um auf ihn zu warten.“

 

„Ja, dafür bin ich auch“, sagte Ginta, „Ich habe dem Ladenbesitzer, der Ryoma das letzte Mal gesehen hat, eine Nachricht hinterlassen, damit Ryoma uns wiederfindet, falls er wiederkommt.“

 

Als Ginta das sagte, hörten seine Freunde heraus, wie bedrückt er war. Anscheinend war es schwer, sich für diesen Schritt zu entscheiden. Aber Ginta musste auch an seine Freunde denken. Er wusste, was Ryoma drauf hatte und hoffte, dass er auch eine Zeit lang allein klar kommen würde. Nutzloses Warten würde weder Ryoma noch Ginta weiterbringen.

 

 

 

„Gut dann, sollten wir wohl losgehen“, schlug Ginta vor, der mit diesen Worten eher versuchte, sich selbst zu motivieren.

 

„Halt Ginta...“, stoppte ihn Oto, „Ich... ich muss dir etwas sagen. Sayoko und Jumon wissen schon Bescheid und Shiana hatte ich es erklärt, bevor du zurückgekommen bist.“

 

Oto hatte gemerkt, dass es einfacher war, jedem einzeln ihre Entscheidung zu erklären, als es zu machen, wenn alle auf einem Haufen waren. Jumon und Sayoko hatten vor einigen Wochen ja schon die Vermutung gehabt, was Oto tun würde. Shiana akzeptierte die Tatsache, weil sie wusste, dass Oto mit der Entscheidung besser leben könnte. Was Ginta wohl davon halten würde?

 

„Was ist... Oto?“, sagte er und blieb stehen.

 

In diesem Moment fiel ihm auf, dass Oto und Ama weder ihre Tasche noch anderes Reisegepäck dabei hatte. Er schluckte.

 

Oto konnte zunächst nichts sagen, überwand sich dann aber doch.

 

Mit einer weinerlichen Stimme sagte sie: „Ginta ich... Mein Ziel war es von Anfang an in dieser Stadt meine Ausbildung anzufangen... Und in diesem Monat habe ich damit begonnen, doch... eben noch nicht beendet.“

 

Otos Herz raste. Sie war sich nicht sicher, wie Ginta darauf reagieren würde. Liebend gern würde sie ihre Sachen wieder packen und mit Ginta weiterhin durch die Welt ziehen und ihn unterstützen. Aber das würde auch bedeuten, dass sie ihren Traum verschieben, wenn nicht sogar aufgeben müsste, falls irgendetwas schlimmes passieren würde. Sie hoffte so sehr, dass Ginta stark genug war, auf sich selbst aufzupassen. Außerdem hatte er doch noch Shiana, Sayoko und Jumon, die ebenfalls sehr stark waren.

 

„Ich werde hier bleiben und meine Ausbildung beenden. Es... es war eine so schöne Zeit mit dir und Ryoma und den anderen... Ich bin dir für alles dankbar. Seit dem Tag an dem ihr mich befreit habt bis heute. Wir sind durch einige Abenteuer gegangen, doch ab jetzt musst du ohne mich weiterreisen... Ich...“

 

Oto weinte. Sie spürte, wie fiel ihr die Zeit mit Ginta bedeutete.

 

„Ist schon gut, Oto... Das habe ich mir schon gedacht“, log Ginta, grinste sie an, umarmte sie einmal und sprach weiter, „Ich bin auch glücklich dich getroffen zu haben, du bist ein toller Mensch... Vielen Dank für alles!... Und was ist mit dir Ama?“

 

Fragend sah er ihn an. Es war schwer, jetzt für Oto tschüss sagen zu müssen. Aber vielleicht würde Ama ihn begleiten.

 

„Ich bleibe bei Oto und suche weiter nach meinen Eltern...“

 

„Wohl wieder ein Abschied von dir, nun denn, mach's gut und ich hoffe du findest deine Eltern bald...“, verabschiedete sich Ginta von Ama.

 

Gintas Hände zitterten. Er traute sich nicht mal mehr zu winken, als er sich umdrehte und ging. Es war einfacher für ihn, nun zu gehen und nicht mehr nach hinten zu blicken, sonst würde er das Weinen anzufangen. Die Tränen, die Oto gerade über die Wangen kullerten waren schwer genug, für ihn und sie. Ginta zitterte und konnte dann aber seine Tränen nicht mehr zurückhalten.

 

Nun musste er nicht nur Oto und Ama Lebewohl sagen, sondern auch Ryoma, von dem er nicht wusste, ob er ihn jemals wieder sehen würde. Es war einfach zu viel für ihn.

 

Shiana, Sayoko und Jumon folgten ihm, nachdem auch sie sich dann von Oto und Ama verabschiedet hatten. Schnell holten sie Ginta ein und verließen die Stadt in Richtung Nordwesten mit ihm.

 

Shiana, Sayoko und Jumon wussten in diesen Momenten nicht, wie sie Ginta trösten sollten, also ließen sie Ginta für ein Weilchen für sich selbst.

Es war schwer zu akzeptieren, dass das Gemeinsam, das Ginta mit Oto und Ryoma spürte, zerbrach. Der Antrieb, den er durch seine zwei besten Freunde hatte, fehlte auf einmal. Die Schritte, die er nun machte, fühlten sich zunächst leer und dann aber freier an. Die Hoffnung, die Zwei wiederzusehen, war das einzige, was ihm momentan blieb.

Kapitel 40 – Im Einklang mit der Natur

 

 

 

Einen Tag später, als Ginta und seine Freunde Jumon, Sayoko und Shiana das Med-Dorf verlassen hatten, befanden sie sich schon auf einem wunderschönen Pfad in Richtung Nord-Westen. Ginta hatte seine Trauer mit Hilfe der Anderen so weit bearbeitet, dass er auf die schönen Momente zurückblicken konnte und sich freute, weil er sie mit Oto und Ryoma erleben durfte. Es fiel ihm zwar nicht leicht, aber er schaffte es so gut es ging und konzentrierte sich wieder auf sein Ziel, das er eigentlich seid Antritt seiner Reise vor Augen hatte: das Hauptquartier der Shal zu finden und diese Organisation niederzustrecken.

 

 

 

So befanden sich die Freunde auf einem Weg, der sie über eine hügelige Landschaft führte, die weder von der Großstadt noch von der Technik berührt war. Die Bäume hatten riesige Blätterkronen und die Blumen und Pflanzen sprossen zwischen den Bäumen und auf den Feldern aus der Erde. Das saftige Grün der Blätter strahlte zwischen den Bunten Blüten der Blumen so kräftig, dass man sich doch darüber freuen konnte, wie schön die Natur war.

 

Das wunderschönes Wetter lud die Vögel zum Zwitscherten und Singen ein und nur ab und zu zog eine einsame Wolke über den Himmel, um den schönen Klängen zu lauschen.

 

 

 

Es war still, denn jeder genoss die Ruhe, die sie umgab. Nur eine konnte ihre Freude eigenartigerweise nicht zurückhalten.

 

„Ist das nicht herrlich?“, meinte Shiana und atmete einmal tief ein und aus. Seitdem sie Ginta auf seiner Reise begleitete, waren die Freunde eigentlich nur von Stadt zu Stadt gelaufen und konnten selten die Umgebung so genießen, wie sie es gerade taten.

 

Jumon drehte sich zu ihr um. „Ja, du hast recht, einfach wunderschön!“

 

„Wir waren ja auch einen ganzen Monat lang in der Stadt, da ist es kein Wunder, dass ihr die Natur so schön findet“, warf Sayoko ein, die sich wieder mal beschweren musste. „Wir sind hier lang genug gewandert, ich will eine Pause machen...“

 

„Gegen ein Picknick in dieser schönen Umgebung hätte ich auch nichts einzuwenden...“, musste  Jumon zugeben.

 

„Wir sollten sparsam mit unserem Vorrat umgehen“, sagte Ginta, „Wer weiß wann wir wieder zum einkaufen kommen.“

 

„Wo er wieder recht hat...“, stimmte Sayoko zu. Es war nichts Verwerfliches, auch einmal an das Geld der Gruppe zu denken, vor allem weil das Vermögen durch den Besuch im Med-Dorf nicht sonderlich angestiegen war.

 

„Dort!“, meinte Shiana auf einmal und zeigt mit ihrem Finger auf eine Rauchwolke hinter einer Baumgruppe, „Da steigt Rauch auf... Vielleicht ist da was passiert.“

 

„Wer weiß was uns dort erwartet“, murmelte Jumon und sah durch die Bäume hindurch. „Sieht aber eher so aus, als wäre das nur ein Haus, aus dessen Schornstein normaler Rauch aufsteigt.“

 

„Ein Haus, ein Haus! Das erste was ich mache, ist ein Nickerchen!“, freute sich Sayoko und drängte die anderen dort hinzugehen. Vielleicht wollte sie aber auch nur Gintas Rat befolgen, etwas sparen und dort eine Pause einlegen, in der Hoffnung etwas Essen abgreifen zu können.

 

„Ein Haus ist auch okay“, meinte Shiana und lächelte.

 

 

 

„Schaden kann's ja nicht“, meinte Ginta und führte die Gruppe an.

 

Als sie ihrem Ziel näher kamen, blieben sie erstmal fasziniert stehen. Die Hügel waren plötzlich fiel weiter und bildeten ein kleines Tal. Auf den meisten Hügeln waren riesige Felder. Es handelte sich dabei um Getreide-, Reis- und anscheinend auch Salatfelder. Vor den Feldern befand sich ein kleines Haus, aus dem der Rauch aufstieg.

 

 

 

Die Freunde wollten schnurstracks auf das Haus zugehen, als eine laute Stimme sie durch Brüllen davon abhielt.

 

„Was ihr denn da? Seid ihr blind!?“, brüllte ein junger Mann, der in diesem Moment auf sie zugerannt kam. Dann stellte er sich schimpfend vor die Gruppe. „Ihr könnt doch nicht die Setzlinge zertrampeln!“

 

Der Mann war etwa Mitte 30, hatte schwarze, stachlige Haare, die nach hinten gekämmt waren. Er trug anscheinend selbst gemachte Kleidung, so sah es zumindest aus.

 

 

 

„Was für Setzlinge?“, wunderte sich Ginta und sah zu Boden.

 

Tatsächlich hatte er einige junge Bäume kaputt getrampelt.

 

„Ich wollte hier doch neue Bäume pflanzen, und ihr... ihr!! Das werdet ihr mir bezahlen! Kommt mit und trampelt ja nicht noch etwas kaputt!“

 

Seufzend versuchten Ginta, Shiana, Jumon und Sayoko keine weiteren Bäume durch ihre Schritte zu zerstören und folgten dem Mann in sein Haus.

 

Das Haus war komplett aus Holz und Stroh erbaut. Es gab eigentlich nur einen großen Raum, in dem der Mann wohl schlief, kochte und im Grunde genommen alles tat.

 

In der Mitte befand sich eine kleine Feuerstelle über der ein Topf hing, in dem eine Suppe kochte.

 

„Ihr seid wohl Reisende...“, fing er an und setzte sich vor die Feuerstelle und rührte in seiner Suppe.

 

„Ja“, antwortete Ginta.

 

„Ihr kommt aus Yofu-Shiti, hab ich Recht?“

 

„Ja“, antwortete wieder Ginta.

 

„Die meisten Reisenden waren vorher in dieser Stadt. Was habt ihr hier verloren?“

 

„Wir sahen den Rauch aufsteigen und dachten uns, dass wir einmal vorbei schauen...“, erklärte Ginta.

 

„Wir wandern schon mehr als einen Tag lang, meine Füße tun weh und da wollten wir eben mal eine Pause machen, ist das so falsch?“, beschwerte sich Sayoko und musterte den Kerl finster drein blickend.

 

„Ihr hättet auch auf dem Pfad bleiben können um zu meinem Haus zu gelangen... Jetzt muss ich neue Setzlinge einpflanzen“, tadelte er die Gruppe, „Das kostet euch 100.000!“

 

„Was so viel!? Das ist Wucher!!“, brüllte Sayoko.

 

„Beruhig dich...“, meinte Jumon und sah sie fordernd an.

 

„Ich muss nun wieder in die Stadt gehen und Samen kaufen. Außerdem wären ein paar neue Unterhosen nicht schlecht...“

 

„Unterhosen!?“, brüllte Sayoko noch lauter. Wie konnte es sich der Typ erlauben so viel Geld für Samen zu verlangen und dann auch noch für Unterhosen? Es war ihr gerade etwas zu viel.

 

„Ja, Unterhosen... Ihr wisst nicht wie es kratzt wenn man die sich selber machen muss!“

 

„Wieso selber machen?“, wunderte sich Jumon. Ihm war nicht klar, wieso dieser Typ seine Kleidung selber machte, obwohl er sowieso vor hatte, in die Stadt zu gehen um sich Unterhosen zu kaufen.

 

„Ach wisst ihr...“, in diesem Moment klang er wie ein richtig alter Mann, der nicht wusste, wie er ein Gespräch anfangen sollte. Dann fing er mit einer einfachen Vorstellung an. „Gedo Hensetsu mein Name. Ich wohne hier allein und hatte schon lang keinen Besuch mehr...“

 

Gedo heulte theatralisch, wahrscheinlich nur um seine Worte nur noch mehr zu unterstreichen.

 

Ginta kratzte sich am Hinterkopf. „Wieso wohnen sie denn alleine?“

 

„Kein Grund mich zu Sietzen, nennt mich einfach Gedo!“

 

„Also, Gedo, warum lebst du hier allein?“, wiederholte Ginta seine Frage. Irgendwie legte es dieser Typ nur darauf aus, dass man ihm alles aus der Nase herausziehen sollte.

 

Gedo sah die Vier misstrauisch an.

 

„Wisst ihr, ich war einmal Mitglied einer echt blöden Organisation... ich hatte keinen Bock und da habe ich mich hier niedergelassen. Ich konnte mich auch sonst nie richtig mit der Zivilisation anfreunden, geh nur in die Stadt um mir selten einmal Unterhosen zu kaufen. Das mit den Samen ist übrigens auch gelogen. Ich kann weitere Samen von dem Bäumen pflücken und sie wieder einsetzen.“

 

Sayoko stand auf und verpasste Gedo eine Kopfnuss. „Und uns dafür blechen lassen!? Kein Wunder, wenn man einsam ist wird man so ungehobelt und unhöflich! Ist übrigens eine echt schlechte Masche, Leute die vorbeikommen einfach zahlen zu lassen!“

 

„Es tut mir ja Leid!“, entschuldigte sich Gedo, rieb sich seine Beule und verbeugte sich dann mehrmals.

 

„Dann gehören dir die Felder wohl auch, oder?“, hakte Jumon nach. Er war erstaunt darüber, dass Gedo sich so gut selbst versorgen konnte. Wenn die klimatischen Bedingungen seiner Heimat es zugelassen hätten, wäre Jumon sicherlich auch zu einem Selbstversorger geworden und hätte sich nicht durch die Hilfe Sabîs Familie durchschlagen müssen.

 

 

 

„Ja, ich baue mein Essen selber an, beziehungsweise lasse ich es von der Natur anbauen.“

 

„Wie ist das denn gemeint?“, fragte Jumon.

 

„Wen ihr wollt, kann ich es euch zeigen“, sagte Gedo nur und stand auf. „Kommt mit, ich zeige es euch!“

 

Ginta baute Blickkontakt mit seinen Freunden auf und zog eine Augenbraue nach oben. Shiana lächelte nur und Jumons Blick sagte, dass sie es sich ruhig anschauen könnten. Sayoko seufzte nur, rieb sich die Schläfen und stand als Erste auf. Auch wenn sie keine Lust hatte, vielleicht konnten sie doch noch irgendeinen Nutzen aus dieser Begegnung ziehen. Dann folgten sie Gedo.

 

 

 

„Hier ist ein Reisfeld“, erklärte Gedo, als sie an einem der Felder angekommen waren. „Wie ihr seht, schwimmen im Wasser viele Insekten.“

 

Sayoko grummelte. Sie kam mit Insekten zwar irgendwie klar, aber dennoch hat sie diese Wesen nie leiden können.

 

„Die Menschen in der Stadt würden das niemals essen, weil sie denken, dass die Insekten die Pflanzen kaputt gemacht haben. Aber das ist gar nicht wahr. Nur weil die Pflanzen nicht perfekt aussehen, muss es nicht heißen, dass sie nicht gut sind. Die Menschen haben in den letzten Jahrzehnten das Auge für die Natur verloren.“

 

„Das kann ich nur bezeugen“, warf Jumon ein, „Ich wuchs auch mehr oder weniger in der Natur auf und aß oft Dinge die ich im Wald fand, bevor mich dann eine Freundin und ihre Familie unterstüzte.“

 

„Ein Naturbursche, wie ich sehe“, lachte Gedo, „Was ist daran so falsch, der Natur ihren freien Lauf zu lassen? Ich esse das, was mir die Natur gibt und im Gegensatz helfe ich der Natur weiter zu wachsen, in dem ich neue Bäume und Blumen pflanze und sie dafür vor Zerstörung schütze. Das ist mein Prinzip.“

 

„Das ist richtig tugendhaft...“, meinte Ginta, der von der ganzen Sache sehr beeindruckt war. Außerdem machten Gedos Worte wirklich Sinn. Seit dem Antritt seiner Reise kam auch Ginta der Natur etwas näher und verstand, was Gedo mit seiner Art zu Leben ausdrücken wollte.

 

Shiana die neben Ginta stand, nickte ihm zustimmend zu. Auch sie wahr ziemlich beeindruckt.

 

 

 

„Wenn ihr wollt, lade ich euch gerne zum Essen ein... Essen... AHHHH!!!!“, brüllte Gedo und rannte zurück zum Haus. „Ich habe vollkommen die Suppe vergessen!“

 

„Ja gerne!“, rief ihm Ginta noch hinterher, dann war Gedo schon im Haus verschwunden.

 

„Ginta...“

 

„Was ist Sayoko?“, entgegnete er ihr.

 

„Dieser Kerl ist komisch, wir sollten uns vor ihm in Acht nehmen... Er hat irgendwie eine komische Aura.“

 

„Sagst du das nicht bei allen Männern die so drauf sind wie der?“, lachte Jumon und kassierte dafür eine Kopfnuss.

 

„Autsch“, murmelte Jumon. „Nun ja, die Geister in dieser Gegend wirken nicht gerade beängstigt, noch durch irgendetwas gestört...“

 

„Also ich finde... Gedo wirkt auf mich einfach nicht böse, wenn du darauf hinaus willst. Myu ist auch nicht unruhig, sie schläft wieder mal in meiner Tasche...“, stelle Ginta fest. Dann streichelte er der Katze sanft über den Kopf.

 

„Ich finde auch nichts merkwürdig“, fügte Shiana hinzu.

 

„Trotzdem, ich werde ein Auge auf ihn haben...“, seufzte Sayoko und ging mit den Anderen wieder zurück ins Haus, in dem Gedo schon einmal das Essen vorbereitete.

 

Irgendetwas war an ihm, dass Sayoko sehr beunruhigte.

 

 

 

„Hier, nimmt etwas Reis und diese köstliche Suppe!“, lud Gedo die Freunde ein.

 

Jeder nahm sich zwei Schüsseln, eine mit Reis, die andere mit Suppe.

 

„Mhhhhhhh“, konnte man von allen hören, als sie sich den ersten Löffel der Suppe genüsslich auf der Zunge zergehen ließen.

 

„Köstlich!“, meinte Jumon.

 

„Wirklich lecker“, grinste Shiana.

 

„Seht ihr, das schmeckt doch viel besser als alles, was es in der Stadt gibt, richtig?“

 

Ginta nickte. Es schmeckte wirklich ganz anders, als sonst wo.

 

„Sagt mal“, fing Gedo an, nahm einen weiteren Löffel Suppe zu sich und fragte weiter, „Was führt euch denn herum? Seid ihr Touristen die das Land erkunden wollen oder... was ist euer Ziel?“

 

Ginta sah Sayoko fragend an, die nur nickte. Vielleicht konnte Sayoko so herausfinden, was so eigenartig an Gedo war.

 

„Du hast es hier wirklich gut, Gedo... so weit von der Zivilisation entfernt wirst du wahrscheinlich nie auf sie treffen...“

 

„Auf wen?“, nuschelte er mit einem Mund voll Reis.

 

„Auf die Shal...“, erwähnte Ginta und schob sich einen kleinen Haufen Reis in den Mund.

 

Gedo riss seine Augen auf.

 

„Ich habe es Leid, dass sie Menschen umbringen und ihnen Leid zufügen...“, erklärte Ginta weiter, „Ich will die Shal ein für alle mal vernichten. Und diese drei hier begleiten mich auf meinem Weg.“

 

„Harte Worte, harte Worte. Für so einen jungen Kerl wie dich, wie alt bist du denn?“

 

„15...“

 

„Jungchen... Vergiss es, das schaffst du nie...“

 

„Woher willst du das wissen, Gedo?“, erkundigte sich Sayoko, die ihre schlechte Vermutung bestätigt haben wollte.

 

 

 

„Ich werde es schaffen!“, behauptete Ginta mit einer recht lauten Stimme.

 

„Und riskieren dass ihr alle drauf geht? Willst du etwa dass deine Freunde krepieren?“

 

Ginta fehlten die Worte. Still ließ er die Schüsseln zu Boden sinken.

 

„Ich sehe es in deinen Augen... Ginta richtig?“

 

„Woher weißt du...“, murmelte Ginta verwundert. So weit er wusste, hatten er und seine Freunde sich noch nicht vorgestellt.

 

„Unterschätze nicht meine Ohren...“, unterbrach Gedo ihn.

 

Gedo hatte, als er ins Haus rannte, anscheinend das Gespräch verfolgt.

 

„Wie gesagt, ich sehe es in deinen Augen, diese Gefühle, die dich dazu bringen alles dafür zu tun um die Shal ein für alle mal aus der Welt zu schaffen, nicht wahr? Ich kann nichts dagegen tun, also werde ich euch wohl unterstützen müssen...“

 

„Unterstützen?“, murmelte Sayoko mehr zu sich selbst. Gedos Worte verwirrten sie.

 

„Ich gehörte früher selbst einmal zu den Shal, deswegen weiß ich so gut Bescheid...“

 

„WAS!?“, riefen alle gleichzeitig.

 

„Aber keine Sorgen, keine Sorge! Ich bin ausgetreten, nein, sagen wir eher geflüchtet... ihr braucht keine Angst haben.“

 

Gintas Herz pochte. Sie saßen einem Ex-Shal gegenüber. Sayokos Vermutung bestätigte sich nun. Das war also das, was Gedo so eigenartig erschienen ließ. Seine Vergangenheit mit den Shal.

 

 

 

„Beruhigt euch! Ich verstehe euren Groll gegenüber dieser Organisation! Und ich bin bereit euch alles zu verraten, was für euch von Bedeutung sein könnte...“

 

„Hab ich es doch gewusst“, sagte Sayoko in einem überheblichen Ton, „Das war es, was mich so an dir störte...“

 

„Ich bitte euch nun mir zuzuhören. Diese Informationen bekommt ihr wahrscheinlich nie wieder zu hören und prägt sie euch gut ein.“

 

Gedo schlürfte noch hastig seine Suppe zu Ende, stellte die Schüssel wieder ab und fing an, ihnen die Geschichte zu erzählen.

 

„Es fing alles damit an, als ich nicht älter als du war, Ginta. Meine Familie lebte in einem kleinen Dorf, weit weg von hier. Mein Vater war Bauer und lehrte mich schon früh ein. Eines Tages kamen merkwürdige Menschen mit riesigen Maschinen in unser Dorf und brannten es nieder. Meine Eltern starben. Ein Mann mit langen weißen Haaren fragte mich einige Tage danach, ob ich nicht in ihrer Obhut wollte. Ich hatte alles verloren. Ich hatte nichts mehr und auch nichts mehr an was ich glauben konnte. Er redete mir ein, dass die aufkommende Zivilisation die Natur mehr und mehr zerstören würde und dass sie Ritter im Kampfe für die Natur seien. Ich glaubte ihnen und schloss mich ihnen an. Der Hunger zwang mich dazu und der falsche Glaube genauso. Damals war vieles für mich sehr verwirrend. Ich kann mich kaum noch an die Dinge erinnern... oder sagen wir lieber ich will mich nicht mehr daran erinnern...

 

Also kam ich in diese Organisation, es war alles neu für mich... Anfangs trainierte man mich im Kampf und irgendwann setzte man mir einen kleinen Stein in meine Rechte Hand. Unser damaliger Leiter brachte uns dann Zaubersprüche bei. Hier ich zeig euch einen...“

 

Er streckte seine Hand in Richtung Feuer.

 

„Vilid!“

 

Ein kleiner Windhauch fachte das Feuer stärker an.

 

„Ein Windzauber. Wenn ihr gegen die Shal schon einmal gekämpft habt, dann müsstet ihr diese Attacken kennen.“

 

„Ja, so was habe ich schon einmal gesehen“, meinte Ginta.

 

„Vilid ist ein Windzauber. Insgesamt gibt es sieben dieser 'Zaubersprüche'. Burkam, Quarion, Vilid, Exnor, Sorka, Pecubir und Negistra. All ihnen wird ein Element zugeschrieben:

 

Feuer, Wasser, Wind, Eis, Donner, Erde und Finsternis, in der selben Reihenfolge wie ich sie aufgezählt habe. An diesem Zauber erkennt ihr, ob jemand ein richtiger Shal ist oder nicht. Aber ich wende diese Zauber nur ungern an, sie sind wie ein Fluch für mich...“

 

Symbolisch ballte er seine rechte Hand zur Faust zusammen.

 

„Was ist das Ziel der Shal?“, fragte Sayoko.

 

„Eines nach dem anderen... Mit der Zeit, während ich in der Organisation war, stieg ich sozusagen eine Karriereleiter hinauf und erreichte irgendwann, eine Position, bei der man an Informationen gelangt. Wisst ihr, die untersten Mitglieder bekommen nur die Befehle zum ausführen die einem von dem Monarchen gegeben werden...“

 

„Die Monarchen... Davon haben wir auch schon einige getroffen!“, erzählte Ginta.

 

„Die Monarchen stehen direkt unter dem Boss. Der Boss kommuniziert nur mit den Monarchen und nur die Monarchen mit dem Boss. Ich war eine Position unter den Monarchen und bekam so einiges mit.“

 

„Was ist nun das Ziel der Shal!?“, drängte Sayoko, die nervös auf ihrer Unterlippe herum kaute.

 

„Gut, wenn ihr so ungeduldig seid. Wenn ihr denkt, dass Morde, Raub und Zerstörung die einzigen Dinge sind, die diese schreckliche Organisation betreibt, täuscht ihr euch. Dahinter steckt ein viel höheres Ziel.“

 

Alle hörten gespannt zu. Ginta kochte vor Wut, doch er musste sich konzentrieren.

 

„Das Ziel der Shal ist, durch das Sammeln von wertvollen Mondsteinen und anderen Edelkristallen, eine Maschine zu betreiben, die die Mondkraft damit verwendet, den Mond und die Erde wieder zu vereinen.“

 

„Wieder zu vereinen? Ist das nicht weit hergeholt?“, grübelte Sayoko.

 

„Mehr darüber weiß ich auch nicht. Es klang auf jeden Fall so, als wären Mond und Erde vor uralter Zeit einmal eins gewesen. Doch sicher kann ich euch das nicht sagen. Sie wollen die Erde vernichten, das ist das Wesentliche.“

 

„Die Erde zerstören...“, Ginta schluckte.

 

Sayoko nickte, Jumon und Shiana sahen sich bedrückt an.

 

In diesem Augenblick sprang Myu aus Gintas Tasche und saß sich auf seinen Schoß. Er streichelte ihr über den Rücken.

 

„Ginta, wenn ihr sie wirklich aufhalten wollt, dann reicht es nicht sie einfach kaputt zu schlagen! Ihr müsst verhindern, dass sie weiteres Mondmaterial sammeln um damit diese Maschine zu betreiben, sonst werden all die Menschen auf der Welt sterben.“

 

Gintas Herz pochte wie wild.

 

Nun war es nicht mehr die Rache für seine Eltern und all die Menschen die umgebracht wurden, sondern auch der Versuch die Shal von ihren Plänen abzuhalten, die Ginta nun antrieben, für das Wohl seiner Freunde und der Menschen auf der ganzen Welt.

 

 

 

Shiana legte ihre Hand auf seine Schultern und Ginta wachte aus seinen Gedanken auf.

 

„Ginta... wir schaffen das schon, gemeinsam...“, redete sie ihm Mut zu.

 

„Ja, gemeinsam packen wir das auf alle Fälle, wir sind nicht allein...“, grinste Jumon ihn an.

 

„Wir werden diese Shal ein für alle mal davon abhalten!“, brüllte Sayoko und ballte ihr Faust.

 

„Danke... Freunde... das macht es mir um einiges leichter“, bedankte er sich und rieb sich den Hinterkopf.

 

„Besser kann ich euch leider nicht helfen... Aber bitte, nehmt euch in Acht. Es ist reine Glückssache, dass ihr bisher so glimpflich davongekommen seid. Es liegen viel, viel stärkere Gegner vor euch... Aber... halt... da hab ich doch noch was...“ Gedo stand auf und ging aus dem Haus. Kurze Zeit später kam er wieder.

 

„Hier ich habe etwas für dich, Ginta....“

 

Ginta stand auf.

 

Gedo überreichte ihm ein Schwert, dessen Scheide schön verziert war.

 

„Zur Selbstverteidigung, man kann ja nie wissen was alles passieren kann.“

 

„D... Danke Gedo... aber ich...“

 

„Du kennst dich damit nicht aus? Kein Problem, das wirst du schon falls es soweit kommt.“

 

„Nochmals danke für alles...“ Ginta band die Scheide mit einem Tuch an seiner Hüfte fest.

 

„Bitte, bitte, mach ich gern. Wie geht eure Reise weiter?“, hakte Gedo nach. Eigentlich hoffte er, dass Ginta in der Lage war, die Pläne der Shal zu durchkreuzen.

 

„Wir werden wahrscheinlich weiter durchs Land ziehen“, meinte Sayoko.

 

„Wisst ihr überhaupt wohin ihr müsst?“

 

Ginta schüttelte den Kopf. „Wir sind immer noch auf der Suche nach dem Hauptquartier.“

 

„Die Halbinsel Batân, dort liegt das Hauptquartier der Shal. Wenn ihr weiter Nord-östlich geht, solltet ihr einen Sumpf durchqueren, einige Kilometer weiter kommt eine riesige Wüste, die das Festland von der Halbinsel trennt. Die müsst ihr leider auch durchqueren. Danach wird es euch ein leichtes sein, das Quartier zu finden... Und findest du mich immer noch komisch, Sayoko?“ Gedo lachte.

 

 

 

Sayoko sah ihn an, zog eine Augenbraue nach oben und sagte nur: „Ja!“

 

Gedo lachte wieder und steckte die anderen mit seinem Lachen an. Irgendwie musste man diesen ernsten Moment doch auflockern.

 

„Wollt ihr nicht noch diese Nacht bleiben? Ich habe doch so selten Besuch und kennen gelernt habe ich euch noch kaum!“, schlug Gedo den Freunden vor.

 

Ginta sah zu seinen Freunden. Sayoko zuckte mit den Schultern, Jumon und Shiana lächelten ihn an. Dann nahmen sie das Angebot dankend an.

 

 

 

An diesem Abend erzählten sie Gedo all ihre Geschichten, die sie bisher erlebt hatten, Ginta erzählte ihnen von Ryoma und von Oto, von all den Gegnern und ihren Abenteuern, dass er Shiana befreite und vieles mehr. Gedo wiederum erzählte ihnen ebenso viele Geschichten von sich und warnte sie immer und immer wieder vor den starken Gegnern und dass sie auf sich aufpassen sollten.

 

Es war ein angenehmer Abend, obwohl die harten Geschichten Gedos Ginta ab und an schon etwas Angst machten.

 

Die Nacht war friedlich und kühl. Ginta schlief seit langem wieder einmal tief und fest, genau wie die anderen, die von zwei harten Tagen total erschöpft waren.

Am nächsten Tag gab Gedo ihnen noch einige Vorräte mit und sie gingen weiter auf ihre Reise, die sie zur Halbinsel Batân führen sollte.